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2021

Adventskalender letztes Türchen

Advent

Erstellt: 24. Dezember 2021

„Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch große Freude, die allem Volk widerfahren wird; denn euch ist heute der Heiland geboren, welcher ist Christus, der Herr, in der Stadt Davids.“ (Lukas 2,10–11)

 

Heute lasse ich hier einfach diese Worte stehen aus dem Weihnachtsevangelium. Er ist der – der 24. Dezember. Heiliger Abend. Wenn ihr mögt, seid herzlich eingeladen zu unseren Gottesdiensten:

14.00 Uhr Agathenhof, Osterklanxbüll 16 in Klanxbüll mit dem Krippenspiel der Konfis

15.30 Uhr in der Rimbertikirche Emmelsbüll, mit den Kindern des Chores von Birgit Deussing

17.00 Uhr bei Familie Fricke in der Scheune in Neugalmsbüll, Norderster Weg 4

22.00 Uhr zu unserer Christnacht in Horsbüll mit viel Musik und Gedanken zu der Heiligen Nacht

Oder am 1. Feiertag um 17.00 Uhr in Neugalmsbüll zum Dialog zwischen Josef und dem Stroh und viel weihnachtlicher Musik

 

Alle Gottesdienste unter der 3-G-Regel.

Und zusätzlich im Livestream der 15.30 Uhr Gottesdienst in Emmelsbüll und die Christnacht.

 

Ein gesegnetes Weihnachtsfest wünschen wir euch allen! Und dass ihr Jesus findet oder Jesus euch findet: denn darum ist er Mensch geworden! Bleibt behütet!

 

Fotos: so sieht es schon mal aus - in Klanxbüll, Neugalmsbüll und Horsbüll. Und in Emmelsbüll übrigens so ähnlich 🙂!

 

Advent

Advent

Advent

Advent

Adventskalender vorletztes Türchen

Krippe in der Christuskirche in Niebüll

Erstellt: 23. Dezember 2021

23. Dezember 2021

Also, der Baum steht jetzt so halbwegs. Geschmückt ist er auch schon – bis auf die Spitze, die wird als allerletztes im Beisein der ganzen Familie aufgesetzt. Na, und ein bisschen Süßwerk kann noch in den Baum gehängt werden. Und dann ist da noch die Krippe mit den Krippenfiguren. Nicht so leicht einen guten Platz für sie zu finden. Unter dem Baum reißt der Hund alles um… – Die Krippenfiguren. Habt ihr sie schon aufgestellt?

 

Das Krippenspiel, das unsere Konfirmandinnen und Konfirmanden in Klanxbüll an Heilig Abend aufführen wollen, hat da noch ein paar Rollen parat, die in klassischen Krippendarstellungen fehlen. Oder haben Sie etwa einen Postboten bei Ihrer Krippe stehen? Aber auch eine ganz klassische Figur aus der Weihnachtsgeschichte fehlt doch tatsächlich bei der Krippe. Und das ist der Gastwirt. Oder, gerne auch die Gastwirtin, denn die Krippe ist ja doch etwas männerlastig, mal von Maria abgesehen, und den Engeln, bei denen wir nicht so recht wissen, ob sie männlich oder weiblich sind. – Warum haben es die Gastleute nicht in die Krippe geschafft? In den Drehbüchern zeitgenössischer Krippenspiele kommen die Gastwirte von Bethlehem ja immer ziemlich schlecht bei weg. Sind sie es doch angeblich, die Maria und Josef einfach abweisen: Kein Zimmer frei, macht euch fort! – Dabei schildert es der Evangelist Lukas in seiner Weihnachtsgeschichte anders und gar nicht so negativ: Maria wickelte ihr Kind in Windeln und legte es in eine Krippe, denn sie hatten sonst keinen Platz in der Herberge! – Da ist also gar keine Rede, dass irgendein Wirt Maria und Josef einfach abgewiesen hat. Sondern sie bekommen einen Platz beim Vieh, das in den meisten Häusern der damaligen Zeit mit untergebracht war, Wand an Wand mit der Wohn- und Schlafstube der Familie – also kein abseits gelegener Stall, sondern direkt am Haus, unter demselben Dach. Und der Platz beim Vieh war immerhin ein warmer Platz. Die Menschen früher hatten für sich selber meist nur einen einzigen Raum zum Wohnen, Essen und Schlafen, da war es dann wirklich schwierig auch noch Fremde dazu zu nehmen. Und wenn der Ort, wo Maria und Josef unterkamen, wirklich ein Wirtshaus war, dann kann man sich auch vorstellen, dass wegen der Volkszählung und der damit verbundenen „Völkerwanderung“ wirklich schon alle Übernachtungsbetten belegt waren. – Also, die Wirtsleute lassen sich etwas einfallen, weisen Maria und Josef überhaupt nicht ab, zeigen Herz für die Fremden, die dringend eine Bleibe für über Nacht brauchen. Insofern hätten sie einen Platz in unseren Weihnachtskrippen verdient: Zwei freundliche Personen mit Schürze und Laterne in der Hand, die Maria und Josef zur Krippe am Haus führen. Wir können auf jeden Fall viel von diesen freundlichen Gastgebern in Bethlehem lernen. Lässt uns doch gerade viel zu sehr kalt die Situation in den Flüchtlingslagern etwa an der Grenze zwischen Weißrussland und Polen. Oder die Lage der Fliehenden in den viel zu kleinen Booten auf dem Mittelmeer. Oder die Not der Obdachlosen, deren Zahl in Deutschland in den letzten Jahren gestiegen statt gesunken ist. Oder die Einsamkeit mancher, die an Weihnachten niemanden haben, in dessen Gesellschaft sie den heiligen Abend verbringen können. Der Gastwirt, die Gastwirtin in Bethlehem öffnet ihr Haus und findet eine Lösung für die heilige Familie. Und so kommt Jesus zur Welt: nicht in einem Himmelbett, aber in einer Krippe, bei den Tieren, aber immerhin an einem warmen, trockenen Ort und willkommen. Da habt ihr Wirtsleute diese Geschichte vom Kommen Jesu in die Welt doch noch halbwegs gerettet! Prosit auf die Gastfreundschaft! – Bleibt behütet!

 

Foto: Die wunderschöne Krippe in der Christuskirche in Niebüll - allerdings auch ohne Wirtsleute 🙂

Adventskalender 22. Türchen

Schulgottesdienst

Erstellt: 22. Dezember 2021

22. Dezember 2021

Eigentlich sollte es den Schulgottesdienst gestern geben. Schülerinnen und Schüler der Carl-Ludwig-Jessen-Schule hatten ihn vorbereitet. Meine Konfirmandengruppe, die ich dort betreue, hatte ein Gebet einstudiert, das sie vortragen wollten. Eine andere Jahrgangsstufe war mit dem Krippenspiel betraut. Aber dann ließ die Corona-Situation diesen recht großen Gottesdienst nicht mehr zu. Alles wurde abgesagt.

 

Eigentlich sollte es am Abend das Weihnachtskonzert geben. Der gemischte Chor in Galmsbüll hatte mit Birgit Deussing monatelang darauf hingearbeitet. Lieder waren ausgewählt worden, Proben fanden statt, Vorfreude. Aber dann ließ die Corona-Situation ein solches Konzert in der Kirche so kurz vor Weihnachten nicht mehr machbar erscheinen. Der Chor verabschiedete sich ohne Auftritt in die Winterpause. Eigentlich – so fangen viele Geschichten zur Zeit an. Geschichten von schönen Plänen, guten Gedanken und Vorhaben. In früheren Jahren war das alles so selbstverständlich. Die einzige Sorge war, dass möglichst keiner der Hauptakteure vorher erkrankt, das konnte ja immer mal passieren, eine Grippe im Winter etwa. Seit der Corona-Pandemie ist alles aber anders. Es gibt noch ganz andere Eigentlich-Geschichten. Nicht alle sind der Coronalage geschuldet. Manche schon. Eigentlich wollte sie alles so schön vorbereiten für ihre Kinder daheim. Geschenke einkaufen, die Wohnung herrichten, alles schön zurecht machen. Stattdessen macht sie Überstunden auf der Intensivstation. Die ist schon überbelegt, und einige aus dem Pflegepersonal sind jetzt selber erkrankt. Sie hat Angst sich auch selber anzustecken. Oder irgendwann vor lauter Arbeitsbelastung zusammenzubrechen. Sie muss durchhalten – für ihre Kinder. Sie will mit ihnen so gerne Weihnachten feiern. Wenn sie nicht alle Geschenke hat, was macht das schon. Hauptsache, sie hat n Heilig Abend wirklich frei und kann bei ihren Kindern sein. Eigentlich haben sie die Feier schon so schön geplant. Endlich wieder mit der ganzen Familie zusammenzukommen. Letztes Jahr mussten sie alles absagen wegen der Coronalage. Dieses Mal ist es noch nicht verboten mit 15 Personen – so viele sind sie, nur die engste Familie – zusammenzukommen. Aber ist es auch ratsam? Was, wenn irgendjemand die Großeltern ansteckt? Auch wenn alle geimpft sind, Impfdurchbrüche gab es doch schon! Was könnte alles passieren? Sie würden es sich nie verzeihen! Also doch lieber alles absagen und zu Hause bleiben? Eigentlich wollte sie Weihnachten feiern. Nichts Großes, aber doch ein paar schöne Stunden in der Familie. Jetzt ist alles anders geworden. Ihr Partner liegt auf der Intensivstation und wird beatmet. Er war kein Impfgegner, aber vielleicht waren sie etwas zu sorglos gewesen. Die Arbeit, der Hausbau, die Pflege der kranken Mutter, sie hatten einfach auch nicht die Zeit gefunden sich um einen Impftermin zu kümmern, alles andere musste ja auch weitergehen. Und sie dachten, sie hätten noch Zeit und sie waren ja auch vorsichtig. Jetzt liegt er da und kämpft um sein Leben. 70% derer, die beatmet werden, würden es nicht schaffen, hat der Arzt ihr gegenüber gesagt. Aber er muss es doch schaffen, sie haben doch noch so viel vor! Weihnachten auf der Intensivstation, und sie weiß nicht, ob es ein Happy End für sie geben wird. Wie verblassen daneben ausgefallene Familienfeiern, abgesagte Konzerte, lieber verschobene Krippenspieltermine. Unsere Gedanken und Gebete sind bei denen, die um ihr Leben kämpfen oder um das anderer Menschen. Und da hinein hören wir Worte der Weihnachtsgeschichte ganz anders und neu: „Fürchtet euch nicht! Euch ist der Heiland geboren! In eine Welt, die nicht vorbereitet war. Inmitten von Menschen, die sich sorgten und bangten und sich am Ende fühlten. Kein Zimmer war bereitet, kein Bett für ihn aufgestellt, weil die Menschen ganz andere Sorgen hatten. Aber er kam – um ihr Leben zu teilen. Seine Hand auf ihre Wunden zu legen. Seinen Frieden ihren Herzen zu schenken. Um einfach zu sagen: Ich bin da für dich! Auch wenn dein Leben gerade kaum zum Aushalten ist. Ich halte an deiner Seite aus.“ – So spricht Jesus seit über 2000 Jahren. Und in alles Menschenleid, in alle Dunkelheit hinein macht er seine Zusage war: Dasein, Mittragen, Hoffnung schenken, Licht bringen. In die größte Dunkelheit. Es wird Weihnachten. Auch in diesem Jahr. Wir brauchen es. Wir brauchen: ihn! Bleibt behütet!

 

Foto: Bethlehem, Kirche auf den Hirtenfeldern

Adventskalender 21. Türchen

Mittagsstunde am Deich

Erstellt: 21. Dezember 2021

21. Dezember 2021

Da kam ich am Sonntag bei diesem herrlichen Sonnenschein nach dem Gottesdienst und dem Mittagessen doch auf die absurde Idee: ausgerechnet noch Mittagsstunde zu halten. Legte mich also samt Boxerhündin auf die Couch und kam erst gegen 15.00 Uhr wieder in die Senkrechte. Ich hätte fast liegen bleiben können. Denn die Minuten des Sonnenscheines waren zu diesem Zeitpunkt schon gezählt!

 

So kurz vor der Wintersonnenwende, wo die Tage so kurz und die Nächte so lang sind und die Sonne so früh verschwindet. Also, ich schnell Richtung Südwesthörn, ja, und ich hatte noch etwas Sonne, und auf Höhe Hemenswarft, als ich schon wieder halb auf dem Rückweg war, hoffte ich wenigstens noch auf einen schönen Sonnenuntergang so gegen 16.00 Uhr oder etwas später, aber da sah ich schon das Wolkenband über dem Wasser, in dem die Sonne dann verschwand. Wär ich mal gleich nach dem Mittagessen gefahren, hätte ich zumindest noch etwas mehr Sonne genießen können! Heute ist es nun so weit. Der kürzeste Tag. Die längste Nacht. Und das drei Tage vor Heilig Abend. Irgendwie symbolträchtig, dass damals Kaiser Konstantin im 4. Jahrhundert ausgerechnet den 25. Dezember als Weihnachtstag festgelegt hatte. Nach dem damals noch gültigen Julianischen Kalender wurde am 25. Dezember der Tag der Wintersonnenwende gefeiert. Nicht nur in Rom, in vielen Kulturen hatte der Tag der Wintersonnenwende eine herausragende Bedeutung und war mit allerlei großen Festlichkeiten versehen. Die Germanen begingen da das Julfest. Dazu wurden auch Bäume oder Baumstämme aus dem Wald geholt, die vom 25. Dezember an 12 Tage und Nächte am Stück brennen sollte. Und die Häuser wurden mit grünen Zweigen geschmückt als Zeichen, dass das Licht wiederkommt und das Leben siegt. Von da war es dann zu unseren christlichen Weihnachtsbäumen und Adventskränzen gar nicht mehr so weit. - In Rom wurde in vorchristlicher Zeit der 25. Dezember dem Sonnengott gewidmet, für den an dem Tag viele Spiele und Festlichkeiten ausgerichtet wurden. An diesem Tag feierte man den Sieg des Lebens über den Tod, des Lichtes über die Finsternis. Als Kaiser Konstantin dann den christlichen Glauben zur Staatsreligion erklärte, wurde dieser Feiertag einfach neu interpretiert als der Geburtstag von Jesus Christus, der wahren Sonne, der von sich selber sagt: „Ich bin das Licht der Welt.“ Und der in die Welt gekommen ist, um die Dunkelheit zu vertreiben und Licht und Hoffnung zu bringen. Und so hatte man endlich einen Tag für das Weihnachtsfest, das vorher von den Christen im Unterschied zu Ostern gar nicht groß gefeiert wurde. Vor allem wusste auch niemand, wann Jesus nun wirklich geboren war. Aber der 25. Dezember schien in seiner Symbolhaftigkeit ein würdiges Datum zu sein. Nach dem heutigen gregorianischen Kalender ist der 21. Dezember der kürzeste Tag und damit zugleich kalendarisch der Winteranfang geworden. Im Heiligenkalender ist dieser Tag dem heiligen Thomas geweiht. Der zweifelte ja lange an Jesu Auferstehung, weil er am Ostertag selber nicht dabei war, als Jesus den Jüngern erschienen war. Eine Woche musste er sich gedulden, bis Jesus dann am folgenden Sonntag auch ihm erschien. Endlich konnte Thomas glauben, dass Jesus lebt und den Tod besiegt hat. Der 21. Dezember wurde der Thomastag: denn jetzt setzt sich mit jedem Tag wieder mehr das Licht durch, die Hoffnung, das Leben. Langsam, Schritt für Schritt, und doch beständig, Tag für Tag. So, wie Thomas erst langsam zum Glauben an den Auferstandenen gefunden hat. Es wird langsam wieder heller. Ja, gleich merken wir das noch nicht. Aber im Januar ist es nicht mehr übersehbar: es wird früher hell. Es bleibt abends länger hell. Ich finde das immer ein tolles Gefühl: wenn der Zenit der Dunkelheit überschritten ist. Wenn es langsam wieder heller wird. Jetzt dauert es nicht mehr lange, dann wird meine Frau sagen: Jetzt kommt der Frühling. Na ja, das ist nun doch sehr optimistisch gedacht. Aber irgendwo hat sie ja recht: Der Winter hat erst begonnen, und doch liegt schon ein Hauch Frühling in der Luft. Das Licht siegt. Das Leben kommt zurück. Und Jesus kommt: unser wahrer Lichtbringer, der auch dem dunkelsten Tal einen Lichtschein entgegensetzt und der dem hoffnungslosesten Tag doch einen Hoffnungschimmer gibt: Jesus ist da. Er bringt Leben. Bei ihm ist Hoffnung. Es bleibt nicht dunkel! Er ist das Licht. – Die nächste Mittagsstunde lässt mir schon wieder ein paar Minuten mehr Aussicht auf noch etwas Sonnenschein, bevor die Sonne untergeht. Es geht aufwärts! Das ist gut so! Bleibt behütet!

 

Foto: Am Sonntag - nach der Mittagsstunde am Deich 🙂

Adventskalender 20. Türchen

Adventskranz

Erstellt: 20. Dezember 2021

20. Dezember 2021

Gestern, zum vierten Advent, habe ich mir das erste Stück gegönnt. Ja, es gehört für mich seit Kindheitstagen zur Adventszeit. Damals hatten es meine Mutter und meine Oma in Teamarbeit immer gebacken. Bereits im November, weil er ja gut durchziehen musste. Und wenn ich aus der Schule heimkam, gab es zwar keine Teigschüssel mehr auszuschlecken, aber wenigstens vom Tisch noch ein paar beim Kneten herausgekullerte Rosinen zu naschen.

 

 

An den Adventssonntagen gab es immer ein Stück davon. Und ab Weihnachten dann jeden Tag – also, wann immer man mochte, bis er aufgegessen war: der Stollen. 10 Stück hatten meine Oma und meine Mutter gebacken. Und meistens hielten die Stollen bis kurz vor Ostern und schmeckten, je länger sie kühl lagerten, nur um so besser. Gestern also habe ich mir das erste Stück gegönnt. Bäckerstollen. Lecker, keine Frage. Nicht ganz so wie daheim. – Erinnerungen wurden wach. An meine Vikariatszeit. Das erste Mal für länger weiter weg von daheim. Aber bei einer Adventsfeier der Landfrauen bekam ich genauso wie mein Lehrpfarrer einen selbstgebackenen Stollen überreicht. Einen ganzen Stollen – nur für mich! Dabei hatte ich zu der Feier doch gar nichts groß beigetragen, eine kurze Geschichte vorgelesen, das war alles. Was war ich stolz! So beschenkt mit Stollen! Das ist doch irgendwie Weihnachten: dass Gott uns mit seiner Liebe beschenkt, und wir sind gerührt und denken: „Ich hab doch gar nichts groß gemacht! Das habe ich doch gar nicht verdient!“ Liebe und mit Liebe gegebene Weihnachtsgeschenke müssen wir uns nicht verdienen! Das ist das Wunder von Weihnachten. Der Stollen jedenfalls schmeckte auch richtig gut. Und wann immer ich in meiner kleinen Vikariatsbude Besuch bekam, bot ich ein Stück Stollen an. Es war ein ganz besonderes Geschenk, das in meiner Erinnerung noch immer einen Ehrenplatz hat. Also, gestern gab es bei uns den ersten Bäckerstollen. – Warum überhaupt Stollen in der Weihnachtszeit? Das Wort stollo bedeutet ja eigentlich Pfosten. So sieht ein ordentlich gewickelter Stollen ja auch aus. Schöner freilich ist die Deutung des fein gepuderten Stollens auf das in Windeln eingewickelte Jesuskind. – Eigentlich war der Stollen ja ein Advents- kein Weihnachtsgebäck. Zählte er doch zu den Fastenspeisen! Erstmals erwähnt ist der Stollen schon 1329 – und zwar in Naumburg an der Saale, als Geschenk an den Bischof Heinrich I. von Grumberg. Das war noch ein recht inhaltsarmes, mageres Hefebrot. Der Genuss von Butter und Milch war in der Adventszeit streng verboten, und so musste der Stollen aus Wasser, Hafer und Rüböl hergestellt werden. So richtig schmecken tat das nicht. Aber für Diät und Fasten war das nicht verkehrt. Kurfürst Ernst von Sachsen war es dann, der sich 1430 an den Papst wandte um Erlaubnis für den Stollen der Adventszeit Butter verwenden zu dürfen. Der Papst zierte sich erst, aber hatte dann eine so richtig typisch kirchlich-praktische Idee: Er verlangte für eine Ausnahmeregelung ein „Bußgeld“ zur Finanzierung des Freiberger Domes. Und so wurde im berühmten „Butterbrief“ – was es alles gab! – diese Erlaubnis Butter für den Stollen zu verwenden, erteilt. Als dann noch der Bäcker Heinrich Drasdo im sächsischen Torgau Rosinen, Mandeln und andere leckeren Zutaten dem Stollen noch beimischte, trat der „Dresdner Stollen“ seinen Siegeszug an. Und seitdem ist beim Stollen von einem Fastengebäck nun wirklich nichts mehr herauszuschmecken! Wie hübsch die Deutung, dass der puderzuckerbestäubte Stollen uns an das „in Windeln gewickelte“ Kind in der Krippe erinnern will. Es wurde Zeit gestern endlich mal ein Stück zu essen. Der Countdown auf Weihnachten läuft. „Ihr werdet finden das Kind in Windeln gewickelt“ – Gott wird ganz klein. In Windeln. So liefert er sich den Menschen und der Welt aus. Schutzbedürftig zeigt er sich. Klein fängt das Wunder an, das die Welt verändert. Weil Gott das Kleine wertschätzt. Weil Gott mit wehrloser Liebe Herzen erobert und Frieden schenkt. Wenn der Stollen uns an so hohe Theologie erinnern kann – dann esse ich gerne noch ein Stück! – Mahlzeit! Und: bleibt behütet!

Adventskalender 19. Türchen

Erstellt: 19. Dezember 2021

19. Dezember 2021

ch hatte meine Prinzipien. Und eines dieser Prinzipien war: O du fröhliche singt man nicht schon im Advent, sondern nur an Weihnachten, am Heiligen Abend, an den Feiertagen. Wenn bei Weihnachtsfeiern von Vereinen in der Adventszeit zum Abschluss ein „O du fröhliche“ angestimmt werden sollte – ich redete dagegen, sofern man mich nach meiner Meinung fragte. Oder sang dann zumindest nicht mit. Es reichte ja schon, wenn im August die Schokonikoläuse in den Auslagen der Geschäfte lagen.

 

Wenn im September die ersten Lebkuchen beim geselligen Zusammensein auf dem Tisch standen. Wenn im November, oft genug vor dem Ewigkeitssonntag, die ersten Häuser weihnachtlich beleuchtet waren und bald im Radio das erste Mal „Last Christmas“ erklang. Wenn man sich ab Mitte Dezember auf der Straße schon „Gesegnete Feiertage“ wünschte. Wenigstens „O du fröhliche“ bitte erst am Heiligen Abend. Wenigstens bei diesem einen Weihnachtslied das Gespür haben, dass Advent noch nicht Weihnachten ist, dass es die Zeit der Vorbereitung, Einstimmung ist, eine besinnliche, vielleicht auch durchaus ernste, ernsthafte Zeit, bis sich dann an Weihnachten die große Freude Bahn brechen darf. Das hielt ich so durch – im Studium und auch noch im Vikariat. Und dann kam ich auf meine erste Stelle im Vogelsberg. Ich unterrichtete in Alsfeld auch in einer Schule für praktisch bildbare Kinder, so nannte man diese Schule, in der geistig und teilweise auch körperlich gehandicapte Kinder begleitet wurden. Und am letzten Schultag vor den Ferien gab es einen Weihnachtsgottesdienst in der nahe liegenden katholischen Kirche. Es war ein sehr stimmungsvoller Gottesdienst. Ein mit viel Liebe einstudiertes Krippenspiel wurde zur Aufführung gebracht. Als ich meine kurze Predigt gehalten hatte. Als das Fürbittgebet gesprochen war. Als der Segen gesprochen war. Da las ich auf dem Liedblatt das letzte Lied: O du fröhliche. Ja, es war der Weihnachtsgottesdienst der Schule, aber es war doch noch gar nicht Heilig Abend. Ich wollte meinen Prinzipien treu bleiben. Mir dieses Lied noch aufbewahren. Nicht mitsingen. Oder höchstens ganz leise. Es wehrte sich einiges in mir. Aber dann geschah es. Schon bei den ersten Takten: die Schulgemeinde stand geschlossen auf. Und es ertönte – der vielleicht schönste Gesang, den ich je in dieser vorweihnachtlichen Zeit gehört habe. Laut wurde mitgesungen. Die Kinder, Jugendlichen, von denen manche sich gar nicht viel artikulieren konnten. Aber irgendwie schienen sie alle bei diesem Lied dabei zu sein. Ihre Eltern, die schon viel erlebt haben, viele Sorgen durchhaben um ihre besonderen Kinder und um den Weg, der ihnen noch bevorsteht, von denen ich als junger Mensch damals noch überhaupt keine Vorstellung haben konnte. Sie sangen mit. Viele werden an Heilig Abend keinen Gottesdienst besuchen. Weil sie sich mit ihren Kindern da gar nicht hintrauten, weil die Kinder vielleicht Geräusche machen, unruhig werden, weil andere nicht gut mit ihrem Anblick zurechtkommen, weil sie sowieso nicht gerne unter Leute gehen, weil es schon zu oft despektierliche Kommentare gab. Aber in dieser Schulgemeinde. In diesem geschützten Raum, wo jeder den anderen noch mal so gut verstand. In diesem Gottesdienst. Da wurde es in dem Moment, bei diesem Lied: für die meisten: Weihnachten. Ja, da klang diese Freude mit – an dem Fest, an Gott, der selber Mensch wird, so klein, zerbrechlich, hilflos in einer Krippe liegt: so zerbrechlich, wie sie sich manchmal fühlen in ihrem Leben, mit ihren Kindern und all den Fragen, Ungewissheiten, Sorgen, Hoffnungen, aber auch ganz besonderen Freuden, von denen andere keine Ahnung haben. Und sie spürten, viele von ihnen: dieser Jesus wird einer von ihnen, an ihrer Seite, der Heiland, der Hoffnung gibt. In dem Lied „O du fröhliche“ brach sich das alles Bahn: die Hoffnung, das Staunen, die Ahnung: wir sind nicht vergessen. Gott ist da. Und ich konnte mich nicht mehr zurückhalten. Ich musste laut mitsingen. Manches Mal muss ich noch heute, Tage vor Heilig Abend – an diese Gottesdienste jener Schule denken. Noch immer finde ich es schön, sich O du fröhliche für die Weihnachtsgottesdienste aufzuheben. Aber es gibt Ausnahmen. Gute Ausnahmen. Und im Grunde ist Weihnachten ja auch kein Fest für nur zwei, drei Tage im Jahr. Im Grunde sind wir jeden Tag zur Freude eingeladen: dass er da ist. Der Heiland. Dass er gekommen ist – um bei uns zu bleiben. Nicht mehr als Kind in der Krippe. Aber als Herr. Bruder. Heiland, Retter. An unserer Seite. „Ich bin bei euch alle Tage!“ Wenn dich das packt. Mitten im Alltag. Ganz plötzlich. Und wenn es dir danach zumute ist. Dann sing doch einfach ein O du fröhliche. Im Sommer am Badestrand. Im Herbst, wenn die Blätter fallen. Im Frühjahr, wenn die Natur erwacht. Im Advent, wenn du mit deinem Chor einen Auftritt hast. Und wann immer dir danach zumute ist. Wenn du mit dem Herzen dabei bist, wird er – Jesus – wird ganz nah sein. Und du spürst die Freude darüber! O du fröhliche, selige, gnadenbringende Weihnachtszeit! - Bleibt behütet!

 

Foto: Von Anja Womelsdorf - liebe Nachbarin in meiner früheren Gemeinde. Das war für mich die Erinnerung an den Stall von Bethlehem!

Adventskalender 18. Türchen

So sah es vor zwei Jahren bei uns am Weihnachtsabend aus …

Erstellt: 18. Dezember 2021

18. Dezember 2021

Der Countdown läuft. Die Kinder im Klanxbüller Kindergarten konnten am Donnerstag sofort sagen: noch 8 mal schlafen bis Heilig Abend. Noch 8 geschlossene Türchen haben ihre Adventskalender daheim, sie zählen jeden Tag mit. Jetzt sind es nur noch 6 Türchen. Die Zeit vergeht. Habt ihr eigentlich schon alle Geschenke? – Hm, also ziemlich viele habe ich zusammen. Die ersten Pakete haben wir auch schon auf den Weg geschickt.

 

 

Aber da ist immer noch der eine Gutschein, der angeblich am Montag bereits losgeschickt wurde, ich habe ihn aber noch nicht erhalten. Und ich will ihn unbedingt an Weihnachten verschenken! Und da fehlt auch hier und da noch die eine oder andere Kleinigkeit, die ich einfach noch nicht entdeckte beim Stöbern in den Geschäften. Noch hat es ja ein paar Tage Zeit. Und wenn ich nichts mehr finde. Dann wird es trotzdem Weihnachten. Auch dann, wenn ich vielleicht nicht für jeden oder jede, der, die mir etwas schenkt, gleich ein Gegengeschenk habe. Oder an jeden, der mir schreibt, auch meinerseits eine Karte geschrieben habe. Das braucht es auch nicht. Weihnachten soll das gerade nicht sein: dieses gegenseitig Aufrechnen: hab ich für dich genauso was Wertvolles wie du für mich? Sondern das Schenken mit ganzem Herzen – und das Sich-Beschenken-Lassen mit ganzer Freude. So wie Gott uns mit ganz viel Herz beschenkt und uns damit ganz viel Freude machen will! Ja, die Weisen aus dem Morgenland, so erzählt die Bibel, haben angefangen mit dem „Gegengeschenk“. Sie wollten nicht zu dem neugeborenen König kommen mit leeren Händen. Dabei hätten sie das durchaus gedurft. War es ihnen unangenehm mit leeren Händen dazustehen? Oder war es einfach ihr Herzenswunsch, dem Kind und seiner Familie auch eine Freude zu machen. So kamen sie mit ihren stattlichen Geschenken an, Gold, Weihrauch und Myrrhe. – Die Hirten dagegen kamen mit leeren Händen. Frisch von der Weide weg. Sie hatten gar keine Zeit sich über Geschenke Gedanken zu machen. Sie kamen, wie sie der Engel rief – und fanden ihr Heil und Glück bei dem Kind in der Krippe. Und machten diesem Kind erst , als sie die Krippe verlassen hatten, ein großes Geschenk: sie erzählten allen, denen sie begegneten, von dem Wunder der Heiligen Nacht und dem Heiland, der geboren ist. Das ist das allergrößte Geschenk, das wir Jesus machen können: mit Freude von ihm erzählen. Die Hirten taten es vor. Es war übrigens im Mittelalter. Als der Gedanke groß wurde: die Hirten können doch nicht einfach so mit leeren Händen gekommen sein. Und so brachten sie in den Hirtenspielen, die da vor oder in den Kirchen an Weihnachten aufgeführt wurden, doch oft Geschenke mit: ein Lammfell, ein Stück Schafskäse oder etwas anderes, was sie zur Hand hatten. Alltagspraktischere Geschenke als das, was die Sterndeuter aus dem Morgenland mitbrachten. Und es entstand auch die Tradition, dass die Hirten vor dem Kind womöglich musizierten. – In unserer Emmelsbüller Kirche gibt es das wunderschöne Weihnachts-Glasfenster, das einen Hirtenjungen – oder ein Hirtenmädchen, wie jetzt ein Kindergartenkind entschieden meinte – zeigt, der oder die mit Flöte bei der Krippe kniet und dem Jesuskind ein Lied bringt. Lasst euch beschenken! Einfach so! Sagt die frohe Botschaft von Jesus weiter. Singt gemeinsam ein paar schöne Lieder zur Weihnachtszeit. Haltet Jesus auch getrost eure leeren Hände hin. ER ist das Geschenk Gottes an uns. Halleluja! Und – bleibt behütet!

 

Foto: So sah es vor zwei Jahren bei uns am Weihnachtsabend aus …

Adventskalender 17. Türchen

Sekt

Erstellt: 17. Dezember 2021

17. Dezember 2021

Vielleicht hat er sich so einen Strohhalm ja aufgehoben von damals, in Bethlehem, der Josef. Wer weiß. Selfies gab es ja damals noch nicht, aber Andenken an besondere Orte sich mitzunehmen, war bestimmt nicht so völlig unüblich. Ja, womöglich hat er diesen Strohhalm aus der Krippe gut verwahrt, der Josef. Und ihn manches Mal später aus der Tasche gezogen. An Tagen, wo man sich fragt: Warum bin ich da? Wofür lebe ich eigentlich? –

 

ch stelle mir vor, wie Josef den Strohhalm dann in Händen hielt, ihn hin und her bewegte und die Botschaft verstand: Ich bin da, um von Hoffnung zu leben. Hoffnung, die dieses Kind, Jesus, gebracht hat. Ich bin da, um Gott zu vertrauen, der Wege führt, die wir oft nicht verstehen, aber auf keinem Weg sind wir allein, er ist da. Ich bin da, weil Gott will, dass ich da bin und diese Welt ein Stück verändere – und wenn ich einfach nur dabei stehe und etwas Heu in eine Krippe lege und das Feuer in der Öllampe am Brennen halte, damit es für Maria und Jesus warm bleibt. So viel hatte der Strohhalm zu erzählen. Und vielleicht dachte Josef dann auch manchmal an die, deren Wege mit dem seinen sich nur ein einziges Mal, und zwar in dieser denkwürdigen Nacht, gekreuzt haben: die Hirten. Wie es ihnen danach ergangen sein mag? Sie, Randsiedler der Gesellschaft, oft gering geachtet, gemobbt, übersehen. Ob sie sich die Würde, die ihnen das Kind in der Krippe gab, bewahren konnten, die Haltung, die sie vor der Krippe wiederfanden, weil sie spüren durften: Gott sind wir wichtig? Dieser Tage kam ein Paket nach Hause. Ich hatte schon gar nicht mehr daran gedacht. Eine Flasche, unbeschädigt, mit etwas verschmiertem Etikett, mit ein paar Erdklumpen und Schlammresten. Eine Flasche aus dem Ahrtal. Es war eine von vielen Hilfsaktionen im Herbst, zu denen im Netz aufgerufen wurde: die Winzer im Ahrtal, die bei der Flutkatastrophe manchmal ihr Haus, oft einen Teil der Weinberge verloren hatten und deren Weingut aus dem Keller aufgrund der Hinterlassenschaften der Flut kaum noch verkäuflich waren, zu unterstützen. Eine Flasche für einen deutlich höheren als den marktüblichen Preis, ohne zu wissen, welche Sorte man bestellt hat, sich schicken lassen und damit zugleich einen kleinen Beitrag Aufbauhilfe zu leisten. Jetzt kam die Flasche also an. Und ich ertappte mich dabei: Lange nicht daran gedacht. An die Menschen im Ahrtal. Wie es weiterging. Wo sie jetzt stehen. Ob die Winzerfamilien im Herbst noch Wein einbringen konnten von den Weinbergen. Wohin mit all dem Schmerz über das Erlebte, Gesehene, und mit der Trauer über die, die fehlen? Wie leben sie jetzt, welche Häuser sind wieder aufgebaut, wo wird es noch lange dauern? Man hört so wenig, wenn eine Katastrophe erst vorüber ist und die Schlagzeilen der Medien längst anderen wieder gehören … Vielleicht ging es Josef anders. Mit seinem Strohhalm in der Tasche. Öfter mal nachdenken. Manches Mal beten: für die Hirten, für Jesus, für die Menschheit. Weil jene heilige Nacht alles in ein so anderes Licht getaucht hat. Vielleicht geht es mir mit der Weinflasche als Erinnerungszeichen jetzt anders: mal nachfragen, nachhaken, wie die Lage dort im Ahrtal ist. Die Menschen im Gebet nicht vergessen. Und – vielleicht können wir ja noch mehr tun?!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Adventskalender 16. Türchen

Backen

Erstellt: 16. Dezember 2021

16. Dezember 2021

Es ist so weit. Alle Plätzchen sind in den entsprechenden Dosen verpackt. Die Aktion „Weihnachtsplätzchen 2021“ ist beendet! 24 Sorten sind es geworden. Und ich gebe zu – ich habe nicht erst im Dezember angefangen. Anfang November ging es los. Und es war ein wunderbarer Abspann: abends in der Küche zu stehen, Teig zu rühren, zwischendurch einmal probieren, ausstechen, backen und dann Tage später die eine, die andere Sorte auch noch zu verzieren. Auch wenn es manchmal Ärger gab. Am anderen Tag.

 

Wenn die Hausherrin in die Küche dann kam – und es doch etwas klebte auf dem Boden, auf der Arbeitsfläche, die Reste der nächtlichen Backaktion nicht gänzlich weggewischt waren. „Ich habe doch gestern erst die Küche gewischt – hast du etwa wieder gebacken?“ Ich verkrieche mich schon hinter meiner Morgenzeitung. Dann fällt mir auch noch meine jüngste Tochter in den Rücken mit dem Seufzer: Wer soll die denn alle essen. Hast du wenigstens vegan gebacken? … Äh, na ja, Butter, Eier, also sagen wir: halbvegan? – Tja, so geht es einem manchmal – der Bäcker gilt nichts in der eigenen Familie 😊. Kennt ihr das auch? Egal, jetzt ist es geschafft. Herrnhuter Sternplätzchen, Kokosmakronen, Basler Herzen, Engelaugen, Buttergebäck, Vanillekipferl, Mozartkugeln, Spritzgebäck, Schokoladen-Apfelsinen-Gebäck, Karlsbader Zitronenplätzchen und wie sie alle heißen, sind in den Dosen verstaut und warten nun auf recht baldigen Verzehr! Wie gehört das eigentlich zusammen: Weihnachten und – Gebäck? Wie so vieles haben wir das mal wieder den Nonnen und Mönchen zu verdanken. Lange, bevor die Privathaushalte mit dem Weihnachtsbacken begannen, entstanden Stollen und Plätzchen im Kloster. Der Stollen hat seine eigene Geschichte als – na ja, ursprünglich tatsächlich: Fastenspeise! Aber dazu komme ich vielleicht noch mal an einem anderen Adventstag. - Und die Weihnachtsplätzchen sollten einfach die Freude an Weihnachten verstärken. Die zum Backen benötigten Gewürze waren damals teuer, nicht jeder konnte die sich leisten. Die Mönche gaben mit dem Backwerk also auch an: Seht her, was wir im Kloster für Schätze haben. Vor allem aber sollte der Festtag von Jesu Geburt geehrt werden. Und zugleich sind die Plätzchen mit ihren von weither kommenden Gewürzen eine Erinnerung an die heiligen drei Könige, die von weither zu dem Kind in der Krippe kamen und auch edle Geschenke mitbrachten. In den Klöstern wurde gebacken und dann am Weihnachtstag teilweise das köstliche Backwerk an die Armen verteilt. Immerhin, das ist ja noch ein wirklich weihnachtlicher Gedanke: auch die Armen sollten etwas von der weihnachtlichen Freude riechen und schmecken dürfen! Später wurde dann zunehmend auch daheim gebacken. Und heute gehören Gerüche und Geschmäcker wie die nach Zimt, Nelke, Kardamon, Anis, Marzipan einfach zu Weihnachten dazu! Die Küche bei uns ist jetzt für weitere Backaktionen gesperrt. Meine Frau will den Weihnachts-Hausputz machen. Weihnachten kann, was die Plätzchen angeht, jedenfalls kommen. Und vielleicht erinnert die Süße der Weihnachtsplätzchen nicht nur an die weite Reise der Sterndeuter, sondern auch an das Kind in der Krippe, das unter schwierigen Umständen in Bethlehem zur Welt kam, aber als es da war, haben bestimmt auch Maria und Josef vor Glück gestrahlt und gedankt und gedacht „Oh, ist das süß!“ – Ob Johann Sebastian Bach, als er seine schöne Weihnachtskantate: „O Jesulein süß, o Jesulein mild“ vertonte – auch manch süßes Plätzchen verzehrt hat, das ihn zu diesem Stück beflügelte? Es gibt bestimmt noch ganz viele Weihnachtsgebäck-Anekdoten, die noch nirgends erzählt und aufgeschrieben worden sind! Was könnt ihr für Plätzchengeschichten erzählen? – Bleibt behütet!

Adventskalender 15. Türchen

Tannenbaum

Erstellt: 15. Dezember 2021

15. Dezember 2021

Da hatten wir gestern ein Vorbereitungstreffen für unseren Weihnachtsgottesdienst, und auf dem Rückweg wollte ich jemandem noch etwas vorbeibringen. Die Adresse lag direkt an meinem Weg. Aber in Gedanken verpasste ich die Einfahrt und fuhr am Haus vorbei. Also erst ein Stück weiter, die erste Gelegenheit zum Drehen gesucht, eingebogen, gedreht. Da sah ich ihn. Am Ende der Straße. Hell erleuchtet. Auf einer kleinen Verkehrsinsel stehend. Einen wunderschönen Weihnachtsbaum mit heller Lichterkette. Es war ein richtig schöner Anblick. Ich musste halten, aussteigen, Foto knipsen.

 

In dem Moment ging die Tür bei einem der Häuser auf, jemand trat auf den Bürgersteig, sah mich, lächelte und erzählte mir die Geschichte dieses Weihnachtsbaumes: Seit einigen Jahren tun sich die Nachbarinnen und Nachbarn in der Straße zusammen, organisieren sich diesen Weihnachtsbaum, schmücken ihn gemeinsam. Und dann, am Samstag vor dem 1. Advent, trifft sich die Nachbarschaft an diesem Weihnachtsbaum. Man steht zusammen und singt sogar ein paar Weihnachtslieder. Und, vor Corona, hat man sich dann immer noch irgendwo zusammengesetzt, was getrunken, geschnackt, und so die Adventszeit gemeinsam begrüßt. Nur in den letzten beiden Jahren war das ja leider so nicht mehr möglich. Was für eine schöne Geschichte! Das ist doch Advent: dass Menschen zusammenkommen. Etwas gemeinsam tun. Und zugleich damit auch noch anderen Freude machen. So ein schönes Bäumchen. Gemeinsames Singen in der Nachbarschaft – so oft gibt es das gar nicht mehr! Und das Bäumchen steht da und macht Hoffnung. Vieles musste abgesagt werden in dieser Pandemie. Aber manches ist eben doch möglich. Und wir erleben solche Angebote jetzt irgendwie viel intensiver, oder? Geht es euch nicht auch so? Es ist so schön, wenn man mal draußen mit den Nachbarn zusammenkommt. Am Samstag, als bei uns der Treckerumzug war, sind wir auch im Anschluss nicht gleich wieder ins Haus rein. Nein, wir haben Glühwein aufgesetzt, Thermoskanne rausgebracht und mit lieben Nachbarn für eine Tasse noch angestoßen. Ich gebe es zu. Wir hatten Abstand und waren an der frischen Luft. Den Glühwein brauchte es in dem Moment einfach noch! Und es tat richtig gut. So ein schönes Bäumchen. Wisst ihr, in welcher Straße und welchem Büll dieser Baum zu finden ist? Dann postet es doch einfach mal! Chapeau, liebe Nachbarschaft um diesen Baum herum. Bei euch ist es so richtig adventlich geworden. Denn Gott wird Mensch – um uns Menschen zu zeigen: Wir sind nicht allein. Wir gehören zusammen. Und Gott: ist mitten unter uns. Bleibt behütet!

Adventskalender 14. Türchen

Geburtskirche in Bethlehem

Erstellt: 14. Dezember 2021

14. Dezember 2021

Wir müssen reden! Da sitzt ein Andreas Englisch in der NDR-Talkshow-Ausgabe vom 10.12.2021 in seinem Sessel und haut mal schnell den Satz heraus: das mit Jesus und Geburt in Bethlehem – das war alles ganz anders. Leider ging es dann viel zu schnell mit Petrus und dem Vatikan und den Päpsten weiter, und dieser eine Satz blieb doch sehr in der Luft hängen. Und ließ vielleicht auch manchen Zuschauenden daheim etwas ratlos im Fernsehsessel: Was nun – Weihnachten. Alles Fake? - Also: wir müssen reden: Ist Jesus nun in Bethlehem geboren? Ja – Nein – Vielleicht?

 

Zugegeben, die Antwort ist schwierig. Ich weiß sie auch gar nicht so genau. Im Studium habe ich gelernt: Jesus ist wohl nicht in Bethlehem geboren. Neu ist die Behauptung des Journalisten Andreas Englisch also nicht. Frage: Verlöre dein Glaube etwas, wenn Jesus nicht in Bethlehem geboren wäre? Das muss jede, jeder für sich beantworten. Aber es gibt Gegenstimmen. Auf meiner ersten Israelreise war unser palästinensische Reiseführer in Bethlehem überzeugt: Jesus ist hier geboren. Und alles, was die Bibel erzählt, von den Hirten auf dem Felde und der Geburtsgrotte und dem Kindermord in Bethlehem ist wahr, und es gibt genügend archäologische Fundstücke. Die Frommen im Lande sagen: Natürlich ist Jesus in Bethlehem geboren, so steht es doch in der Bibel. Die Skeptischeren, sich aufgeklärt Gebenden halten dagegen. Und zurück bleiben wir mit aller Ratlosigkeit. Schauen wir mal genauer hin:

 

  1. Geburtsdaten waren damals nicht wichtig. Der Sterbetag einer berühmten Persönlichkeit, der wurde überliefert. Standesämter aber für Geburtsregistrierung gab es noch nicht. Geburtstage wurden auch nicht gefeiert. Die meisten Menschen wussten wohl gar nicht, wann sie geboren wurden.
  2. Auch Weihnachten war für die frühen Christinnen und Christen lange Zeit noch unbekannt und nicht wichtig. Ostern war wichtig: Jesus ist auferstanden. Ostern wurde von Anfang an gefeiert in der frühen Kirche. Weihnachten dagegen wurde unter Kaiser Konstantin erst im vierten Jahrhundert nach Christus festgesetzt auf den 25. Dezember. Kaiser Konstantin war ja der, der nach der langen Zeit der Christenverfolgung nun die christliche Religion als Staatsreligion für das ganze römische Reich vorgeschrieben hat. Und nun wollte man nicht nur Jesu Auferstehung, sondern auch seine Geburt feiern. Die Wahrscheinlichkeit, dass Jesus an dem Tag wirklich geboren wurde, beträgt genau – richtig: 1:365. Kaiser Konstantin hat einfach den Tag genommen, an dem im römischen Reich dem Sonnengott gehuldigt wurde. Auch der Gott Mithras hatte am 25. Dezember seinen großen Tag. Nun wurde dieser Feiertag christlich interpretiert: es ist der Tag von Jesu Geburt. Mit Jesus kam das wahre Licht in die Welt. Kurz nach der Wintersonnenwende huldigen wir diesem Licht. So entstand unser Weihnachtsfest.
  3. Also: um Jesu Geburt wurde über 300 Jahre lang in der Geschichte der Kirche kein großes Aufsehen gemacht. Zwei der vier Evangelien in der Bibel, die von Jesu Leben erzählen, berichten nichts von Jesu Geburt. Markus fängt mit Jesu Taufe an, Johannes fängt an mit den berühmten Worten: Am Anfang war das Wort, und das Wort war bei Gott, und Gott war das Wort … – Nur Matthäus und Lukas erzählen von Jesu Geburt. Bei Matthäus erfahren wir von einer Geburt in einem Haus, und Sterndeuter kommen aus dem Orient, weil sie in den Sternbildern die Geburt eines Königs in Israel angekündigt fanden. Und der Stern führt sie zum Jesuskind. Lukas berichtet von der Volkszählung und von der Geburt Jesu in einer Futterkrippe, weil sonst kein Platz in der Herberge war. Hier sind die Hirten die ersten Gäste bei dem Kind. Beide stimmen überein: Jesus stammt aus Nazareth, wo er auch aufwächst. Aber geboren wurde er unterwegs auf einer Reise seiner Eltern – in Bethlehem.
  4. Also halten wir fest: Weihnachten ist nicht so sonderlich reich bezeugt in der Bibel und wird in der Christenheit erst spät gefeiert. Zwei Evangelien berichten aber von Jesu Geburt in Bethlehem. Paulus in seinen Briefen und die beiden anderen Evangelien berichten von Jesu Geburt in Bethlehem allerdings kein Wort. Das fällt auf.
  5. Ist Bethlehem nun erfunden? Den Menschen um Jesus herum ist bewusst: Jesus stammt aus Nazareth. „Was kann aus Nazareth Gutes kommen?“, fragt Nathanael, als er das erste Mal von Jesus hört. Jesus und Nazareth, diese Verbindung ist eng bezeugt. Warum aber sollte Jesus in Bethlehem geboren worden sein? Dafür gibt es eigentlich nur einen Grund: weil Jesus der Messias ist, der erwartete Retter und Heiland. Und dieser Messias wird als ein Nachkomme des großen Königs David erwartet. Und David wurde in Bethlehem geboren. Eine Geburt in Bethlehem könnte Jesus als den erwarteten Messias bestätigen. Eine alte Prophetenankündigung beim Propheten Micha im Alten Testament unterstreicht diese Erwartung: Bethlehem, bist du noch so klein unter den Städten Judas, aus dir soll der künftige Herrscher über mein Volk Israel kommen – so spricht Gott in Micha 5,1. Sollte die Geburt in Bethlehem wirklich eine Fiktion sein, dann hätten wir zumindest einen Grund, warum man so etwas erfindet: es soll unterstrichen werden: Jesus ist wirklich der erwartete Messias!
  6. Was noch gegen die Geburt in Bethlehem spricht: wir wissen aus keiner anderen Quelle etwas von einer Volkszählung unter dem Kaiser Augustus, mit der der Evangelist Lukas erklärt, warum Maria und Josef nach Bethlehem reisen mussten: nämlich um sich in Josefs Geburtsort in die Steuerliste einzutragen. Es ist komisch, dass von so einem bedeutenden Ereignis keiner der römischen Historiker der damaligen Zeit berichtet. Was für eine Wanderbewegung müsste eine solche Volkszählung ausgelöst haben! Und wir haben auch keine weiteren Quellen für den Kindermord in Bethlehem, den König Herodes nach dem Matthäusevangelium angeordnet hat, nachdem er von den Weisen aus dem Morgenland von der angeblichen Geburt eines neuen Königs in Bethlehem gehört hatte. Herodes war als grausamer Herrscher bekannt – ein solch umfassender Kindermord in Bethlehem ist allerdings nirgends verbürgt. Matthäus hatte allerdings im Alten Testament für einen solchen Kindermord eine Vorlage: der Pharao Ramses II. zur Zeit des Mose soll veranlasst haben um das fremde Volk Israel zu dezimieren, dass alle Knaben, die geboren werden, getötet werden sollen. Mose allerdings wurde von seiner Mutter in einem Körbchen auf dem Nil ausgesetzt und so gerettet. An diese Geschichte erinnert der Kindermord, als wollte Matthäus deutlich machen: dieser Jesus ist der neue Mose, der uns das neue Gesetz Gottes: das Liebesgebot – statt der zehn Gebote – bringt. Wollte Matthäus also mit der Bethlehem-Legende einfach das Leben Moses und Jesu in Parallele setzen?
  7. Was nun aber für eine Geburt in Bethlehem spricht: (1) Warum sollten die beiden Evangelisten Bethlehem einfach: erfinden? Gerade Lukas ist die Quellenarbeit und die historische Zuverlässigkeit besonders wichtig, das betont er zu Beginn seines Evangeliums. (2) Jesus wird in den Evangelien häufig als „Sohn Davids“ angerufen. Das meint keine leibliche Sohnschaft, sondern ist Hinweis: Jesus ist Nachfahre des Königs David, er ist der erwartete Messias. Wäre er Sohn Davids genannt worden, wenn alle gewusst hätten: Jesus ist nicht in Bethlehem, Davids Geburtsstadt, geboren? (3) Bereits Anfang des 2. Jahrhunderts wird eine Geburtshöhle in Bethlehem als Geburtsstätte Jesu verehrt. Mitte des 4. Jahrhunderts lässt Kaiser Konstantin dort eine erste Geburtskirche errichten. Es gibt also eine sehr alte Ortstradition, die Jesu Geburt mit Bethlehem eng verbindet. Woher kommt die, wenn alle Einwohner Bethlehems damals überzeugt gewesen wären: Jesus ist bei uns nicht geboren? (4) Nach dem Lukasevangelium lebte Maria, als sie schwanger war, einige Zeit bei ihrer Verwandten Elisabeth und Zacharias in den Bergen bei Juda. Maria musste vielleicht auch untertauchen, weil sie schwanger war ohne verheiratet zu sein – vielleicht gab es viel Tratsch und Gerede in Nazareth. Elisabeth brachte vielleicht ein halbes Jahr vor Jesu Geburt ihren Sohn Johannes den Täufer zur Welt. Elisabeth und Zarachias wohnten in Ein Kerem bei Jerusalem. Nicht weit weg von Bethlehem. Volkszählung hin oder her – wäre es vielleicht einfach möglich, dass Maria ihr Baby auf dem Rückweg von Elisabeth plötzlich bekam und darum in Bethlehem Quartier suchte? Ist Jesus wirklich in Bethlehem geboren? Die Quellenlage ist nicht eindeutig. Bethlehem ist ein hoch symbolischer Ort. Jesus wird auch weiterhin vor allem mit Nazareth verbunden, wo er aufgewachsen ist. Und dennoch gibt es gute Gründe an Bethlehem festzuhalten. Finde ich. Wohl wissend, dass nicht daran unser Glaube hängt, wo geographisch Jesus geboren wurde. Unser Glaube hängt daran: dass er in dir, in mir geboren wird. Dass wir ihm Heimat in unserem Herzen und Leben bereiten. Dort liegt Bethlehem!

 

Entschuldigt heute mal diese langen Ausführungen! Wir mussten mal reden! Bleibt behütet!

 

Foto: Geburtskirche in Bethlehem

Adventskalender 13. Türchen

Lucia-Gottesdienst in Neugalmsbüll

Erstellt: 13. Dezember 2021

13. Dezember 2021

Schwer liegt die Finsternis auf unseren Gassen, lang hat das Sonnenlicht uns schon verlassen. Kerzenglanz strömt durchs Haus, treibt das Dunkel aus: Santa Lucia! Santa Lucia! Santa Lucia! So beginnt das Santa-Lucia-Lied, das heute in Schweden in den Familien gesungen wird, wenn am Abend die älteste Tochter des Hauses mit dem Lichterkranz auf dem Kopf die Stube betritt. – Tag der heiligen Lucia.

 

Ausgerechnet am 13. Dezember, der lange Zeit – vor der gregorianischen Kalenderreform im 16. Jahrhundert – der kürzeste Tag und die längste Nacht war, eben der Tag der Wintersonnenwende, vor dem die Menschen sich fürchteten. Die Kerzen, die Lieder, die Gedanken an Lucia, die Gebete sollten mithelfen diese so lange Dunkelheit durchzustehen und auf den Sieg des Lichts für die Finsternis zu hoffen. Christliche und heidnische Gedanken vermischen sich in den Traditionen rund um den Luciatag. Sie gab es aber wirklich: die heilige Lucia. Das ist ziemlich gut bezeugt. In Syrakus um das Jahr 300. Ob sie den Namen „Lucia“ – die „Leuchtende“ erst bei ihrer christlichen Taufe als junge Frau angenommen hat oder ob es ihr Beiname wurde, nachdem sie mit dem Strahlenkranz auf dem Kopf Menschen in Not buchstäblich Licht und Hoffnung gebracht hat? In einem Traum soll ihr die heilige Agatha erschienen sein – dies war der Anfang ihrer Bekehrung zum Christentum. Lucias Vater soll früh gestorben sein, die Mutter wollte sie mit einem gut situierten Mann verheiraten. Der aber war kein Christ, und Lucia wollte ihn nicht heiraten. Sie wollte ihr Leben ganz Jesus widmen. Als die Mutter schwer erkrankte, pilgerte sie mit der Mutter zum Grab der heiligten Agatha und betete dort für sie – und die Mutter wurde wirklich gesund. Zur Zeit der Christenverfolgung versteckten sich viele Christinnen und Christen und konnten nur noch im Untergrund leben, etwa in den Katakomben bei Syrakus. Dorthin brachte ihnen Lucia regelmäßig Körbe mit Essen. Um die Hände frei zu haben und sich im dunklen Gängegewirr der Katakomben dennoch zurechtzufinden, soll sie auf dem Kopf einen Kranz mit brennenden Kerzen getragen haben. Wie ein Engel muss sie denen im Versteck erschienen sein. – Ihr von der Mutter ausersehener Verlobter, den sie einst verschmäht hatte, soll sie dann aber angezeigt haben, und sie starb für ihren Glauben als Martyrerin. Lucia – jedenfalls eine bemerkenswerte Frau, die wusste, was sie wollte, und die dort, wo sie lebte, aus ihrem Glauben heraus viel Gutes bewirkte: eben eine Lichtbringerin in dunkler Zeit. – Und so begehen wir mitten im Advent den Luciatag, denken an Lucia, denken an Jesus, der uns zuruft: Ihr seid das Licht der Welt. Durch jeden und jede von uns will es Jesus jeden Tag etwas heller machen, gerade auch für Menschen, die zur Zeit viel Dunkelheit erleben. Es braucht dazu meist keinen Kranz mit Kerzen auf dem Kopf. Es braucht einfach beherztes Tun und ein Leben aus der Hoffnung auf unseren Gott, mit dessen Hilfe alles möglich ist! Bleibt behütet!

 

Das Foto machte Susanne Conradt gestern im Lucia-Gottesdienst in Neugalmsbüll – danke an unsere Lucia-Frauen Mara, Jette und Albertine, die mit Birgit das Lucia-Lied einstudierten.

Adventskalender 12. Türchen

Heiligen Stunde

Erstellt: 12. Dezember 2021

12. Dezember 2021

Dåt as Gänsehautfeeling! Wan for en hiimspal önj e Anfield-Road bai e FC Liverpool jüheer hümne süngen wårt: „You’ll never walk alone!“ Et as üülj fötjbål-waasen: Wune koon huum bloot as tiim. Än fans hüülje tuhuupe. Deer as kalüün ääder, wan duusende dideere boose schunge. Natörlik as et nån jülsung. Än duch dreecht´r wat foon e jülboose önj ham bane. – So fing die Predigt gestern an in der Hili Stün, zu der das Nordfriisk Teooter gemeinsam mit unserer Kirchengemeinde Emmelsbüll-Neugalmsbüll in die Rimbertikirche eingeladen hatte.

 

Gary Funck, der das Programm dieser „Heiligen Stunde“ zusammengestellt und organisiert hat, hat wirklich etwas Besonderes auf die Beine gestellt: Lesung des Weihnachtsevangeliums auf Friesisch, wunderbare Musik an Orgel (Christoph Schmidt), der Flötenkreis mit Birgit Deussing, Ingeborg Redlefsen, Ilse Kjer, Cathrin Deussing, Melanie Brodersen, Eyla Fischer und Almut Paulsen und ein Gesangsduo, das sich mit Gitarre begleitete und wunderbare Weihnachtslieder auf Friesisch sang: Elke und Malte Boysen. Gänsehautfeeling, als sie „Maria durch ein Dornwald ging“ und andere Stücke intonierten. – Meine Predigt, ich gebe es zu, hat Gary Funck ins Friesische übersetzt und mir dann als Audio-Datei mitgegeben, damit ich das Vorlesen üben konnte. Trotz eines Online-Kurses im letzten Jahr im Friesischen bei Gary wäre ich damit sonst völlig überfordert gewesen – also, nochmal Dank an Dich, Gary, für diese besondere Einstimmung auf Weihnachten, die die, die da waren, gestern in der Emmelsbüller Kirche erleben durften! You’ll never walk alone! – Ja, es ist natürlich kein Weihnachtslied, und doch kann man die Botschaft auf weihnachtlich deuten: Du bist niemals allein auf dem Weg! – Zum einen, weil Gott Gemeinschaft will: er bringt die Menschen zusammen. Und zum anderen, weil er an Weihnachten selber auf die Erde kommt um uns zu zeigen: Niemals musst du Menschenkind allein sein! Ich, dein Gott, bin von nun an an deiner Seite! – Das ist das große Versprechen, das Jesus macht. In der Weihnachtsgeschichte bei Matthäus wird Jesus einmal auch der „Immanuel“ genannt – das heißt übersetzt: „Gott ist bei uns!“ – Und an Ostern im selben Matthäusevangelium sagt Jesus zu den Jüngern: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage bis an das Ende der Welt.“ Jesus ist gekommen – um zu bleiben. Nicht so sichtbar wie als Kind in der Krippe oder später als Mensch am See Genezareth , der heilt, hilft und predigt. Aber dennoch immer da. In seinem Wort. In seinen Wundern, die auch heute möglich sind. In unseren Herzen. In aller Liebe, die wir zu geben gerufen sind: wir dürfen mit ihm leben: You’ll never walk alone. Und schon das werdende Kind in Marias Bauch bringt Menschen zusammen. Maria mit Elisabeth, als sie in den Bergen den Rat der älteren, wie sie werdenden Mutter sucht. Oder später in Bethlehem, wo zwar kein Platz in der Herberge ist, aber doch eine Krippe, und sich dort dann die Hirten bei dem Kind und Maria und Josef versammeln. Hirten, um die die anderen sonst gerne einen Bogen machten. Der Himmel hat keine Berührungsängste, im Gegenteil. Gott sind die Armen, die am Rande einer Gesellschaft, oft die allerwichtigsten! Die Engel singen, der Stern leuchtet. So wird Weihnachten. Und später kommen die Sterndeuter aus Babylon dazu. Reiche Leute, das verraten die Geschenke – aber aus einer anderen Gegend, mit anderem Glauben, wo man andere Götter verehrt und den Sternbildern große Bedeutung zuweist. Auch sie sind genauso willkommen bei dem Kind. Dieses Kind baut Brücken von Mensch zu Mensch: You’ll never walk alone! Was das heute bedeutet? Das Kind bringt zusammen? In unserer Gesellschaft, die so gespalten ist. Geimpfte und Ungeimpfte. Menschen, die für Klimaschutz demonstrieren und Angst haben, dass sich alles zu langsam ändert, und andere, die Angst vor den Veränderungen haben? Reiche und Arme? Jung und Alt. Männlich, weiblich, divers. Einheimische und Fremde. Glaubende und Zweifelnde. Das Kind baut Brücken. Wir dürfen bei diesem Kind sein, wie wir sind. Das ist die Freiheit, die das Kind uns schenkt. Aber zugleich haben wir von der Liebe, die Gott bringt, nichts verstanden, wenn wir sie nicht miteinander teilen und ganz besonders denen schenken, die auf Rücksicht und Fürsorge angewiesen sind. In der Pandemie sind das die „vulnerablen Gruppen“, die wir mitschützen müssen, dass sie überleben können. Und es sind die völlig überlasteten Menschen in Medizin und Pflege, die mit vollem Einsatz für uns da sind und dafür unsere Unterstützung nun genauso erwarten dürfen. Da wird das Thema „Impfen“ dann ganz schön konkret. So, oder so ähnlich, ging die Predigt gestern im Gottesdienst. Gesungen haben wir „You’ll never walk alone“ aber dann nicht. Sondern: andere Weihnachtslieder. Aber vielleicht wollt ihr dieses Jahr unterm Weihnachtsbaum dieses Lied singen. Und an Gott denken, der gekommen ist um zu bleiben. Und sich anbietet: mitzugehen auf eurem Weg durch das Leben. Ist das nicht ein wunderbares Angebot unseres Gottes? Never walk alone? Foole tunk! Einen gesegneten dritten Advent! Und : Bleibt behütet!

Adventskalender 11. Türchen

Treckerparade

Erstellt: 11. Dezember 2021

„Mache dich auf, werde licht; denn dein Licht kommt, und die Herrlichkeit des Herrn geht auf über dir.“ (Jesaja 60,1).

Gestern wurde es wieder früh dunkel. Wie das so ist im Dezember, wenn die Tage immer noch kürzer werden. Aber dann wurde es richtig hell. Musik kündigte das Kommen an. Menschen standen am Straßenrand. Und er erlebten eine wunderschöne Treckerparade in Emmelsbüll-Horsbüll.

 

Unsere Landwirtinnen und Landwirte in Kooperation mit der Feuerwehr hatten sich wieder etwas ganz Besonderes ausgedacht. Coronakonform den Menschen eine Freude bringen, eine Abwechslung schenken, etwas Weihnachtsmusik und Licht und Begegnung auf Abstand bringen. Es war wunderschön. Weihnachtsmärkte – abgesagt! Weihnachtsfeiern – abgesagt! – Lebendiger Adventskalender – abgesagt! Größere Familienbegegnungen an Weihnachten – abgesagt! Reisen – abgeraten! – Aber die Trecker kamen, und es tat der Seele gut! – Neben mir der kleine Junge war ganz überrascht, als der Weihnachtsmann, der ja auch in der Parade mitfuhr, ihm ein Geschenk vom Wagen reichte. Solche Gesten machen Advent und Weihnachten aus! – Was für eine Arbeit: so einen Bulldog, einen Trecker mit Lichtergirlanden schmücken, aufgeblasene Weihnachtsmannfiguren oder anderen Schmuck noch befestigen. Aber es wurde gemacht. Und es ist schon jetzt ein ganz großes Highlight dieser adventlichen Zeit! Großer Dank den Organisatorinnen und Organisatoren und allen Beteiligten – ihr habt damit Freude und auch Segen in schwieriger Zeit gebracht! – So meint es doch auch Jesaja in diesen Worten: „Mache dich auf, werde licht!“ – Nicht über die Dunkelheit klagen, sondern selber Licht bringen. Dazu gehört sich auf den Weg zu machen und Ideen zuzulassen. Und dazu kann auch gehören: Den Trecker zu schmücken und an einer solchen Parade teilzunehmen, die Menschen aus der Vereinzelung hinter ihren Häusern holt, die uns das Gefühl gibt: auch in Coronazeiten müssen wir zwar Abstand halten, aber wir halten noch immer zusammen, sind wir eine Dorfgemeinschaft, ist einer für den anderen da. – Licht bringen – weil es nicht dunkel bleiben soll! Das ist die Zusage in diesem Advent. Gott kommt. Und wo er ist, ist Licht, Freude, Wärme, Musik, Begegnung, Lachen, Geborgenheit. Gott kommt in unsere Welt. Diese Ankunft damals in der Krippe in Bethlehem war ein Lichtblick, aus dem so viel Hoffnung erwuchs. Angst, Not, Armut, Krankheit, Schuld, Ausgestoßensein, Tod: alles Dunkle in unserem Leben muss nicht das letzte Wort behalten. Gott zündet für uns ein Licht an und setzt dagegen: Hoffnung – Beistand – Gabe – Heilung – Vergebung – Annahme – Auferstehung. Dafür ist Jesus gekommen. Und dafür wird er noch einmal kommen um diese große Verheißung zu vollenden. Bis dahin ruft er uns, bewegt unsere Herzen, bringt Menschen auf den Weg: einander Licht zu bringen und Hoffnung zu geben. So wie es gestern geschah: auf den Straßen, auf den Plätzen in Emmelsbüll-Horsbüll.

 

Bleibt behütet! Und bringt einander Licht, so wie Gott in euer Leben Licht und Hoffnung bringt!

Adventskalender 10. Türchen

Krippenfigur Jesus

Erstellt: 10. Dezember 2021

10. Dezember 2021

Da ist es gestern passiert. Ich komme in den Kindergarten, beginne mit einer Frage: Welches Fest feiern wir bald? – Weihnachten, das war für die Kinder kein Problem. Dann die nächste Frage: Wer steht denn im Mittelpunkt des Weihnachtsfestes? Und da kam die Antwort eines Kindes wie aus der Pistole geschossen: Der Weihnachtsmann! Tja, damit hätte ich rechnen müssen!

 

Na, ich holte die Krippenfigur von Jesus aus meiner Tasche, hielt sie hoch und fragte noch einmal. Und dann riefen gleich mehrere Kinder: Jesus! Alles geklärt! Aber es ist ja so verständlich. In den Geschäften, den Auslagen sieht man selten die Krippenfiguren, aber reichlich Weihnachtsmänner. Die Schokoladenmodelle bilden Nikolaus und Weihnachtsmann und ab und zu noch mal einen Engel ab. Maria, Josef, Jesus, die Hirten: alle Fehlanzeige. Vielleicht war das keine so gute Idee damals bei Luther, etwas Entscheidendes im Ablauf der Advents- und Weihnachtstage zu verändern. Im Mittelalter war der Nikolaus der Geschenkebringer für die Kinder. Am 6.12. wurden die Kinder also reichlich beschenkt. An Weihnachten gab es gar nicht viele Geschenke – da stand das Kind in der Krippe – Gottes Geschenk an uns im Mittelpunkt. Luther hat das geändert. Mit den Heiligen hatte er es ja nicht ganz so. Und umgekehrt fand er es wichtig, dass wir gerade, wo Gott uns an Weihnachten ein so großes Geschenk macht, uns auch gegenseitig beschenken. Nun allerdings geht Gottes Geschenk, geht das Jesuskind leicht unter in der Flut der Geschenke, die wir einander machen. Und wir nehmen uns gar nicht mehr so viel Zeit für diese alte Geschichte und das Wunder dahinter: Gott wird Mensch und ist ganz an unserer Seite! Na ja, im Kindergarten habe ich dann eben auch eine Weihnachtsmanngeschichte erzählte. Sie stammt von Anu Stohner und Henrike Wilson und heißt: Der kleine Weihnachtsmann, der im Dorf der Weihnachtsmänner im hohen Norden wohnt, jedes Jahr alles vorbereitet für die Kinder: Geschenke bastelt, Plätzchen backt, den Schlitten putzt für die Reise zu den Menschenkindern. Aber jedes Mal sagt der Oberweihnachtsmann: Du kannst nicht mit. Du bist noch zu klein. Vielleicht nächstes Jahr. Und dann ist der kleine Weihnachtsmann immer ganz traurig, weil er als einziger nicht mit darf auf die weite Reise. Aber dann geschah es: als er, so alleine im Dorf, abends einen Spaziergang machte, hörte er viele Stimmen im Wald. Und er schlich sich an und hörte zu: die Tiere versammelten sich und beklagten sich, dass an sie ja nie jemand denke. So viele Geschenke bekämen die Menschenkinder – aber keiner der Weihnachtsmänner denke an die Tiere im Walde, ganz in der Nähe des Dorfes, die sich auch über ein Weihnachtsgeschenk freuen würden. Freudig hüpft der Weihnachtsmann nach Hause, belädt seinen Schlitten mit den für die Kinder gedachten Geschenken und mit seinen selbstgebackenen Plätzchen, schiebt ihn durch den Wald zu den Tieren und beschenkt die Eule, den Wolf, den Hasen – alle Tiere bekommen ein Geschenk. Und die Tiere sind so glücklich. Als die Weihnachtsmänner von ihrer Reise zurückkommen, erzählt ihnen der kleine Weihnachtsmann, was er ausgerichtet hat. Und der Oberweihnachtsmann ernennt ihn zum Weihnachtsmann für die Tiere. Keiner ist zu klein – um nicht doch etwas ganz Besonderes zu sein. Keiner ist zu klein, um nicht doch ganz wichtig zu sein. Genau das gibt uns doch das Kind in der Krippe zu verstehen! In dem Sinne – bleibt behütet!

Adventskalender 9. Türchen

Landschaft

Erstellt: 09. Dezember 2021

9. Dezember 2021

„So wahr mir Gott helfe“! So hat Maria nicht ihr kurzes Gespräch mit dem Engel beendet, der ihr eröffnete, sie werde schwanger werden und Gottes Sohn zur Welt bringen. Aber sinngemäß war das gar nicht so weit entfernt. Sie sagte: „Ich bin des Herrn Magd. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Da schwingt die Ahnung mit: Wenn Gott etwas von uns will, da können wir nicht verhandeln und kommen aus der Sache sowieso nicht heraus. Aber auch das Vertrauen: Gott wird schon helfen: und mit seiner Hilfe wird alles gehen.

 

Weitsichtige Worte der Maria! Gestern bei der Einführung und Vereidigung der neuen Bundesregierung schlossen neun der siebzehn Ministerinnen und Minister ihr Versprechen ihr Amt auf dem Boden des Grundgesetzes zum Wohle des Volkes auszuüben mit dem Zusatz: „So wahr mir Gott helfe!“ Interessanterweise ausgerechnet sämtliche Ministerinnen und Minister der FDP – die laut Wahlprogramm für eine strikte Trennung zwischen Kirche und Staat sind – , kein Minister, keine Ministerin der Grünen und auch nicht der Bundeskanzler. Die Zeiten sind längst vorbei, wo diese Sache noch ein Aufreger wert war wie damals bei Gerhard Schröder, als er als erster Bundeskanzler in der Geschichte die religiöse Bekräftigung wegließ. Olaf Scholz ist nun der erste Bundeskanzler, der auch keiner christlichen Kirche mehr angehört, nachdem er vor einigen Jahren aus der evangelischen Kirche ausgetreten ist. Auch das ist kaum ein Aufreger wert, auch da steht er inzwischen fast schon für jeden zweiten Bundesbürger, jede zweite Bundesbürgerin. Es wäre schlimm, wenn wir aus der Weglassung der religiösen Formel einfach schließen würden, die neue Regierung sage sich von Gott los. In der Bergpredigt sagt Jesus: Eure Rede sei Ja, Ja, Nein, Nein – und dass wir bei Gott gar nicht schwören sollen. Und was nutzt es, wenn jemand einfach weil es bisher fast alle machten, „Gott“ im Munde führt ohne dass er wirklich Gott meint. Wir sollen Gottes Namen nicht missbrauchen, heißt es in einem der zehn Gebote. Lieber nicht groß schnacken, sondern machen! Insofern ist alles gut und auch ehrlich! – Und doch – ich hoffe, ihr könnt es mir nachsehen – habe ich gestern dennoch geschluckt und diese Worte: „so wahr mir Gott helfe“ vermisst. Na ja, ich bin Pastor, was wollt ihr von dem anderes erwarten! Aber nein – ich meine einfach: die Aufgabe ist so groß, die die Regierung auszufüllen hat. So viel, was von ihr erwartet wird. Auch ein ganz schöner Scherbenhaufen des Nichtstuns oder Zu-Wenig-Tuns der Vorgängerregierung, an die sie sich nun machen muss. Klimaschutz, Corona-Pandemie, außenpolitische Unsicherheiten, Energiewende, Renten, die Einung der Menschen dieses Landes, die momentan so gespalten in verschiedene unversöhliche Lager erscheinen. Da kann man sich doch eigentlich nur jede Hilfe, die man irgendwoher bekommen kann, dazu wünschen. „So war mir Gott helfe“ ist für mich ein Ausdruck: Ja, auch der Bescheidenheit: Ich muss das nicht alleine rocken, ich kann das auch gar nicht. Der Urgrund allen Seins muss mir beistehen. Es drückt einen riesigen Respekt vor der Aufgabe aus und zugleich die Entschlossenheit alles anzugehen. Und es ist – nach den Erfahrungen des totalitären Staates in der Nazizeit – auch das Bekenntnis, dass die, die Verantwortung übernehmen für ein Volk, einen Staat: damit einmal selber vor der höchsten Instanz, die es in unserer menschlichen Vorstellung geben kann, stehen werden: nämlich Gott. Gott, der uns in die Verantwortung ruft, Gott, der zugleich Anwalt der Schwachen, der Leidenden, derer, die in einer Gesellschaft zu kurz kommen, ist. Anwalt der Menschlichkeit und Barmherzigkeit, der Gerechtigkeit und der Fürsorge. „So wahr mir Gott helfe“ – Es kommt nicht auf Worte an, es geht um das Tun. Es ist gut, dass nun eine neue Regierung im Amt ist. Sie hat alle Hände voll zu tun. Und wir sollten nicht vergessen sie mit der Hilfe auszustatten, die uns wichtig ist: die Hilfe des Himmels. Und also für sie reichlich beten. Und das tun, was wir können, dass dieses Land vorankommt: Im Klimaschutz, in der sozialen Gerechtigkeit, im Bestehen der Corona-Krise und in so viel mehr! Gut, dass jetzt der Startschuss war.

 

Und Gott möge uns allen: helfen! – Bleibt behütet!

Adventskalender 8. Türchen

Verkündigungskirche in Nazareth

Erstellt: 08. Dezember 2021

8. Dezember 2021

Es war ein großer Satz im Jahr 2015, gesprochen von der nun aus dem Amt scheidenden Bundeskanzlerin Angela Merkel: Wir schaffen das! Gar nicht mit zu viel Pathos gesagt, sondern sehr kämpferisch, ehrlich, zuversichtlich: Wir schaffen das! Angesichts des Flüchtlingselends, das sich vor den Grenzen Deutschlands abspielte. Und es klang so bisschen wie in einer Familie, wenn eine Krisensitzung angesagt ist, vielleicht ist jemand erkrankt, vielleicht hat jemand eine wichtige Prüfung in den Sand gesetzt, vielleicht ist jemand einfach am Boden zerstört, und der Vater, die Mutter sagt in die Stille: Wir schaffen das schon! Es waren die Worte, die ich immer mit ihrer Kanzlerschaft verbinden werde.

 

Und ich war noch nie zuvor und auch nicht wieder später jemals so berührt – ich will jetzt nicht sagen: stolz (weil ich mit diesem Wort in diesem Zusammenhang nichts so recht anzufangen weiß) – Deutscher zu sein wie in dieser Zeit, in der eine Kanzlerin die entscheidenden Worte gefunden hat, die zu einer Geste der Menschlichkeit führte: Wir schaffen das! Und zugleich ist dieser Satz ist ein Satz auch für die Nachwelt, weil Leben nicht immer planbar ist und Herausforderungen dazu da sind, angenommen zu werden. Das kann man nur in einer Gemeinschaft: Wir schaffen das! Ob es Josef so ausgedrückt hat? Nachdem Maria ihm von dieser Schwangerschaft erzählt hat, die Josef gar nicht einordnen konnte: Wie, von wem, wie kann das sein? Er hätte sie vor Gericht bringen können, immerhin waren sie beide einander versprochen. Stattdessen entschied er sich dafür sie klammheimlich zu verlassen … Wie oft passiert das auch dieser Tage, dass sie ein Kind bekommt und er einfach geht – leise, klammheimlich, sich aus der Verantwortung stiehlt? Was für toughe Frauen, die niemand haben, der ihnen sagt: Wir schaffen das – und die kämpferische, liebevolle Mütter ihrer Kinder werden … – Josef war „rechtschaffen“, so übersetzt Luther, „großmütig“, so übersetzt die Gute Nachricht und sagt im nächsten Atemzug: Deshalb hatte er vor sich stillschweigend von Maria zu trennen … Großmütig, rechtschaffen??? Hallo, Evangelist Matthäus, geht es noch? Ist das nicht doch sehr beschönigend? In der damaligen Zeit die schwangere Verlobte einfach zurücklassen – wo sollte sie hin? Was für ein Gerede wird es in Nazareth gegeben haben? Wie haben ihre Eltern reagiert? Das alles erfahren wir nicht – nur von Josef, der einfach nur weg will. Zu groß war die Zumutung für ihn: dass seine Maria schwanger war vom Heiligen Geist! Aber Gott ist ja auch noch da. Eine Nacht darüber schlafen ist immer ein guter Rat. Ein Traum später, ein Morgen danach – und Josef weiß, was zu tun ist. Er bleibt bei seiner Maria. Er glaubt ihrer Version, dass dieses Kind in ganz besonderer Weise von Gott ist. Und dass sein, des Josef Platz bei Maria ist. – Und er sieht sie an am Morgen danach, seine Maria. Und er sagt ihr diese Worte, die zwar so nicht in der Bibel verbürgt sind. Aber woher sonst sollte sie die Pastorentochter Angela haben: „Wir schaffen das!“ – Und das Wunder der Liebe nimmt Gestalt an! – Seid behütet! Euer Pastor Gerald Rohrmann

 

Foto: Die Verkündigungskirche in Nazareth

Adventskalender 7. Türchen

Verkleidung Weihnachtsmann

Erstellt: 07. Dezember 2021

7. Dezember 2021

Na, sind sie gut gefüllt worden, eure Nikolausstiefel? Auf jeden Fall war der Nikolaus gestern sehr fleißig. Und er war auch in Emmelsbüll zugange. Um 16.00 Uhr hatten sich viele Kinder mit Eltern an der Kirche eingefunden. Er ließ noch einen Augenblick auf sich warten, der Nikolaus. Ist ja auch in diesen Tagen ein besonders gefragter Heiliger! Na, wir sangen schon mal ein paar Strophen von „Lasst uns froh und munter sein!“ Die Kinder waren super textsicher und sangen laut mit. Und dann kam er: mit großem Geschenkesack auf dem Rücken trat er mitten unter die Kinder.

 

Er hielt nicht lange Reden, er kam gleich zur Sache und verteilte seine Geschenke! Einige Kinder waren bestens vorbereitet, trugen ein Gedicht vor oder hielten ihm ein selbstgemaltes Bild entgegen. Darüber hat sich der Nikolaus sehr gefreut! Andere kamen einfach so mit – und sie waren genauso willkommen. Der Nikolaus fragte auch nicht, ob die Kinder immer schön brav gewesen seien. Wer ist das schon, und was heißt schon brav? Auf jedes Kind ging der Nikolaus zu, und jedes Kind wurde beschenkt. Am Ende schien es beinahe knapp zu werden mit den Geschenken im großen Sack vom Nikolaus. Aber natürlich hat so ein Nikolaus vorgesorgt und noch eine Kiste zum Nachfüllen dabei gehabt. So dass dann zwar nicht jedes Kind genau dasgleiche bekam – aber kein Kind ging leer aus, und die Kuscheltiere, die es zuletzt noch gab, waren nicht weniger beliebt als die Naschereien, die am Anfang verteilt wurden. Und damit hat der Nikolaus etwas vorgemacht, das bei Gott so was von wichtig ist: Jedes Menschenkind ist wichtig. So, wie es ist, ist es wert geliebt zu werden – ohne dass es diese Liebe sich erst verdienen muss mit einer besonderen Leistung. So liebt Gott uns Menschen: einfach, weil wir da sind und weil wir sind, wie wir sind, mit Macken und Fehlern und Schwächen – und dennoch geliebt bei Gott. – Und das andere, was Nikolaus vorgemacht hat: bei Gott geht kein Menschenkind leer aus. „Er schenket mir voll ein“ – heißt es im Psalm 23, Der Herr ist mein Hirte, von Gott: reichlich beschenkt er uns. Daran sollen Tage wie der Nikolaustag erinnern, gerade auch in dieser Zeit der Vorfreude auf Weihnachten. Dieses Kind in der Krippe ist das eigentliche Geschenk, das Gott der Welt macht: Ich bin da! Zeigt uns Gott. Ich habe euch nicht vergessen, ich bin euch nahe, ich will euch begleiten, mit Liebe beschenken, ich will euch Schuld vergeben und Hoffnung bringen und Freude machen. Das feiern wir an Weihnachten! – Und dann hat der Nikolaus auch noch ein paar Nikolausskeptiker zum Nachdenken gebracht: als er das eine Mädchen mit dem weißen Stoffhasen im Arm ansprach: mit Namen – woher wusste der Nikolaus, wie das Mädchen heißt? – Und dass er ihr ja am Morgen den Stoffhasen gebracht hatte – woher wusste der Nikolaus, dass das wirklich ein Nikolausgeschenk war? Es war jedenfalls ein Volltreffer, und die Jungs neben dem Mädchen stockten einen Moment. Waren sie sich erst noch sicher: den Nikolaus gibt es ja eigentlich gar nicht – wurden sie jetzt doch ganz schön unsicher! Ist das nicht herrlich – wenn wir unsicher werden in unserer skeptischen Weltsicht – und neu staunen lernen! Es ist Advent – was für eine wunderbare Zeit!

Adventskalender 6. Türchen

Nikolaus in Klanxbüll

Erstellt: 06. Dezember 2021

6.Dezember 2021

Ich habe sie geliebt – diese besondere Rolle des Lebens. Einmal im Jahr sich als Nikolaus zu verkleiden und den Kindergarten einige Orte weiter von meiner früheren hessischen Gemeinde entfernt (wo die Kinder mich nicht so leicht erkennen konnten wie in meiner eigenen Gemeinde, vor allem an der Stimme!) zu besuchen. Das Nikolausgewand lag dort schon bereit. Ich schlich mich durch die Eingangstür, wenn keine Kinder im Flur waren, zog mich um. Die Leiterin kam dann und brachte mir den Sack mit den Geschenken. Und ich stapfte los, von Raum zu Raum. Und dann saßen wir im Kreis, die Kinder, die Erzieherinnen und Erzieher, und ich, der Nikolaus.

 

Und durfte berichten: von den Rentieren, die ich in der Nähe abgestellt habe. Von dem Eifer der vielen himmlischen Helferinnen und Helfer beim Zurechtmachen der Geschenke. Von der weiten Anreise und den vielen Kindern, die heute, am Nikolaustag, noch zu besuchen sind. Die Kinder hatten viele Fragen und brachten mich manches Mal unter meiner dicken Verkleidung gewaltig ins Schwitzen. Manche Einladung kam auch noch: Kannst du heute Abend auch bei uns zu Hause noch mal vorbeikommen, da wartet mein kleines Schwesterlein auf dich? Endlich wurden die Geschenke verteilt, und ich stapfte weiter. Manchmal wurde ich selber auch noch als Nikolaus von den Kindern beschenkt: so manches liebevoll gemalte Bild für den Nikolaus durfte ich mitnehmen! Ich habe diese Rolle geliebt. Nikolaus spielen: der Nikolaus darf großzügig sein und doch auch mal mahnen. Manche Situation im Kindergarten bekam ich von der Leiterin vorher geschildert, wo es unschöne Streitszenen gab zwischen den Kindern. „Könntest du das irgendwie ansprechen?“ Und irgendwie hatte ich das Gefühl, die Kinder meinten es wirklich immer ernst, wenn ich sie dann fragte: „Wollt ihr das beim nächsten Mal nicht besser hinbekommen, dass keiner traurig ist und weinen muss?“ Den Nikolaus hat es wirklich gegeben. Als Bischof in Myra, einer Hafenstadt in der Türkei. Und es wurde ihm nachgesagt, dass er ein Freund der Armen und der Kinder war und mit ganzem Herzen geholfen hat. Und ein geschickter Verhandlungsführer muss er auch gewesen sein, wenn er wirklich den Kapitän einer kaiserlichen Flotte, der in Myra vor Anker ging, überzeugt hatte von dem für den Kaiser bestimmten Getreide seiner Schiffe etliche Säcke den Menschen in Myra zu überlassen, weil dort gerade eine Hungersnot herrschte. Und die Strenge, die man dem Nikolaus nachsagt, wenn er mit Sack und Rute vor den Kindern steht, kommt wohl allein daher, dass der Bischof Nikolaus von Myra mit anderen Bischöfen und Pastoren streng umgehen konnte, die etwa behaupteten: Jesus sei gar nicht wesenseins und gleichrangig mit Gott anzusehen. Auf Jesus, in dem Gott voll und ganz gegenwärtig ist, ließ Nikolaus nichts kommen und soll auf einer Bischofskonferenz schon mal Ohrfeigen verteilt haben. Später allerdings soll er dann denen, mit denen er um die rechte Lehre gestritten hat, gesagt haben: „Lassen wir über unserm Zorn nicht die Sonne untergehen.“ Nikolaus – ein Mensch der Tat. Solche Menschen brauchen wir. Die für ihren Glauben leben. Und die für Menschen in Not mit ganz viel Herz da sind. Menschen, die sich an Jesus ein ganz großes Beispiel nehmen und sich jeden Tag fragen: Was möchte Jesus heute durch mich getan haben? – In dem Sinne: ihr lieben Nikoläuse und NIkoläusinnen: es gibt viel zu tun! Für die Kinder und für andere Menschen. Heute an Nikolaus besonders – aber im Grunde: an jedem Tag! Bleibt behütet!

 

Foto: Gestern nach dem Gottesdienst besuchte uns der Nikolaus in Klanxbüll!

Adventskalender 5. Türchen

Verkündigungskirche in Nazareth

Erstellt: 05. Dezember 2021

5. Dezember 2021

Es war gegen 17.00 Uhr und schon stockdunkel, als unser Reisebus endlich nach Nazareth einbog. Die Verkündigungskirche war unser Ziel. Wir verließen den Bus und betraten die Kirche. Draußen war es dunkel, und drinnen war ein Gewusel von Menschen. Und dennoch wirkte alles gedämpft. Die Dunkelheit des Raumes, die Lichter der Kerzen verliehen dieser Kirche etwas sehr Heiliges. Und dann stiegen wir zur Hauptattraktion dieser Kirche ein paar Stufen herab – nämlich zur Verkündigungsgrotte. An die Stelle, wo damals vor über 2000 Jahren der Engel Gabriel Maria erschienen sein soll und ihr diese Botschaft gegeben haben soll: Fürchte dich nicht. Du wirst schwanger werden und einen Sohn gebären und sollst ihn Jesus nennen – und er wird Sohn des Höchsten genannt werden.“ Ob das nun wirklich an dieser Stelle gewesen ist?

 

Wer vermag das schon zu sagen. Aber es schien absolut vorstellbar: dass hier einmal Marias Haus gestanden hat und der Engel so halb auf der Treppe zu ihr kam, während sie mit der alltäglichen Hausarbeit beschäftigt war. Wie hat die Botschaft des Engels ihr Leben verändert! Schwanger, Kind, Gottes Sohn! Das musste Maria erst einmal verdauen! Wie wird es ihr danach ergangen sein: bei ihrer Familie? In der Enge dieses kleinen Dorfes Nazareth? Schwanger , aber nicht verheiratet! Was für ein Dorfgerede könnte entstanden sein? Offenkundig hat sie das Dorf erst einmal verlassen, hat Unterschlupf gefunden in den Bergen bei ihrer Verwandten Elisabeth, die auch schwanger war, einiges früher als Maria, mit Johannes dem Täufer. Elisabeth war schon vorgerückten Alters und hatte gar nicht mehr gedacht jemals ein Kind bekommen zu können – und jetzt kam es doch wie durch ein Wunder. Und sie, Maria, war die, die noch gar keinen Gedanken an ein eigenes Kind hatte – und der ein Kind nun völlig ungeplant zufiel. Und dann noch dieses Kind: Sohn des Höchsten! Die beiden Frauen hatten sich viel zu erzählen, und Maria gewann bei Elisabeth offenkundig auch ihre eigene Sicherheit und Klarheit über ihre Situation zurück. Wie war das damals wirklich gewesen mit Maria und dem Engel und dieser geheimnisvollen Botschaft? In der Kirche, in dieser wunderbaren Stimmung mit Dunkelheit und Kerzen, schienen Engel mit einer wunderbaren Botschaft jederzeit möglich. „Ich bin des Herrn Magd. Mir geschehe, wie du gesagt hast.“ Welche Gnade, wenn wir auf das , was uns unerwartet von Gott zufällt – ist es Geschenk oder vielleicht auch Zumutung – genau so reagieren können: „Ich bin bereit, du wirst bei mir sein, Gott. Gemeinsam packen wir das!“ Bleibt behütet!

Adventskalender 4. Türchen

Barbaratag

Erstellt: 04. Dezember 2021

4. Dezember 2021

Es sieht nicht gut aus für den Sommer 2022! Heißt doch eine berühmte Bauernregel: Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen! Und dass es heute ohne Regen abgehen wird, scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein! Heute ist Barbaratag! Um das Leben der Heiligen Barbara ranken sich allerhand Geschichten und Legenden. Anfang des 4. Jahrhunderts soll sie gelebt haben. Ihr Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, wachte streng über sie und wollte ihr eine gute Ausbildung und verheißungsvolle Zukunft eröffnen. In einem Turm richtete er ihr eine Wohnung ein, die sie nicht verlassen durfte. So wollte er Barbara vor ihren vielen Verehrern beschützen. Durch einen ihrer Lehrer, die sie besuchen durften, lernte sie den christlichen Glauben kennen und ließ sich, als ihr Vater wieder auf Geschäftsreise war, heimlich taufen. Ihr Vater, als er davon erfuhr, wurde sehr ungehalten. Zumal er inzwischen für Barbara einen Ehemann ausgesucht hatte, den sie aber nicht heiraten wollte, weil sie ganz für ihren Glauben und Jesus nun leben wollte.

 

Barbara konnte vor ihrem wütenden Vater fliehen, ein Hirte aber verriet sie, und ihr Vater brauchte sie in den Turm zurück und sperrte sie nun ganz ein. Als er seine sich ihm widersetzende Tochter in den Turm trug, soll sich in ihrem Gewand ein Zweig verfangen haben. Barbara, nun ganz eingesperrt, stellte diesen Zweig in eine kleine Vase. Der Zweig, der schon wie tot aussah, fing an zu blühen und spendete Barbara etwas Trost in dieser schweren Zeit. Als es ihrem Vater nicht gelang sie vom christlichen Glauben abzubringen, brachte er sie vor Gericht. Sie wurde als Christin zum Tode verurteilt. Ihr Vater aber soll später vom Blitz erschlagen worden sein. Eine bewegende Geschichte von dieser Barbara, die uns heute auch an viele Menschen denken lässt, die noch immer aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und mit dem Tode bedroht werden. Menschen, so entschlossen und mutig wie Barbara, die an Jesus einfach festhalten, weil er für sie das Beste ist, das ihnen widerfahren konnte – und dafür sogar den Tod in Kauf nehmen. Die Hilfsorganisation Open Doors berichtet auf ihrer Homepage von ungefähr 309 Millionen Christinnen und Christen, die in über 50 Ländern in hohem Maße Verfolgung und Bedrohung erleiden. Manchmal frage ich mich: wäre ich so mutig, so entschlossen? Menschen, die das tun, wissen, was der Glaube für einen unersetzbaren Schatz darstellt. Wieviel Kraft und Halt er gibt. Und sie tragen die Hoffnung mit sich, dass dieses Leben wichtig ist, aber noch nicht alles, und das Beste und Schönste erst noch kommt, bei Gott in der Ewigkeit! – Barbara ging entschlossen ihren Weg und steht mit ihrem Leben ein auch für viele Kinder, denen Eltern, die es ja eigentlich wie Barbaras Vater „gut“ mit ihren Kindern meinen, trotzdem entscheidend im Weg stehen ihr eigenes Glück zu finden. Sie kann uns ganz schön nachdenklich machen, diese besondere Heilige! Ein wunderschöner Brauch ist es am Barbaratag einen Zweig abzuschneiden und in eine Vase mit Wasser zu stellen. Wenn alles gut geht, soll er just am Weihnachtstag blühen! – Ich habe es schon öfter versucht. Es hat fast nie geklappt. Vielleicht habe ich es nicht richtig gemacht – manche Überlieferung sagt, man solle den Zweig nur mit Hemd bekleidet pflücken – das wollte ich den Nachbarn doch nicht zumuten! Andere Überlieferungen besagen, man muss sich beim Schneiden von dem Zweig wegwenden. Oder es muss gefroren sein am Barbaratag, sonst sollte man den Zweig erst noch in den Gefrierschrank legen, damit er an Weihnachten blüht. Einmal hat es doch geklappt. Und wir hatten an Weihnachten nicht nur Schnee – sondern am Fenster auch einen blühenden Barbarazweig. Das Beweisfoto füge ich bei. – Ihr könnt es ja mal probieren: Heute einen Zweig abschneiden, in ein Glas stellen – und dann warten, ob ihr an Weihnachten blühende Barbarazweige habt. Es ist ein großartiges Bild: manchmal sieht alles so trostlos, traurig, erstorben aus wie so ein abgerissener Zweig. Aber das muss nicht so bleiben. Auch das Trostloseste kann neu erblühen. Auch wo es scheinbar nichts zu hoffen ist, lädt Gott zum Hoffen ein – denn bei Gott ist nichts unmöglich! So, zwei Aufgaben noch – schreibt mir doch mal unbedingt, ob eure Barbarazweige an Heilig Abend blühen! Über ein Foto würde ich mich dann riesig freuen. Und eine kleine Rateaufgabe: in welcher unserer Kirchen gibt es eine Darstellung der Heiligen Barbara? Wer richtig liegt, hat die Chance einen kleinen Preis zu gewinnen – einfach hier drunter oder lieber als PN mir schreiben, wo die heilige Barbara zu bestaunen ist! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Es sieht nicht gut aus für den Sommer 2022! Heißt doch eine berühmte Bauernregel: Gibt Sankt Barbara Regen, bringt der Sommer wenig Segen! Und dass es heute ohne Regen abgehen wird, scheint nicht sehr wahrscheinlich zu sein! Heute ist Barbaratag! Um das Leben der Heiligen Barbara ranken sich allerhand Geschichten und Legenden. Anfang des 4. Jahrhunderts soll sie gelebt haben. Ihr Vater, ein erfolgreicher Kaufmann, wachte streng über sie und wollte ihr eine gute Ausbildung und verheißungsvolle Zukunft eröffnen. In einem Turm richtete er ihr eine Wohnung ein, die sie nicht verlassen durfte. So wollte er Barbara vor ihren vielen Verehrern beschützen. Durch einen ihrer Lehrer, die sie besuchen durften, lernte sie den christlichen Glauben kennen und ließ sich, als ihr Vater wieder auf Geschäftsreise war, heimlich taufen. Ihr Vater, als er davon erfuhr, wurde sehr ungehalten. Zumal er inzwischen für Barbara einen Ehemann ausgesucht hatte, den sie aber nicht heiraten wollte, weil sie ganz für ihren Glauben und Jesus nun leben wollte. Barbara konnte vor ihrem wütenden Vater fliehen, ein Hirte aber verriet sie, und ihr Vater brauchte sie in den Turm zurück und sperrte sie nun ganz ein. Als er seine sich ihm widersetzende Tochter in den Turm trug, soll sich in ihrem Gewand ein Zweig verfangen haben. Barbara, nun ganz eingesperrt, stellte diesen Zweig in eine kleine Vase. Der Zweig, der schon wie tot aussah, fing an zu blühen und spendete Barbara etwas Trost in dieser schweren Zeit. Als es ihrem Vater nicht gelang sie vom christlichen Glauben abzubringen, brachte er sie vor Gericht. Sie wurde als Christin zum Tode verurteilt. Ihr Vater aber soll später vom Blitz erschlagen worden sein. Eine bewegende Geschichte von dieser Barbara, die uns heute auch an viele Menschen denken lässt, die noch immer aufgrund ihres christlichen Glaubens verfolgt und mit dem Tode bedroht werden. Menschen, so entschlossen und mutig wie Barbara, die an Jesus einfach festhalten, weil er für sie das Beste ist, das ihnen widerfahren konnte – und dafür sogar den Tod in Kauf nehmen. Die Hilfsorganisation Open Doors berichtet auf ihrer Homepage von ungefähr 309 Millionen Christinnen und Christen, die in über 50 Ländern in hohem Maße Verfolgung und Bedrohung erleiden. Manchmal frage ich mich: wäre ich so mutig, so entschlossen? Menschen, die das tun, wissen, was der Glaube für einen unersetzbaren Schatz darstellt. Wieviel Kraft und Halt er gibt. Und sie tragen die Hoffnung mit sich, dass dieses Leben wichtig ist, aber noch nicht alles, und das Beste und Schönste erst noch kommt, bei Gott in der Ewigkeit! – Barbara ging entschlossen ihren Weg und steht mit ihrem Leben ein auch für viele Kinder, denen Eltern, die es ja eigentlich wie Barbaras Vater „gut“ mit ihren Kindern meinen, trotzdem entscheidend im Weg stehen ihr eigenes Glück zu finden. Sie kann uns ganz schön nachdenklich machen, diese besondere Heilige! Ein wunderschöner Brauch ist es am Barbaratag einen Zweig abzuschneiden und in eine Vase mit Wasser zu stellen. Wenn alles gut geht, soll er just am Weihnachtstag blühen! – Ich habe es schon öfter versucht. Es hat fast nie geklappt. Vielleicht habe ich es nicht richtig gemacht – manche Überlieferung sagt, man solle den Zweig nur mit Hemd bekleidet pflücken – das wollte ich den Nachbarn doch nicht zumuten! Andere Überlieferungen besagen, man muss sich beim Schneiden von dem Zweig wegwenden. Oder es muss gefroren sein am Barbaratag, sonst sollte man den Zweig erst noch in den Gefrierschrank legen, damit er an Weihnachten blüht. Einmal hat es doch geklappt. Und wir hatten an Weihnachten nicht nur Schnee – sondern am Fenster auch einen blühenden Barbarazweig. Das Beweisfoto füge ich bei. – Ihr könnt es ja mal probieren: Heute einen Zweig abschneiden, in ein Glas stellen – und dann warten, ob ihr an Weihnachten blühende Barbarazweige habt. Es ist ein großartiges Bild: manchmal sieht alles so trostlos, traurig, erstorben aus wie so ein abgerissener Zweig. Aber das muss nicht so bleiben. Auch das Trostloseste kann neu erblühen. Auch wo es scheinbar nichts zu hoffen ist, lädt Gott zum Hoffen ein – denn bei Gott ist nichts unmöglich! So, zwei Aufgaben noch – schreibt mir doch mal unbedingt, ob eure Barbarazweige an Heilig Abend blühen! Über ein Foto würde ich mich dann riesig freuen. Und eine kleine Rateaufgabe: in welcher unserer Kirchen gibt es eine Darstellung der Heiligen Barbara? Wer richtig liegt, hat die Chance einen kleinen Preis zu gewinnen – einfach hier drunter oder lieber als PN mir schreiben, wo die heilige Barbara zu bestaunen ist! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Im Dezember gibt es für jeden Tag eine kleine Adventskalender-Andacht auf der Facebookseite unserer Kirchengemeinde. Für den jeweils aktuellen Tag erscheinen sie nun auch auf der Homepage unter „Aktuelles“, die vergangenen Beiträg sind dann unter  „Geistliche Impulse“ zu lesen.

Adventskalender 3. Türchen

Engel als Lichterkette

Erstellt: 04. Dezember 2021

3. Dezember 2021

Von den Engeln der Weihnachtszeit Es ist einer der Höhepunkte des Krippenspiels: wenn der Verkündigungsengel vor die Hirten tritt und ihnen die große Botschaft ausrichtet: „Fürchtet euch nicht! Siehe, ich verkündige euch eine große Freude!“ Den Engel zu spielen, ist bei Kindern oft ganz schön begehrt: in so ein langes weißes Gewand zu schlüpfen, goldene Flügel umzuschnallen: und los geht es! Im Konfirmandenalter ist diese Rolle vielleicht nicht mehr so attraktiv, da kommt es vielleicht „uncool“ herüber ein Engel zu sein. Aber für kleinere Kinder ist das oft eine ideale Rolle. Auch wenn der Engel nicht gerade wenig Text hat, die Botschaft an die Hirten geht ja noch weiter. Aber man kann auch noch ein paar „stumme Rollen“ mitvergeben – kleine Engel im Gefolge des Verkündigungsengels, die einfach nur mitgehen, vielleicht etwas tanzen oder ein Lied mitsingen und einfach süß aussehen. Dabei waren die Engel, von denen die Bibel erzählt, alles andere als süß! Ihr Auftreten erregt Furcht und Schrecken, darum beginnt ihre Botschaft meist mit den Worten: Fürchtet euch nicht!

 

In der Bibel kommen sie gar nicht so häufig vor. Sie können mit einem Schwert den Eingang zum Paradies bewachen, sie wohnen im Himmel und singen vor Gottes Thron, sie kommen auf die Erde , ja, auch als Schutzengel, eine Rolle, die wir den Engeln meist zuteilen. Aber in der Bibel haben sie noch viel mehr die Funktionen: Sie kommen um den Menschen die Augen zu öffnen für die großen Taten Gottes. An Ostern sind es Engel, die den Frauen am Grab das Unfassbare zu erklären versuchen: Jesus ist nicht hier, er ist auferstanden. Und an Weihnachten schicken sie die Hirten auf den Weg: Euch ist heute der Heiland geboren! Ich mag auch sehr die biblische Geschichte von Jesus im Garten Gethsemane, wie sie uns der Evangelist Lukas erzählt. Dieser berichtet von einem Engel, der Jesus so kurz vor seiner Verhaftung zur Seite tritt und ihm, so heißt es: Kraft gibt. Das ist eine besonders wichtige Aufgabe der Engel: uns Menschen zu stärken in allen Wechselfällen des Lebens und für alle Herausforderungen, vor die uns das Leben stellt. Nie sind wir allein – weil Gott bei uns ist, und weil er seine Engel ausschickt uns zu behüten und zur Seite zu stehen… Daran können sie erinnern, die Engelfiguren, mit denen wir daheim in der Adventszeit die Stube schmücken. Dietrich Bonhoeffer nennt sie in seinem berühmten Lied die „guten Mächte“, mit denen an der Seite wir getrost erwarten können, was kommen mag! Vor diesem Leuchteengel stand ich vorgestern bei einem Besuch. Er steht im Nordersten Weg in Galmsbüll. Von der Familie in Eigenarbeit hergestellt. Was für eine Botschaft: er leuchtet gegen die Dunkelheit an und erinnert jeden, der diese Tage dort vorbeikommt, an die Weihnachtsbotschaft: Fürchte dich nicht, dir ist der Heiland geboren! Du bist von guten Mächten wunderbar geborgen!

Adventskalender 2. Türchen

Engel als Lichterkette

Erstellt: 04. Dezember 2021

2. Dezember 2021

Wir öffnen das 2. Türchen! – Es ist schon eines meiner Lieblings-Adventslieder, was da gleich ganz vorne unter der Nr. 1 in unserem Gesangbuch steht: Macht hoch die Tür, die Tor macht weit! Damit ist so viel ausgedrückt, was Advent ausmacht: Offene Türen. Menschen, die zusammenkommen. Aber auch Gott selber, der sich auf den Weg macht – er wartet nicht, bis wir zu ihm kommen: er kommt zu uns. Und er wünscht sich nur, dass wir unsere Herzen öffnen und ihn hereinlassen. Darum geht es im Advent: um die Vorbereitung auf Gottes Kommen. Die Vorfreude, dass er kommt und wirklich nichts anderes will als mitten unter uns wohnen, uns ganz nahe zu sein und mit seiner Liebe unser Leben zu verändern. Manchmal steht dann jemand im Weg. Da gibt es dann so einen Herrn, nennen wir ihn einmal Herrn Sturgis, der der guten Stimmung Abbruch tut.

 

Der unsere Liebe auf eine bedenkliche Probe stellt. Der uns das Leben schwer macht und damit die Weihnachtsstimmung vermiest. Ja, so einen Herrn Sturgis kennt doch jeder, jede, oder? Vielleicht heißt so ein Nachbar, der sich über deinen Hund aufregt, wenn der mal stiften geht, oder über deine Party, wenn die Musik zu laut ist. Die Arbeitskollegin, die hinter deinem Rücken ungnädig von dir redet. Der Autofahrer, der so langsam vor dir hertuckert, wo du es so eilig hast. Die Lehrerin, die dich immer nur dann dran nimmt, wenn du gerade die Antwort nicht weißt. Der Bekannte, der gegen die Politik und den Impfzwang wettert. Ach, so ein Herr Sturgis kann so viele Gesichter haben! – Der Herr Sturgis unseres Liedes: Macht hoch die Tür, hieß wirklich so. Und war kein schlechter Mensch, im Gegenteil: wenn der Chor vor seiner Haustür sang und Geld für einen guten Zweck sammelte, hat er immer gerne gegeben. Aber jetzt, im Jahr 1623, als dieses Lied in Königsberg entstand, hat ausgerechnet er für schlechte Stimmung gesorgt. Zum 2. Advent war die Kirche am Roßgärtner Platz neu eingeweiht worden. Georg Weissel, der Pastor, hat dafür extra das Lied getextet: Macht hoch die Tür! – Wie stimmungsvoll für die Einweihung einer Kirche, deren Tür für alle Menschen offen stehen soll, aber in der vor allem auch der Herr Jesus selber zu Hause sein soll! Der Herr Sturgis nun wohnte in einem vornehmen Patrizierviertel ganz in der Nähe von der Kirche. Er hatte ein großes Haus mit riesigem Grundstück. Und direkt an seinem Grundstück führte ein Weg vorbei, der vom Armen- und Siechenheim zur Kirche hinüber und von dort weiter in die Stadt führte. Und dieser Weg wurde gerne von den Bewohnerinnen und Bewohnern des Armenhauses benutzt. Herr Sturgis fühlte sich aber vom Anblick der bedürftigen Menschen, die da an seinem Grundstück vorbeischlichen, belästigt. Und so kaufte er kurzerhand das Gelände, auf dem besagter Fußweg entlangführte, auch noch auf, richtete dort einen wunderschönen Park her und errichtete dann einen Zaun drumherum: Zutritt verboten! Aus die Maus, nun konnte keiner von dem Armenhaus mehr über sein Grundstück Richtung Stadt gehen. Aber damit war den Menschen auch der Zugang zur Kirche versperrt! Den Weg außen herum, den sie nun zur Kirche hätten nehmen müssen, war einfach zu weit, als dass sie den noch zu Fuß hätten gehen können. Gottesdienst sonntags war für sie nun gestrichen. Das schmerzte die Gemeinde und die Menschen des Armenhauses sehr! - Als der Chor nun wieder sein traditionelles Adventssingen vor den Haustüren lieber Gemeindeglieder veranstalten und Spenden sammeln wollte, schien sich die Mehrheit einig: bei Herrn Sturgis singen wir in diesem Jahr nicht! Und mag er noch so großzügig Spenden geben! Was der mit unserer Kirchengemeinde gemacht hat, ist gemein – einfach den Weg zu versperren! Der geht dieses Jahr ohne Segenswünsche und musikalischem Gruß aus. Basta. – Nur Pastor Weissel druckste herum und sagte so ungefähr dieser Art: Unser Herr Jesus Christus macht auch nicht einfach einen Bogen um unser Haus und unser Herz, auch wenn wir ihn mal enttäuscht haben – und wer von uns hat Jesus noch nie enttäuscht? Wie kann es Weihnachten für uns werden, wenn wir nicht bei Herrn Sturgis singen? Und gerade das neue Lied: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit“ – würde das nicht wunderbar passen? Bei Herrn Sturgis, der gerade Mauern und Zäune hochgezogen hat und Tore verschließt für Menschen, die zum Gottesdienst wollen? Vielleicht kommt ja die Botschaft an, Gottes Wege sind unergründlich! – So oder auch anders wird Pastor Weissel argumentiert haben. Jedenfalls konnte er seinen Chor umstimmen. Auch bei Herrn Sturgis wollten sie nun singen. Und das Wunder nahm seinen Lauf: der Chor stand versammelt vor dem Tor zum großen Parkgelände von Herrn Sturgis. Nicht nur der Chor – auch Bewohner des Siechenheimes, teilweise mit Krücken, humpelnd, hatten sich mit auf den Weg gemacht. Herrn Sturgis wurde die Ankunft des Chores am Gartentor überbracht. Und als er nun vor dem Tor die vielen Menschen stehen sah, da fragte ihn Pastor Weissel, ob er nicht seinem Herzenstor einen Stoß geben könnte und das Gartentor wieder öffnen könne für all die Menschen, die einfach die gewohnte Abkürzung in die Kirche gehen wollen! Er müsse doch nur das Gartentor offenhalten – und nicht nur die Menschen würden durch seinen Park ziehen, nein , unser Herr Jesus Christus würde direkt in Herrn Sturgis Herz wieder einziehen und dort wohnen können! Im selben Moment stimmte der Chor das neue Lied an: „Macht hoch die Tür, die Tor macht weit, es kommt der Herr der Herrlichkeit.“ –Herr Sturgis war so gerührt, dass er das Tor öffnete und die Gesellschaft sogar noch zu Kaffee und Kuchen zu sich ins Haus lud. Und er versprach von nun an das Tor für alle aus dem Armenhaus stets offen zu halten. Und als er Pastor Weissel zum Schluss noch bat die Strophen dieses neuen Liedes in sein Gesangbuch zu schreiben, da las er sie am Ende noch einmal durch und unterstrich den Anfang der letzten Strophe von Macht hoch die Tür: „Komm, o mein Heiland Jesu Christ- meins Herzens Tür dir offen ist.“ Und so hat dieses Lied vor fast 400 Jahren wirklich ein Wunder vollbracht – das Lied und die Menschen, die Herrn Sturgis nicht abgeschrieben hatten, und Jesus, der entscheidend mithalf. Also, wenn du auch so einen Herrn Sturgis in deinem Leben hast. Oder wenn du vielleicht gerade für andere wie so ein störrischer Herr Sturgis gerade bist. Dann sing dieses alte Lied oder lausche dem Gesang anderer und vertraue: Wunder sind möglich. Alles kann sich ändern. Menschen und Türen sich öffnen. Und Jesus wohnt mitten bei euch! Das alles – und noch viel mehr: vermag der Advent und der, dessen Kommen wir feiern!

 

Im Dezember gibt es für jeden Tag eine kleine Adventskalender-Andacht auf der Facebookseite unserer Kirchengemeinde. Für den jeweils aktuellen Tag erscheinen sie nun auch auf der Homepage unter „Aktuelles“, die vergangenen Beiträg sind dann unter „Geistliche Impulse“ zu lesen.

Adventskalender 1. Türchen

Erstes Türchen

Erstellt: 04. Dezember 2021

1. Dezember 2021

Erstes Türchen Was war das immer für ein Moment – als endlich der erste Dezember da war und ich das erste Türchen meines Adventskalenders öffnen konnte! Diese Aufregung, was wohl drinnen sein würde – meine Mutter hatte die Päckchen alle liebevoll gepackt. – Und gestern tigerte ich vor dem Adventskalender im Wohnzimmer auch schon wieder auf und ab und überlege, was wohl in den Päckchen drinnen sein könnte, die meine Frau genäht hat. Bis ich endlich das erste Türchen am Adventskalender – oder eben das erste Päckchen öffnen kann. Das ist Advent: Der Zauber. Die Spannung. Die Vorfreude. Das ist Advent: Ein Geschenkpaket, das der Himmel Richtung Erde aufgibt. Inhalt: Der Heiland und Retter. Gottes Liebe, menschgeworden, kommt! Das ist Advent: Türen, die aufgehen. Von Mensch zu Mensch. Selbst wenn wir Kontakte reduzieren müssen wegen des Virus. Türen können aufgehen auch am Telefon, durch eine Karte, durch ein Gespräch vor dem offenen Fenster. – Das ist Advent: dass wir einander positiv überraschen. Wie Gott uns überrascht mit dem Kind in der Krippe. Die Tür des Himmels wird weit aufgestoßen. Und Gott kommt uns entgegen! Es ist eine kostbare Zeit!

 

Im Dezember gibt es für jeden Tag eine kleine Adventskalender-Andacht auf der Facebookseite unserer Kirchengemeinde. Für den jeweils aktuellen Tag erscheinen sie nun auch auf der Homepage unter „Aktuelles“, die vergangenen Beiträg sind dann unter „Geistliche Impulse“ zu lesen.

5. Juni 2021

Nest

Erstellt: 05. Juni 2021

„Du warfest mich in die Tiefe, mitten ins Meer, dass die Fluten mich umgaben, dass ich dachte, ich wäre von deinen Augen verstoßen … Aber du hast mein Leben aus dem Verderben geführt.“ (Jona 2). So betet Jona nach der Überlieferung des gleichnamigen biblischen Buches Jona im Bauch des großen Fisches, der ihn verschlungen hat. – Morgen ist die Geschichte des Jona unser Predigttext, und ich möchte im Gottesdienst in Klanxbüll dabei das ganze Buch Jona, das aus nur vier Kapiteln besteht, vorlesen.

 

 

 

Das ist schon eine aufregende, und auch mit einer reichlichen Prise Humor und Augenzwinkern erzählte Geschichte: Von Jona, der von Gott den Auftrag erhält der großen Stadt Ninive den Untergang anzukündigen: Und Jona bockt. Das will er sich nicht antun. Er geht zwar zum Hafen, seiner Heimatstadt um aufzubrechen, aber steigt auf ein ganz anderes Schiff in genau die entgegengesetzte Richtung von Ninive. Als ob man Gott entfliehen könnte, wenn der etwas mit uns vorhat … – So kommt, was kommen muss: eine Schifffahrt mit Hindernissen, ein gewaltiger Sturm, der die Matrosen ahnen lässt, dass irgendeiner an Bord es sich mit irgendeinem Gott verscherzt haben muss. Und Jona gesteht schließlich und bittet: Werft mich über Bord, dann werdet ihr gerettet. Er ist müde, er will nur noch weg, weg von diesem Leben und allen seinen Umständen, im Meer versinken, nichts mehr spüren, Ruhe, Frieden, Ende. – Die Matrosen sind gottesfürchtig genug, um das genau nicht zu wollen: ein Menschenleben zu opfern! Aber als der Sturm nicht nachlässt, sehen auch sie keinen anderen Ausweg mehr. Jona geht über Bord und versinkt im Meer. – Aber Gott lässt seine Geschichte mit Jona weitergehen. Er schickt den Fisch, der ihn verschlingt, ohne ihm dabei ein Haar zu krümmen. Drei Tage ist Jona im Bauch des Fisches und findet zur Ruhe und findet zu sich und findet zu Gott. Er betet. Und „der ganze Fisch war voll Gesang“ , so hat es Klaus-Peter Hertzsch einmal so schön formuliert. – Und am Ende spuckt ihn der Fisch genau dort aus, wo Gott ihn von Anfang an haben wollte: in Ninive. – Gott führt seine Wege mit uns zum Ziel. Auch wenn wir erst nicht wollen und Umwege daraus machen, bis wir begreifen, dass Gott bei uns ist und seine Wege Sinn machen … – Vielleicht kennt ihr in diesen Coronazeiten auch das Jonagefühl beim Sturz ins Wasser: nichts sehen wollen, am Ende mit den Kräften sein, nur noch Augen schließen und versinken. Aber vertraut: Gott lässt sich etwas für euch einfallen. Rettung naht - es muss ja kein Walfisch sein, wo wir so eine Oase der Ruhe finden und neu zu uns finden … – Wie die Geschichte mit Jona weitergeht – wenn ihr mögt, kommt morgen vorbei, 10.00 Uhr, evangelische Kirche Klanxbüll. Oder lest sie nach mitten in der Bibel!

 

Seid gesegnet und behütet!

 

Euer Pastor Gerald Rohrmann

 

Und noch drei Fotos schicke ich mit: Diese Woche hatten wir ein tolles Erlebnis. Im letzten Jahr neugemachten Reet des Pastoratdaches brütete eine Ente. Am Donnerstag schlüpften die Entlein – und ab ging es Richtung Teich.

 

Entchen

Nest

 

Pfingsten 2021

Pfingsten

Erstellt: 22. Mai 2021

Weihnachten ist einfach, da stellt man einen Baum auf, kauft Geschenke, und in der Kirche gibt es ein Krippenspiel. Ostern – Ostern ist einfach, da versteckt man Ostereier, auf dem Herd schmort das Osterlamm, und in die Kirche kann man schon um 6.00 Uhr morgens. Aber Pfingsten – wie feiert man Pfingsten? – Wie schmückt man daheim, was gibt es zu essen, wie sieht ein Gottesdienst zu Pfingsten aus? Pfingsten ist jedenfalls – ja, lebhaft. Bunt.

 

Die Freunde von Jesus kamen damals aus ihren Häusern wie aus Schneckenhäusern heraus und fingen an: zu tanzen, zu predigen, zu taufen, fröhlich zu sein, Gott zu feiern. Und viele feierten mit. Es war stürmisch, und Feuer und Flamme waren alle, und da war Begeisterung. Bunt ist die Farbe Gottes. Bunt darf es sein im Glauben, in deinem Leben, in der Kirche. Und der Sturm, der mich heute morgen an der Haustür empfing – pardon, hier im Norden sagt man dazu ja eher: „Lüftchen“ – der lässt etwas erahnen von dem Ruck, der damals an Pfingsten durch die Jüngerinnen und Jünger ging: Leben kam in sie, Schwung, Tatendrang! Pfingsten heißt mal nicht: „Wir bleiben zu Hause!“ Gott ruft uns als Mitgestaltende in das Spiel des Lebens und des Glaubens. Gott will uns aus unseren Schneckenhäusern herausholen, in die wir uns manchmal verkriechen, wenn wir ängstlich sind oder uns nichts zutrauen oder nicht wissen, was wir da draußen sollen. Er ruft uns mit der Botschaft: Ich bin ja da. Ich stärke dich. Ich baue auf dich. Du bist Kirche Jesu Christi, Du bist Wunder Gottes, Du bist Botschafterin oder Botschafter der Hoffnung, der Liebe, des Glaubens! - Ein mega wichtiges Fest ist Pfingsten. Pfingsten: lebendig und begeistert und begeisternd und bunt. Nicht unbedingt die Begriffe, die viele mit Kirche und Glaube und Gottesdienst verbinden. Aber Gottes Geist weht ja noch immer und immer wieder. Kirche muss sich ändern. Darf sich ändern. Bunt und lebendig, engagiert und solidarisch, lebensfroh und hoffend, liebevoll darf es sein. Du – und ich. Wir sind: Kirche! – Wer mag, herzliche Einladung:

Morgen zum Gottesdienst mit Silke Jensen um 9.30 Uhr in Horsbüll und 11.00 in Emmelsbüll, am Pfingstmontag mit mir um 9.30 Uhr in Klanxbüll – mit Kindern der Musikschule von Volker Ranscht – und um 11.00 Uhr in Neugalmsbüll, beide Gottesdienste mit Abendmahlund mit Papiertauben als Pfingstgruß!

 

Gesegnete – bunte – frohe Pfingsten! Euer Pastor Gerald

 

Zum Foto: In meiner früheren Gemeinde hatten wir an Pfingsten meistens Besuch aus unserer Partnergemeinde in Tansania. Da gab es viel Verständigung mit Händen und Füßen – und viel zu lachen und viel voneinander zu lernen. Ist ja alles auch: Pfingsten!

Pfingsten

 

12. Mai 2021

Kirchentag 2021

Erstellt: 12. Mai 2021

Eigentlich wollte ich heute losfahren. Richtung Frankfurt sollte es gehen. Auf den Kirchentag 2021, auf den ich mich schon so lange gefreut hatte! Ganz in die Nähe meiner alten Heimat. In Frankfurt, wo ich mich ganz gut auskenne. Gottesdienste, Musik, Markt der Möglichkeiten, Feierabendmahl, Begegnungen, Impulse, all das, was Kirchentag ausmacht, mitnehmen. Jetzt kam alles anders. Bei mir mit der Gesundheit. Und beim Kirchentag mit der Coronasituation. Aber Kirchentag fällt nicht einfach aus. Er findet statt – anders, kleiner, dezentraler, digitaler. Aber es wird Anregungen geben, und auch von Nordfriesland aus hat man die Möglichkeit die eine oder andere Veranstaltung im Fernsehen oder im Internet mitzuerleben.

 

„Schaut hin“ – diese Worte aus dem Markusevangelium sind die Losung des Kirchentages. Als die Jünger beim Anbruch der Dunkelheit die vielen Menschen, die zusammengeströmt sind um Jesus zuzuhören, nach Hause schicken wollen, die doch auch langsam hungrig werden, sagt Jesus: Gebt ihr ihnen zu essen! Und als sie meinen, sie haben doch kaum etwas da, schon gar nicht für so viele Menschen, sagt Jesus: „Schaut hin!“ Und sie bringen 5 Brote und 2 Fische herbei. Nicht gerade ermutigend viel für so viel Menschen. Aber – ihr wisst, wie die Geschichte ausgeht: am Ende werden alle satt. Ich finde diese zwei Worte so herrlich ermutigend: Schaut hin! Klagt nicht über den Mangel. Schaut, was da ist. Und macht das Beste daraus, vertraut Gott: dann kann daraus so viel werden. Vielleicht ist das das passende Mutmachwort in dieser Pandemiezeit, wo vieles Kostbare so knapp geworden ist. Vielleicht ein Wort für uns Gemeinden: Mittel werden gekürzt, Gemeinden schrumpfen: aber seht, wer noch alles da ist, ermutigt Menschen sich einzubringen, da sind noch so viele Schätze zu heben! Schaut hin! – Morgen bin ich nicht auf dem Kirchentag, aber will vor Ort sein zu den Andachten in Emmelsbüll um 9.30 Uhr und in Neugalmsbüll um 11.00 Uhr. Und wir wollen hinschauen. In den Himmel über uns. Und auf den Himmel um uns und in uns. Und wer mag, kann zwischendurch noch eine Runde Rad fahren, von Emmelsbüll nach Neugalmsbüll. Kinder sind uns dabei auch herzlich willkommen, genauso wie Erwachsene. Wie das Wetter wird – mal schauen! Vor allem wollen wir gemeinsam hinschauen, wie viel Gutes, Kostbares, wie viel Fülle Gott uns schenkt! Jeden Tag neu! Bleibt behütet!

Euer Pastor Gerald

 

Für alle, die sich für den ökumenischen Kirchentag und das Programm und die digitalen Angebote interessieren:

https://www.oekt.de

 

Foto: vom Abschlussgottesdienst des Kirchentages 2019 in Dortmund

1. Mai 2021

Meer

Erstellt: 01. Mai 2021

Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder (Psalm 98,1).

 

Ja, manchmal muss man neue Lieder anstimmen, neue Wege gehen, neue Ziele sich suchen, neue Herausforderungen annehmen. Nicht immer kann alles bleiben, wie es ist. Gott steht für Beständigkeit, ist und bleibt derselbe, die selbe, auf sein Wort ist Verlass. Aber er wirkt auch immer wieder Neues in unserer Mitte, zeigt sich jeden Tag neu in seiner Liebe zu uns, offenbart uns immer wieder neue Seiten seiner Treue. Darum können Lieder gleich bleiben und dürfen doch auch neu werden, weil es mit Gott im Leben immer Neues zu entdecken gibt. – Ich melde mich zurück. Heute ist der erste Tag meiner langsamen beruflichen Wiedereingliederung. Ich musste und muss viel neu lernen nach so einem Herzinfarkt. Hab tolle Menschen kennengelernt in der Klinik und in der Reha. Habe vertraute Menschen an meiner Seite ganz neu wertschätzen gelernt: wie gut, euch haben zu dürfen! Habe Tipps bekommen, Gesprächsangebote, liebe Gesten, Briefe, Wünsche: habt alle Dank dafür. Habe Menschen in unseren Gemeinden, die einfach eingesprungen sind, als ich nicht konnte, und es lief bestens! Ich bin unendlich dankbar noch hier auf der Erde unter euch weilen zu dürfen.

 

Bin gerade neu am Durchbuchstabieren, was es heißt: Jeder Tag ist ein Geschenk! Das ist er ja wirklich! Bin dabei neue Lieder zu lernen, um im Bild dieses Psalmes zu sprechen: meiner Lebensmelodie neue Töne beizumischen, Dinge ändern, und das ist gar nicht immer so leicht. Was bekommt man alles nun mit gutem Grund nahegelegt: Ernährung verändern, sich mehr Ruhezeiten gönnen, Sport nicht vergessen, mehr Sensibilität für die Signale des eigenen Körpers entwickeln, langsamer machen, bewusster leben, nicht bei allem Tun einen Perfektionszwang ausleben, gelassener bleiben, geduldig sein. Manche dieser Begriffe habe ich schon gepredigt, aber wohl selber nicht gut genug zugehört. – Wisst ihr was: dieses Frühjahr ist gerade besonders schön! Jede Begegnung tut gerade besonders gut. Alles erscheint auf einmal unter einem ganz neuen Blickwinkel! Und wie kostbar ist es, wenn wir uns in jeder Notzeit, wenn Dinge ins Wanken geraten, doch auf Gott verlassen dürfen: dass er da ist, dass es mit ihm einen Weg gibt, dass er sich etwas für uns einfallen lässt: Du kannst nie tiefer fallen als in seine gnädig unter dir ausgespannten Hände! Ich freue mich riesig morgen auf meine ersten Gottesdienste nach längerer Zeit morgen, in Neugalmsbüll um 9.30 Uhr, auch digital, mit Jorge und Birgit, die alte und neue Lieder anstimmen werden für uns, und mit Anne, die die Kirche bereitet, und Sigrid, die streamt. In Klanxbüll um 10.30 Uhr mit Ines und Liedern, die sie für uns mitbringt und Tanja, die die Kirche bereitet. Habt heute einen wunderschönen ersten Mai! Und wenn schon nicht in der Kirche, dann singt für euch, daheim in der Badewanne oder unterwegs beim Spazierengehen, neue oder alte Lieder, was euch gerade auf dem Herzen liegt. Und hört auf neue Klänge, die Gott eurem Leben beimischen will, neue Spuren, die er legt, neue Entdeckungen, die auf euch warten! Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

27. März 2021

Jerusalem

Erstellt: 27. März 2021

„Wir ziehen hinauf nach Jerusalem!“ So sagte es Jesus und löste viel Freude, Erwartung, Hoffnung bei seinen Jüngern aus. Auf eine besondere Zeit mit ihm in der heiligen Stadt. Auf ein unvergessliches Passafest. Und auf weitere Wundertaten. Ja, und wer weiß, vielleicht würde Jesus in dieser heiligen Stadt noch mehr von sich offenbaren und zeigen. So dass alle merken: dass ist der Messias. Vielleicht würde jetzt wirklich die erhoffte Heilszeit anbrechen. „Wir ziehen hinauf nach Jerusalem“. Man zieht immer hinauf. Nach Jerusalem.

 

Egal, von welcher Seite des heiligen Landes man kommt. Jerusalem ist hoch gelegen. Und zugleich scheint man auch dem Himmel ein Stück näher zu sein. In Jerusalem. Als ich vor 9 Jahren dort war, kam es mir so vor. Alles schien besonders. Und vieles so heilig. Drei große Religionen mit heiligen Stätten dicht an dicht in dieser Stadt vereint. Man konnte gar nicht so in den Tag leben ohne auf Gott gestoßen zu werden, wenn der Muezzin ruft oder die Glocken läuten oder orthodoxe Juden den Weg kreuzten. Ein besonderes Flair liegt über dieser Stadt. Damals, das wisst ihr, kam alles anders, als die Jünger erwartet hatten. Und doch wurde aus diesem anderen gerade der Beginn einer neuen Hoffnung. Am Ende stand nicht das Kreuz, sondern Ostern. Die Freude von Ostern, die aber nur durch das Kreuz hindurch zu haben ist. Jesus scheitert am Kreuz, so schien es. Aber in Wirklichkeit zeigt sich darin Gott in aller Herrlichkeit. Kein Ort ist mehr gottverlassen. Kein Leid soll mehr einsam machen. Denn dein Gott steht bei dir. Jesus weiß, wie sich deine Not anfühlt. Dafür steht das Kreuz. Und von Jerusalem geht die Botschaft aus: Bist du ganz unten! Am Ende. Ist Gott dir nur noch näher. Er lässt dich nicht los. Er leidet mit dir mit. Bei ihm hast du Zukunft. Alles wird gut! In diesen Tagen brauchen wir diese Botschaft besonders. Die Covid-19-Pandemie macht so vielen zu schaffen. Ich persönlich brauche die Botschaft dieser Karwoche auch. Mein Weg führt nicht nach Jerusalem, sondern nach St.-Peter-Ording. Drei Wochen Reha sind angesagt. Über Ostern! Ich liebe Ostern, es ist für mich ein ganz besonderes Fest. Dieses Mal nicht daheim. Die Familie wird mir fehlen! Und ihr auch! Aber in Gedanken bin ich bei euch! Ihr seid in super Händen bei meinem Vertretungspastor Pastor Buttchereyt und dem Team, mit dem wir die Ostergottesdienste wie jedes Jahr vorbereitet hatten. Und er vertritt mich auch weiterhin, ganz lieben Dank!!! - Jerusalem mit Jesus – diese Zeit hat damals viele neue Gedanken angestoßen und den Jüngern wichtige Erkenntnisse gebracht. Ich hoffe, St. Peter-Ording mir auch! Mehr loslassen. Neu entdecken. Wie sehr jeder Tag kostbar und nichts selbstverständlich ist, spüre ich gerade intensiv. Und kann nachbuchstabieren, was ich manchmal anderen versuchte weiterzugeben: Immer in Gottes Hand! Tiefer fällst du nicht! Da das Internet dort in der Klinik eher bescheiden ist, werde ich allenfalls mal einen kurzen Gruß senden können. Sofern das möglich ist. Und soll ja auch Ruhe halten! Euch aber schon mal von hier: gesegnete Ostern. Und egal, in welchen Bülls oder wo ihr zu Hause oder gerade in einer Klinik oder in einer Reha seid: Gemeinsam hinauf nach Jerusalem ziehen wir in diesen Tagen. Im Herzen. In Gedanken! Mit Jesus! Er hält uns!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

19. März 2021

Essen

Erstellt: 19. März 2021

Moin Zusammen. Leider muss ich mit den Impulsen wohl erst einmal aussetzen. Liege hier im Krankenhaus … Das letzte Mal mit 10 Jahren oder so. Und jetzt gleich doch etwas heftig. Das Leben ist kostbar und riesig zerbrechlich. Hütet diesen Schatz! Jeder Tag ist ein grandioses Geschenk! – Heute ist Weltklimatag. Dazu eine Liedstrophe: Gott gab uns Ohren, damit wir hören, er gab uns Augen, dass wir uns sehn. Gott will nicht diese Erde zerstören, er schuf die gut, er schuf sie schön. –  So lasst uns auch alles tun die Erde zu erhalten! Schon um unserer Kids Willen. Bleibt behütet –

 

Euer Pastor Gerald

 

18. März 2021

Sonnenaufgang

Erstellt: 18. März 2021

Gestern begann die fünfte Woche der Passionszeit. In der Aktion: Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden steht die Titelgeschichte unter der Überschrift: „Geht doch!“ Sie führt uns weit zurück in die frühen Geschichten der Bibel. Abraham ist im weit vorgerückten Alter von 75 Jahren mit seiner Ehefrau Sarah von Gott gerufen worden: seine Heimat zu verlassen und dorthin zu ziehen, wo Gott ihn haben will. Die beiden Eheleute neben Lot, ihren Neffen, mit auf die weite Reise.

 

 

Sie kommen im verheißenen Land Kanaan an und zogen dort als Nomaden umher, immer auf der Suche nach guten Weideplätzen für ihr Vieh. Denn sie hatten eigene Herden von Schafen und Rindern und Hirten, die sie unterstützten. Aber es gab immer wieder Streit: Abrahams Herden stritten mit Lots Herden um die besten Weideplätze und vor allem um die Wasserstellen. Und darüber kamen sich auch Abraham und Lot selber in die Haare. Da fasst Abraham einen Entschluss: Es ist besser, wenn beide, Onkel und Neffe, von nun an getrennte Wege gehen. Das Land ist ja groß genug. Jeder möge doch mit seinen Herden in getrennte Richtungen weiterziehen. Leicht ist Abraham diese Entscheidung wohl nicht gefallen: hatte er doch schon seine vertraute Heimat aufgegeben und viele Freunde und bestimmt auch weitere Familie dort zurückgelassen. Und nun geht sein Weg auch mit Lot nicht mehr weiter. Aber manchmal ist es gut sich zu trennen: wenn das Zusammenleben nur noch anstrengend ist und einfach nicht funktioniert. Sich im Guten trennen, bevor man sich nur noch in Streit und irgendwann vielleicht sogar Hass und Feindschaft verrennt. Abraham lässt Lot wählen. Kein: Ich entscheide und teile dir zu, was ich nicht will. Sondern eine großherzige Geste: Wähle du! Willst du das Land zur Linken oder zur Rechten in Besitz nehmen? Lot entscheidet sich für das Land am Jordan. Eine gute Wahl für Lot, denn dieses Land ist wasserreich. Abraham dagegen bricht in die unwirtliche Wüstengegend auf. Aber er tut es mit Erleichterung: Kein Streit mehr. Kein ewiger Kleinkrieg um Essen und Ertrag. Und – das kann er zu dem Zeitpunkt noch nicht wissen: während Lots Wahl der Gegend um Sodom und Gomorrha Lot bald massive Schwierigkeiten und Herzeleid einbringt, bricht Abraham auf in das Land der Verheißung! „Geht doch“ ist die Überschrift der Geschichte. Erst einmal heißt sie: Geh doch! Manchmal geht es so nicht weiter. Manchmal muss man sich trennen, bevor man sich das Leben zur Hölle macht. Das ist immer mit Schmerz verbunden. Aber kostbar, wenn man eine gute Lösung findet. Vielleicht ist es der eine, der dann mehr nachgibt als die andere: Wähle du! Aber so können sich beide Seiten weiter unter die Augen treten. Das Leben wird dadurch in der Organisation vielleicht sehr viel komplizierter. Aber die Lebensfreude kehrt zurück. Manchmal geht es nicht weiter in der Ehe. Ja, wir hatten uns doch Treue versprochen. Aber wenn der Alltag nur noch mit Verletzungen und Zerwürfnissen einhergeht. Dann bringt es auch nichts um der Kinder willen auf heile Welt zu machen. Eine Trennung, bei der man das Wohl des anderen nicht aus den Augen verliert, kann die Weichen auf eine bessere Zukunft stellen. Manchmal muss man sich trennen. Brechen Kinder auf, weg von ihren Eltern, weil es zusammen nicht funktioniert. Gehen Freunde auf einmal getrennte Wege, ohne zu vergessen, welch gute gemeinsame Zeit sie miteinander hatten. – Schlimm dagegen ist es, wenn der Kleinkrieg mit der Trennung weiter eskaliert. Wenn man jemand, der einem einmal viel bedeutet hat, nicht mehr sehen will, nur noch schlecht macht, alle möglichen Steine in den Weg wirft. Auf die Weise kommt man gerade nicht voneinander los und kann die Freiheit eines Neuanfangs nicht genießen. – Abraham und Lot finden einen Weg. Obwohl sie keine Geschwister, sondern Onkel und Neffe sind, endet ihr gemeinsamer Weg mit dem Satz: „Also trennte sich ein Bruder von dem andern.“ (1. Mose 13,11). In der Art, wie sie eine gütliche Trennung hinbekamen, zeigt sich, dass sie von der Gesinnung wie Brüder sind: fürsorglich füreinander, auch wenn man getrennte Wege geht. So wünscht sich Gott unser Miteinander. – Leider habe ich mit meiner Schwester keinen großen Kontakt mehr. Das ist eine lange Geschichte. Irgendwann ging es uns besser, als wir getrennte Wege gingen. Ich bin nur froh, dass wir uns bei meinen Eltern begegnen und dann auch vernünftig miteinander umgehen können. Manchmal kriegen es auch leibliche Geschwister nicht besser miteinander hin…Das ist schade! Umso kostbarer ist, wenn dann Freunde wie Geschwister füreinander werden können! Behaltet die im Herzen, von denen ihr euch irgendwann getrennt habt. Und seid dankbar für die, die um euch sind. Gott freut sich daran, wenn es uns gelingt wie Brüder und Schwestern miteinander umzugehen!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

17. März 2021

judäische Wüste

Erstellt: 17. März 2021

Ein 10.000 Jahre alter Korb. Das Skelett eines etwa 12jährigen Mädchens. das liebevoll zugedeckt wurde, wie es wohl die Eltern in tiefer Trauer um ihr Kind gemacht haben müssen! Und Fragmente alter Bibelhandschriften, weit über 2000 Jahre alt. Das alles wurde jetzt gefunden in der „Höhle des Grauens“ , wie eine schwer zugängliche Höhle in der judäischen Wüste genannt wird. Ein Sensationsfund!

 

 

Der Abschnitt eines Bibeltextes stammt aus dem Propheten Sacharja ganz am Ende unseres Ersten Testaments. Auf der alten Schriftrolle ist der Wortlaut der griechischen Übersetzung des ursprünglich hebräischen Textes zu lesen, wobei der Gottesname selbst in althebräischen Schriftzeichen geschrieben ist. Der Passus lautet: „Dies sind die Dinge, die ihr tun sollt: Redet nur die Wahrheit einer mit dem anderen! Richtet wahrhaftig und recht, schafft Frieden in euren Toren. Seid nicht darauf aus, einander zu schaden, und schwört keine Meineide! Denn das hasse ich, spricht der Herr.“ (Sacharja 8, 16-17). Irgendwie großartig! 60 Jahre nach dem letzten größeren Fund alter biblischer Handschriften gibt es also immer noch solche Schätze, die in der weitläufigen judäischen Wüste lagern. Solche Nachrichten tun gut, inmitten der permanenten Pandemiemeldungen mit dritter Welle, steigenden Zahlen, Ankündigung eines möglichen neuen Lockdowns, fehlendem Impfstoff und unglaublicher Profitgier einiger politischer Akteure, die damit den so unermüdlichen selbstlosen Einsatz vieler anderer in der Politik konterkarieren. Hören wir lieber mal auf den Propheten Sacharja. Was gilt – was ist zu tun, gerade auch in schwierigen Zeiten? Da kam in dieser Höhle ja wirklich ein besonderer Text ans Licht, als würde ihn uns der liebe Gott heute ins Stammbuch schreiben: Wahrheit sagen! –Wie viele unserer täglichen Worte, die wir wechseln, müssten in Schweigen übergehen, wenn wir nur noch sagen würden, was wahr ist und was wir genau wissen! – Wahrhaftig und recht richten! Wie schnell urteilen wir über andere, ohne wirklich Bescheid zu wissen über ihr Leben! – Schafft Frieden in euren Toren! Frieden in der Welt ist so riesig schwierig zu erreichen. Aber wie oft gelingt es uns nicht einmal in unseren Familien und Nachbarschaften: Frieden zu halten, einen Streit beizulegen, aufeinander zuzugehen! – Schwört keine Meineide! Wie kostbar ist es, wenn auf uns und unser Wort Verlass ist und andere das auch spüren, dass sie vertrauen können. Wie mühsam muss gerade Politik Vertrauen wieder zurückerobern! - Und: Seid nicht daraus aus, einander zu schaden! – Ich finde das ganz schön aktuelle Worte auch für uns hier und jetzt mitten in einer Pandemie, die allen so viel abverlangt: Rücksicht üben. Es geht nur miteinander, nicht gegeneinander. Wahrnehmen, was der andere braucht! Finanziell, sozial, seelisch, körperlich, geistlich! Lösungen finden, die dem Leben dienen , die Hoffnung machen, die dem jeweils anderen auch etwas zutrauen, die zugleich immer aber auch Schutz bieten, gerade den Schwächeren, Vulnerablen! Nicht einander Böses wollen, sondern danach fragen, was nicht nur uns, sondern auch Menschen in unserer nahen und weiteren Umgebung nützt und dient, und wer gerade besonders Hilfe und Unterstützung braucht! Gebet: „Gott: Bewahre uns davor, anderen zu schaden, Lügen zu verbreiten, Vertrauen zu zerstören, Streitigkeiten zu pflegen. Du willst doch etwas ganz anderes für uns und mit uns. Hilf uns in dieser Pandemie zusammenzuhalten, die Hoffnung hochzuhalten, einander beizustehen. Geh mit uns durch diesen Tag. Lege uns deine Liebe ins Herz und lass uns selber mit ganzem Herzen lieben. Amen.“ –

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Von meiner Israelreise 2012, wo wir auch einen Abstecher in die judäische Wüste machten nach Qumran. In der abgebildeten Höhle wurden ebenfalls ganz alte Fassungen von Bibeltexten gefunden.

16. März 2021

Gemeindeveranstaltung

Erstellt: 16. März 2021

„Lass mich deine Herrlichkeit sehen!“ (2. Mose 33,18 – Tageslosung für heute):– Mose traut sich was! Mal schnell den lieben Gott zu bitten ihn sehen zu dürfen. So ein brennender Dornbusch und dabei Gottes Stimme hören – das reicht Mose nicht mehr. Er will sehen! Und Gott? Er empört sich nicht über dieses Ansinnen. Aber er weist Mose darauf hin, dass das nicht einfach so geht mit unseren irdischen Sinnesorganen. Aber Gott wäre nicht Gott – der Gott, wie ihn die Bibel uns schildert, diese liebende Gottheit, die uns Menschen Wünsche nicht einfach abschlägt, sondern eben manchmal etwas anders als erwartet und doch wieder erfüllt:

 

 

Gott macht mit Mose einen Deal: Mose soll sich in eine Höhle stellen, und Gott verspricht an der Höhle einmal vorbeizugehen, und Gott wird seine Hand vor die Augen Moses halten und sie dann abziehen, so dass Mose Gott hinterhersehen darf. Was für ein genialer göttlicher Plan! Leider erzählt die Bibel nicht, wie dann alles ausgegangen ist. Und was Mose dabei von Gott gesehen hat. Vermutlich würden Mose auch die Worte fehlen. Denn selbst wenn wir Gott nur hinterher sehen können, würde seine Herrlichkeit noch so strahlend und überwältigend sein, dass uns die Worte dafür schon mal ausgehen dürfen. Aber die Geschichte ist doch irgendwie wunderschön: Mose darf Gott hinterher sehen! Was wir von dieser Geschichte mitnehmen können?

 

1) Du darfst Gott alles sagen und alle Wünsche vor ihn bringen! 2) Gott erfüllt nicht alle Wünsche genau so, wie wir es uns vorstellen. Aber er lässt uns nie ohne Antwort. Das ist die große Zusage. Du kennst bestimmt genau wie ich Gebetswünsche, die Gott scheinbar nicht erfüllt. Er wird dir eine Antwort gegeben haben. Er hat sich bestimmt deinen Wunsch zu Herzen genommen. Und vielleicht ist er sogar immer noch dabei, nach Wegen zu suchen, wie er dir eine Antwort auf deinen Wunsch geben kann. Lass nicht locker. Nur sei dafür bereit, dass Gottes Antwort vielleicht anders ist, als du es dir gerade vorgestellt hast! Gott lässt sich was einfallen! 3) Gott können wir nicht von Angesicht sehen. Nicht in diesem Leben. Aber wir können ihm hinterher sehen. Manchmal, im Nachhinein, begreifst du: da war Gott bei dir gewesen. Im Nachhinein gewinnen Ereignisse im Leben Sinn, die du in dem Moment, da sie passieren, nicht verstehen und schon gar nicht mit Gott in Verbindung bringen kannst. Manchmal, im Rückblick, beginnst du zu staunen: dass damals nicht noch mehr passiert ist! Dass ich damals diesem Menschen begegnet bin, der mir so wichtig wurde. Dass damals der Anruf, die Nachricht, der Fingerzeig kam, der mich auf einen guten Weg gebracht hat. Das war doch nicht einfach: Zufall. Und manchmal denken wir im Rückblick sogar über schwere Tage noch einmal anders: Dass sich damals mein großer Wunsch nicht erfüllt hat , sondern mein Leben in eine ganz andere Richtung geführt wurde: War das vielleicht doch auch: Fügung, und jetzt, mit so viel Abstand, kann ich sagen: Daraus ist sogar noch Segen entstanden? Mose sieht Gott hinterher. Das genügt, um eine Ahnung zu bekommen von Gottes Herrlichkeit. Sie sehen – das darf noch warten. Dafür haben wir einmal eine ganze Ewigkeit lang Zeit! In dem Sinne: bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

15. März 2021

Legostein

Erstellt: 15. März 2021

War das schön! Gestern mal wieder Gottesdienste zu feiern, an denen auch Gemeinde vor Ort vertreten war. Einige kamen nach Horsbüll, andere nach Emmelsbüll. Sogar einige meiner Konfirmanden waren dabei. Und ich musste mich erst mal orientieren: mal nicht allein in die Kamera schauen, die ja auch mitlief, sondern zu den Menschen, die da waren. –

 

 

Eine Frau sprach mich am Ausgang an. Sie kam von auswärts, aber wollte nach längerer Zeit mal wieder die Horsbüller Kirche besuchen, mit der sie manche Erinnerungen aus früherer Zeit verbindet. Sie hatte die ganze Zeit sehnsüchtig gewartet, wann die Kirche mal wieder offen ist! – Wir müssen abwarten, wie die Lage sich nun weiterentwickelt, wo überall die Infektionszahlen wieder steigen. Aber der Sonntag führte mir klar vor Augen, dass Kirchen für manch Menschen auch echte Orte der Sehnsucht und der Hoffnung sind, gerade in schwierigen Zeiten. Und dass digitale Angebote das Aufsuchen so eines Ortes und das Erleben eines Gottesdienstes in Gemeinschaft nicht einfach ersetzen. Im Gottesdienst haben wir dann auch jene Mathematikaufgabe gelöst, die das Schachspiel betraf: Jener Sissa ibn Dahir, der das Schachspiel in Indien erfunden haben soll und als Belohnung für die Erfindung seinen König bat, ihm auf das erste Feld des Schachspiels ein Weizenkorn, auf das zweite zwei, auf das dritte vier und dann jeweils immer den doppelten Anteil des vorigen Feldes zu legen. Dem König erschien das etwas Geringes – aber seine Rechenmeister brauchten sehr lange, bis sie ausgerechnet hatten, wie viele Körner benötigt würden: Auf allen 64 Schachbrettfeldern müssten über 18 Trillionen Weizenkörner verteilt werden! An Gewicht wären das 922 Milliarden Tonnen, und wenn der Weizen mit Lastwagen transportiert werden sollte mit einer Nutzlast von 8840 Tonnen und einer Länge von 7,6 Metern pro LKW, bräuchte man 104 Milliarden Transporter, die, Stoßstange an Stoßstange stehend, 793 Millionen Kilometer an Strecke beanspruchen würden. Das wiederum wären ca. 20.000 Erdumdrehungen oder 5,3 mal die Entfernung von der Erde zur Sonne. Puh, jetzt ist mir schwindlig von diesen Zahlen, die ich aus dem Internet habe…Und was das in Eisenbahnladungen macht, dazu hat Henning ja schon geschrieben, danke, lieber Henning 😊 Und es fing alles an mit einem Weizenkorn auf dem ersten Schachbrettfeld und der doppelten Menge auf dem zweiten. Und daraus wird so ein großes Resultat! Jesus betont in der Bibel so oft: alles beginnt klein. Aus einem Senfkorn wird ein großer Baum. Ein bisschen Sauerteig durchsäuert den ganzen Teig. Ein erster Anfang verändert die Welt. So baut Gott sein Reich. Wir alle fühlen uns oft genug klein und denken: Ich kann doch nichts Großes bewirken. Aber wenn jeder jemand anderen ansteckt mit Leidenschaft, Liebe, Glaube, Hoffnung, und jeder seinerseits das dann genauso weitergibt, entsteht ganz viel! Manchmal kann ein Lächeln, das du aussendest, jemand anderem den Tag retten. Ein Anruf für jemanden der Höhepunkt des Wochenendes sein. Deine Geldspende kann genau der Betrag sein, der zu einem großen Projekt noch fehlt. Und ein Gebet kann dir oder für den, für den du betest, kann jemandem den Himmel öffnen. Ich wünsche uns einen Blick für die kleinen Zeichen am Wegrand. Und das Vertrauen, dass aus einem ersten Anfang mit Gottes Hilfe so viel mehr wird, als wir uns vorstellen können! „Komm, folge mir nach“, sagt Jesus am See Genezareth, zu einem Fischer. Dass du heute an Jesus glaubst. Nahm damals seinen Anfang!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Klein ist ein Legostein - aber aus vielen kann man super Sachen machen. Foto von einer Ausstellung auf Usedom vor einigen Jahren

13. März 2021

Kirche

Erstellt: 13. März 2021

Die Legende vom Schachspiel Nach einer Legende aus Indien hat Sissa ibn Dahier das Schachspiel erfunden. Er lebte angeblich im dritten oder vierten Jahrhundert nach Christus. Damals, so erzählt die Legende, habe der indische Herrscher Shiram sein Volk tyrannisiert und das Land ins Elend gestürzt.

 

 

Da erfand der Brahmane Sissa ein Spiel, das selbst der König nicht alleine spielen kann, und das zudem symbolisiert, dass ein König ohne die Hilfe anderer Figuren, und dazu gehören gerade auch die Bauern, nichts ausrichten kann. Dieses Spiel habe den Herrscher sehr beeindruckt. Schnell ließ er das Schachspiel im ganzen Land verbreiten und hatte nun, vom Spiel gebannt, gar nicht mehr so viel Zeit sein Volk zu drangsalieren. Er wurde zusehends großzügiger und milder. Einen Wunsch gab er Sissa frei – und dieser wünschte sich: Weizenkörner. Auf das erste Feld des Schachspiels sollte ein Korn gelegt werden, auf das zweite die doppelte Menge, also zwei Körner, auf das dritte vier und so weiter. Der Herrscher Shiram soll zunächst erbost gewesen sein über die Bescheidenheit des Wunsches. Aber als er Tage später bei seinem Hof nachfragte, wann er Sissa die Belohnung überreichen könnte, bekam er zur Antwort, dass alle Wissenschaftler und Rechenmeister des Landes immer noch nicht die Menge der Weizenkörner berechnet hätten…Noch war nicht geklärt: woher so viel Getreide nehmen. Und wie so viel Getreide herbeischleppen. Und erst recht war die Unmöglichkeit klar: dass man nicht erst auf dem letzten, dem 64. Feld eines Schachspiels, eine so gigantische Menge gar nicht unterbekommen würde. Obwohl alles doch ganz klein anfing mit nur einem Weizenkorn, das sich auf jedem Feld verdoppelt! Aber insgesamt handelte es sich am Ende um – ach was! Unsere Tochter Martha hatte diese Aufgabe kürzlich im Mathematikunterricht zu berechnen. Mit Taschenrechner. Wenn ihr mögt, rechnet doch auch mal! Und morgen im Gottesdienst – analog oder digital – oder, wer es verpasst, am Montag hier auf unserer Facebookseite: gibt es die Antwort 😊. Und wenn ihr eure Zeit anders nutzen wollt als mit Rechnen, dann spielt an diesem stürmischen, regnerischen Wochenende doch einfach mal wieder eine Runde Schach! – Oder kommt morgen in den Gottesdienst oder schaltet euch digital zu. Bei uns sind die Kirchen wieder zum Gottesdienst geöffnet. Morgen: Gottesdienst mit Gemeinde! Horsbüll startet morgen um 9.30 Uhr – Emmelsbüll folgt um 11.00 Uhr. Leere Bänke gab es jetzt so lange – vielleicht habt ihr ja Lust und Zeit und die Möglichkeit morgen zu kommen. Immerhin ist morgen das „Kleine Osterfest“. Mehr als die Hälfte der Passionszeit ist vorbei, für die, die fasten, ist jetzt auch die Hälfte geschafft! Der vierte Sonntag der Passionszeit lenkt den Blick schon auf die Freude von Ostern. Laetare heißt der Sonntag: Freue dich. Wir dürfen ja schon darum wissen, dass am Ende nicht Kreuz und Tod, sondern Auferstehung und Neubeginn steht. Und Jesus als Auferstandener mit uns mit Gottesdienst feiert. Oder mit am Taschenrechner sitzt, wenn ihr nachher die Weizenkörner berechnet. Übrigens kommt ein Weizenkorn auch in der Predigt morgen vor! Und der Wochenspruch heißt: „Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“(Johannes 12,24). Ein Weizenkorn vervielfältigt sich, wenn eine neue Ähre aus ihm wächst. Und Jesus, am Kreuz scheinbar gescheitert, in ein dunkles Grab gelegt – aus ihm erwächst eine Bewegung, eine Botschaft, eine Gewissheit, die noch heute Menschen begeistert, tröstet und stärkt. Er ist da. Wir sind nicht allein. Auf Dunkel folgt Licht. Auf Tod Leben. Das ist das Wunder von Ostern! Digital könnt ihr übrigens euch auch weiter dazuschalten: um 11.00 Uhr aus Emmelsbüll wird live gestreamt.

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

12. März 2021

Erstellt: 12. März 2021  

Hoffnungsbanner

Hoffnungsbanner

 

„Wir leben oder wir sterben, so sind wir des Herrn.“ (Römer 14,8) Was für ein schöner Genitiv in der Lutherübersetzung: wir sind „des Herrn“. Der Genitiv der Zugehörigkeit ist das. Wir gehören zu Gott. Wir haben bei ihm unser Zuhause. Einen Stein im Brett. Einen Stammplatz in seinem Herzen, wenn wir so menschlich von Gott reden dürfen. Wir gehören zu ihm. „Er gehört zu mir wie sein Name an der Tür!“ – Ja, das ist in ganz anderem Zusammenhang gesungen, aber Gott und ich – Gott und du: das soll einfach ein Team sein, das durch nichts auseinander zu bringen ist! Wenn wir manchmal suchen, zweifeln, fragen: Wo gehöre ich eigentlich hin? Ruft der ganze Himmel schon längst: „Du gehörst doch zu mir! Ich bin dein Gott und bin für dich da!“ – Wenn wir manchmal mit uns ringen: Wohin kann ich mit dieser Schuld, mit jener Last schon gehen? – sagt Gott zu uns: „Ich trage doch längst mit an deiner Last und hab deine Schuld schon vergeben.“ Wir gehören zu Gott.

 

Nicht in dem Sinne einer absoluten Verfügung, dass Gott über uns seinen Besitz reklamiert: im Gegenteil, bei Gott ist Freiheit. Er liebt uns und möchte von uns geliebt werden, aber Liebe gibt es nur als freie Antwort, nicht als Zwang. Gott lässt uns alle Freiheit ihn mitzunehmen auf unseren Weg, ganz bewusst mit ihm jeden Tag zu leben, ihn einzubeziehen in unser Leben, im Teil zu geben, in dem wir mit ihm reden, zu ihm beten, an ihn denken, manchmal fragen: Was würde Gott jetzt von mir wollen? – Oder eben auch ohne ihn in den Tag zu leben. Aber sein Angebot steht. Sein Herz schlägt für uns. Er ist bereit für uns. Für Paulus im Römerbrief ist es eine Botschaft voll Hoffnung: „Wir leben oder wir sterben: so sind wir des Herrn.“ Wenn wir Angst haben in dieser Pandemiezeit, strahlen diese Worte etwas Ruhe, etwas Beruhigendes aus: Wir können vieles nicht ändern und auch nicht alles beeinflussen oder verhindern. Aber wir sind des Herrn! Nachher muss ich auf den Friedhof, Angehörige müssen von einem lieben Menschen Abschied nehmen. Aber auch sie sollen wissen: Auch am Ende unseres Lebens fallen wir nicht ins Nichts – sondern nur in die ausgebreiteten Hände Gottes. Und da dürfen wir auch die wissen, die uns fehlen, weil wir sie hier schon losgeben mussten. „Wir leben oder wir sterben – so sind wir des Herrn!“ Ihr Lieben, am kommenden Sonntag laden wir nach längerer Pause wieder zu Präsenzgottesdiensten ein. Das heißt: auch Gemeinde darf kommen! Entsprechend der Corona-Bedingungen, mit Mund-Nasen-Bedeckung und Abstandshaltung, aber Gemeinde darf dabei sein. Und zusätzlich werden wir dennoch den zweiten Gottesdienst aus Emmelsbüll um 11.00 Uhr auch live streamen. – Sonntag, .30 Uhr Horsbüll – 11.00 Uhr Emmelsbüll. Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

11. März 2021

Kirchendekoration

Erstellt: 11. März 2021

Die vierte Woche der Passionszeit hat begonnen. Die Aktion „Sieben Wochen ohne“ stellt sie in diesem Jahr unter die Worte: Dir zuliebe? Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockade. Dir zuliebe: Was tun wir im Leben so ganz ohne jeden Eigennutz? Was tun wir so ganz: einem anderen, einer anderen zuliebe? Was hat jemand anderes für euch getan, einfach so, weil es euch gut tun sollte? – Oft handeln wir nach dem Gegenseitigkeitsprinzip: Ich tu dir Gutes, damit du mir Gutes tust. Oder: Ich tue dir Gutes, weil du mir Gutes getan hast. Wie hab ich mich manchmal geziert, an Weihnachten mir etwas schenken zu lassen von jemandem, für den ich kein Geschenk vorbereitet habe?

 

Wie vielen Einladungen bist du vielleicht nicht nachgekommen im Leben, weil du dachtest: Dann muss ich ihn/sie ja auch wieder einladen! – Wie kann ich das wieder gut machen?, sagte uns jemand, die wir kürzlich im Rahmen unserer Hilfsaktion von Seebrise und Kirche mit Lebensmitteln belieferten. „Du bist da, das macht alles gut!“ ist dann die einzig passende Antwort! „Dir zuliebe“ – davon lebt jede Familie: dass da Menschen füreinander da sind ohne aufzurechnen. „Dir zuliebe“ – das ist der Esprit einer wahren Freundschaft, wo es einfach darum geht, dem anderen etwas Gutes zu tun. „Dir zuliebe!“ Was tun wir alles, wenn wir verliebt sind. Dinge, die wir sonst wohl nie getan hätten. In einem Lied von der Gruppe Revolverheld ist das so schön beschrieben:

Ich lass für dich das Licht an obwohl's mir zu hell ist

Ich hör mit dir Platten, die ich nicht mag

Ich bin für dich leise, wenn du zu laut bist

Renn' für dich zum Kiosk, ob Nacht oder Tag

Ich lass für dich das Licht an, obwohl's mir zu hell ist

Ich schaue mir Bands an, die ich nicht mag

Ich gehe mit dir in die, schlimmsten Schnulzen

Ist mir alles egal, Hauptsache du bist da.

 

„Dir zuliebe“. Natürlich sind da oft dennoch noch gut eigennützige Hintergedanken mit dabei. Wir erhoffen uns etwas auch für uns selbst. Aber zuallererst versetzen wir uns in einen anderen Menschen hinein, überlegen, was ihm gut tun würde, was sie erfreuen würde, und versuchen dem nachzukommen. Und manchmal reicht als Belohnung für uns völlig: das Strahlen in den Augen des anderen wahrzunehmen. „Dir zuliebe!“ Das gibt unserem Leben doch erst richtig Erfüllung. „Dir zuliebe“ hat dich deine Mama 9 Monate getragen und so viel Entbehrungen auf sich genommen, bis sie dich zur Welt brachte. „Dir zuliebe!“ verzichten Eltern auf Urlaub und manche Anschaffung, die eben mit Kind finanziell nicht drinnen ist. „Dir zuliebe!“ Spenden Menschen Gelder für andere, die sie gar nicht persönlich kennen, aber sie sind berührt von der Not, die es in der Welt gibt. „Dir zuliebe!“ lässt ein Herzensmensch alles fallen, wenn du Hilfe brauchst, und kommt sofort angerannt. „Dir zuliebe!“ wird Gott Mensch, tauscht den Himmel gegen die Erde, nimmt Grenzen, Leid und Schmerzen, sogar den Tod auf sich – um dir und mir nur noch näher zu kommen. „Dir zuliebe!“ Das ist Erfüllung des Lebens! Paulus schreibt: „Die Liebe ist langmütig und freundlich, die Liebe eifert nicht, die Liebe treibt nicht Mutwillen…sie erträgt alles, sie glaubt alles, sie hofft alles, sie duldet alles.“ (1. Korinther 13). „Dir zuliebe!“ –

 

So bleib gut behütet! – Euer Pastor Gerald

 

Foto: Euch und Gott zuliebe – zaubern Menschen in unseren Kirchen und machen solch schöne Dekorationen – Dank an alle Küsterinnen und Küster dieses Planeten!

10. März 2021

Erstellt: 10. März 2021  

Hoffnungsträgerbänder

Hoffnungsträgerbänder

 

Ihr wollt wissen, wie es mir ergangen ist - gestern, bei meiner Frisörin? Es fühlt sich richtig gut an, kann ich da nur sagen, mit weniger Last auf dem Kopf 😊. Und ich hoffe, es ist – lieber Henning, du hattest dich gestern ja ganz lieb um mich gesorgt – nicht so wie bei dem biblischen Samson, der alle seine Kraft verlor, als ihm die Haare gestutzt wurden! Erleichtert war ich, dass mich unser Mops ins Haus ließ – ich fürchtete erst, er würde mich gar nicht mehr erkennen! Ich war so beschwingt nach dem Haarschnitt , dass ich die Besorgungsliste, die ich für Klanxbüll von meiner Frau noch mitbekommen hatte, prompt vergaß und auf direktem Wege gleich nach Hause fuhr! – Ich war aber auch beschwingt, weil ich beeindruckt war von der, die die Schere schwang.

 

Was sie so erzählte, wie sie diese Zeit des Lockdowns und des geschlossenen Geschäftes mit ihrer Familie gemeistert hat, wie wichtig es jetzt aber auch war, existentiell wichtig, dass sie den Laden wieder aufmachen durfte. Wieviel Tatendrang und Zuversicht sie ausstrahlte. Eine echte Hoffnungsträgerin in diesen Pandemiezeiten! Hoffnungsträger! Die sind gesucht in diesen Zeiten. Wir brauchen Menschen, an denen wir uns aufrichten können. Die, die für uns und mit uns durchhalten und auch mal mitkämpfen. Die für uns ein gutes Wort parat haben, wenn wir gerade durchhängen. Und manchmal kannst du und vielleicht auch ich selber für andere ein Hoffnungsträger sein! Nach dem Hoffnungsläuten letztes Jahr vor Ostern und dem Hoffnungsleuchten mit den Sternen zu Weihnachten hat jetzt unsere Nordkirche um Pastorin Emilia Handke das Projekt Hoffnungsträger gestartet. Und natürlich haben wir in den Vier Bülls und 1 Koog auch die dazugehörigen Hoffnungsträgerbänder geordert: ein grünes Band, das man am Handgelenk tragen und später in die Erde legen kann. Das Papier ist vollständig kompostierbar und zugleich mit Blumensamen durchzogen. In die Erde gelegt und gegossen, wächst daraus, das ist die Hoffnung, eine wunderbare Blumenmischung der Sonne entgegen! Am kommenden Sonntag in unseren Gottesdiensten in Horsbüll und Emmelsbüll, die erstmals seit Mitte Dezember nicht rein digital, sondern mit Gemeinde stattfinden sollen, liegen diese Bänder zum Mitnehmen bereit, und wer so gerne eines haben möchte, einfach bei mir melden! Und dazu haben wir heute eine wunderschöne neutestamentliche Losung: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Johannesbrief 4,16). Was für eine Botschaft! Gott ist ganz ganz viel. Aber vor allem, das ist das Allerwichtigste, was wir von ihm wissen sollen: er und sie, Vater und Mutter: ist Liebe! Liebe, die dir gilt. Und wo du selber liebst mit deinem Herzen, da ist Gott in dir am Wirken. Geliebt zu sein und zur Liebe eingeladen zu sein: das macht Hoffnung. Auch in schwierigen Zeiten! Gott. Hilf uns Hoffnung zu bewahren. Hoffnung auszustrahlen und zu leben. Behüte alle, die anderen Hoffnung geben! Amen.

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

9. März 2021

Pastor Gerald

Erstellt: 09. März 2021

Heute ist es soweit! Ich bin schon ganz aufgeregt! So lange habe ich darauf gewartet. Sehnsüchtig! Früher war das so selbstverständlich, zack, hin, viertel Stunde wieder draußen, alles war gut. Aber jetzt ist es fast schon ein bisschen Himmel auf Erden. Ein Königreich für diesen Termin! Mir ist ganz feierlich zumute! – Wie, meint ihr? Impfen? Nein, ich bin natürlich noch nicht dran mit einem Impftermin. Ja, den Termin sehnen wir auch alle herbei, wenn das endlich geschafft ist und wir mit etwas mehr Leichtigkeit und weniger Angst uns anzustecken oder andere anzustecken in unseren Alltag aufbrechen können. Aber heute habe ich den anderen von den beiden momentan so heißbegehrten Terminen ergattert: den bei meiner Lieblingsfriseurin!

 

Es wird aber auch so was von Zeit. Wenn morgens einer unserer Hunde an der Tür steht und raus will. Und ich kaum hinterher komme, noch halb im Schlafanzug, schlaftrunken zur Tür springe. Früher reichte es da schnell eine Jacke überzuwerfen und die Runde Gassi übers Grundstück Richtung Feld zu drehen, in der Hoffnung, dass mich nicht allzuviele in diesem Outfit sehen. Jetzt aber muss ich immer erst ins Bad, Blick in den Spiegel, und versuchen irgendwie meine Haare provisorisch zu bändigen oder wenigstens irgendeine Kopfbedeckung zu finden, denn so, ehrlich, kann ich doch nicht unter die Leute! Die würden ja einen Schreck bekommen, welcher Wilder da gerade in Emmelsbüll losgelassen ist! Alle Haare stehen in alle Himmelsrichtungen ab! Und wenn dann noch wie am Wochenende etwas mehr Wind geht, da muss ich müsste ich ja fürchten, meine wilde Matte da auf dem Kopf wird zum Hubschrauber-Propeller, und ich hebe ab! Heute ist es also so weit. Die letzten Wochen habe ich manchmal morgens schon im Bad gestanden und versucht mit meiner Bastelschere die ungestümtesten der Haarwirbel etwas zu kürzen. Gar nicht so leicht, das alleine hinzubekommen!!! Viel geholfen hat es nicht. Aber es hat die Vorfreude auf den heutigen Tag nur noch mehr gesteigert! Und welch Erfolgserlebnis erwartet mich am Samstag, wenn ich dann mal wieder wie jede Woche auf die Personenwaage steige. Die letzten Male zeigte der Zeiger doch beängstigende Ausschläge, und ich dachte erst, es läge an dem fehlenden Sport in dieser ganzen Coronazeit, aber dann fiel mir ein: das liegt bestimmt an den Haaren! Na ja, in der Menge, wie sie jetzt zusammengekommen sind, können die schon einige Pfunde ausmachen, oder was denkt ihr? – Gestern bin ich schon mal pro forma am Frisörladen vorbeigefahren, alles offen, Licht an: ich war beruhigt: da müsste heute alles klappen! - Meine Küsterin hatte mir schon am Freitag erzählt, dass sie beim Frisör war, und ich hatte es nicht einmal registriert! Kein Wunder, mit den langen Haaren, die mir momentan ins Gesicht, fallen, und dann noch die Mund-Nasen-Bedeckung übergezogen, da bleiben von meinem Gesicht ja nur noch ein paar Sehschlitze frei, und die müssen sich erst durch die beschlagene Brille hindurchkämpfen! Da sieht man nur die Hälfte, und die entscheidenden Veränderungen an anderen eben nicht! Heute wird alles anders. Es wird sich sicher im ersten Moment ganz schön frisch am Kopf sein, nach dem Termin, das bin ich gar nicht mehr gewohnt, gerade jetzt soll es ja noch mal kalt werden! Aber es wird ein herrliches Gefühl sein. Vielleicht gelingt es mir sogar mit dem neuen Haarschnitt Einspruch gegen das Blitzerfoto einzulegen, das letzten Dienstag von mir geschossen wurde. Der Beatle, der da am Steuer zu sehen ist, das kann ich nun aber wirklich nicht gewesen sein, könnte ich sagen, vielleicht hilft es ja! – So , jetzt muss ich mich aber langsam auf den Termin um 14.00 Uhr innerlich vorbereiten, ihr habt da sicher Verständnis! Und meint jetzt nicht, dass ich eitel wäre. Auch von Paulus in der Bibel wird berichtet, wie er nach längerer Zeit endlich einen Frisörtermin wahrnahm. Hättet ihr nicht gedacht, dass so etwas in der Bibel steht, oder? So wichtig ist das Haareschneiden! Damals gab es keine Coronapandemie, aber Paulus hatte ein Gelübde abgelegt, dass eine längere Zeit sein Haupthaar keine Schere und kein Messer sehen soll. Es war wohl ein Dankgelübde, weil Gott ihn in einer schweren Gefahr bewahrt hat. Um so größer war dann aber seine Erleichterung, als diese Zeit um war und er endlich wieder seine Haare schneiden lassen konnte. In Kenchreä auf seiner zweiten Missionsreise ging er zum Frisör. Ihr könnt es nachlesen in Apostelgeschichte 18,18. Heute ist es so weit. Der Dank geht an euch, liebe Friseurinnen und Friseure, für euren Dienst. Euer Durchhalten, als ihr so lange schließen musstet. Schön, dass ihr wieder da seid. Gott behüte euch und alle, die in diesen Pandemiezeiten durchhalten müssen. Ihr seid vielleicht nicht in der ersten Reihe der Systemrelevanten, aber ihr seid wohlbefindensrelevant. Wie die Kultur, die Gaststätten und so viele andere auch, die in dieser Coronazeit so gebeutelt sind. Gott helfe euch durchzuhalten und lasse uns Kundinnen und Kunden euch nie vergessen, sondern wertschätzen! Ihr seid es wert! Und wenn ihr oder andere gerade ganz schön durchhängen, gebe ich euch noch die Tageslosung weiter: „Wenn ich auch im Finstern sitze, so ist doch der Herr mein Licht!“ Micha 7,8.

 

Bleibt alle behütet! Euer Pastor Gerald

8. März 2021 – Der Segensfaden

Segensfaden

Erstellt: 08. März 2021

Da war es also passiert! Mehrfach hatte ich, frischverliebt wie ich war, meiner angehenden Braut nun schon Blumen geschenkt. Aber just am 8. März waren keine dabei! Auch nicht die traditionelle Rose. Und ich war mir noch nicht einmal einer Schuld bewusst. 8. März – die Bedeutsamkeit dieses Tages war mir nicht bewusst. Da bin ich in einem westdeutschen, eher konservativen Elternhaus aufgewachsen. Schlimm wäre es gewesen den Muttertag zu vergessen! Aber der Weltfrauentag wurde nie besonders begangen. Bei meiner Frau, im Osten sozialisiert, war das etwas ganz anderes!

 

Und ich stand da ohne Blumen! – Seit des damaligen Crashkurses in Sachen Frauenrechte durch meine Frau weiß ich nun Bescheid. Heute ist es wieder so weit. Internationaler Weltfrauentag. Immerhin vor genau 111 Jahren gefordert auf der Zweiten Sozialistischen Weltfrauenkonferenz in Kopenhagen durch die Deutsche Frauenrechtlerin und Sozialistin Clara Zetkin gefordert und dann vor 110 Jahren das erste Mal begangen. Und der Tag ist heute immer noch sehr nötig! Von der Gleichberechtigung von Frauen in unserer Gesellschaft trennt uns immer noch einiges – etwa die durchschnittlich 20% weniger Gehalt, die Frauen bei gleicher Arbeit gegenüber männlichen Kollegen in Deutschland verdienen. Und dass die Hauptverantwortung für Pflege von Familienangehörigen und Erziehung der Kinder noch immer – scheinbar wie selbstverständlich – bei den Frauen liegt. – Unsere Kirche war nun auch keine Vorkämpferin der Frauenrechte. 1943 wurde erstmals in einer evangelischen Kirche eine Frau zur Pfarrerin ordiniert, aber bis Pfarrerinnen und Pfarrer gleich behandelt wurden, vergingen auch noch mal bald 40 Jahre. Also, ein ganz wichtiger Tag. Und ich – habe keine Blumen! Meine Frau schläft noch – für sie ist ja heute Feiertag. Also noch habe ich eine kleine Chance es rechtzeitig zu schaffen! Da trifft es sich gut, dass ich für den Impuls zurückgreifen kann auf eine wunderschöne Aktion von Frauen: Meine liebe Kollegin und frühere Schulkameradin Ute Trimpert hat als katholische Gemeindereferentin in ihrem Seelsorgebereich Bronheim-Vorgebirge gemeinsam mit Dorothy Gockel eine super Aktion für Frauen ins Leben gerufen: #segensfaden! Es soll gerade in diesen schweren Pandemiezeiten ein Segensfaden geknüpft werden, der Menschen weltweit miteinander verbindet. „Es gibt einen Faden, der läuft hinauf und hinab, nachlinks und nach rechts und verbindet alles.“ (Manuela Monari). Es gilt über den roten Faden des eigenen Lebens nachzudenken, zu spüren, was Euch wichtig ist und was die Welt zusammenhält, wie wir uns gemeinsam stärken können, wie auch der Glaube uns miteinander verbindet. Es gilt ein weltweites Segensnetz zu spannen, anknüpfend an den Liebesfaden, den Gott für uns geknüpft hat und uns darreicht. In der Krippe macht sich Gott klein um uns seine Liebe zu zeigen und legt den Liebesfaden dort gleichsam einer Nabelschnur um die Welt. – Darum, ich wende mich heute besonders an euch Frauen: Macht doch gerne mit! Schickt euren roten Faden des Lebens auf die Reise: ein Wort, das euch trägt, ein Zuspruch, der andere ermutigt. Macht ein Foto mit einem roten Faden aus Wolle oder was auch immer, ein Foto, das euch zeigt oder etwas, das euch viel bedeutet, oder ein roter Faden in unserer wunderschönen nordfriesischen Landschaft. Schickt das Foto oder schreibt eine Postkarte, macht ein Handyvideo, häkelt, strickt einen roten Faden. Und schickt das, was ihr habt, an: Ute Trimpert, Travenstr. 11, 53332 Bornheim. – . Weitere Angaben auf den beiden Blättern, die ich gleich mitschicke. Daraus soll ein Segensnetz, eine Segenskette stehen, die in den sozialen Netzwerken veröffentlicht wird unter #segensfaden. Wäre super, wenn Nordfriesland mitmacht! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald Foto: Gestern mein Segensfaden auf Südwesthörn mit Blick auf Föhr. Mein Mutmachvers der Bibel: Gott spricht: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht. Sei getrost und unverzagt.“ (Josua 1,5-6)

 

Segensfaden

Segensfaden

 

6. März 2021

Nussdorf

Erstellt: 06. März 2021

„Zum Nachmachen!“ So bieten Gemeinden und Kirchen besondere Aktionen auf sozialen Plattformen wie Facebook an. Das Prinzip ist wunderbar: Eine Gemeinde hat eine Idee ausprobiert, umgesetzt, Erfahrungen gesammelt und gibt diese Idee nun weiter. Das kann der Entwurf einer Konfirmandenstunde sein. Oder eine coronagerechte Aktion für Kinder, etwa eine Bastelarbeit mit einer Nascherei dabei, in Papiertüten den Kindern nach Hause gebracht. Oder ein Gottesdienstentwurf, eine Idee für einen Kindergottesdienst. Oder der Austausch von Erfahrungen mit digitalen Gottesdiensten und Austausch über die unterschiedlichsten Plattformen, die man dafür nutzen kann. „Zum Nachmachen!“ Wie schön, wenn man nicht alles selber erfinden muss.

 

Wenn andere eine Idee haben, eine Aktion durchgeführt haben und das dann allen zugänglich machen: Bedient euch, ihr dürft es nutzen! „Zum Nachmachen!“ Manchmal wollen wir gerne originell sein. Manchmal haben wir selber gute Ideen, die vielleicht auch für unser Umfeld viel besser passen als das, was andere unter anderen Umständen erarbeitet haben. Aber manchmal ist es auch großartig und entlastend, das Rad nicht immer selber erfinden zu müssen und einfach übernehmen zu können, was andere vorgearbeitet haben. „Bedien dich!“ Wie großartig, wenn das mein Mitschüler mir damals sagte, wenn ich die Hausaufgaben vergessen hatte und in der Pause das ganze so schnell nicht hinbekommen hätte. Ich durfte abschreiben und entging einer schlechten Note. „Bedien dich!“ – Wir könnten noch viel genauer hinschauen: auf so viele Beispiele, die uns täglich vorgemacht werden. Wenn ich bei meinem pubertierenden Kind an Grenzen stoße! Wenn ich als Pastor gerade überhaupt keine Idee habe, welche Bastelaktion ich im Kindergarten anbieten kann. Wenn der Kindergeburtstag ansteht. Wie schön, wenn ich dann in den sozialen Netzwerken oder im Austausch mit anderen Ideen bekomme, Anregungen und manchmal sogar ein fertiges Konzept. Und wie schön, wenn ich etwas, was ich entwickelt, entworfen, ausprobiert habe, selber anbieten und weitergeben kann: Wenn ihr mögt: Macht das nach oder nehmt davon, was für euch passt: bedient euch! Wenn Jesus Menschen in die Nachfolge ruft und sagt: „Folgt mir nach!“ – dann schließt das mit ein: sich bedienen zu können bei den Ideen, die Jesus für Menschen entwickelt, bei seiner Liebe, die er vorlebt, bei seinen Predigten, mit denen er Menschen von Gott erzählt, und sogar bei den Wundern, die er wirkt. Allerdings ist das viel mehr als ein bloßes Nachmachen. Die Bibel sagt, dass in Menschen, die Jesus nachfolgen, Jesus gegenwärtig ist, sein Geist, seine Liebe, seine Ideen. Sie tun, was sie tun, „in seinem Namen“. So kann Nachahmung gelingen und bleibt doch stets individuell und originell: jeder und jede so, wie er oder sie kann, jeder und jede auf seine und ihre Weise, mit den Gaben, die Gott uns mitgegeben hat. Morgen im Gottesdienst gibt es noch etwas mehr zum Thema: „Nachmachen!“. Aus Neugalmsbüll senden wir live um 11.00 Uhr. „Gott. Wenn der Akku mal leer ist. Wenn wir keine Ideen haben. Dann lass uns schauen, was um uns herum passiert. Lass andere uns etwas zeigen und sagen: Komm, bedien dich. – Hab Dank, dass Jesus uns so viele Beispiele gibt, was möglich ist, wenn wir ihm nachfolgen. Hilf uns unseren Weg zu finden und dabei ihm auf den Fersen bleiben. Wo wir leer sind, fülle du uns. Amen.“

 

Lasst uns Jesu Liebe nachahmen, so, wie wir das können. Gott hilft uns dabei! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: In meinem Vikariat in Nussdorf hat mein Lehrpfarrer Uli Müller-Weißner das freie Predigen vorgemacht. Er hatte meist nur eine Karteikarte mit Stichworten auf der Kanzel! Da musste ich ja irgendwie mitziehen und bin dankbar für diese Schule! Liebe Grüße in die Pfalz, das Foto stammt von Pfarrer Martin Anefeld aus Nussdorf! Danke!

Weltgebetstag, 5. März 2021

Erstellt: 05. März 2021

Es war eine der letzten gemeindlichen Veranstaltungen, die noch möglich waren, bevor der Lockdown kam im vergangenen Jahr: Die Feier des Weltgebetstages der Frauen, die traditionell immer am ersten Freitag im März weltweit begangen wird. Heute nun findet diese Veranstaltung in vielen Ländern so ganz anders als sonst statt: vielerorts rein digital oder in deutlich kleineren Gruppen als sonst, und mancherorts wird sie ganz ausfallen. Schade! Denn eigentlich lebt dieser Weltgebetstag von der Begegnung von Menschen verschiedener christlicher Konfessionen, die sich an diesem Abend treffen um miteinander Gottesdienst nach einer Liturgie und Texten und Gedanken zu feiern, die jedes Jahr von Frauen eines anderen Landes ausgearbeitet werden.

 

Und dazu gehört meist im Anschluss auch noch ein geselliges Beisammensein mit Essen und Trinken nach Rezepten des jeweiligen Gastgeberlandes. In diesem Jahr ist Vanuatu mit seinen 83 Südseeinseln Gastgeberland des Weltgebetstages. Vanuatu zeigt sich Besucherinnen und Besuchern wie ein Paradies: blaues Meer, weiter Sandstrand, tropischer Regenwald und strahlende Gesichter der Menschen. Nicht umsonst stand die Bevölkerung jahrelang an erster Stelle in der Rangliste der Länder mit den glücklichsten Menschen. Vanuatu ist aber nicht nur von Glück erfüllt: es gibt große Sorgen wegen des steigenden Meeresspiegels. Die Folgen des Klimawandels sind hier schon deutlich zu spüren. Gewaltige Stürme fegen vermehrt über die Inseln hinweg. Und im Landesinneren drohen Erdbeben und Vulkanausbrühe. Und noch etwas: mehr als die Hälfte der Frauen auf Vanuatu mussten schon gewaltsame Übergriffe in ihrer Partnerschaft erleiden. „Worauf bauen wir?“ Mit dieser Frage haben sich die Frauen bei der Vorbereitung des Weltgebetstages auseinandergesetzt. Sie erinnern an das Gleichnis vom Hausbau, das Jesus erzählt: ein kluger Mensch baut sein Haus nicht auf Sand, sondern auf Stein. Dann kann Wasser und können Stürme kommen, aber das Haus hat festen Untergrund und hält stand. Die Frauen Vanuatus fragen: Worauf bauen wir unser Leben auf? Eine Frau namens Mothy aus Vanuatu erzählt, wie sie unter ganz ärmlichen Verhältnissen aufgewachsen war. Von der Familie verstoßen, weil der Platz und das Essen nicht für alle Kinder reichte, musste sie sich später auf der Straße durchschlagen. Christinnen erzählten ihr von Gott. Sie hatte so viele Fragen an diesen Gott, der sie scheinbar als Kind so im Stich gelassen hatte. Aber sie entschloss sich doch einfach darauf zu vertrauen, dass Gott sich um sie kümmern würde. Das half ihr in der schweren Zeit durchzuhalten: sie ist in ihrem Vertrauen nie mehr enttäuscht worden. Worauf baust du? Bei uns kehren viele nicht nur den Kirchen, sondern auch dem Glauben den Rücken. Bezeugen wir genug diesen Gott, der für Menschen sorgt? Gott, der die Liebe ist und sich jedem Menschen in Güte zuwendet? Bezeugen wir einen Gott, der uns nicht beurteilt nach Aussehen, Geld und Schulnoten? Gott, der aber auch möchte, dass wir unser Leben nicht in den Sand setzen, sondern Nächstenliebe groß machen, diese Welt endlich mithelfen zu bewahren und uns von der Not nächster und ferner Nächsten berühren lassen? Worauf baust du? Ohne Gott, ohne Vertrauen in ihn wäre mein Leben doch nur ein Kartenhaus, schutzlos den Stürmen ausgeliefert. Mit Gott fühle ich mich so viel stärker, getroster, hoffnungsvoller, gehalten wie das Kind auf dem Titelbild des diesjährigen Weltgebetstages in den Armen seiner Mutter.

 

Gott, schütze die Menschen auf Vanuatu. Gib, dass sie glücklich sind. Wehre der Gewalt, die Frauen dort erleiden. Lass uns mithelfen die Klimakatastrophe noch abzuwenden, damit Vanuatu und wir alle und unsere Nachkommen noch eine Zukunft auf diesem Planeten haben. Hilf uns auf dich zu bauen, auf deine Liebe, und zu vertrauen: du bist da und hältst uns! Amen.

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Weltgebetstag

Weltgebetstagsgottesdienst 2020

 

Fotos: Titelbild zum Weltgebetstag von diesem Jahr und Bodenbild vom Klanxbüller Weltgebetstagsgottesdienst 2020

4. März 2021

Regenbogen

Erstellt: 04. März 2021

Kennt ihr Schifra und Pua? Sicher nicht die bekanntesten Namen der Bibel. Aber zwei echte Heldinnen. Engagiert für das Leben. Ihnen wird eigentlich kein Spielraum gelassen – aber sie finden einen Weg. Sie wählen eine Notlüge. Sie werden kreativ. So wollen sie ganz viel Leben retten. – Die Geschichte spielt im Ersten Testament und ist der Auftakt der Mose-Geschichten. Das Volk Israel lebt als Minderheit in Ägypten. Ein neuer Herrscher hat Angst vor Überfremdung und sieht das Aufblühen der hebräischen Minderheit, auch die Gebärfreudigkeit ihrer Frauen, mit Unbehagen.

 

So bestellt er die hebräischen Hebammen zu sich und befiehlt, dass sie von nun an alle Jungen, die sie zur Welt bringen, töten müssen – nur die Mädchen dürfen überleben. Hebammen, die sich dem Wohl der schwächsten Glieder einer Gesellschaft, der neugeborenen Kinder, verschrieben haben: wie könnten sie, die Anwälte des Lebens, nun Todesanwältinnen werden? „Die Hebammen fürchteten Gott und taten nicht, wie der König von Ägypten ihnen gesagt hatte“, heißt es in der Bibel. Da ruft sie der Pharao abermals zu sich. Ein Ungehorsam gegenüber dem Pharao, das müsste ihren sicheren Tod bedeuten. Aber sie antworten auf legendäre Weise: „Die hebräischen Frauen sind nicht wie die ägyptischen, denn sie sind kräftige Frauen. Ehe die Hebamme zu ihnen kommt, haben sie geboren.“ – Was für einen „Unsinn“, so hat es Heinrich Bedford-Strohm in seiner Auslegung genannt, die beiden dem Pharao da auftischen! Aber das Geniale ist: so wie der Pharao seine rassistischen Vorurteile gegenüber den Hebräern pflegt und sie als minderes Volk sieht, das kleinzuhalten ist, so antworten sie ihm mit genau solchen rassistischen Vorurteilen: als bräuchten die Hebräer keine Hebammen und flutschten ihre Kinder wie von selbst aus dem Schoß ihrer Mütter. Was für ein Mut, dem mächtigsten Mann des Landes so kühn ins Gesicht zu liegen. Natürlich ist es auch der Mut der Verzweiflung, weil sie weniger ihr Leben, vor allem aber das Leben der Kinder schützen wollen. Die brauchen wir heute mehr denn je: diese Schifras und Puas! Menschen, die Haltung zeigen! Menschen, die Rückgrat haben und nicht einknicken. Die ihre Werte nicht so einfach über Bord werfen. Die wissen, an welcher Seite Gott sie haben will. Die kreativ werden, um den Einfluss, den sie haben, die manchmal vielleicht minimale Chance etwas zum Besseren zu bewirken, die ihnen gegeben wird, zu nutzen! Die sich für Schutzbedürftige und Minderheiten einsetzen. Die denen, die rassistische und diskriminierende Parolen brüllen, den Spiegel vorhalten und ihnen in den Weg treten. Schifra und Pua. Menschen aus dem Volk, die Mut zeigen und instinktiv das Richtige tun. „Weil sie Gott fürchteten“, sagt die Bibel. Das heißt: weil sie wissen, wie sehr Gottes Satzungen dem Leben jedes Menschen dienen und Gott keine Unterschiede macht, welchem Volk, welchem Glauben man angehört. Weil sie Gott mehr gehorchen als Menschen. Weil sie sich weniger um eigene Vorteile und Sicherheiten sorgen als vielmehr um Menschen, die sie schützen wollen. – Am Ende konnten Schifra und Pua den Gang der Geschichte nicht aufhalten. Der Pharao ließ die männlichen Neugeborenen der Hebräer nun aufspüren und durch seine Soldaten umbringen. Aber einer überlebte. Mose – der später sein Volk, das Volk der Schifras und Puas, in die Freiheit führen sollte. Lasst uns kreativ sein, wenn es darum geht, Leben zu achten und zu bewahren und Rassismus zu widerstehen. Das ist momentan besonders wichtig. Leben ist regenbogenfarbig. So will es Gott. Bleibt behütet. P.S. In der Bibel könnt ihr die Geschichte nachlesen im 2. Mose 1,15-20 – sie ist die Titelgeschichte der dritten Woche der Aktion „Sieben Wochen ohne“ . Der schöne Regenbogen stammt von Svantje aus Klanxbüll - genau so muss die Welt sein: regenbogenfarbig bunt!

3. März 2021

Foto: Maria und Johannes unter dem Kreuz – Marienkirche Horsbüll

Erstellt: 03. März 2021

Als ihr Mann so plötzlich verstarb, von einem auf den nächsten Moment – und dazu noch viel zu früh! – da war sie einige Tage wie erstarrt in ihrer Traurigkeit. Freunde rieten ihr: Lass dich krank schreiben, nimm dir Zeit für dich, so lange du brauchst! Aber am nächsten Montag fuhr sie wieder an ihre Arbeitsstätte. Sie war Erzieherin in einem Kindergarten. Und sie sagte später immer: „Das hat mir das Leben gerettet. Die Kinder kamen auf mich zu. Sie trösteten mich. Andere wussten gar nichts von meinem Schmerz und waren so wie immer. Sie brauchten mich. Ich musste sie zum Lachen bringen wie auch sonst. Das half mir in dieser schweren Zeit nicht durchzudrehen.“ Sie wurde gebraucht.

 

Und was gibt es Schöneres, als wenn Kinder uns brauchen. Als seine Frau nach schwerer Krankheit starb, war er lange allein. Er ließ kaum einen Menschen an sich heran. Er schottete sich ab und dachte, Lachen und Freude, Glück und Lebensmut ist nur noch etwas für die anderen. Er haderte mit der Frage: „Warum?“ – Auf einer Kur lernt er sie kennen: eine Witwe, die ähnliches Leid viel zu früh durchstehen musste. Langsam öffnen sich beide füreinander, erzählen einander ihren Schmerz. Finden zueinander. Irgendwann sieht man sie das erste Mal gemeinsam lachen. – Später, als sie längst schon ein Paar sind, erzählt er eines Tages: „Meine Frau hat mir gesagt: Du musst wieder jemanden finden! Deshalb wirst du mir doch nicht untreu. Unsere Liebe, die bleibt etwas Einzigartiges. Aber allein bleiben ist nicht schön. Sei bereit, wenn die Richtige kommt, und öffne dein Herz. Und wer weiß, vielleicht kann ich euch vom Himmel aus dann sehen. Und ich werde nicht verletzt sein und werde nicht toben, sondern mich mit euch freuen!“ – Ohne solche Worte von ihr hätte er es womöglich nie zugelassen sich noch einmal zu verlieben. „Als Jesus seine Mutter sah und bei ihr den Jünger, den er lieb hatte, spricht er zu seiner Mutter: Frau, siehe, das ist dein Sohn! Danach spricht er zu dem Jünger: Siehe, das ist deine Mutter! Und von der Stunde an nahm sie der Jünger zu sich. (Johannes 19,26-27). Maria verliert ihren ältesten Sohn. Sie muss zusehen, wie er stirbt. Und Johannes, einer seiner engsten Freunde, der womöglich der mit Abstand Jüngste im Kreis der Jünger war, sieht seinen Freund und Meister Jesus sterben. Jesus, der sein ganzer Lebensinhalt war, für den er alles stehen und liegengelassen hat. So verloren stehen die beiden da unter dem Kreuz. Jesus bringt sie zusammen. Mit der letzten irdischen Kraft, die Jesus da am Kreuz noch bleibt, trifft er eine Herzens-Entscheidung. „Das ist deine Mutter. Das ist dein Sohn!“ Beide müssen ihren Herzensmenschen Jesus losgeben. Aber finden zugleich eine neue Aufgabe. Sie finden beide, Maria und Johannes, im jeweils anderen den Menschen, der wie kein zweiter den eigenen Kummer versteht. Den Menschen, für den sie da sein können. Den Menschen, der niemals müde wird, wenn sie ihm von Jesus erzählen werden. Den Menschen, für den es sich lohnt: noch da zu sein auf Erden, weiterzuleben! Und sie wissen: Er. Jesus. Hat es genau so gewollt. – Gott will nicht, dass wir hinterhersterben, wenn ein Herzensmensch geht. Er möchte, dass wir diese Zeit auf Erden annehmen, die uns bleibt. Dass wir weiter das Wichtigste verschenken, das wir haben: Unser Herz. Bis wir einander alle einmal im Himmel wiedersehen, wo keiner einsam bleibt. Wo alle Herzen füreinander schlagen. Nur das kann Himmel sein! – Das letzte irdische Wunder, das Jesus tut, geschieht da am Kreuz: er verhilft zwei Menschen zum Weiterleben! „Gott. Sei bei unseren Herzensmenschen, die schon gestorben sind. Sorge gut für sie bei dir! Hilf, dass unser Herz hier auf Erden weiterschlagen kann. Bis wir uns einmal wiedersehen! Amen.“

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

2. März 2021

Kapelle Gemeindeort Allendorf/Eder

Erstellt: 02. März 2021

Heute auf den Tag vor 230 Jahren starb John Wesley. 1703 im nordenglischen Epworth geboren, als 15. von 19 Kindern, wächst er auf und entkommt mit 5 Jahren gerade noch rechtzeitig aus dem brennenden Elternhaus. Später besucht er das Christchurch-College in Oxford und gründet mit 22 Jahren mit anderen Studenten einen Kreis zum gemeinsamen Bibellesen. Bald wird dieser Kreis von anderen als „Heiliger Club“ oder „Methodisten“ verspottet. Wesley wird Priester der anglikanischen Kirche. Auf einer Schifffahrt gerät er in Seenot. Mitreisende Herrnhuter Christen stimmen Glaubenslieder an – von ihrer Gefasstheit und Glaubensstärke zeigt sich Wesley zutiefst beeindruckt.

 

In London besucht Wesley bald die Versammlung der Herrnhuter Christen und erlebt seine persönliche Bekehrung zu Jesus Christus. Unermüdlich reist er nun durch England und Amerika, predigt Gottes Liebe, engagiert sich gegen soziale Missstände, wettert gegen die herkömmliche Meinung Armut sei eine Strafe Gottes. Von der Amtskirche kritisch beäugt, predigt Wesley oft unter freiem Himmel und wird zum Mitbegründer einer eigenen Glaubensbewegung: der methodistischen Kirche. Von Wesley können wir ganz viel lernen. Vor allem, dass christlicher Glaube und Engagement gegen soziale Ungerechtigkeit und für die Armen untrennbar zusammengehören. Dagegen steht das in Amerika heute weit verbreitete „Wohlstandsevangelium“, nach dem Karriere und materieller Wohlstand genauso wie Gesundheit Ausdruck von Gottes Belohnung seien und demgemäß umgekehrt dann doch offenkundig Armut und Krankheit Ausdruck von Gottes Strafe. Schauen wir doch einfach in die Bibel: Bei Jesus kommt ein Reicher nur schwer in den Himmel. Auf Geben liegt Segen, und die Armen preist Jesus selig, weil sie ganz besonders Gottes Kinder sind. Und Krankheit ist keine Strafe Gottes, sondern den Kranken gilt Jesu besondere Zuwendung. Dazu passt die Erfahrung, die Paulus mit einer schweren Krankheit macht: Er wünscht sich gesund zu werden, aber Gott gibt ihm zu verstehen: „Lass dir an meiner Gnade genügen, meine Kraft ist in den Schwachen mächtig.“ (2. Korinther 12,12). John Wesley hat erkannt: wie sehr Gottes Herz für die Armen und Kranken schlägt! Das andere, was mich an Wesley beeindruckt, ist seine persönliche Bindung an Jesus. Diese Entdeckung, dass Glaube nicht irgendetwas sein will in meinem Leben neben vielem anderen, sondern die entscheidende Kraft! Und dass Jesus mein Heiland sein will, von dem ich mich behütet, geliebt, getragen wissen darf. Und dann ist da noch ein legendärer Satz von John Wesley, und der geht so: „Gott ist so groß, dass er auch den kleinsten Dingen, die um seinetwillen getan werden, Größe verleiht.“ Was für eine Ermutigung für das, was wir tun! Betest du heute für jemanden? Bringst du in das Leben eines Menschen einen kleinen Silberstreif Hoffnung? Bringst du heute jemanden zum Lachen? Begegnest du dem Leben um dich herum mit Respekt? Denkst du manchmal: „So viel müsste man tun! Und ich weiß gar nicht, wo ich anfangen soll! Was kann ich schon bewirken!“- Dann erinnere dich an die Worte von Wesley: „Gott ist so groß, dass er auch den kleinsten Dingen, die um seinetwillen getan werden, Größe verleiht!“ Trau Gott etwas zu, dann traust du dir auch selber etwas zu! Und Gott macht daraus etwas Großes! Gebet:

 

Gott. Heute denke ich an jemanden, für den gestern eine Welt zusammenbrach. Von einem auf den nächsten Moment. Bitte hilf! Lass alles so gut, wie es irgend möglich ist, werden! Gib Hoffnung und Trost und Kraft! Lass uns bedenken, wie kostbar und zerbrechlich unser Leben ist. Hilf uns mit unserem Leben etwas anzufangen. Und mach aus dem Kleinen und Geringen, das wir versuchen zu tun, etwas Großes, Segensreiches, Hoffnungsvolles! Du kannst das! Amen.

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Die frühere methodistische Kapelle in meinem früheren Gemeindeort Allendorf/Eder – ihr Pastor Blum hat Ökumene immer sehr wertgeschätzt, liebe Grüße, Jürgen!

1. März 2021

Ostersteine

Erstellt: 01. März 2021

Jesus antwortete: „Ich sage euch: Wenn diese schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ (Lukas 19,40).

 

Jesus zieht mit seinen Freunden in Jerusalem ein. Auf einem Esel. Jeder Fromme verstand die Anspielung auf die Weissagung beim Profeten Sacharja: „Dein König kommt, ein Gerechter und ein Helfer, arm und reitet auf einem Esel.“ (Sacharja 9,9). Menschen laufen herbei, sie legen Kleidung auf den Weg wie einen roten Teppich, um Jesus in ihrer Stadt zu begrüßen. Und die Jünger laufen nebenher und rufen: „Gelobt sei, der da kommt, der König, im Namen des Herrn. Im Himmel Friede und Herrlichkeit in der Höhe!“

 

Das muss schon ein besonderer Anblick gewesen sein. Aber einige der Pharisäer fordern Jesus auf die Jünger zum Schweigen zu bringen. Da antwortet Jesus, so erzählt der Evangelist Lukas, mit diesen Worten: „Wenn dies schweigen werden, so werden die Steine schreien.“ Was meint Jesus? Keine Zweifel, er weist die Kritik der Pharisäer zurück. Die wollen nicht hören und nicht sehen, dass mit Jesus eine neue Zeit anbricht: ein besonderer König, der da kommt. Sie übersehen die Zeichen, die Jesus schon getan hat. Aber diese Botschaft, so verstehe ich Jesus: diese Botschaft vom König, vom Helfer und Retter, der, von Gott gesandt, in die Welt gekommen ist: die ist nicht mehr zum Verstummen zu bringen. Wenn nicht die Jünger singen – dann werden die Steine schreien! Denn die Welt ist voll dieser einen Botschaft! Jesus wurde am Kreuz mundtot gemacht. Die meisten Jünger starben später als Verkünder des Evangeliums einen gewaltsamen Tod. Die Botschaft wurde aber immer weiter getragen. Immer wieder erkennen Menschen das, was andere nicht sehen und hören wollen: dass Gott in der Welt ist. Dass bei Jesus Heil und Rettung ist. Dass seine Liebe nicht mehr aus dieser Welt fortzudenken ist. Und wenn wir einmal alle verstummen, sind da immer noch die Steine, die reden: die Steine am Meer. Die Steine unserer Kirchen: von Gottes Wundern. Und der Kraft, die Glaube zu geben vermag. Steine schreien. Manchmal schreien sie vor Schmerz und Scham über das, was in dieser Welt geschieht. Wer ein ehemaliges Konzentrationslager besucht und selber verstummt angesichts des Leides, das hier geschehen ist, der weiß: wie Steine schreien können. Manchmal schreien Steine an den verschmutzten Stränden unserer Meere oder auf den Bergen, freigelegt unter ehemaligen Gletschern, von dem Leid, das wir Menschen dieser Welt zufügen, und klagen an. Manchmal erzählen Steine aber auch von Gott, der diese Welt geschaffen hat und möchte, dass wir ihn erkennen, selber umkehren, uns seiner Wegweisung und seiner Liebe anvertrauen! Und auf den Gräbern singt jeder Grabstein vom Leben, das bleibt, wenn wir die Namen auf den Gräbern längst vergessen haben. Wie kostbar zu wissen: wenn wir mal nicht in der Lage sind zu reden. Wenn wir vor Zweifeln oder Sorgen verstummen. Gott wird immer noch Wege finden, dass sein Wort erklingt. Und wenn Steine schreien!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Ostersteine haben letztes Jahr die Botschaft der Auferstehung weitergetragen.

27. Februar 2021

Pusteblumen

Erstellt: 27. Februar 2021

Diese Woche musste ich nach langer Zeit mal wieder an ihn denken. Seinen Namen weiß ich leider nicht mehr. Er war Assistent am Seminar für Altes Testament an der Universität in Mainz und hatte die Aufgabe uns Studienanfängerinnen und -anfängern in die althebräische Sprache einzuführen. Er tat es mit großer Hingabe. Eine Unterrichtsstunde ist mir noch besonders in Erinnerung. Er kam in den Hörsaal und kündigte an: Heute übersetzen wir ein Liebeslied. Er konnte wunderbar die Augen rollen und hatte einen ganz besonderen Akzent, der das Zuhören zum noch größeren Vergnügen machte. Und er begann uns einzuführen in die Welt des Alten Orients und die Symbolik des Weinberges: Kein größeres Kompliment könne man einer Dame machen als das, sie mit einem Weinberg zu vergleichen, der viele köstliche Trauben trägt!

 

Ein Bild für Fruchtbarkeit, Erotik und Schönheit gleichermaßen! Und dann begann er uns auf hebräisch und dann ins Deutsche übersetzt das Weinberglied bei Jesaja, Kapitel 5, vorzutragen. Da singt Jesaja von einem Freund, der einen wunderschönen Weinberg hatte – wir verstanden jetzt die Symbolik – und sich ganz viel Mühe um diesen Weinberg machte, alles für ihn tat. Aber dann – und hier ließ unser Hebärischlehrer eine lange Pause den Hörsaal erfüllen – brachte dieser Weinberg keine einzige gute Traube. Wie gebannt hingen wir an den Lippen unseres Lehrers und spürten die Enttäuschung über diese verschmähte Liebe, von der das Lied erzählt, mit. Morgen ist das der Predigttext. Zusammen mit der Fortsetzung dieses Weinbergliedes, die ich hier noch nicht zu detailliert verraten will. Es geht um Liebe und Enttäuschung. Und es endet letztlich mit einem großen Appell: wie hältst du es mit der Liebe? Weißt du eigentlich, wie sehr du geliebt bist? Von Menschen in deiner Nähe? Und von Gott? Welche Früchte finden die, die dich so lieben und sich ihrerseits nach Liebe sehnen, bei dir? Gestern Abend packte ich nach langer Zeit mal wieder meine hebräische Bibel aus und versuchte diesen Text von damals zu übersetzen. Oh je, was taten sich da Lücken auf! Wie war ich am Schwimmen, besonders bei den unregelmäßigen Verben! Jetzt liegt die Hebräische Schulgrammatik wieder greifbar auf dem Couchtisch! Ich muss unbedingt wieder was tun!!! Wenn das mein lieber Lehrer von damals jetzt wüsste!!! Damals haben wir den Hörsaal ganz schön bewegt verlassen. Und hatten ihn vor Augen, diesen unglücklichen Liebhaber zu biblischen Zeiten, den uns unser Lehrer so eindrücklich vor Augen gemalt hat. Der so enttäuscht war, dass all sein Werben um die Geliebte keinen Erfolg brachte. Liebe kann man nicht erzwingen. Wir können sie nur aus freien Stücken, dann aber mit ganzem Herzen erwidern. Das ist das Besondere an der Liebe. Sie hofft auf eine Antwort. Wenn zwei Herzen im gleichen Takt schlagen! Wenn ihr mehr dazu hören wollt: Morgen im Livestream-Gottesdienst um 11.00 Uhr aus Klanxbüll. Ich werde lieber aus der Lutherbibel den Predigttext vortragen und mich nicht selbst wieder im Übersetzen versuchen! Versprochen! Bleibt mir noch zu sagen: Hütet gut eure Liebe! Und bleibt gut behütet von dem, der euch liebhat!

 

Foto: Von Pfarrer Martin Anefeld, in dessen Nussdorfer Gemeinde ich vor nunmehr doch schon 26 Jahren mein Vikariat machen durfte. Gerne bin ich dort durch die Weinberge geschlendert! Danke, Martin, für Deinen lieben Fotogruß und die großartigen Fotos! Liebe Grüße in die Südpfalz!

26. Februar 2021

Sonnenuntergang

Erstellt: 26. Februar 2021

Wir sind längst in der zweiten Woche der Passionszeit angekommen. Die diesjährige Aktion: „Sieben Tage ohne Denkblockaden. Spielräume nutzen“ hat diese zweite Woche (von Mittwoch zu Mittwoch) unter die Losung gestellt: Von der Rolle. Und verweist auf einen Bibeltext im Alten Testament: Jeremia 1,4-8. Der Profet Jeremia erzählt dort von seiner Berufung zum Profeten. Gott spricht zu ihm: „Ich kannte dich, ehe ich dich im Mutterleibe bereitete.“ Und Gott erklärt Jeremia, er habe ihn von Anfang an zum Profeten für die Völker bestimmt. Jeremia erwidert, er sei noch zu jung. Aber Gott sagt: „Sage nicht: „Ich bin zu jung!, sondern du sollst gehen, wohin ich dich sende, und predigen alles, was ich dir gebiete. Fürchte dich nicht vor ihnen; denn ich bin mit dir und will dich erretten,“, spricht der Herr. – Wow, das ist ein starker Text.

 

Zum einen diese Aussage: Gott kannte Jeremia, schon lange, bevor er überhaupt gezeugt und im Mutterleib herangewachsen ist. Gott kennt uns immer schon. Manchmal überlege ich: Was war mit mir eigentlich vor meiner Zeugung und Geburt? Gab es mich da schon irgendwo anders, meinetwegen als Seele im Himmel, die dann einen Körper zugewiesen bekam? Oder bin ich praktisch aus dem Nichts heraus ins Leben gerufen worden? Dass ich immer schon ein Gedanke Gottes war, das finde ich ungemein tröstlich. Und das werde ich auch für immer sein dürfen: Gott wird seine Gedanken niemals vergessen und wird mich halten über den Tod hinaus! – Und das andere Starke an dem Text ist diese große Zusage an Jeremia: „Ich bin mit dir!“ – Das ist das „Wir schaffen es“ in der Sprache Gottes. Du bist nicht allein! Das wird schon! – Und es wird, weil Gott da ist und hilft und mit anpackt. Deshalb gelten keine Ausreden! – Wie oft haben Menschen zunächst ganz ähnlich reagiert wie Jeremia, als ihnen eine große Aufgabe angetragen wurde: „Ich bin zu jung!“ – „Ich bin nicht fromm genug!“ – „Ich bin zu alt!“ – „Ich habe keine Ahnung davon!“ – „Ich habe keine Zeit!“ – Aber wenn es deine Aufgabe ist, zu der du bestimmt bist. Dann wirst du einen Fürsprecher, eine Fürsprecherin an deiner Seite haben, die gegen diese Bedenken anredet. Und wenn Gott dich da haben will, dann wird er es schaffen, dass du dich ziehen lässt und irgendwann einwilligst und einfach vertraust: Nicht du musst das jetzt schaffen: sondern Gott will es mit dir schaffen! So wachsen Menschen über sich hinaus! Wie Jeremia! – Ich finde es sehr sympathisch, wenn sich nicht jeder gleich alles zutraut. Wenn wir manchmal Skrupel haben oder denken: „Andere können das doch viel besser!“ – Aber befrage deinen Gott, was sein Plan mit dir ist. Und dann, ja – dann gib Gott auch eine Chance! – In dem Sinne: Bleibt behütet!

25. Februar 2021

Laub

Erstellt: 25. Februar 2021

Sie hatte es sich so gewünscht. Noch einmal die Schneeglöckchen erleben. Sie hat sich so nach Frühling gesehnt. Sie wusste, dass ihr nicht mehr ganz viel Zeit bleibt. Sie hoffte noch auf dieses eine Frühjahr. Aber mitten im Winter, als der Schnee in dicken Flocken bei uns auf die Erde fiel, ist sie gestorben. Und er: steht jetzt im Garten und betrachtet die Schneeglöckchen. Und denkt an sie. Und weiß gar nicht, was er mehr empfinden soll: die Verbitterung über ihr Sterben, und dann noch in dieser Coronazeit, den Schmerz, sie loslassen zu müssen und dieses Frühjahr und alle Zeit auf Erden, die kommt, nun ohne sie an seiner Seite zu erleben. Oder die Erleichterung, dass sie es geschafft hat.

 

Wer weiß, was noch alles gekommen wäre, Krankenhaus, Krankenlager, immer mehr körperliche Einschränkungen, Schmerzen. Dann wäre es vielleicht für sie Frühjahr geworden, und sie hätte doch die Schneeglöckchen nicht mit eigenen Augen sehen können, weil die Kraft nicht mehr da gewesen wäre! Während er so im Garten steht, hört er ihre Stimme auf einmal deutlich im Ohr: „Sieh nur! Wie schön!“ Vieles hätte sie jetzt entdeckt, nicht nur die Schneeglöckchen, auch die Vögel, die im Garten zwitschern, und viele andere Boten des nahenden Frühjahrs. Und sie hätte Pläne geschmiedet: was jetzt alles zu beschneiden ist, wann die Gartenmöbel auf die Terrasse zu stellen sind, welche Blumen und Büsche zu besorgen und zu pflanzen sind. Ob er in diesem Jahr überhaupt in der Lage sein wird, in diesem Garten viel Zeit zu verbringen? Wird er ihr hier näher sein oder wird es ihm einfach zu weh tun, in diesem Garten unterwegs zu sein, wo jede Hecke von ihr gepflanzt worden ist und jede Ecke von ihr erzählt? Er blinzelt in die schon recht warme Frühlingssonne. Wo ist sie jetzt? Dort oben irgendwo hinter dem unendlichen Himmel? Wo hört die Vergänglichkeit auf und fängt die Ewigkeit an? Vielleicht ist ja Ewigkeit doch eine Dimension, gar nicht so weit weg von unserer, einfach nebenan, nur eben unsichtbar. Vielleicht kann sie ja die Schneeglöckchen sehen und ihn im Garten, oder ist das zu naiv gedacht? Aber wenn sie ihn nun sehen würde, wie er so verloren dasteht. Wie schwer würde es ihr ums Herz werden. Könnte sie den Himmel genießen, wenn sie gleichzeitig weiß, dass er über den Verlust nicht wegkommt und sich nur noch in Tränen verzehrt? Kann Himmel nicht erst beginnen, wenn wir wissen, dass die, die wir lieben, aber vorläufig zurücklassen müssen, klar kommen auf der Erde und auch wieder zum Lachen finden und jeden Tag als Aufgabe begreifen, die Gott ihnen auf Erden noch zugedacht hat? „Sieh!“ , ruft er auf einmal in den blauen Himmel hinauf und deutet auf die Schneeglöckchen. „Du hast dich immer so auf sie gefreut! Und jetzt hast du sie mir geschickt als Gruß des Himmels. Als Hinweis, dass das Leben siegt! Ich werde gut auf sie aufpassen. Auf alles hier. Bis wir uns wiedersehen. Das werden wir! Aber noch muss ich hier einiges tun. Du würdest es nicht anders wollen!“ – Mancher, der am Grundstück gerade vorbei geht, schaut etwas verwundert hinüber. „Da redet er mit sich selber“, denkt man dann vielleicht. Was weiß so jemand Vorbeigehendes schon von der tiefen Zwiesprache zwischen Erde und Himmel!

 

„Gott. Sei bei denen, die uns hier auf Erden fehlen. Lass sie bei dir im Himmel geborgen sein. Und lass uns manchmal, wenn uns danach ist, mit ihnen reden. Und einfach im Herzen spüren: sie sind noch immer nahe. Und sie sind zugleich bei dir. Du wirst gut für sie sorgen. Du weißt, wie kostbar sie uns sind! Amen.“

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

24. Februar 2021

Kirche der Brotvermehrung in Israel

Erstellt: 24. Februar 2021

„Sie aßen alle und wurden satt und sammelten auf, was an Brocken übrig blieb – zwölf Körbe voll.“ (Matthäus 14,20) Das ist die neutestamentliche Tageslosung für heute. Eine besondere Geschichte, die zu diesem V Vers gehört: Jesus hat 5000 hungrige Menschen vor sich, aber nur 5 Brote und 2 Fische – aber es reicht! Am Ende bleibt sogar noch übrig: 12 Körbe voll. Die heilige Zahl 12, die an die zwölf Stämme Israel erinnert, für die ja auch die 12 Apostel stehen. Will sagen: am Ende geht niemand, der zu Gottes Volk gehört, mit leeren Händen und hungrig heim. Ja, es bleibt nicht deshalb so viel übrig, weil die Menschen sich nicht zu nehmen trauen – die Bibel sagt ausdrücklich: sie wurden alle satt! – Es reicht! Auch wenn auf den ersten Blick so wenig nur da zu sein scheint.

 

Es reicht, wenn wir das, was da ist, mit Dank empfangen und austeilen und dabei auch auf die anderen schauen, Rücksicht üben, weiterreichen. Es reicht, und es ist am Ende eine wunderbare Erfahrung. Viel stärkender als das Brot und der Fisch: ist das Erlebnis: so viele Menschen, und jeder gönnt dem anderen, was er oder sie bekommt. Liegt da der Schlüssel zum Verständnis dieses Wunders? – So wenig Impfstoff. Aber wenn wir danken für das, was da ist, und zügig verteilen und nicht eine riesige Bürokratie daraus machen, wer jetzt befugt ist eine am Abend vielleicht übrige Impfdosis noch zu bekommen (so dass die Impfdosen dann eher im Kühlschrank landen statt unter die Leute kommen): es wäre ein erster Schritt. Und wenn wir vorsichtig bleiben und den Gefährdeten, die zuerst geimpft wurden, die Impfung gönnen, und vertrauen: wir kommen ja auch noch dran. Und selbst wenn Geimpfte dann vielleicht früher als wir in ein Konzert gehen dürfen oder in ein Restaurant – wie wäre das, wenn wir uns mit ihnen mitfreuen könnten und mit denen, die endlich ihre Gaststätte oder ihren Konzertsaal wieder öffnen könnten? Wenn wir das ganze als einen gemeinsamen Erfolg begreifen könnten, der die Gegenwart für alle erträglicher und die Zukunft um so hoffnungsvoller macht? Wäre das utopisch? Undenkbar? Oder doch eines der Wunder, wie sie Gott so erhofft von seinen Menschen? Damals am See blieben offenbar alle geduldig, bis sie an der Reihe waren, und empfingen und wurden satt und gingen glücklich nach Hause. Gar nicht nur glücklich über Brot und Fisch. Mehr noch: über das Wunder einer Gemeinschaft, die zusammenhält!

 

Gott. Bewahre uns vor der Angst zu kurz zu kommen. Hilf uns zu teilen und aufeinander Rücksicht zu nehmen. Gib, dass die Güter der Erde gerechter verteilt werden. Gib, dass in Deutschland Wohnraum fairer aufgeteilt und für alle bezahlbar wird. Hilf, dass die Impfungen weltweit und auch mitten unter uns vorankommen. Bewahre alle, die krank sind. Und öffne uns die Augen und Ohren und unser Herz für die, die sich in diesen schweren Zeiten nach mehr Aufmerksamkeit und Zuwendung sehnen. Amen.

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Tabgha – die Kirche der Brotvermehrung in Israel

23. Februar 2021

Wolfgang Eckert, Pixabay

Erstellt: 23. Februar 2021

In der Bibel, im Buch der Sprüche 8 spricht die Weisheit: „Der Herr hat mich schon gehabt am Anfang seiner Wege, ehe er etwas schuf, von Anbeginn her. Ich bin eingesetzt von Ewigkeit her, im Anfang, ehe die Erde war ... Als er die Himmel bereitete, war ich da ... als er die Grundfesten der Erde festlegte, da war ich beständig bei ihm; ich war seine Lust täglich und spielte vor ihm allezeit; ich spielte auf seinem Erdkreis und hatte meine Lust an den Menschenkindern.“ (Sprüche 8,22–31 in Auszügen). Das ist der Bibeltext für die erste Woche der Aktion: Sieben Wochen – ohne Denkblockaden. – Spielräume nutzen.

 

Das ist ja eher einer der unbekannteren Texte in der Bibel. Aber was für ein schönes Bild: die spielerische Weisheit Gottes wird beschrieben. In der Bibel ist die Weisheit „die weibliche Begleiterin des großen Schöpfers, ein feminines Wesen, das untrennbar zu ihm gehört“, so hat es Regionalbischöfin i.R. Susanne Breit-Kessler in ihrer Andacht zu dieser Textstelle formuliert. Was für ein großartiges Bild: die Weisheit als Kind, das spielerisch mit den Gegebenheiten umgeht, Entdeckungen macht, sich an den Schöpferwerken freut. Wir denken Gott oft in männlichen Bildern und Zügen und haben dabei die weiblichen Bilder für Gott in der Bibel fast verdrängt. Die Weisheit erscheint hier wie ein Mädchen, das Gott als Schöpfer in ihrer kindlichen Leichtigkeit dazu ermuntertz diese Welt so bunt, so vielgestaltig und schön zu formen. Jedes Geschöpf: eine „Spielart“ der Liebe Gottes. Jeder Mensch: Gottes Ebenbild und darin eben ein Gotteskind, in dem sich ganz viel von Gottes Weisheit spiegeln möge! – Spielende Kinder sind oft besonders kreativ. Spielende Erwachsene lassen manchmal Sorgen hinter sich, sehen das Leben nicht mehr so verbissen, entwickeln mehr Freude und Fantasie. – Wenn Johannes sein Evangelium beginnen lässt: „Das Wort wurde Fleisch und wohnte unter uns“, dann schwingt in dem griechischen Wort „Logos“/Wort auch die Bedeutung von Vernunft und Weisheit mit. Jesus verkörpert Gottes Weisheit, Gottes Liebe zu den Menschen. So kann er ohne Vorurteile auf jedes Menschenkind zugehen. Ohne Denkblockade Gebote auf ihren eigentlichen göttlichen Willen befragen. Sorglosigkeit und kindliches Vertrauen predigen. Gott als „Papa“, „Vater“ ansprechen, sich von Kindern unterbrechen lassen und den Erwachsenen sagen: „Werdet wie die Kinder, sonst könnt ihr in Gottes Reich nicht kommen.“ – Vielleicht kann sie uns zum Beispiel dienen, diese spielende Weisheit Gottes im Buch der Sprüche: öfter mal spielen! Manche Dinge einfach etwas leichter nehmen. Uns vertrauensvoll an Gott anlehnen. Mit Lust die Wunder der Natur betrachten. Und vorurteilsfrei und mit Freude aufeinander zugehen!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Wolfgang Eckert, Pixabay

22. Februar 2021

Livestream aus Neugalmsbüll

Erstellt: 22. Februar 2021

Sieben Wochen ohne Denkblockaden. Spielräume nutzen. Das tat so richtig gut am Wochenende zu erleben. Zum Beispiel gestern Abend nach unserem Livestream-Gottesdienst aus Horsbüll: Ich sah Biikefeuer. Nein, keine Sorge, das waren keine widergesetzlichen öffentlichen Anlaufpunkte – es waren Menschen, die einfach in ihren Gärten in einer Feuertonne oder an einer Feuerstelle ein kleines Feuer machten: für die Familie. Einfach um an diese besondere Tradition hier in Nordfriesland zu erinnern und mit Corona nicht alles ausfallen zu lassen. An mehreren Stellen sah man von weitem über unsere freie Landschaft hinweg solche kleinen Biikefeuer auf Privatgrundstücken, und das war richtig schön anzusehen und tat riesig gut! – Die brennende Biike in Galmsbüll konnten die, die im Garten kein eigenes Feuerchen hatten, dann daheim am Bildschirm im Livestream bewundern, von Sigrid Brandenburg wunderbar ins Bild gesetzt! –

 

Und genauso musste das traditionelle Grünkohlessen nicht ausfallen, die Gaststätten hier in der Umgebung boten einen entsprechenden Abholservice an – auch das eine wunderbare Art, an Traditionen festzuhalten, auch wenn so vieles momentan so anders verläuft, als wir gehofft hatten! Solche Entschlossenheit nicht etwas abzusagen, sondern ein Stück neu und anders zu erfinden: das braucht es momentan ganz besonders. Es geht an die Substanz, mitunter an die Nerven, sich immer wieder etwas einfallen zu lassen! Aber es ist so kostbar und wichtig! - Vieles ist abgesagt. Aber ganz Entscheidendes darf nie abgesagt werden: Hoffnung: muss bleiben! Einstehen für andere – muss gewagt werden! Auch auf Abstand sich mit dem Herzen nahe sein: ist wichtig! – Glaube: will gerade jetzt tragen! – Kultur: brauchen wir für unsere Seele, fürs Überleben als Menschen, darum sind Alternativangebote etwa im Netz so kostbar und wichtig! – Freundschaft: Muss gefeiert werden, auch wenn wir sie momentan nicht so wie sonst gesellig leben können! - Widerstand leisten, wo Unrecht geschieht: ist immer erforderlich! – Demokratie: muss immer wieder gewagt und wertgeschätzt und für sie eingestanden werden! - An das Leben glauben auch vor offenen Gräbern: ist das, was unsere Hoffnung über Wasser hält! – Liebe: bahnt sich immer einen Weg! Und Gott hat uns von seinem erfindungsreichen Geist gegeben: das ist die große Zusage, die wir haben. Sein Geist der Kraft, Liebe und Besonnenheit – und ich möchte ergänzen: seinen Geist eines grenzenlosen Einfallsreichtums, wenn es um Geselligkeit, Solidarität und damit eben auch um Glauben, Hoffen, Lieben geht. - Übrigens: Heute vor 78 Jahren starben zwei Menschen, denen eigentlich von der tyrannischen Staatsmacht kein Handlungsspielraum für ihre Überzeugungen gegeben wurde – die aber unter bewusstem Einsatz ihres Lebens alles riskierten. „Zerreißt den Mantel der Gleichgültigkeit, den ihr um euer Herz gelegt habt. Entscheidet Euch, ehe es zu spät ist!“ Das ist eine Botschaft aus dem 5. Flugblatt, das sie unter Kommilitoninnen und Kommilitonen der Uni München verteilt hatten. Beim Verteilen des 6. Flugblattes wurden Sophie und Hans Scholl ergriffen und am 22. Februar 1943 hingerichtet. „Man darf nicht nur dagegen sein, man muss etwas tun“, hat Sophie Scholl gesagt. Ihr Rückgrat, ihren Mut, ihre Entschlossenheit für Demokratie und Menschenrechte und gegen Diktatur und Unterdrückung einzutreten brauchen wir heute mehr denn je!

 

Gebet: „Gott. Mit Sorge erleben wir die Unterdrückung von Freiheits- und Demokratiebestrebungen in manchen Gegenden dieser Welt. Wir denken und beten für die Demonstrierenden in Myanmar und in Belarus, dass ihr Einsatz etwas zum Besseren verändert in ihrem Land. Wir bitten dich um die Stärkung von Meinungs- und Pressefreiheit in Ländern, in denen Journalisten in Haft sitzen und Meinungen gegängelt werden. Wir denken an die Spaltung in unserer Gesellschaft, an das Erstarken einer politischen Bewegung, die die schlimme Zeit und das grausame Unrecht der Nazi-Diktatur relativieren will und die Menschenwürde von Menschen anderer Kultur, Religion, Herkunft, Überzeugung, Lebensweise, politischen Einstellung mit Füßen tritt. Hilf uns für Freiheit und Demokratie einzutreten und ganz besonders an der Seite derer zu stehen, die mittlerweile Angst haben als friedliche Bürgerinnen und Bürger in unserem Land zu leben! Amen.“

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Ein Biikefoto von 2019

20. Februar 2021

Sigrid Brandenburg, Galmsbüller Biike 2018

Erstellt: 20. Februar 2021

Es hätte das große Festwochenende werden können für die Feuerwehren und für die Bevölkerung. Biike an einem Sonntag – das passt doch eigentlich ganz gut. Und zudem bei recht frühlingshaften Temperaturen, bei denen man noch Glühwein, aber auch schon ein kühles Bier verzehren kann. Um ein wärmendes Feuer versammelt. Es sollte anders kommen. In diesem Jahr finden die Biike höchstens digital statt. Vielleicht aber wird ganz oft zu Hause in Erinnerungen geschwelgt: an vergangene Biiken. An Menschen, die sich dort verliebt haben. Kumpels von der Schule wieder trafen. An Aufbruchsstimmung nach dem langen Winter. Vorfreude auf den Frühling. –

 

Ich habe Biike vor zwei Jahren erst kennengelernt. Ich reiste einmal quer durch meine Gemeinden und hatte dabei doch eine wichtige Biike verpasst – nämlich die im Lübke-Koog! Dort durfte ich dann letztes Jahr das traditionelle und sehr gesellige Grünkohlessen miterleben. Inzwischen habe ich erzählt bekommen von der geheimnisumwitterten Geschichte der Biike: war sie nun ein reines Vertreiben von Schadensgeistern am Ende des Winters, wie ich das in der Pfalz beim Frühlingsfest Laetare ganz ähnlich kennenlernen durfte? Oder war es eben zugleich das große Aufbruchsfest für die Walfänger, denen die Feuer auf den friesischen Inseln und an der Küste Geleit geben sollten? Unbestritten ist zumindest, dass der 22. Februar im Mittelalter als Petritag begangen wurde: ab diesem Tag war die am Martinstag (11.11.) in den Hansestädten eingestellte Schifffahrt wieder erlaubt. Laut alter Legende soll an einem 22. Februar der Apostel Petrus nach siebenjähriger Gefangenschaft in Antiochia, dem heutigen Antalya, freigelassen und als Bischof der dortigen Gemeinde eingesetzt worden sein. Die Gemeinde traf sich in einer heute noch erhaltenen Grotte oberhalb der Stadt, die als die älteste christliche Kirche gilt. Im Mittelalter wurde dieser Tag immer besonders gefeiert und bald auch zu einem Aufbruchsfest für die Fischer erklärt, die in Petrus ihren Schutzpatron haben. – Vermutlich ist es bei der Biike wie bei vielen unserer Feste: dass sie heidnischen Ursprung hat und später dann christlich neu interpretiert wurde. Auf jeden Fall ist es ein besonderes Fest hier im Norden, das Menschen – wenn nicht gerade eine Pandemie herrscht – zur Geselligkeit zusammenführt und die Vorfreude auf den Frühling fördert. Und machen lädt Biike ein über eigene Aufbrüche im Leben nachzudenken: was liegt bei Dir gerade an? Zu welchem Aufbruch brauchst Du gerade Mut und Zuspruch? Was gilt es Neues zu wagen? Oder wo gilt es lieber weiter im sicheren Hafen zu verweilen? Wir als Kirchengemeinden stehen genau vor diesen Fragen: In dieser Coronazeit müssen wir ganz neu Kirche lernen: wo Gotteshäuser geschlossen sind und Gemeindeveranstaltungen nicht wie gewohnt stattfinden können, fühlen sich Menschen ganz neu von Gott losgeschickt Menschen dort aufzusuchen und abzuholen, wo sie gerade sind, mit allem Abstand, aber doch mit ganz viel Kreativität: mit Andachten, an den Haustüren verteilt, mit kleinen Überraschungstüten, mit Telefonaten und digitalen Angeboten, mit Einkaufshilfen und Unterstützungsangeboten. Gott war schon immer so: nicht abwartend, bis wir zu ihm kommen, sondern er selber: auf dem Weg zu uns Menschen! Dass wir alle im Glauben einen sicheren Hafen finden um Stürmen und Nöten zu trotzen. Und dass der Glaube uns zugleich auch hilft Anker zu lichten und aufzubrechen, wo Gott mit uns Neues vorhat. Das wünsche ich uns allen zu diesem Biikefest. – Gerade traf ich einen lieben Bekannten, der als Selbstständiger im Hotelfach genug Sorgen zu tragen hat, aber trotzdem entschlossen Weichen stellt für einen neuen Anfang und sich nicht die Zuversicht nehmen lässt. Lasst uns beten: „Gott. Wir denken an alle, die momentan nicht arbeiten können, ihre Geschäfte, in denen viel Herzblut steckt, nicht nachgehen dürfen und nicht wissen, wie lange sie so noch durchhalten. Gib ihnen Kraft, Hoffnung, Zuversicht, Ideen – und vor allem lass sie Unterstützung erfahren, staatliche Hilfen, aber auch Unterstützung ihres gesellschaftlichen Umfeldes. Ihre Geschäfte, Gaststätten, Betriebe geben unserem Leben viel Freude. Hilf uns gemeinsam diese Pandemie durchzustehen. Amen.“ – Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

 

Das Foto ist von Sigrid Brandenburg, Galmsbüller Biike 2018

19. Februar 2021

eiskaltes Wasser

Erstellt: 19. Februar 2021

Klar, war ich dabei! Ist doch logisch. Ist doch kein Problem in diesen Tagen sich ins eiskalte Wasser zu stürzen. War doch erst vorgestern ein großer Artikel im Nordfriesischen Tagblatt übers Eisbaden. Olaf Hinrichsen macht es. Wladimir Putin macht es auch. – Na ja, ganz so habe ich nicht reagiert. „Also ich mach das nicht“, habe ich gesagt. „Viel zu kalt! Das ist nichts für mich!“ – Aber Martha, unsere jüngste Tochter, ließ sich nicht beirren. Und was sie sich in den Kopf gesetzt hat, das macht sie, das haben wir als Eltern inzwischen verstanden. So ging es los. Vorgestern. Südwesthörn. Verhangener Himmel. Etwas graues Tauwetter. Aber Eisschollen schwammen noch im Wasser, das zur Flutzeit auch reichlich da war. Ein paar Lockerungs- und Atemübungen. Sie hatte sich gut informiert. Dann ging es los. T-Shirt und Badehose an, und zack ins Wasser.

 

Lia, unsere Boxerhündin, bellte vor Aufregung um ihr Frauchen, aber traute sich genauso wenig wie ich hinterher. Nach einem ordentlichen Abtauchen stieg sie recht langsam aus dem Wasser und zog sich in aller Ruhe wieder um und an. Ich fror beim Anblick. Sie meinte, ihr wäre jetzt warm. Eisbade-Challenge bestanden! - Manchmal ist das im Leben so. Wir springen ins kalte Wasser. Manchmal mutig, weil wir etwas wagen. Manchmal haben wir auch keine große Wahl abzulehnen, das Leben bringt mitunter Umstände mit sich, die wir uns freiwillig nie gesucht hätten, aber die es dann mit positiver Energie anzunehmen gilt. Was sage ich euch da – ihr kennt das alle selbst. Ich denke an eine Familie, die sich lange auf ihr Kind gefreut hat. Sie wird schwanger. Irgendwann sagt ihr der Arzt, ihr Kind würde eine geistige Behinderung haben. Trisomie 21. Nächtelang hat sie gegrübelt mit ihrem Mann, was sie tun sollen: das Kind austragen? Schaffen sie die Herausforderung? Sie spürten ihre Liebe zu ihrem Kind. Sie konnten zu diesem Kind nicht mehr Nein sagen. Jahre später erzählt die Frau, wie dieses Kind ihre Ehe nur um so enger zusammengeschweißt hat. Wie es nicht einfach ist, aber wie sie ihr Kind auch nicht mehr missen wollen. Und sich sicher sind, dass der liebe Gott sie beide als Eltern ausgesucht hat, weil er wusste: die schaffen das , und ihnen wird dieses Kind unendlich gut tun. – Kaltes Wasser: Was wäre unser Leben ohne so manchen Sprung da hinein. Ohne die Übernahme mancher Aufgabe, von der wir vorher nicht wissen: packen wir das? Aber im Leben will manches gewagt sein. Und Gott ist bei uns! Glaube muss kein Sprung ins kalte Wasser sein. Ein Wagnis ist Glaube auch. Aber wir dürfen in der Bibel lesen, in welcher Treue Gott für uns einsteht. Wir dürfen wissen, dass er uns das Leben geschenkt hat, uns mit Jesus seine Liebe, sein Heil schenkt. Anders als ich vorgestern in Südwesthörn lässt er andere nicht allein ins kalte Wasser springen. Er springt mit und bleibt an unsrer Seite. „Gott. Wir beten heute für Menschen, die gerade vor großen neuen Herausforderungen stehen. Die Pflege ihrer Eltern. Die Angst den kleinen Betrieb nicht mehr aufmachen zu können nach dem Lockdown, weil die Schulden so hoch sind. Ein Umzug, der ansteht, und er, sie weiß nicht, ob der Weg richtig ist. Oder anderes, was gerade auf Menschen einstürmt. Gib ihnen Mut und Entschlossenheit. Zeige ihnen, was richtig ist. Und bleibe du an ihrer Seite. Lass uns füreinander da sein. Amen.“ Ach ja , heute oder morgen will Martha wieder ins Wasser. Ich gehe natürlich mit! Also – bis zum Rand. Und halte die Kamera!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

18. Februar 2021

Kirchenbänke im Lockdown

Erstellt: 18. Februar 2021

Spielräume entdecken

Etwas zusammengezuckt bin ich schon. Als ich das Motto der diesjährigen Aktion „Sieben Wochen ohne“ las: „Spielraum! Sieben Wochen ohne Blockaden“. Das war irgendwann im frühen Winter, der nächste harte Lockdown stand bevor. Im Kopf hatte ich noch die Nachrichten von improvisierten Glühweinständen in der Adventszeit, von einer großen Hochzeitsfeier hinter der dänischen Grenze und von der Sehnsucht so vieler, sich endlich mal wieder mit mehr als nur Personen eines weiteren Haushaltes treffen zu können – „Es muss doch niemand merken!“ – An sich liebe ich dieses Wort „Spielraum“ und mag keine Vorschriften und Regelungen ohne die Möglichkeit sie anzupassen, Ausnahmen zu gestatten, im konkreten Fall zu sehen, was möglich ist.

 

Ich mochte den Lehrer, der nicht nur auf Leistungen sah, sondern auch ein gutes Gespür hatte, wo jemand zu Hause gerade Sorgen hatte, und der eine gute Note als Ansporn vergeben konnte, auch wenn sie rein von den Leistungen betrachtet nicht gerecht erschien. Das fasziniert mich bei Jesus sehr: Er steht auf der Grundlage von Ordnungen der damaligen Gesellschaft und des jüdischen Glaubens. Aber er geht damit – ja, fast möchte ich sagen: spielerisch um. Er sieht die Spielräume, die Gott uns Menschen von Anfang an zugedacht hat, damit aus göttlichen Geboten Angebote zum Leben werden können. Es ist gut, dass es den Ruhetag gibt. – Aber Gutes tun für andere. Menschen gesund machen: das kann an diesem Tag nicht verboten sein! – Es ist wichtig die Eltern zu ehren. Aber das meint keinen unbedingten Gehorsam, manchmal muss ein junger Mensch seinen Weg gehen und elterliche Erwartungen enttäuschen. „Wer mein Wort tut, der ist mir Mutter und Schwester und Brüder“, kann Jesus sagen, als seine Familie ihn eines Tages von den Menschen weg wieder heim holen will. Spielräume nutzen. In Pandemiezeiten kann dieser Slogan missverständlich sein. Es geht nicht darum, Anordnungen, die dem Schutz aller gelten, heimlich und geschickt zu unterwandern. Es geht darum, das Leben auch in harten Zeiten immer noch mit etwas „Spielfreude“ anzunehmen und zu sehen, was an Lebenswertem und den Menschen Zugewandtem auch in Zeiten von Abstandshaltung möglich ist. Der Nikolaus, der im Freien Kindern mit großem Abstand ihr Nikolausgeschenk an einem Stab mit viel Abstand hinüberreichte. Oder Musiker, die mit einem digitalen Konzert aufwarten und Menschen ihr Herz berühren. Ein Chorgesang als Zusammenschnitt vieler Aufnahmen, die jede und jeder daheim tätigt, wie es unser Gospelchor gerade plant. Wir alle sind doch seit bald einem Jahr dabei: Wege zu finden, wie wir leben und einander beistehen und zusammenhalten können, auch wenn wir am allerbesten jeder für sich daheim bleiben sollte. Mal gespannt, zu welchen Gedanken uns die Aktion „Spielräume nutzen“ inspirieren kann. Denkblockaden gehen nicht an. „Geht nicht“ oder „Das gab es noch nie“ gilt nicht. Die Zeiten sind ja auch wie nie. Und wenn wir etwas mit unserem Gott ganz besonders können, dann sind es Mauern zu überspringen. „Gott. Manchmal sind wir wie erstarrt und blockiert und finden keine Wege, die einem anderen Menschen das Leben erleichtern und uns selbst Erfüllung geben. Hilf uns kreativ zu sein, Neues zu wagen, Mauern zu überwinden, der Hoffnung zu folgen. Lass uns nie zu müde sein um neu zu hoffen. Amen.“ – In dem Sinne: bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

 

Foto: Helga Christiansens Idee letztes Jahr Kirchenbänke im Lockdown anders zu füllen

Aschermittwoch, 17. Februar 2021

eiskaltes Wasser

Erstellt: 17. Februar 2021

So hatte ich mir das nicht vorgestellt: die Passionszeit derart körperlich leidend zu beginnen. Na ja, es ist nur eine Kleinigkeit, ein vereiterter Daumen, aber ihr wisst ihr, wir Männer sind da gerne etwas wehleidiger., darum wollte der liebe Gott uns ja auch nicht mit dem Kinderkriegen betrauen ... Jetzt ist er erst einmal behandelt und verbunden, der eitrige Daumen, und wenn es dann nochmal pocht und zieht, versuche ich tapfer daran zu denken, wie viel unendlich mehr an Leiden unser Herr Jesus für uns auf sich genommen hat! Ja, wir sind im Kirchenjahr in der Passionszeit gelandet. 47 Tage sind es bis Ostern. Ja, 47 – keine 40 Tage oder sieben Wochen, wie es manchmal scheint, etwa bei der Aktion „7 Wochen ohne“. Wobei schon in alter Zeit diese Zeit vor Ostern als Fastenzeit begangen wurde, aber die Sonntage der Fastenzeit waren vom Fasten ausgenommen. Und so wurden dann aus 47 Tagen von Aschermittwoch bis Ostern effektiv 40 Fastentage, die an Jesu 40 Tage in der Wüste, bevor er öffentlich anfing zu predigen, erinnern oder auch die 40 Tage der Sintflut oder die 40 Jahre der Wüstenwanderung des Volkes Israel. 40 Tage sind eine Zeitspanne, die der Vorbereitung auf etwas Neues dienen soll.

 

Wir bereiten uns auf Jesu Sterben vor und auf die Osterbotschaft, dass der Tod besiegt ist. Manche nutzen diese Zeitspanne um bewusst auf eine sonst liebe Gewohnheit zu verzichten: Fernsehen, Rauchen, Süßigkeiten, Alkohol. Weil der Verzicht gut tun kann und um in dieser Zeit verstärkt daran zu denken, was Jesus alles auf sich genommen hat für uns Menschen: er hat den Himmel aufgegeben um bei uns auf der Erde zu sein, er hat seine göttliche Macht aufgegeben um am Kreuz zu leiden und zu sterben – für unsere Schuld und um uns das ewige Leben zu schenken, sagt die Bibel. Andere sehen diese Tage weniger unter dem Stichwort des Verzichtes, sondern des inneren Reichwerdens, indem sie einfach mal etwas Neues ausprobieren: statt viel fernsehen eher Bücher lesen. Vielleicht in der Bibel blättern. Mehr Zeit nehmen für Sport, für andere Menschen, für ein Projekt, das lange aufgeschoben war. Und machen sich bewusst, dass Gott noch so viel mehr in jedem Menschen angelegt hat, als wir im Lauf unseres Lebens alles entdecken können! – Eine neue Seite an sich entdecken, die vielleicht spannend und aufregend sein kann und vielleicht noch nachwirkt weit über die Passionszeit und Ostern hinaus – das kann en Projekt werden für diese Zeit! Gerade, wo so viele schon so lange auf so vieles verzichten müssen wegen der Covid-19-Pandemie. Wo Menschen leiden, körperlich, seelisch, mehr als in früheren Jahren. Da kann diese Passionszeit besonders wichtig sein. Eben nicht unter der Überschrift: nun kasteit euch noch mehr und verzichtet noch mehr! Sondern als Zeit des Zuspruchs und der Hoffnung. Gott ist bei dir in allem Schweren, in allem Leid. Er fühlt mit. Er weiß, wie es dir geht. Er will dich stärken und stützen und dir zeigen, wie lieb er dich hat. Er will deinem Leben Freude geben und Erfüllung. Er lässt dich nicht fallen! Können wir so diese Passionszeit angehen? Und einander das noch viel bewusster sagen und zusprechen: Gott ist bei dir und hat dich lieb! Lasst uns dabei nicht nur um eigene Sorgen kreisen, sondern auch über den Tellerrand schauen, Sorgen anderer wahrnehmen, Anteil nehmen, einander Mut zusprechen, füreinander beten? Wollen wir so diese Passionszeit miteinander erleben? – Ich versuche jeden Tag hier an dieser Stelle wieder einen kleinen Impuls zu geben. Einen Bibelvers, einen Gedanken, eine Liedstrophe vielleicht. Nicht so lange wie heute 🙂! Und wenn ihr eine Frage habt. Oder einen Bibelvers, den ihr gerne weitergeben wollt. Oder ein Gebetsanliegen. Oder ein Gedanken, der hier auf unserer Seite auch erscheinen darf. Dann schreibt es mir gerne – und gerne dürft ihr auch mal einen Tag mit einem Impuls von euch übernehmen! Wollen wir es so machen?! Ich freue mich auf die Zeit und den Austausch mit euch! – Und lasst uns auch im Gebet verbunden sein. Ich bitte euch heute doch gemeinsam zu beten für eine Frau, die gerade von ihrer Krebserkrankung erfahren hat. Sie hat schon einiges durch. Jetzt hat sie noch verschiedene Arzttermine. Aber macht sich viele Sorgen. Ihre Enkel sind noch klein, und sie hat noch so viel vor. Lasst uns beten, dass sie und alle, die gerade solche Diagnosen erfahren haben: nicht aufstecken. Dass sie gesund werden. Dass sie kämpfen. Hilf du, guter Gott, der dir kein Leid fremd ist. Hilf ihnen den Kopf oben zu behalten, schenke Heilung und Heil, sei du da mit ganzer Kraft! Sie brauchen dich! Wir brauchen dich! Amen! – In dem Sinne: bleibt behütet!

10. Februar 2021

Fasching

Erstellt: 10. Februar 2021

Mittwoch vor dem Faschingswochenende – das war der Tag, an dem es bei uns damals daheim, als ich Kind war, mittags nur eine Suppe gab und zugleich der Geruch leckerer, frischgebackener Kreppel die ganze Wohnung erfüllte: Meine Mutter und meine Oma verarbeiteten an diesem Tag eine Kilo Mehl. Donnerstag und Freitag durften dann – einen Tag meine Schwester, einen Tag ich: Freundinnen und Freunde zum Kreppelkaffee einladen. Am Freitag lief immer „Mainz bleibt Mainz“ im Fernsehen, und dann am Wochenende war ich unterwegs: auf Karnevalsumzügen, Faschingsbälle bis zur Kehrausfeier der katholischen Kirchengemeinde bei uns in Wiesbaden am Fastnachtsdienstag. – Und so hat mich Karneval begleitet. Im Studium in Mainz durfte am Donnerstag (Altweiberfastnacht – darf man das noch so nennen) unseren Professoren, wenn sie unvorsichtigerweise eine Krawatte trugen, selbige abgeschnitten werden. Im Vikariat gab es im Nachbarort einen kleinen Umzug. Im Vogelsberg luden wir als Kirchengemeinde zum Kinderfasching ein. Und in Nordhessen wurde ich als Pfarrer gefragt, ob ich bei der örtlichen Faschingssitzung nicht mit Bürgermeister und einigen anderen Männern beim „grazilen“ Männerballett mitmachen wollte. – Hier in Nordfriesland gibt es anderes – die fünfte Jahreszeit ist hier, hab ich gelernt: die Grünkohlzeit. Ein Männerballett stellt bereits die Feuerwehr Emmelsbüll-Horsbüll, und die sind richtig gut!

 

Wie überhaupt ersetzen die Feuerwehrfeste im Januar und Februar mit Tanz und ausgelassener Stimmung die Faschingsveranstaltungen in anderen Teilen der Republik richtig gut! Als ich auf einer meiner früheren Stellen beim Männerballett im Karneval mitmachte, erhielt ich Tage später eine Email. Ein kirchlich sehr engagierter Mensch fragte mich irritiert an, wie ich denn das Mitwirken im Karneval – und dann noch den freizügigen Auftritt auch noch in „Frauenkleidern“ beim Männerballett – mit meinem Pastorenamt vereinbaren könne. Nun machte der Auftritt mit dem Männerballett mir einfach Spaß, die Wochen davor mit den Proben, das machte so viel gute Laune, und es entstanden dabei richtig gute Freundschaften. Und irgendwie gefiel mir in diesen etwas ausgefallenen Outfits, in denen wir Männer mit deutlichem Bauchansatz schon recht lustig aussahen, dass wir uns selber nicht zu ernst und zu wichtig nahmen, auch nicht als Bürgermeister oder Pastor. Über sich lachen können und zulassen, dass andere über einen lachen können: ich fand das richtig wohltuend. Und Glaube will doch auch etwas Fröhlichkeit verbreiten! Wir halten der Welt und uns selber den Spiegel vor. Vieles ist so ernst. Aber dass man auch mal befreit lachen kann. Dass man mit Augenzwinkern statt immer nur mit strengen moralischen Appellen auf Missgeschicke hinweist, den Finger in Wunden legt, aufzeigt, wie unvollkommen vieles auf der Welt und eben auch wir Menschen selber sind: und dennoch von Gott geliebt! Das gefällt mir an Fasching oder Karneval. Dass man sich verkleidet und in ungewohnte Rollen schlüpft und darin andeutet, dass in jedem Menschen so viel mehr steckt, als er oder sie normalerweise nach außen trägt. Und dass Lachen gerade auch in schweren Zeiten so gut tut. – Im Mittelalter wurde teilweise verneint, dass Jesus als Mensch auf Erden je gelacht hat, denn das Lachen schien des Teufels. Es wird auch heute viel zu viel auf dieser Welt teuflisch gelacht, auf Kosten anderer, Menschen werden ausgelacht, Nöte werden bagatellisiert. Das gibt es leider. Aber ein Lachen aus ganzem Herzen. Ein Lachen aus Freude an diesem kostbaren Geschenk des Lebens. Das ist ein Akt der Befreiung. Ein Lachen, das Gott schenkt, weiß darum, dass das Leben hart ist, in der Welt vieles ungerecht ist und im Argen liegt, aber dass Gott diese Welt nicht vergessen hat. Dass er da ist und niemanden fallen lässt. Dass wir Hoffnung haben dürfen auch gegen den Augenschein. Dass der Glaube ein Herz etwas leichter machen kann. Wenn Jesus geheilt hat , dann hat er Menschen ihr Lachen wiedergeschenkt. Wenn Jesus bei Zachäus einkehrt, dann lesen wir zwischen den Zeilen, welch strahlendes Gesicht der Zöllner dabei gehabt haben muss, vor lauter Freude. Wenn Jesus auf einer Hochzeit Wasser in Wein verwandelt, dann kann er das nicht mit bierernstem Gesicht getan haben. Wenn Jesus vom Kamel redet, dass eher durch ein Nadelöhr geht als ein Reicher in den Himmel kommt – dann war das auch ein umwerfend komischer Vergleich, durch den Menschen die ernste Botschaft dahinter leichter annehmen und ins Nachdenken kommen konnten. Wenn Jesus Kinder auf den Arm nimmt, dann kann ich ihn mir dabei nur strahlend vorstellen. Und wenn an Ostern das Grab leer ist und Jesus als Auferstandener den Jüngerinnen und Jüngern erscheint. Dann müssen sie vor Freude gejubelt, getanzt und gelacht haben. Die Bibel erzählt sparsam, aber bietet genügend Material, aus dem wir das Lachen und die Freude regelrecht heraushören. Und nicht umsonst entstand bald die Tradition im Ostergottesdienst kräftig zu lachen, befreit loszulachen, den Tod, der immer noch Angst macht, aber doch an Ostern klein beigeben muss: regelrecht auszulachen. – Die Zeiten momentan sind sehr ernst und schwer. Ich wünsche uns, dass wir manchmal wenigstens für einen Augenblick ein Lächeln ernten, das uns gut tut. Oder mal lachen können, weil jemand etwas Lustiges erzählt oder etwas Lustiges anstellt. Und uns daran erinnern: dass bei Gott Hoffnung und Freude ist. In einem lachenden Gesicht spiegelt sich die Freude der Engel.

 

Seid behütet! Euer Pastor Gerald

7. Februar 2021

Schneemann

Erstellt: 07. Februar 2021

Ein Sämann geht aus und wirft Samen. Einiges fällt auf den Weg und wird zertreten; einiges fällt auf Fels und verdorrt. Einiges fällt unter die Dornen und erstickt. Einiges fällt auf gutes Land und geht auf und trägt hundertfältig Frucht! (nach Lukas 8,4-8) – Das Gleichnis hat mich schon als Kind begleitet. Manchmal hörte ich es so, dass da verschiedene Menschengruppen genannt seien: Menschen hören Gottes Wort, und bei vielen passiert nicht viel – und bei einigen findet dieses Wort fruchtbaren Boden. Längst aber ist mir bewusst, dass ich selber so unterschiedliches Land darstelle für Gottes Wort. Manchmal bin ich der, der nicht richtig hin hört – und Gottes Wort wird gleich zertreten.

 

Manchmal höre ich ein Wort, aber begreife gar nicht, wie sehr ich hier gemeint bin, wie es dabei um mich geht, um mein Leben, Glauben, Lieben, Hoffen. Und Gottes Wort fällt auf Fels. Manchmal berührt mich ein Wort, eine Geschichte, und ich denkte: Oh ja, da ist was dran. Man müsste mal … – Ja, und dann bleibt es bei diesem ersten Gedankenanstoß und beim Konjunktiv „müsste“. Denn da ist so viel anderes gerade zu bewerkstelligen in meinem Leben, und ich gebe diesem Wort Gottes gar keine Chance in mir etwas anzustoßen, voranzutreiben oder zu verändern. Wie wenn Gottes Wort unter ganz viel Dornen fällt, die es ersticken. Manchmal aber trifft mich ein Wort, eine Botschaft, eine Geschichte aus der Bibel, und ich merke: Wow. Das geht um mich. Das geht um meine Schuld, die vergeben sein soll. Das geht um meine Blindheit, und Jesus will mir die Augen öffnen. Das geht um mein verhärtetes Herz – dabei schickt Gott mich los zu Mitgefühl und zu Hilfe. Das geht um Trost für meine verwundete Seele. Das geht darum, dass ich wieder Hoffnung spüre und diesen Tag schaffe – und anderen etwas Hoffnung bringen kann. Es geht um mein Leben, das mit dem Tod noch nicht zu Ende ist. Und um Gottes Liebe zu mir! – Und dann kann es passieren – wo sich so lange nichts tat: auf einmal bringt dieses Wort ganz viel Frucht! – Kennt ihr das auch bei euch: dass tausendmal sich vielleicht nicht viel ereignet – aber dann auf einmal seid ihr von einem Vers der Bibel, von einer Predigt, einem Gedanken, einer Botschaft zutiefst berührt, und ihr spürt: Gott hat dieses Wort euch ins Herz gelebt?! Dann zieht los: Hundertfache Frucht ist verheißen! Was für ein Segen! – Die Geschichte ist Predigttext heute. Ich habe heute frei 🙂. Aber dafür hier ein paar Gedanken. Nächsten Sonntag streamen wir um 11.00 Uhr aus Galmsbüll: mit Musik von Marion und Frank Bernstein-Jensen und einer Predigt in Versen zum Valentinstag – also: zur Liebe! Bleibt behütet!

3. Februar 2021

Emmelsbüller Kirche

Erstellt: 03. Februar 2021

Gerade war ich in der Emmelsbüller Kirche und habe die Würfelwand abgebaut – die Wand, die Kinder mit Gedanken, Bildern und Wünschen zu Weihnachten gestaltet haben. Die Seebrise e.V. hatte die Würfel samt Idee zur Verfügung gestellt, und so wurde eine gemeinsame Kinderaktion daraus. Und die Bilderwand war ein ganz besonderer Kirchenschmuck! Nun ist also wieder abgeschmückt. Denn Weihnachten ist vorbei. Jetzt erst, fragt ihr vielleicht? Weihnachten ist doch schon eine gefühlte Ewigkeit her! Die Weihnachtskarten sind längst beiseite gelegt. Die Weihnachtsplätzchen sind bei uns (fast) alle aufgefuttert. Der Christbaum längst schon von der Feuerwehr abgeholt worden. Die Weihnachtsdeko verschwunden. Fast, sagen wir mal. Weihnachten. Und doch sah ich erst am Wochenende in der Nachbarschaft Weihnachtsdekoration noch leuchten! Und das zu Recht.

 

Denn Weihnachten ist eigentlich erst gestern zu Ende gegangen. Mariä Lichtmess. 40 Tage nach den Weihnachtstagen endet die Weihnachtszeit. Also vom Kirchenjahr her gesehen. 40 ist eine heilige Zahl in der Bibel, 40 Jahre zog das Volk unter Mose durch die Wüste auf dem Weg ins gelobte Land, 40 Tage hat Jesus nach seiner Taufe in der Wüste gefastet und sich auf sein öffentliches Wirken vorbereitet. 40 Tage oder auch mal Jahre ist in der Bibel immer eine heilige Zeitspanne, in der etwas zum Abschluss kommt und etwas Neues in Vorbereitung ist. 40 Tage bis Ostern dauert die Passionszeit. 40 Tage beträgt die Zeitspanne von Ostern bis Himmelfahrt – so lange sei der Auferstandene den Jüngerinnen und Jüngern immer wieder erschienen, erzählt der Evangelist Lukas, bis sie das Wunder auch fassen konnten. Und 40 Tage dauert auch die Weihnachtszeit, die Festfreude, das Staunen über das Kind in der Krippe, über diesen Gott, so zum Anfassen nahe! Bei uns bildet Weihnachten ja oft eher den Abschluss der Weihnachtsfreude – die Adventszeit, eigentlich wie die Passionszeit eine Zeit des Fastens und der stillen Einkehr – ist stattdessen schon weihnachtlich-freudig geprägt. Aber eigentlich gibt unser Kirchenjahr dem Weihnachtsfest nach hinten raus viel mehr Zeit, und das ist gut so! Mariä Lichtmess hat auch biblische Wurzeln. Im jüdischen Glauben ist es Brauch, dass eine Frau 40 Tage nach der Geburt eines Jungen (und 80 Tage nach der Geburt eines Mädchens) ein Reinigungsopfer darbringt in Form eines Schafes oder zweier Tauben. Ab dann gilt die Frau wieder als kultisch rein und darf wieder an Gottesdiensten teilnehmen. Der Evangelist Lukas erzählt, wie Maria und Josef aus diesem Anlass mit Jesus zum Tempel in Jerusalem zogen. Dort im Tempel treffen sie mit Simeon und Hanna zwei hochbetagte Menschen, die in Jesus gleich den sehen, den Gott in die Welt gesandt hat. So sagt Simeon: „Jetzt lässest du, Gott, deinen Diener in Frieden fahren, denn meine Augen haben deinen Heiland gesehen.“ (Lukas 2,29-30). Darauf hatte er all die Zeit noch gewartet und wusste: jetzt kann er in Frieden sterben, er hat das Ziel seines Lebens erreicht, und er kann gehen im Vertrauen: alles wird gut! Was für ein Satz und was für ein Geschenk, wenn man in diesem Vertrauen sterben kann! Mariä Lichtmess – für katholische Christinnen und Christen ist es ein ganz besonderes Fest, an dem in den Kirchen die Kerzen für das ganze Jahr geweiht und gesegnet werden. Für uns Evangelische ist dieser Tag eine Erinnerung an diese Begebenheit damals im Tempel und die großen Worte von Simeon. Ein Tag, der uns zurückschauen lässt auf das Wunder von Weihnachten, aber uns zugleich erinnert: Weihnachten geht weiter: der Heiland ist da. Alles wird gut. Und bis alles gut ist, ist da jemand, der dich und dein Leben durch alle Höhen und Tiefen begleitet und es gut mit dir meint. Jesus. Der Heiland. Nicht mehr wegzudenken aus deinem, aus unserem Leben. – Und darum kann auch ruhig das eine oder andere Weihnachtsschmuckstück in der Wohnung stehen bleiben und uns auch im Frühjahr, Sommer und Herbst erinnern: Jesus ist da! Und zum Abschluss noch eine Bauernregel: „Ist es Lichtmess klar und hell, kommt ein zweiter Winter schnell.“ – Na, schaut raus: da ist er!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

27. Januar 2021

Denkmal

Erstellt: 27. Januar 2021

„Ihnen allen errichte ich in meinem Haus und in meinen Mauern ein Denkmal, ich gebe ihnen einen Namen, der mehr wert ist als Söhne und Töchter: Einen ewigen Namen gebe ich ihnen, der niemals getilgt wird.“ – Dieser Bibelvers aus Jesaja 56,5 gab in Israel der Gedenkstätte Yad Vashem ihren Namen: Denkmal und Name. Es war der Tag auf unserer Israelreise, der uns für eine ganze Weile verstummen ließ. Eindrücke nahmen wir mit, die wohl niemand, der dabei war, wieder vergessen kann. Der Besuch des Museums zur Geschichte des Holocaustes. Die Halle der Erinnerung mit den Namen der 22 größten Konzentrationslager, in den Boden eingraviert. Die Allee und der Garten der Gerechten unter den Völkern.

 

Die Halle der Namen, in der Gedenkblätter für die Ermordeten des Nationalsozialismus aufbewahrt werden, von Angehörigen erstellt: Fotos, persönliche Angaben, die jedem Opfer ein persönliches Andenken und ein Gesicht geben. Und dann stand ich im Kindermemorial: diesem abgedunkelten, unterirdischen Raum, in dem das Licht von fünf Kerzen in Spiegeln so reflektiert wird, dass ein gewaltiger Sternenhimmel an der Decke entsteht, während auf einem Endlos-Tonträger die Namen der 1,5 Millionen jüdischen Kinder verlesen wurden, die von den Nationalsozialisten umgebracht wurden. – An Reden war danach nicht zu denken, wir alle brauchten Zeit um die Eindrücke zu verarbeiten. Ein Mitreisender neben mir fing an auf einmal statt deutsch englisch zu reden – so sehr schämten wir uns alle in dieser Gedenkstätte unserer deutschen Geschichte.

 

Es ist wichtig, dass niemals vergessen wird. Es ist wichtig, dass wir keine Toleranz gelten lassen gegenüber Rassismus und Totalitarismus. Es muss gelingen, dass nie wieder ein Jude, eine Jüdin in unserem Land Angst haben muss um sein, um ihr Leben. Es kann nur gelingen, wenn wir alle es als unsere große Verpflichtung begreifen – gespeist aus unserer abgründigen Geschichte. Heute auf den Tag vor 76 Jahren wurde das Konzentrationslager Auschwitz-Birkenau befreit. Ungefähr 8000 Überlebende konnten die sowjetischen Truppen damals befreien. Und sie fanden einen Tatort vor voll furchtbarer, unvorstellbarer Verbrechen. Heute ist ein Tag des Innehaltens und Gedenkens. Des Aufschreiens und des Verstummens. Dass wir niemals vergessen. Dass wir immer neu begreifen: Wir Menschen gehören zusammen über alle Grenzen von Kultur, Abstammung, Nationalität, Religion hinweg. Jeder Mensch ist Gottes Ebenbild. Unvergleichlich wertvoll und kostbar. Nie mehr Antisemitismus. Nie mehr Rassismus!

 

Auf der Seite der Kirchengemeinde Husum könnt ihr einen zutiefst berührenden Gedenkgottesdienst mitfeiern: www.kirche-in-husum.de

 

Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Denkmal

21. Januar 2021

Hand auf Bibel

Erstellt: 21. Januar 2021

Nun ist er eingeführt, der neue US-Präsident, der Inauguration-Day verlief friedlich, wenn auch so ganz anders als sonst aufgrund der Corona-Pandemie. Und Joe Biden leistete den Amtseid. Mit der Hand auf einer Bibel. Einer zugeschlagenen Bibel – manche der Vorgänger hatten die Bibel auch aufgeschlagen gehabt, auf einer bestimmten ihnen wichtigen Stelle. Und es gab sogar US-Präsidenten, die beide Hände je auf eine aufgeschlagenen Bibel legten, an zwei verschiedenen Stellen aufgeschlagen weil ihnen zwei Bibelverse sehr wichtig waren. Welche Bibelstelle hätte Joe Biden denn wählen können? Vielleicht Matthäus 5, Vers 34 und Vers 37, wo Jesus entschieden sagt: „Ich aber sage euch, dass ihr überhaupt nicht schwören sollt … Eure Rede sei Ja, ja und nein, nein“. – Damit erinnert uns Jesus ja gerade daran, dass wir immer bei der Wahrheit bleiben sollen und jedes Wort von uns echt und mit dem Herzen geprüft sein soll, auch in all seinen Auswirkungen, die es hat, wie ein Schwur. Und dass wir uns fern halten sollen von allen fake news, in denen sich ein gewisser Amtsvorgänger ja sehr gefiel. – Oder ein Vers aus dem Johannesevangelium: „Ich bitte für sie, dass sie alle eins sind.“ (Johannes 17,21).

 

Das Land zu einen, die Menschen, das wird eine Herkulesaufgabe, die auch nur gelingen kann, wenn sich die Lager mitnehmen lassen. Mit Kamala Harris zum ersten Mal eine Frau, und dazu mit afroamerikanischen Wurzeln und einer umwerfend herzlichen Ausstrahlung zur Vize-Präsidentin zu machen, war ein ganz wichtiger Schritt. Das Angebot in der Präsidentenrede, dass Joe Biden versprach ein Präsident für alle Amerikanerinnen und Amerikaner zu sein, war die ausgestreckte Hand zum Lager der Trumpwähler. – Und dass eine der ersten Amtshandlungen des neuen Präsidenten war die Fortsetzung der Mauer nach Mexiko hin zu stoppen, lässt hoffen, dass Joe Biden auch die Welt wieder mehr einen will und neben das „America first“ das Überleben, den Frieden, die Gerechtigkeit für die ganze Welt setzt. – Passend als Bibelvers ist sicher auch der Schöpfungsauftrag: „Gott nahm den Menschen und setzte ihn in den Garten, dass er ihn bebaute und bewahrte.“ (1. Mose 2,15). Die sofort vollzogene Rückkehr der USA ins Pariser Klimaschutzabkommen erinnert an die Dringlichkeit dieser Aufgabe, vor der wir alle stehen, damit unsere Kinder und Enkel auf diesem Planeten noch eine Zukunft haben. – Überraschend und vielleicht doch sehr passend wäre womöglich auch Psalm 127,2: „Den Seinen gibt es der Herr im Schlaf.“ – Also nicht dass ein Staatsmensch die Hände in den Schoß legen und nur noch schlafen sollte. Aber ein wenig Demut steht einem Staatsmenschen auch immer gut an: Allein wir Menschen können gar nicht so viel ausrichten und sollten uns wichtig, aber doch nie zu wichtig nehmen. Die Bibel sagt sogar: wir können gar nichts bewegen, wenn der Herr nicht seinen Segen dazu gibt. Und Gott gibt auch da, wo wir völlig machtlos sind. Er gibt sogar im Schlaf. Diese Demut strahlt für mich auch der Zusatz des Amtseides aus: „So wahr mir Gott helfe!“ – Ach, es gibt so viele passende Bibelverse, und dazu zählt für mich auch die Jahreslosung 2021:„Seid barmherzig, wie auch euer Vater barmherzig ist.“ (Lukas 6,36). Nicht alle haben daheim einen barmherzigen Vater, es gibt Gewalt in Familien und Kindesmissbrauch. Wie kostbar, wenn wir einen barmherzigen Vater, eine barmherzige Mutter haben und die Türen daheim immer offen stehen. Wie kostbar, wenn wir in der Familie barmherzig miteinander umgehen, auch in diesen Zeiten, wo viele genervt und gestresst sind von den Einschränkungen wegen Covid-19. Barmherzigkeit – wie kostbar, wenn ein Staatsmensch mitfühlen kann mit den Menschen! Joe Biden hat selber menschliche Tragödien erlebt, Ehefrau und ein Kind verloren. Er wirkt wie jemand, den die Not anderer nicht kalt lässt. Und wir alle leben von Menschen, die ein Herz für uns haben, wenn es uns schlecht geht. Und für uns alle sind das doch oft kostbare Momente, die so viel Erfüllung eben: wo wir für andere etwas tun können, anderen unser Herz zeigen können und uns ihnen zuwenden in der Not um zu helfen. Das braucht es in dieser Zeit ganz besonders. Wo hättet ihr als US-Präsident oder Präsidentin die Bibel aufgeschlagen? Einer meiner Lieblingsverse steht im 1. Johannesbrief: „Gott ist die Liebe; und wer in der Liebe bleibt, der bleibt in Gott und Gott in ihm.“ (1. Johannes 4,16). Bleibt in dieser Liebe, und bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

16. Januar 2021

Allianzgottesdienst aus Emmelsbüll

Erstellt: 16. Januar 2021

Der HERR behütet dich; der HERR ist dein Schatten über deiner rechten Hand, dass dich des Tages die Sonne nicht steche noch der Mond des Nachts. Psalm 121,5-6 Das ist die Tageslosung für heute. Gott behütet dich! Tag und Nacht wacht er über dir, ist um dich mit seiner Liebe da, sendet seine Engel aus, nach dir zu schauen, für dich da zu sein. Du spürst es vielleicht gerade nicht? Aber sei gewiss: In Gottes Herzen hast du einen festen Platz, er sinnt Tag und Nacht um für dich gut da zu sein! Manchmal sind dir diese Engel sehr vertraut, die er für dich aussendet, und du kennst ihre Namen aus dem Familien- oder Freundeskreis. Du bist behütet! Welch große Ansage ist das in der Bibel, wo Menschen ja auch riesige Tiefs erleben, vor Schwierigkeiten stehen, Krieg und Hunger erleiden, Krankheit und viel zu frühen Tod. Aber auch in diese Not hinein hält die Bibel daran fest:

 

Gott wendet sich nicht von uns ab und hat uns nicht vergessen: er geht mit uns mit, er hilft uns durch die dunklen Täler, er will immer wieder neu Hoffnung schenken. Du bist in seiner Obhut! Wir verstehen Gottes Wege oft genug nicht. Wir kennen Menschen, genug, die gerade schrecklich leiden, an dieser Pandemie, an den geschlossenen Läden, zusammenbrechenden beruflichen Träumen, Menschen, die sich verzehren in der Sorge um liebe Angehörige, die am Ende sind mit ihrer Kraft, weil gerade so viel Verantwortung auf ihnen lastet, und die sich fragen: Warum, Gott? Jetzt noch der Ausbruch im Niebüller Krankenhaus, wo das Personal ohnehin schon bis an die Grenzen belastet war, wo liebe Angehörige eigentlich nur für einen kurzen Aufenthalt, eine Untersuchung, einen kurzen Eingriff hinkamen – und auf einmal so viel Sorge, wie es weitergeht?!

Bibel

 

Wir haben keine Antwort, nur die eine Zusage: Gott hat dich nicht vergessen. Er geht mit dir mit. Wenn du bei jemandem Geduld lernen kannst in dieser Pandemie – dann von Gott, der mit uns Menschen und dieser Welt so viel Geduld hat. Wenn dir jemand Hoffnung geben kann, dann Gott, der Möglichkeiten hat, wo wir keine mehr sehen. Wenn du nach Sinn und Erfüllung suchst: Gott will dir das alles schenken, dir die Augen öffnen, wo er dich brauchen kann, denn er setzt auf dich, nur mit dir und mit uns gemeinsam will er sein Reich bauen und seine Liebe stark machen, dass wir schon hier auf Erden etwas mehr Himmel spüren! – „Im Auge des Taifuns schlafe ich doch ganz in Frieden, weil Gott bei mir ist“, so ähnlich hat es jemand mal formuliert. Bei Gott kannst du aufatmen, ausatmen, Kraft holen, Hoffnung tanken. Du bist ihm wichtig! Ich hoffe, wir spüren das gerade jetzt, in diesen schwierigen Zeiten. Haltet durch, betet füreinander, gebt eure Hoffnung nicht auf, denkt mitten im Taifun aber doch an die schützenden Hände Gottes, in die wir uns bergen können, jeden Augenblick. – Um Gottes Wort, das uns hält. Um die Bibel als Lebenselixier. Um die Gabe, Gott mit ganzem Herzen zu loben, gerade auch in schwieriger Zeit. Soll es morgen gehen. Im Gottesdienst um 11.00 Uhr aus Horsbüll, gemeinsam mit dem Team der Arche Niebüll, im Livestream! Herzliche Einladung, und bleibt behütet! Euer Pastor Gerald


Foto oben: Letztes Jahr – unser Allianzgottesdienst aus Emmelsbüll

14. Januar 2021

hoffnungsstern

Erstellt: 14. Januar 2021

Die fünfte Minute der Nachspielzeit weckte neue Hoffnung auf das Wunder! Ausgleich Kiel gegen Bayern. Und dann kämpften sich wackere Kieler gar nicht nur mit Glück, sondern auch mit richtig guten Kombinationen und Spielzügen bis ins Elfmeterschießen. Und der 12. Elfmeter brachte die Entscheidung: Kiel hat Bayern in der zweiten Pokalrunde aus dem Wettbewerb geworfen! – Alle Bayernfans mögen es mir nachsehen (mein Verein ist ja am Tag davor auch schon ausgeschieden gegen Bayer Leverkusen): aber wie schön ist das denn, wenn das kaum Erwartbare auf einmal gelingt und Wunder geschehen. Der Fußball hat uns gestern ein Beispiel geliefert. Und wir – wir waren hier im Norden mal einen Abend ablenkt von den bedrückenden Coronazahlen und den immer ähnlich verlaufenden Talkshow-Diskussionen. Mir tat es gut mal was ganz anderes zu schauen und dann noch so ein Finale zu erleben! Und vielleicht – ja vielleicht können wir ja doch vom Fußball auch etwas über die ganze momentane gesellschaftliche Lage bei uns lernen. Müdigkeit macht sich breit. Bei mir – und ihr kennt das bestimmt auch. Irgendwie dachte ich: alles geht schneller, im Januar geht es aufwärts, die Impfungen erreichen schnell die Millionenhöhe, die Infektionen gehen zurück, die Geschäfte machen auf, ich kann endlich meine Konfis wieder analog im Unterricht sehen, wir können am Valentinstag einen Gottesdienst mit Gemeinde feiern und Ostern sowieso ... Und jetzt – Überlegungen: was machen wir dieses Jahr?

 

Ostersteine hatten wir schon letztes Jahr. Ostereiersuchen mit den Kindern geht ja auch wieder nicht ... Osternacht – wieder nur in der leeren Kirche. Livestream, den ja viele gar nicht daheim sehen können ... Und die Einsamkeit von Menschen nimmt weiter zu. Die Kinder, denen die Freunde fehlen, das Balgen, der Verein, die Schule. Eltern, die längst am Limit sind zwischen Homeschooling und Homeoffice. Die Sorgen der Geschäftsleute, wir kennen doch einige persönlich und leiden mit ihnen mit ... Und die, die jetzt gerade in Husum im Krankenhaus liegen – und das Pflegepersonal, nun selber etliche infiziert, und die noch im Dienst sind eh schon lange an den Grenzen der eigenen Belastbarkeit angekommen ... Wie soll alles weiter gehen? – Wenn wir zusammenhalten in der Gesellschaft, in der Gemeinde, wie gestern die Kieler, die nur mit einer guten Teamleistung das Spiel gewinnen konnten. Wenn wir bloß nicht aufstecken, jetzt, wo schon so viel geschafft ist! Wenn wir noch einmal uns aufschwingen zu Ideen, Anregungen, Impulsen – und darauf vertrauen, dass Gott uns Energie geben will! Wenn wir noch einmal uns puschen, an die Grenzen der eigenen Kräfte gehen, anderen zureden, gute Worte füreinander finden, alles mobilisieren, weil wir spüren: es lohnt sich und ist jetzt ganz wichtig! Wenn wir einander im Blick behalten und zusammenstehen. Und wenn uns ab und zu jemand anspornt, so wie der Kieler Trainer gestern seine Jungs richtig gut angespornt hat. Dann stehen wir auch jetzt diese Zeit durch: Gott ist mein Hirte, der mich, der dich führt. Er ist wie ein Trainer, der Kräfte freisetzt, die ich schon gar nicht mehr in mir und du nicht in dir vermutet hättest! Und wir dürfen wissen: Alles ist möglich, dem, der glaubt und vertraut. – Das war eine echte Lehrstunde gestern, von Holstein Kiel – vielleicht für uns alle! – Bleibt gut behütet! Euer Pastor Gerald

 

Foto: Die Weihnachtsbäume sind abgeholt in Emmelsbüll – aber Weihnachtsspuren gibt es noch!

LOSUNG
DES TAGES