Pastor
Pastor in den „4-Bülls“ zu sein – für mich ist das noch immer wie ein Traum! Gerne war ich Pfarrer in meiner hessen-nassauischen Heimatkirche, aber schon länger trugen meine Frau und ich den Traum im Herzen in Norddeutschland, in Meeresnähe zu leben. Bei meiner Frau hatte es ganz stark auch gesundheitliche Gründe. Und unsere beiden Töchter unterstützten uns in diesem Traum. Und wir sind nun hier und staunen immer wieder neu über die Weite, über den leuchtenden Sternenhimmel, über Fasane und Rehböcke im Garten, über Sonnenauf- und –untergänge, über Schittwetter und Sonnenschein und über ganz viel Gastfreundlichkeit und Offenheit von Menschen, mit denen wir hier zusammenleben!
Aufgewachsen bin ich in Wiesbaden, Theologie habe ich in Mainz und Heidelberg studiert, meine praktische Ausbildungszeit – das Vikariat – in Landau-Nussdorf in der Südpfalz gemacht – und da wuchs die Überzeugung, dass ich nicht mehr in die Großstadt, sondern aufs Land gehöre. Das Lebensgefühl, die durchweg kooperative und richtig gute Zusammenarbeit zwischen Kirche und Vereinen, die ich da erlebt habe, faszinierten mich sehr. In Hessen übernahm ich die erste Pfarrstelle im Vogelsberg und wechselte dann nach Allendorf an die Eder. Da war ich schon längst mit meiner Ehefrau Michaela verheiratet und mit unseren beiden Töchtern Tabea-Estelle (Jahrgang 2002) und Martha-Louise (Jahrgang 2005) auf Tour.
Und jetzt also die „Vier-Bülls“! Kirche ist für mich eine Gemeinschaft, in der sich einer auf den anderen verlassen kann. Wie ein Ideal empfinde ich die Worte des Paulus: Einer trage des anderen Last! (Galater 6,2) – und dazu gehört genauso, dass wir miteinander weinen, Not spüren und helfen, füreinander beten und dem anderen seine Freuden von Herzen gönnen können. Ich mag sehr die Geschichte von Jesus und Zachäus in der Bibel – wie Jesus einen Menschen hier annimmt, um den andere einen Bogen machen, und was das für eine Freude bei Zachäus auslöst, das finde ich faszinierend. Wenn uns das gelänge: einander anzunehmen, ohne ständig einer über anderen zu urteilen oder den Kopf zu schütteln! Am Herzen liegen mir Besuche – im Krankenhaus oder bei Menschen hier in den Gemeinden daheim; und umgekehrt ist auch unser Pastorat ein offenes Haus, und wer einfach mal klingeln oder reinschauen möchte, ist herzlich willkommen! Der Theologe Paul Tillich konnte die Rettung, die Jesus bringt, als „Annahme“ beschreiben: Gott nimmt uns an, wie wir sind, darin zeigt sich seine Liebe! Ja, die Liebe Gottes predigen und leben, das sehe ich als ganz große Aufgabe, und dass wir die Freude spüren, die es bedeutet mit Gott unterwegs zu sein, um ihn zu wissen! Kinder sind da genauso willkommen wie Erwachsene, Zweifelnde wie die, die fest im Glauben stehen. Gottesdienste, die diese Freude spiegeln, in denen sich viele einbringen können, in denen auch gelacht werden darf – das ist mir ein Anliegen. Ich mag unsere vier schönen Dorfkirchen – aber genauso finde ich auch Gottesdienste an anderen, ungewöhnlichen Orten wichtig – weil Gott ja immer und überall bei uns ist und mit uns auf dem Weg ist. Und dann spiele ich zwar kein Instrument, aber mag Musik – sie ist die Sprache des Himmels und kann manchmal noch intensiver als Worte unsere Seele berühren!
Gemeinde lebt auch von Ehrlichkeit: wenn Sie etwas an Ihrem Pastor stört. Wenn Sie enttäuscht sind. Oder einfach Ideen und Anregungen haben: melden Sie sich unbedingt! Ich bin dankbar für Rückmel-dungen, und nur so kann ich und können wir vielleicht dann in der Zukunft Dinge besser hinbekommen! –
Mein Konfirmationsspruch ist: „Es werden wohl Berge weichen und Hügel hinfallen; aber meine Gnade soll nicht von dir weichen, und der Bund meines Friedens soll nicht hinfallen.“ (Jesaja 54,10). So spricht Gott. Denken wir bloß nicht zu klein von ihm. Wenn wir ihm vertrauen, können wir Berge versetzen. Das ist nicht wenig! Lasst uns mit Freude und Begeisterung lebendige Gemeinde Jesu Christi sein und werden!
Herzlichst, Ihr Gerald Rohrmann