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38. Tag der Passionszeit, 22. März 2024

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Da hat er heute also seinen 192. Todestag – Johann Wolfgang von Goethe. So ein ganz großer Freund des christlichen Glaubens ist er nicht gewesen. Das darf man wohl so sagen. Aber durchaus ein Verehrer von Jesus als Mensch und Vorbild. Einmal dichtete er:


„Jesus fühlte rein und dachte
Nur den einen Gott im Stillen;
Wer ihn selbst zum Gotte machte,
kränkte seinen heilgen Willen.“


Wenige Tage vor seinem Tod äußerte er sich gegenüber Eckermann noch so: „Ich beuge mich vor ihm (d.h. Jesus) als der göttlichen Offenbarung des höchsten Prinzips der Sittlichkeit.“
Mit dem Kreuz aber konnte er nicht viel anfangen. In seinem „Faust“ legt er diese Ablehnung noch Mephistopheles in den Mund; später kann Goethe selber das Kreuz als ein „leidiges Marterholz“ bezeichnen, das ihm als „das Widerwärtigste unter der Sonne“ dünkt. Hier ist Goethe ganz der Liebhaber der klassischen Ästhetik, in der kein Platz für das Leidvolle, Grausame, Hässliche, Angsterzeugende ist.
Und wir – in unseren Kirchen ist überall das Kreuz. Wenn Paulus auf Jesus Christus in seinen Briefen zu sprechen kommt, dann meist auf den Gekreuzigten. Manchmal erscheint es so groß und riesig, als wollte es alles andere in unserem Glauben erdrücken: das Kreuz und an ihm der große Leidende, der für unsere Schuld bezahlt und uns verstummen lässt. Ist es das, womit Goethe nichts anfangen konnte? 
Mich hat der Anblick eines Kreuzes schon als Kind mit Ehrfurcht erfüllt, aber auch irgendwie getröstet. Ich ahnte, dass da etwas geschehen sein muss, das uns Menschen zugute kommt. Und wenn es mir mal schlecht ging, schaute ich auf so ein Kreuz und musste oft denken: Ach Jesus, dir ging es ja noch viel schlechter. Du verstehst mich wie kein anderer!
Aber vorgestern im Kindergarten. Und gestern in der Kinderkirche. Da tat ich mir  schwer – den Kindern auch vom Kreuz zu erzählen. Ihr Jesus, der auf einmal am Kreuz hängt und so leiden muss. Und noch im nachhinein gingen die Fragen mit mir mit: hab ich das den Kindern verständlich machen können, warum Jesus da am Kreuz hängt, hätte ich ihnen diese Geschichte vielleicht lieber ersparen und gleich von Ostern erzählen sollen?
Es ist gar nicht so leicht mit dem Kreuz. Ich wünschte, es ginge ohne Kreuz. Jesus hat das auch gewünscht. Aber hat es dann doch getragen. Und manchmal brauche ich dieses Kreuz ganz besonders! 
Bleibt behütet! 
Foto: Das Kreuz in der Gemeinde, in der ich aufwuchs - Johannesgemeinde Wiesbaden

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