38. Tag der Passionszeit, 11. April 2025
In einer Woche würde er tot sein, und noch konnte es keiner wissen. Oder er selber vielleicht? Manchmal hat man selber so eine Ahnung...Und Andeutungen hat er gemacht. Aber dass es dann so schnell gehen würde?
In einer Woche würde er tot sein – jetzt war er kurz vor dem Höhepunkt seines Lebens, Einzug in die heilige Stadt mit seinen Freunden. Und es gab noch so viel zu tun.
In einer Woche würde er tot sein, aber er holte noch so viel aus der verbleibenden Zeit heraus. Die Ereignisse überstürzten sich, die Schreiber kamen kaum mit alles zu notieren. Von den ersten knapp 30 Jahren seines Lebens weiß der Evangelist Markus in 10 von 16 Kapiteln, der Evangelist Johannes in 11 von 21 Kapiteln zu erzählen. Und dann kommt ein Woche, die fast genauso viel Platz beansprucht. Ein Blinder kann wieder sehen, ein Zöllner wird von seinem Ausguckbaum wieder mitten ins Leben zurückgeholt, eine geheimnisvolle Salbung von Jesus durch eine Frau wird berichtet, Jesus zieht unter viel Begeisterung in Jerusalem ein, Aufruhr im Tempel, an dessen Ende letztlich nicht weniger als die Abschaffung der Opfertiere steht, wichtige Gespräche, in denen Fragen wie: Muss man Steuern zahlen, was kommt nach dem Tod oder was ist die wichtigste Regel im Leben stehen, ein Ausblick auf die Endzeit wird gegeben, und dann folgen die eigentlichen Ereignisse von Gründonnerstag bis Ostersonntag: mit Abendmahl, Fußwaschung, Verhaftung, Verurteilung, Kreuzigung und dem hoffnungsvollen Abschluss dieser Geschichten an Ostern.
In einer Woche würde er tot sein – und er tut, was er kann, nutzt die Zeit, hinterlässt Spuren, gibt Orientierung und bleibt sich treu: er predigt nicht nur Gottvertrauen, er hält es auch selber durch („Nicht mein Wille, dein Wille geschehe!“), er redet nicht nur von Vergebung und Liebe, er bittet auch für die, die ihm den Tod zufügen: „Vater, vergib ihnen, sie wissen nicht, was sie tun.“
Keiner von uns weiß, wieviel Zeit ihm oder ihr noch bleibt auf dieser Erde, ich weiß es auch nicht. Tun, was wichtig ist, Gott die Treue halten, auch wenn wir sein Handeln oft genug nicht verstehen, und am Ende uns fallen lassen voll Vertrauen: ER ist da um uns aufzufangen. Das wäre etwas Großes. Wieviel Zeit auch immer bleibt: Heute zählt, und für morgen wird der liebe Gott schon sorgen. So ähnlich hat es Jesus selber einmal gesagt! – Bleibt behütet!
Foto: Blick auf Jerusalem