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2020

Geistlicher Impuls für den 22. August 2020

Erstellt: 22. August 2020

Gott sei Dank bin ich nicht so - wie ... Wie oft wurde dieser Satz in dieser Woche gesprochen, gedacht, gefühlt... Von mir – von anderen – von euch vielleicht auch? - Gott sei Dank bin ich nicht so wie - na ja, wie dieser Verschwörungstheoretiker, der erst auf Ermahnung seine Mund-Nasen-Bedeckung aufsetzt und wirklich meint Corona wäre eine Erfindung der „gesteuerten Medien”. – Gott sei Dank bin ich nicht wie der Vater, der wenn er mal von der Arbeit daheim ist, dann nur am Handy ist, selbst unterwegs mit Kinderuagen oder auf dem Spielplatz, anstatt sich seinen Kindern zu widmen.

 

Gott sei Dank bin ich nicht so wie die Mitschülerin mit ihren Ökoklamotten und diesem Vegan-Tick: hoffentlich muss ich nie neben der sitzen! Gott sei Dank bin ich nicht so wie diese Bayern-München-Fans: das sind doch diese Erfolgsfans, die gar nicht wissen was es heißt mit seinem Verein um den Klassenerhalt zu zittern! Gott sei Dank bin ich nicht so wie dieser Trump - der steht für das Finstere und die Spaltung: ich aber stehe für das Licht (sagt Joe Biden). – Gott sei Dank bin ich nicht so wie diese Touris, die sich über die Einheimischen aufregen und uns womöglich noch Corona einschleppen! Gott sei Dank bin ich nicht so wie diese Familie: die haben doch wirklich als Familie wenig Geld, aber sie muss noch so viel für Zigaretten ausgeben, und jetzt fahren sie sogar in den Freizeitpark, statt das Geld für Vernünftiges zu sparen! Gott sei Dank bin ich nicht so wie dieser AfD-Wähler, dieser Ewig-Gestrige, der sich seiner Vergangenheit nicht stellt. Gott sei Dank bin ich nicht wie dieser Pastor, der die neuen Medien ablehnt und den Gemeindebrief noch schwarz-weiß drucken lässt. Gott sei Dank bin ich nicht so wie diese eine, die immer so fromm tut und ihre Nase so weit oben trägt. – Gott sei Dank bin ich nicht so... Es ist so menschlich: sich zu vergleichen. Sich abzugrenzen. Und in diesem Vergleichen Selbstbestätigung zu suchen. Aber es macht Gemeinschaft kaputt. Was weiß ich schon von dem Vater am Handy: warum steht er so unter Strom? Was weiß ich schon von dem Ökomädchen, wie die sich für Umwelt und Tiere einsetzt: Ich würde meinen Hut ziehen. Was weiß ich schon von dem Pastor, der Digitales ablehnt: was der für eine großartige Gemeindearbeit macht. Was weiß ich von der Familie, die jetzt mal in den Freizeitpark fährt: es ist der eine Traum, wo sie sonst immer so sparsam leben. Was weiß ich schon, warum der andere so tickt, wie er tickt - und was weiß ich überhaupt von seinem Leben, ich sehe doch nur diesen kleinen Ausschnitt! – Morgen wird in unserem Predigttext einer sagen: „Gott sei Dank bin ich nicht so wie dieser Steuereintreiber!” Und der andere, dieser Zöllner, wird nur sagen: „Gott, sei mir Sünder gnädig!“ – Wenn ihr mehr zu dieser Geschichte hören wollt, kommt morgen doch einfach in den Gottesdienst: um 9.30 Uhr nach Neugalmsbüll, um 11.00 Uhr mit Taufe nach Klanxbüll. Herzliche Einladung! Nachlesen könnt ihr den Text im Lukasevangelium, Kapitel 18, 9–14. Übrigens: Gott sei Dank bist du nicht so wie ich und ich nicht so wie du: sondern wir, du, ich, jede, jeder: einzigartig mit eigener Geschichte. Und nur Gott allein sieht dein Herz! Lass dich nicht runtermachen! Und lasst uns einander nicht runtermachen! Ein gesegnetes Wochenende!

18. Juli 2020

Erstellt: 18. Juli 2020

„Können wir mal Ihre Kirche sehen?“ Drei Personen standen hinten im Garten und hatten von der Nachbarin den heißen Tipp bekommen bei uns doch mal wegen der Kirche zu fragen. Ich kam gerade aus dieser, hatte nach dem Mittagsgebet um 12.00 Uhr und nach der Kirchenführung mit einem Brautpaar um 14.00 Uhr gerade den Kirchenschlüssel wieder an den Haken gehängt um nun meinerseits im Garten bei dem schönen Wetter ein wenig abzuhängen. Aber da ich selber mich immer sehr freue, wenn ich an einem Urlaubsort die Möglichkeit habe die hiesige Kirche zu besuchen, war es natürlich keine Frage den Kirchenschlüssel wieder zu holen und die drei zur Kirche zu führen. „Sie sind also der Pfarrer hier?“ – stellte einer der drei fest und meinte dann: „Dann sind wir also Kollegen!“

 

Und stellte sich vor: Pfarrer in Minden in Nordrhein-Westfalen, zur Zeit macht er eine Kur in Sankt-Peter-Ording, und die beiden Begleiter hat er in der Kur kennengelernt, und er hat ein Auto, und so haben sich die drei zusammengetan. „Wieviel Kirchen haben Sie denn?“– Na ja, ich erzähle ihm von fünf Orten und vier Kirchen. „Und jeden Sonntag überall Gottesdienst?“ Mit dieser Frage war klar, dass er aus dem städtischen Kontext kommt. „An Weihnachten schon, aber sonntags haben wir meist zwei Gottesdienste hintereinander.“- „Und wie viele Gemeindeglieder?“ – „1500“, antworte ich, und da merke ich das leise Pfeifen aus seinem Mund. „Na, das lässt sich ja gut machen, ich habe 3500.“, kommt die prompte Antwort. – Was weiß er eigentlich, was sich gut oder schlecht machen lässt, denke ich so bei mir! Auf meiner ersten Stelle hatte ich 900 Gemeindeglieder und hatte dennoch das Gefühl nicht wirklich rum zu kommen mit der Arbeit…Auf der anderen Seite schlich doch auch eine Ehrfurcht in mir auf: 3500! Das ist ja doch eine Hausnummer. Wenn unser Kirchenkreis prognostiziert, dass meine Pfarrstelle im Jahr 2030 nur noch eine halbe ist und Kirchengemeinden weiter zusammengelegt werden, weil die Mitglieder weniger werden, würden wir dann wohl auch mit allen Kirchengemeindegliedern in der Wiedingharde zusammen noch immer nicht auf 3500 kommen! Und merke, wie die Dankbarkeit groß wird: Ist doch schön hier in Nordfriesland zu sein! Ich schließe die Kirche auf. Er marschiert auf die Kanzel, schaut sich im Altarraum um, mustert die vielen Plätze. „Und, jeden Sonntag sind hier alle Plätze belegt?!“ „Na ja, an Weihnachten vielleicht…An einem normalen Sonntag sitzen wir hier auch schon mal zu zehnt!“. Nein, ich wollte jetzt gar nicht wissen, was mein Amtsbruder über diese Zahl und meine Arbeit in dem Moment dachte. Und ich wollte auch gar nicht wissen, wie viele womöglich im heiligen Minden sonntags noch zur Kirche pilgerten…Als ob Jesus ständig gezählt hat!„Wo zwei drei in meinem Namen versammelt sind, da bin ich mitten unter ihnen“, hat er gesagt, das hat Gewicht! „Wenn unser Gospelchor Konzert gibt, dann ist hier voll“, fällt mir schnell ein! Gott sei Dank, dass mir der Gedanke noch kam!! - Nun gut, er berichtet von seinen 20 Konfirmanden – na, da sind wir mit elfen ja auch noch ganz gut dabei -, will wissen, wie wir in Coronazeiten das Abendmahl feiern, findet die Kirchendecke mit dem engellosen nordfriesischen Himmel sehr ansprechend und erzählt von der Mindener Kirche aus dem 13. Jahrhundert. Bald ruft uns das herrliche Sommerwetter nach draußen. Die drei verabschieden sich, nicht ohne eine Kollekte in der Kirche zu hinterlassen! Ich betrete den Garten und fühle mich wie im Paradies. „Da klagen wir über die Zusammenlegung von Gemeinden bis zum Jahr 2030 wegen Kirchenaustritten und weniger Steuereinnahmen…Eigentlich geht es uns hier doch immer noch ganz schön gut“, denke ich demütig bei mir! Für meinen Moment zögere ich den ab Montag eingereichten dreiwöchigen Urlaub doch abzusagen, da ich bei 1500 Gemeindegliedern doch eigentlich gar nicht urlaubsbedürftig sein kann…Doch dann bin ich doch dankbar für diese freie Zeit. Der Mindener Kollege ist in Kur, und es muss jetzt sogar in Minden einmal ohne ihn gehen, denke ich noch . Jetzt aber in die Sonne, der Sommertag ist doch gar zu schön! Und wer morgen den Gottesdienst besuchen will: Um 9.30 Uhr in Klanxbüll, um 11.00 Uhr in Braderup feiern wir Gottesdienst, erinnern uns an die Taufe und- ich halte zwar die Liturgie, habe aber morgen sogar noch predigtfrei, Andrei Heit wird morgen im Rahmen seines Gemeindepraktikums die Predigt halten. Wenn ich das dem Mindener Amtsbruder auch noch erzählt hätte – er hätte bestimmt sofort seine Bewerbung an den Kirchenkreis Nordfriesland abgeschickt! Euch allen ein gesegnetes Wochenende und eine gute Zeit! Und wisset zu schätzen, was ihr habt und wo ihr lebt! Ich habe es heute noch einmal ganz neu gelernt!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 11.Juli 2020

Erstellt: 11. Juli 2020

Da habe ich mich lange hier nicht zu Wort gemeldet! Puh, ich habe erst mal getragen, ich kann euch sagen. Wenn mal schnell eine halbe Million Menschen aus dem „Verein“, der mir so wichtig ist und am Herzen liegt, austreten…Das muss man erst mal sacken lassen! Eine halbe Million! Ja, es kam nicht so überraschend, die Ergebnisse der Kirchenmitgliedschaftszahlen von 2019 haben sich ja angekündigt, und wir merken es hier oben in unseren Gemeinden ja auch: Kaum eine Sitzung, in der nicht ein oder mehrere Schreiben vom Amtsgericht zur Kenntnis gegeben werden, dass da jemand die Kirche verlassen hat. Manchmal sind es uns eher unbekannte Namen, Menschen, die erst zugezogen sind. Manchmal sind es Namen von Menschen, die wir kennen. Kürzlich trat jemand aus, von dem ich weiß, dass ihm Glauben und Kirche nicht egal sind.

 

Und er erzählte mir, dass die Abzüge durch die Kirchensteuer einfach zu hoch seien, momentan, wo er noch so viele andere Ausgaben auch schultern müsse. Und dass ihm auch der Umweltschutz sehr am Herzen liege und er noch Naturschutzverbände unterstütze, und dass nicht alles geht. Kürzlich haben wir uns sogar noch bei einem Gottesdienst gesehen. Die Kirche steht jedem und jeder offen, auch der Gottesdienst, und das ist gut so! Ja, oft hat es finanzielle Gründe. Obwohl Kirchensteuer ja immer noch eine, so finde ich, sehr sozial gestaltete Steuer ist: wer mehr Einkommen hat, muss mehr Kirchensteuer zahlen. Die Kirchensteuer beträgt 9% der Einkommenssteuer, also 9% von dem, was mir der Staat schon automatisch von meinem Einkommen als Steuer abzieht. Wer kein Einkommen hat, Schüler, Rentnerinnen und Rentner, Menschen, die von Sozialhilfe leben, die sind von jeglicher Kirchensteuer ausgenommen, und bei kleinen Einkommen ist dann auch die Kirchensteuer sehr viel niedriger. Das ist gut so! Und es treten, so hatte ich in den letzten Jahren immer das Gefühl, eher selten Menschen mit niedrigem Einkommen aus, die wirklich jeden Cent umdrehen müssen. Es sind eher Menschen mit höheren Einkommen, die einfach der hohe Betrag der Kirchensteuer schmerzt. Menschen, die vielleicht auch gerade Investitionen tätigen, Haus bauen, Studium der Kinder noch mitfinanzieren und deshalb versuchen an anderer Stelle zu sparen. Ja, es sind meist finanzielle Gründe, die den Ausschlag geben. Aber andererseits muss da auch etwas vorausgegangen sein: eine Entfremdung mit Kirche. Manchmal gab es persönliche Verletzungen: ein Pastor, eine Pastorin, die nicht so geholfen hat, wie sich das jemand gewünscht hat. Oder der Missbrauchsskandal, der Kirche ja auch in den Grundfesten erschüttert hat. Der eine ärgert sich über die politischen Stellungnahmen der Kirche, empfindet sie als einseitig. Eine andere ärgert sich um zu wenig politische Stellungnahmen der Kirche, empfindet Kirche als weltfremd. Aber oft ist da einfach auch im Blick auf Kirche Gleichgültigkeit gewachsen: Ich schaue auf den Gehaltszettel und denke: wofür zahle ich da eigentlich monatlich einen zwei- oder dreistelligen Betrag? Ich geh doch kaum hin! Was habe ich eigentlich davon? Was könnte ich mit dem Geld alles anfangen! - „Da gebe ich mir so eine Mühe, gestalte eine tolle Konfirmandenarbeit, wir machen immer noch eine Freizeit, der Gottesdienst hat Freude gemachte, der Chor sang – und dann tritt vier Jahre später der junge Mensch aus.“ Sagt der Kollege, der wirklich so viel Herzblut in die Arbeit investiert. Aber auch so gute Erfahrungen mit Kirche können nicht immer Menschen abhalten irgendwann doch gerade an dieser Stelle einzusparen. Mich traf damals der Austritt eines Elternpaares einer Konfirmandin kurz nach der Konfirmation. Wir hatten, so empfand ich es auch, doch so eine gute Zeit zusammen. Auch da, so erzählten sie mir dann, gab es finanzielle Gründe – und Ärger mit Nachbarn, die ihnen, so empfanden sie es, das Leben schwer machten, wenn sie mal in der Mittagspause am Haus arbeiteten: „Die gehen sonntags in die Kirche und tun fromm, und wenn wir dann sonntags mal am Anbau arbeiten, schicken sie uns die Polizei auf den Hals! Da kann ich auf Kirche verzichten!“ – Es gibt viele gute Gründe Kirche zu verlassen. Mir liegt sie so am Herzen: die Gemeinschaft mit Mitglaubenden. Gemeinsam Gottesdienst zu feiern. Christlichen Glauben im Alltag zu leben. Ich finde, wir haben so eine kostbare Botschaft: von Jesus. Wie er gelebt, was er gesagt hat. Die Vergebung von Schuld, die mir manchmal so zu schaffen macht. Die klaren Ansagen, dass jeder Mensch kostbar ist und einzigartig. Dass jeder Mensch, gleich welcher Religion und Volkszugehörigkeit: ein Kind unseres Gottes ist. Und dass Liebe das ist, was zählt. Die Welt als Schöpfung Gottes – dass es einen großen Plan hinter allem gibt. Dass es Dinge gibt auf dieser Welt, die ich nicht verstehe: so viel Leid! Aber dass Gott nicht Leid verhängt, sondern ins Leiden hineingeht, bei uns ist, uns niemals verlässt! Dafür steht doch das Kreuz in unserem Glauben: Jesus, der mit uns leidet und so das Leid überwinden hilft. Und die Hoffnung über den Tod hinaus, ohne die ich nicht an einem Grab stehen könnte. Ich finde sie so kostbar, diese besonderen Tage von Weihnachten, Ostern, Erntedank, Pfingsten, Karfreitag. Und Taufen, bei denen einem Kind schon gesagt wird: „Du bist gewollt, kein Kind des Zufalls!“ Eine halbe Million Menschen sind gegangen. Und jetzt? „Ich kann doch machen, was ich will, ich kann doch nichts ändern!“ Sollen wir so reagieren als Pastoren, Kirchengemeinderäte, Mitchristinnen und Mitchristen? Oder heißt es nicht erst recht: so viel Liebe, wie Gott eben Liebe ist, in unser Leben hineinlegen, in jeden Gottesdienst, in jede Zusammenkunft, in den Alltag. Und vertrauen, dass Gott aus unseren kleinen Schritten etwas Großes machen kann. Dass er Herzen bewegen und Menschen zum Glauben führen und Gemeinden lebendig machen kann. Wenn wir bereit sind – sein Wunder zu sein. Und seiner Liebe zu vertrauen. Und niemals einen der unchristlichsten, unwahrsten Worte dieser Welt zu sagen: Es hat doch keinen Sinn! Morgen im Predigttext hat einer das nicht gesagt: die ganze Nacht gefischt, nichts gefangen – und Jesus schickt ihn morgens noch einmal aufs Wasser. Und der gehorcht, fährt los – und erlebt sein Wunder! Vielleicht sehen wir uns ja morgen im Gottesdienst! Z.B. in Horsbüll um 9.30 Uhr oder in Klixbüll um 11.00 Uhr. Ein gesegnetes Wochenende! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 4. Juli 2020

Erstellt: 04. Juli 2020

„Lass dich nicht vom Bösen überwinden, sondern überwinde das Böse mit Gutem.“ (Römerbrief 12,21)

 

Es hat mich etwas Überwindung gekostet, o ja. Nach längerer Zeit wieder das Geschäft zu betreten, wo ich früher oft und sehr gerne gewesen bin. Mit der ganzen Familie waren wir da bekannt. Immer gab es einen netten Schnack mit dem Chef. Und dann war mal etwas vorgefallen. Eine unserer Töchter war dort nicht so nett behandelt worden. So empfanden zumindest wir sicher sehr parteiischen Eltern es, als unsere Tochter uns daheim die Sachlage schilderte. Und es war Funkstille. Wir mieden das Geschäft. Familiäre Solidarität nennt man so etwas wohl. Aber irgendwann dachte ich: Ach, das ist jetzt eine Weile her.

 

Es war doch immer schön dort gewesen. Wir haben uns wohlgefühlt. Man muss doch nicht ewig nachtragend sein. Und ich ging mal wieder hin. Das erste Mal nach längerer Zeit. Mein Herz klopfte schon etwas schneller. Ich trat ein, grüßte betont freundlich. Der Chef stand gerade an der Seite, im Gespräch mit einem Kunden vertieft. Er sah auf, sah mich – keine Reaktion. Ich sah mich um. Wartete. Tätigte einen Einkauf. Bezahlte bei einer der Angestellten. Der Chef sah nicht mehr auf. Ich verließ den Laden. Bisschen enttäuscht war ich schon. „Gut, dann gehen wir da eben nicht wieder hin“, war der erste trotzige Gedanke. Es ist im Leben oft gar nicht so leicht, Böses oder das, was wir gerade als böse, ungerecht, unfair empfinden – mit Gutem zu überwinden! Was könnt ihr für Geschichten erzählen? Morgen ist dieser Vers und der Zusammenhang aus der Bibel Predigttext – herzliche Einladung nach Neugalmsbüll um 9.30 Uhr oder Braderup um 11.00 Uhr!

 

Bleibt behütet – und versucht es immer wieder im Guten! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 24. Juni 2020

Erstellt: 24. Juni 2020

Wie, ihr habt noch keines? Immer noch nicht? Puh, jetzt wird es aber knapp. Ich meine – das große Fest steht ja fast schon vor der Tür. Und auf den letzten Drücker sich ins Einkaufsgewühl zu stürzen, ist ja auch nicht so prickelnd. Zumal in Coronazeiten! Ja, es ist nur noch – ein halbes Jahr hin! Heiliger Abend! Weihnachten! Also kommt in die Puschen! – Wobei , ich gebe es zu, bei diesem schönen Wetter draußen ist es mir auch noch nicht gelungen meine Gedanken für die Weihnachtspredigt zu sammeln oder über ein Krippenspiel der Kinder nachzudenken. Was wird überhaupt gehen in diesem Jahr, wo alles so anders ist als sonst? Heute ist jedenfalls der 24. Juni. Im Heiligenkalender Geburtstag von Johannes dem Täufer. Von ihm stammt der fälschlicherweise viel zu oft den Machern der „Brigitte“-Diät zugeschriebene Slogan: „Ich muss abnehmen“. Er soll diesen Satz im Blick auf Jesus gesagt haben: „Er muss wachsen – ich muss abnehmen.“ Johannes, dessen Mutter Elisabeth mit Maria, der Mutter Jesu verwandt war. Und beide Mütter waren zeitgleich schwanger. Elisabeth überraschenderweise in ihrem vorgerückten Alter, die gar nicht mehr mit einem Kind gerechnet hat. Und Maria überraschenderweise, als unverheiratete Frau, durch den Heiligen Geist, so beschreibt die Bibel das Wunder.

 

Bei Elisabeth, die im Bergland wohnte, tauchte Maria ja auch eine ganze Weile bis zur Geburt von Jesus unter, vielleicht um sich Rat zu holen für diese überraschende Schwangerschaft, vielleicht auch um dem Dorftratsch in Nazareth zu entgehen über das junge Mädchen, das ein uneheliches Kind erwartet… 30 Jahre später treten die beiden Jungs von damals nun als erwachsene Männer in die Öffentlichkeit: Johannes fängt an zu taufen und von Gottes Kommen zu predigen. Und Jesus lässt sich bei ihm taufen und heilt Kranke und verkündigt, dass das Himmelreich ganz nahe ist. Johannes wird bald darauf festgenommen und schließlich im Gefängnis hingerichtet. Jesus ist der, der nun übrig bleibt. Er zieht sich daraufhin nach Galiläa, seiner Heimat, zurück. Er wandert durch die Dörfer und die Gegenden. Und er predigt, mit Vollmacht, sagt die Bibel: Ja, er weiß Bescheid, wovon er spricht, er spricht von Gott, fordert die Menschen auf sich zu ändern, der Liebe Raum zu geben, er vergibt Sünden und wendet sich den Ausgestoßenen der Gesellschaft zu. Immer mehr wächst die Hoffnung, die Ahnung der Menschen: das könnte er sein – der Retter. Der Heiland. Der Messias! Auch Johannes beflügelt diese Hoffnung. Im Johannesevangelium sagt Johannes über Jesus: Er muss immer weiter wachsen, ich muss weiter abnehmen. (Johannes 3,30). Ich find das stark. Dass sich Johannes hier so zurückzunehmen vermag. Dass er in Jesus den kennt, der ganz besonders mit Gott im Bunde ist. Dass Johannes sich bescheiden kann: er ist mit der Taufe Wegbereiter auf Jesus hin. Als der Geburtstag von Jesus, der in der Bibel ja als Datum nicht überliefert ist, irgendwann auf den 24./25. Dezember festgelegt wurde, war damit auch klar: dann muss der Geburtstag von Johannes dem Täufer am 24. Juni gefeiert werden. Genau ein halbes Jahr vorher. An Weihnachten werden die Tage langsam wieder länger, es wird wieder hell: mit Jesus ist das Licht geboren. Am 24. Juni dagegen ist die Sommersonnenwende überschritten: die Tage werden jetzt langsam wieder kürzer: sie nehmen ab – auf Jesus hin, damit sie dann an Weihnachten wieder zunehmen können: „Jesus muss wachsen, ich muss abnehmen.“ Und wir? Gelingt es uns uns nicht immer zu wichtig zu nehmen? Nicht immer die Backen aufzublasen? Nicht immer meinen alles richtig gemacht zu haben? Nicht immer im Mittelpunkt stehen zu müssen? Gott sind wir wichtig. Das ist wahr. Darum müssen wir uns selbst nicht zu wichtig nehmen. Wichtig ist doch: dass er wächst. Dass er zunimmt. Dass sein Name groß wird. Dass seine Liebe spürbar wird. Jesu Name – Jesu Liebe- Jesu Heil. Kleiner Nachtrag. Corona in Gütersloh. Meine Gedanken sind bei den Menschen dort. Den Infizierten. Denen, die alles wieder herunterfahren müssen und ihre berufliche Existenz weiter wegbrechen sehen. Den Kindern, die bei dem schönen Wetter nun weder in die Schule noch auf einen Spielplatz dürfen. Den Senioren in den Heimen. Allen, die unter den Kontaktbeschränkungen leiden. Es nimmt noch nicht einfach ab, dieses Virus. Immer wieder bricht es aus. Die Pauschal-Urlaubsverweigerung gegenüber Menschen aus den betroffenen Landkreisen ist eine sehr heftige Maßnahme. Der Nachweise eines negativen Coronatestes müsste doch reichen, Urlaubern auch aus Gütersloh die Einreise nach Schleswig-Holstein zu gestatten! Und wir alle müssen was ändern. Menschen so entwürdigend zu „halten“ wie in manchen Fleischereibetrieben – wenn man das liest, dass dieselben Matratzen in drei Schichten genutzt wurden in den Unterkünften. Die Arbeitsbedingungen dort. Der Druck! Was sind wir für Gastgeber? Und dann die Haltung von Tieren. Die Situation in den Schlachthöfen. In einem Land, das wirtschaftlich so gut dasteht und so viele vorbildliche Sozial – und Umweltstandards einhalten könnte…. “Ich bin Leben, das Leben will, inmitten von Leben, das Leben will“, so hat Albert Schweitzer seine Ethik der Ehrfurcht vor dem Leben beschrieben. Wie können wir uns von diesem Anspruch so meilenweit entfernt haben? Ob Corona diesbezüglich wenigstens etwas zum Besseren bewegt in unserem Land? Die Gastfreundschaft. Die Menschlichkeit. Die Ehrfurcht vor dem Leben. Wenn das alles wächst. Dann wächst auch Jesus wieder in uns und mitten unter uns. Wir können abnehmen – er muss wachsen! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 20. Juni 2020

Erstellt: 20. Juni 2020

Eine Woche ist es nun her. Als ich dieses ganz besondere Päckchen erhielt. An mich adressiert. An den Pastor – persönlich! Das klang gewichtig und geheimnisvoll. Zumal kein Absender zu erkennen war. Es fühlte sich an wie ein Geschenk! – Nun müsst ihr wissen, dass wir im Pastorat ziemlich viel Päckchen und Pakete bekommen. Unser armer Postbote, der sie zu schleppen hat, kann davon ein Lied singen! Längst nicht alle sind dienstlich. Aber meistens sind die privaten an meine Mädels adressiert. Die eine bestellt Tierbedarf. Die andere bestellt Klamotten ohne Ende, von denen die Hälfte dann nicht passt und wieder zurückgeschickt wird. Und meine Frau wiederum ist bei Ebay und außerdem in so vielen sozialen Foren im Internet unterwegs, und da wird sich ausgetauscht, Bastelbedarf, Strickwaren und so vieles mehr. Es ist also nichts Ungewöhnliches, dass bei uns Päckchen und Pakete eintrudeln, aber dieses eine nun war wirklich an mich adressiert. An mich ganz allein und unmissverständlich: An den Pastor persönlich!

 

Und es war noch gar nicht mein Geburtstag! Aufgeregt verzog ich mich mit selbigem Päckchen an einen ruhigen Ort und riss aufgeregt die Verpackung auf. Aber was ist das? Eine Tube rollt mir entgegen. Mayo für die nächsten Hotdogs? Acrylfarbe für eine Konfiaktion? Nutella aus der Tube? Hm. Rote Umhüllung. Und der Aufdruck: Schuhcreme. Schwarz! – Oha. Ich muss reichlich dumm ausgesehen haben in diesem Augenblick. Vorsichtshalber schaute ich noch einmal in das Päckchen hinein, ob ich noch irgendetwas übersehen hatte. Aber da war nicht mehr. Also versteht mich nicht falsch, nicht, dass das nicht ausreichend war als Geschenk, aber ich wollte mich doch noch einmal vergewissern…Oder vielleicht – eine kleine Karte dabei? Irgendein netter Gruß, eine Widmung, eine Erklärung, ein Absender? Nichts dergleichen. Nur diese eine Tube Schuhcreme. Langsam dämmerte es mir. Der Talar – ist einfach zu kurz. Ich meine, er ist ein praktisches Kleidungsstück, ob die Hose darunter schmutzig oder sauber ist, ob das weiße Hemd schlecht gebügelt ist oder gar einen Flecken hat, das alles fällt nicht auf, es bleibt unter dem Talar verborgen! Aber die Schuhe schauen unter dem Talar hervor. Und wenn ich bisher vielleicht meinte mit einem strahlenden Lächeln alle Aufmerksamkeit auf mein Gesicht zu lenken - musste ich nun merken: Oha! Menschen schauen auch auf die Schuhe. Und sehen dann nichts Strahlendes. Bisschen abgenutzt sind sie ja schon, meine Predigtschuhe. Manche Dose, manchen Ball habe ich damit schon gekickt. Länger nicht geputzt, zugegeben. Sonntag morgens kommt der Augenblick immer so plötzlich, wenn ich Richtung Kirche aufbreche: also schnell in die Schuhe geschlupft, und los geht es, und dann achte ich gar nicht auf den Zustand meiner Schuhe…Jetzt also hielt ich den Schlüssel zur Besserung in der Hand: eine Tube schwarzer Schuhcreme! – Ich wusste für einen Moment nicht richtig, was ich davon halten sollte… Ich meine, man hätte doch wenigstens noch ein paar Zeilen schreiben können…Mir fiel plötzlich ein: Hatte ich nicht mal in jungen Jahren ganz blauäugig einer Dame ein Duschbad geschenkt in bester Absicht, und sie mokierte sich, ob sie denn stinken würde oder wie ich auf die Idee kommen könnte ihr ausgerechnet ein solches Geschenk zu machen! Sollte ich jetzt etwa empfindlich auf die Schuhcreme reagieren? Recht hat mein anonymer Gönner ja zweifellos: auf die Schuhe habe ich schon lange keine Sorgfalt gelegt! Und vielleicht predigen sie mehr mit, als ich gedacht habe! Und können einen Gottesdienstbesucher von der Predigt ganz schön ablenken! Nein, auf einmal dämmerte mir: wie beschenkt ich war! Glücklich ein Pastor, dem die Gemeinde nicht die Leviten liest, wenn die Schuhe nicht ordentlich geputzt sind. Glücklich der Pastor, dessen Gemeinde weiß, wie groß der Stress manchmal ist und wie hoch die Vergesslichkeit, so dass dem Einkauf einer Tube Schuhcreme mancherlei im Wege stehen kann. Glücklich der Pastor, in dessen Gemeinde dann jemand einfach Abhilfe schafft, ohne große Worte, ohne einen Dank zu erwarten: Schuhcreme in den Umschlag, und abgeschickt. Und persönlich an den Pastor adressiert, dass die Schuhcreme auch wirklich bei ihm ankommt! So bleibt mir nur auf diesem Wege meinem anonymen Spender, meiner anonymen Gönnerin zu danken. Und herzlich einzuladen: Komm doch einfach mal sonntags vorbei in den nächsten Gottesdienst und überzeug dich selber: die Schuhcreme wirkt Wunder! Also zumindest, was die Optik meines Schuhwerks betrifft! Ich hoffe nur, ich verlege die Tube nicht so schnell! Glücklich der Pastor, der eine fürsorgliche Gemeinde hat! Ihr seid Gold wert! In dem Sinne – bleibt gut behütet und natrrlich auch gut beschuht! Euer Pastor Gerald mit am Sonntag hoffentlich wieder: schwarz glänzenden Schuhen!

Geistlicher Impuls für den 11. Juni 2020

Erstellt: 11. Juni 2020

Fronleichnam ist heute. Katholischer Feiertag. 1246 das erste Mal gefeiert. Eine Frau „erfand“ dieses Fest, Juliana von Lüttich, als sie eines Nachts den hellen Vollmond an einer Stelle verdunkelt vorfand und von Christus selber die Erklärung bekommen haben soll: Es fehlt ein Abendmahlssakrament. Es gibt so viele Feste in der Kirche – aber keines, bei dem wir Gott für das Abendmahl, die heilige Kommunion, danken. Und so wird seither in vielen katholischen Gegenden am Fronleichnamstag in einer feierlichen Prozession die Abendmahlsgeräte mit dem heiligen Abendmahl zur Anbetung durch die Straßen getragen. Ich habe den Fronleichnamstag immer sehr geliebt. Als Kind schon.Fronleichnam ist in meiner hessischen Heimat ja ein staatlich geschützter Feiertag. So hatten wir Schülerinnen und Schüler kurz vor Beginn der Sommerferien noch ein letztes verlängertes freies Wochenende.

 

Meist ging es mit meinen Eltern am Fronleichnamstag wandern, mit Picknick im Rucksack dabei – und nachmittags gab es die gute selbstgebackene Erdbeertorte! – Später, schon im Pfarramt, genoss ich diesen rein katholischen Feiertag auch: war es doch mal ein Feiertag, an dem ich als evangelischer Pastor dienstfrei hatte, ausschlafen konnte, Ausflüge machte. Also, nicht, dass ich es nicht genieße, wenn Gottesdienst ist - ich freue mich auf diesen Dienst. Aber so ein rein katholischer Feiertag war eben auch mal ein ganz besonderes Geschenk! Und in meiner letzten Gemeinde, in der ich war, gab es einen besonders schönen Brauch an Fronleichnam: einer meiner besten Freunde dort, der ortsansässige Bestatter, hatte mit drei Kameraden eine kleine Band, Trompete, Klarinette, Saxophon. Die spielten Volkslieder und Kirmeslieder bei Schützenfesten und Tanzabenden. Und als die katholische Gemeinde für ihre Fronleichnamsprozession im Nachbardorf keine Musikbegleitung fand, boten sich die vier einfach an einzuspringen. Alle vier gut evangelisch, und alle vier eigentlich sonst mit ganz anderer Musik unterwegs. Aber es funktionierte bestens, und seitdem wurden sie jedes Jahr für die Fronleichnamsprozession angefragt. Das ist doch Miteinander und Ökumene, so müsste es immer laufen, statt dass wir Christinnen und Christen uns gegenseitig voneinander abgrenzen! Hier in Schleswig-Holstein ist heute kein Feiertag. Ich feierte heute mein erstes Treffen mit den neuen Konfirmandinnen und Konfirmanden in Klanxbüll – endlich einmal keine Videokonferenz, sondern wir können uns begegnen! Ich denke an meine katholischen Geschwister, die heute einen ganz besonderen Tag haben. Und ich werde als evangelischer Christ erinnert, welch Geschenk das Abendmahl ist. Gerade in einer Kirche, in der viel gesprochen und gepredigt wird. Beim Abendmahl heißt es stille werden. Die Hände hinhalten. Empfangen. Als Kind haben wir in meiner Heimatgemeinde in Wiesbaden Apfelsaft und einen Keks bekommen. Den Geschmack habe ich heute noch in Erinnerung, das war so lecker - und wir gingen eben nicht leer aus, sondern bekamen wie die Großen auch etwas, kein Wein, keine Hostie, sondern Saft und Keks. Und bis heute ist es für mich immer etwas ganz Besonderes mit euch gemeinsam Hände hinhalten, empfangen, essen, trinken, schmecken, Gottes Liebe, Gnade und Vergebung richtig spüren zu können! Mich hat es etwas geschmerzt, wie deutlich evangelische Kirche nach Ausbruch der Corona-Pandemie Abendmahl einfach aussetzte. Auf völlig unbestimmte Zeit. Noch immer wird geraten lieber auf das Abendmahl zu verzichten, das etwas mit Nähe zu tun hat, bei dem Essen und Trinken herumgereicht wird. Es ist schwierig, das alles hygienisch korrekt und ganz ohne Ansteckungsgefährdung zu machen. Aber es gibt Ideen und Wege. Es gibt das Einwegabendmahl, das man im Internet bestellen kann – aus Amerika. Nicht sehr nachhaltig, zugegeben. Am Sonntag bei unserer Abschlussandacht auf dem Emmelsbüller Sportplatz baten wir jede Teilnehmende selber von daheim Brot und Trauben – Jesus spricht beim Abendmahl ja von der Frucht des Weinstocks – sich in einer Tupper mitzubringen. Und wir hielten Papiertütchen vor, die wir mit Hostie und Trauben fühlten und auf den Altar stellten, dass sich jeder eine zum Mahl an seinen Platz holen konnte, nacheinander und mit Abstand. Wenn diese Tüten unsere Küsterin vorab füllt – mit Pinzette die Hostie anpackt, die Hande desinfiziert hat, Handschuhe trägt und damit die Trauben in die Tüte legt – das ist doch nun wirklich schon ganz schön steril! Es war anders als Abendmahl sonst. Wir konnten uns am Ende auch nicht an die Hände nehmen. Aber einander die Hände hinstrecken. Das ging. Und es tat mir riesig gut mit einigen von euch und mit Gott Abendmahl feiern zu dürfen. Das Fest der Vergebung, der Nähe Gottes, der Liebe. Gott ist gegenwärtig, nicht nur im Abendmahl , in seinem Wort, in seiner Liebe, die er täglich über uns breitet. Aber wenn euch das Abendmahl einmal fehlt und ihr wünscht: Ich würde so gerne, aber momentan ist es in der Kirche ja schwierig und wird kaum angeboten. Dann ruft an. Ich komme gerne zu euch. Es muss nicht in die Häuser sein. Es kann im Sommer ja auch draußen im Garten sein. Ihr könnt Trauben und Brot vorbereiten. Ich muss da nichts anpacken. Oder ich bringe ein paar gefüllte Papiertüten von uns mit – so hygienisch abgepackt wie möglich. Und wir feiern Abendmahl. Und heute – freue ich mich auf die Konfirmandinnen und Konfirmanden. Und vielleicht gibt es heute Mittag Nachmittag zu Hause ja auch ein Stück Erdbeerkuchen. Oder etwas ähnliches. Wie früher am Feiertag! Mal schauen! Seid behütet, habt einen gesegneten Tag!

Geistlicher Impuls für den 6. Juni 2020

Erstellt: 06. Juni 2020

1+1+1= 1. Sie ist schon etwas eigenwillig, die Mathematik unseres christlichen Glaubens. Herkömmliche Taschenrechner sind damit völlig überfordert, und unsere Kopfrechenkünste bringen uns auch nicht wirklich voran. 1+1+1=1. Wer liebt, der wiegt dagegen bedächtig den Kopf: Na ja. Das ist schon mal so. Dass zwei, die sich lieben, so sehr miteinander verschmelzen, dass sie sich eins fühlen, auch wenn sie noch immer zwei sind. Und in einer Familie, die ganz eng zusammenhält und über Höhen und Tiefen und viele Herausforderungen des Lebens nur noch mehr zusammengerückt ist, sind dann womöglich sogar drei oder vier wie eins…- Und das ist wohl genau der richtige Ansatz um auch die besondere Mathematik unseres Glaubens zu verstehen.

 

Ja, es ist Gott Vater und Mutter, Schöpferin allen Lebens: die 1. Und es ist der Sohn, das Kind Gottes, Jesus, der Mensch, wie wir, der unser Leben teilt, lebt, liebt, leidet und stirbt. Unser Scheitern, unseren Schmerz, unsere Schuld auf sich nimmt, an sich trägt: er ist die 2, die doch die 1 ist: Ganz Gott und doch Mensch und Heiland und Retter. Und es ist die Geistin – ja, der heilige Geist ist in der Sprache der Bibel weiblich! – es ist die Geistin, die Art, wie Jesus, sein Heil, sein Leben, seine Liebe in uns Gestalt annimmt, wie wir seine Gegenwart spüren und die Gegenwart des Vaters, der Schöpferin und Urheberin allen Lebens in uns: es ist der Heilige Geist, die 3 unseres Glaubens, die doch zugleich die 2 und so auch die 1 ist. Kompliziert – oder nachvollziehbar? Auf jeden Fall ein Geheimnis des Glaubens, das allemal. Also noch einmal: nein, wir glauben nicht an drei Götter, sondern an den einen lebendigen Gott. Aber das Besondere ist, dass Gott in sich ein Gott im Team ist, kein Gott für sich. Gott liebt nicht nur die Begegnung mit uns Menschen, das Zusammensein mit seinen Geschöpfen. Gott ist auch für sich selbst schon ein Gott in Beziehung. Gott ist Liebe, und Liebe sucht den, die, die sie lieben kann. Da ist die Liebe des Vaters zum Sohn und zum Geist und umgekehrt. Gott ist der eine Gott , aber voller Dynamik und Energie und Liebe. Und er zeigt sich uns in drei ganz besonderen Energiefeldern: Lebensspenderin und Weltgestalter, Weltenlenker auf der einen Seite. Und dann Gott, der sich in uns selbst zu erkennen gibt, die aufregendsten Geschichten uns schenkt: Weihnachten, Ostern und all die Worte und Taten, die Jesus vollbringt: Gott in uns, Gott im Menschen: eben der Sohn, das Kind, Gottes zweites Energiefeld. Und dann ist da noch Gott der Geist. Gottes Kraft in uns hier und jetzt. Erleuchtung, Tröster, Ideengeber, Hoffnungsspender, Todbezwinger, Weltvollender: eben Gott in seinem dritten Energiefeld, Gott als Heiliger Geist, aber bitte nicht vergessen: weiblich, die heilige Geistin! Hm. Ihr runzelt die Stirn. Denkt: das war jetzt aber nicht sehr erhellend? Dann bin ich mal wieder groß gescheitert beim Erklären dessen, was göttliches Geheimnis ist. Na gut. Noch ein Versuch: Wir glauben an einen Gott. Aber dieser Gott ist voller Dynamik und Liebe. Schöpfer – Kind – Geist. Gott, der uns liebt, der uns begegnet, von dem wir leben, der in uns lebt, bei dem wir Heimat haben. Punkt. Morgen ist der Sonntag Trinitatis. Wir feiern Gottesdienst. Wir wollen nicht das Geheimnis des Glaubens erklären. Das Geheimnis der Trinität, der Dreieinigkeit. Wir wollen feiern: Gott und das Leben und die Kraft göttlicher Liebe, die allem trotzt und aller Not, allen Sorgen, auch einer Pandemie etwas entgegensetzen kann. Gott, der dich liebt mit allem, was er hat! Und das zählt wirklich! In dem Sinne. Bleibt behütet an diesem Wochenende und in all der Zeit, die kommt! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 30. Mai 2020

Erstellt: 30. Mai 2020

Wie hätte es der liebe Gott mit Pfingsten eigentlich heute, in dieser Corona-Zeit bewerkstelligt? Ob Jesus dann auch seine Jüngerinnen und Jünger aus nächster Nähe angeblasen hätte um ihnen so den heiligen Geist zu schenken? Ob in Jerusalem dann auch tausende Menschen zusammengestürmt wären, alle Abstandsregeln vergessend, und Petrus mal schnell 3000 Menschen auf einmal getauft hätte? Der Heilige Geist findet immer Wege zu uns Menschen – auch mit Mund-Nasen-Bedeckung und Mindestabstand! Und wir brauchen ihn heute ja nicht weniger als damals. Die Coronazeit hat Kirchen auch neue Wege geführt. Manche haben Neues ausprobiert und sich als Internetgemeinden neu gefunden. Und andere haben bewährte Wege neu entdeckt, fingen an Briefe zu schreiben, Menschen in Pflegeheimen anzurufen, Predigten in die Häuser zu bringen oder Kindern Kreide zu schenken für ein schönes, buntes Pfingstbild vor den Kirchen. Pfingsten geschieht auch heute. Und wir brauchen diesen Geist Gottes, der in der Bibel übrigens eigentlich sehr weiblich ist: die heilige Geistin: wir brauchen diesen Sturm, der Verkrustetes aufbricht und uns in unserem Leben und auch in unseren Gemeinden neue Wege gehen lässt. Wir brauchen die Kraft der Vergebung, in der ich Gottes Güte und Geduld mit mir erfahre und die mich milder sein lässt mit anderen. Wir brauchen die Trösterin, die mit uns kommt ins stille Kämmerlein, ihren Arm um uns legt und uns leise ins Ohr flüstert: Ich bin da, alles wird gut! Wir brauchen die Fürsprecherin, die sich vor uns stellt, zu uns hält, mit der ich mich nach draußen traue, auch wenn die Welt mir gerade noch so feindlich begegnet. Wir brauchen den Blick für die anderen und für einander, die Gemeinschaft im Glauben, die Gott uns schenken will. Wir brauchen das Feuer der Begeisterung, das uns Feuer und Flamme sein lässt für dieses Leben und für Gott – wenn wir diese Begeisterung einfach weitertragen könnten! Wir brauchen Gott, der so am Wirken ist, mitten unter uns, und genau das beschreibt ja die Rede vom heiligen Geist: Gott in Aktion, heute, hier, bei dir und bei mir! Ich wünsche euch gesegnete Pfingsten. Und wer mag – vielleicht sehen wir uns in einem der Gottesdienste!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 28. Mai 2020

Erstellt: 28. Mai 2020

Tat das gut! Nach Wochen der Absagen oder Aufschüben auf das kommende Jahr von Taufen, Hochzeiten, Konzerten, Festen hat es mich jetzt innerhalb von 24 Stunden gleich dreimal anders herum erreicht: erst kam eine Taufanmeldung für August, dann am Abend ein Taufgespräch für eine Taufe auf Südwesthörn im Juni und eben die erste Vorbesprechung für das Rausschmeißerfest in der Kita: Nur im kleinen Kreis in diesem Jahr, mit den Kindern, die in die Schule wechseln, aber eben doch mit Andacht und vor allem: dem Schubkarren-Rauswurf, von dem alle noch Jahre später träumen! – Da hat uns ganz viel Leben wieder, und das fühlt sich richtig gut an! Wir können nicht alles verschieben oder ausfallen lassen – umso dringlicher ist es dann, andere, „coronagerechtere Formen zu entwickeln! Unsere Kita ist da mit einem tollen Team und tollen Eltern gut vorangekommen. Der Plan stand jetzt bis zu den Ferien, dass aus zwei Gruppen vier kleinere Gruppen wurden, die im Wechsel, immer zwei pro Woche, jetzt wieder in die Kita kommen dürfen.

 

Die Wege sind mit Bildern markiert, dass jede Gruppe weiß, wo und wie sie durchs Gebäude geht und sich auch draußen im Freigelände bewegt, um die Abstandsregeln auch zu der anderen Gruppe einhalten zu können. Alles gut geplant und vorbereitet für die kommende Woche! Und an der Stelle ein großes Dankeschön an alle, die hier am Gestalten, Planen, Sich-Einbringen beteiligt sind. Wir sehen das ja gar nicht: wie sich Lehrende, Erzieherinnen und Erzieher, Reinigungskräfte, Küchenpersonal, Elternvertreterinnen und –vertreter, Bürgermeister, politische Abgeordnete und andere Gedanken machen, bis weit in die Nächte hinein Pläne entwerfen, besprechen, wieder umwerfen, neue Richtlinien studieren und versuchen alles, was geht, möglich zu machen und gleichzeitig den Abstands- und Hygieneanforderungen gerecht zu werden. Euch allen, für die vielleicht in diesen Zeiten noch gar nicht geklatscht wurde oder das letzte Klatschen schon viel zu lange her: Habt vielen lieben Dank!!! Umso überraschender die heutige Zeitungsnotiz : ab 8. Juni haben Grundschüler wieder täglich Unterricht – im Klassenverband, und ohne Abstandsregeln! Hupps! - Es folgt die Ankündigung, dass auch die außerschulischen Bildungsangebote ab 8. Juni „umfassend“ wieder stattfinden können. Und dass die Kitas ab 29. Juni in den „Regelbetrieb“ wechseln. Hm. Regelbetrieb. Umfassende Kinder- und Jugendarbeit. Keine Abstandsregeln mehr. Das klingt ja wie aus einer ganz anderen, längst vergessen geglaubten Welt. Nur: fehlt mir diesbezüglich noch ein wenig die Überzeugung! Gibt es jetzt neue wissenschaftliche Erkenntnisse, dass Kinder keine Überträger sind – hab ich da eine Talkshow verpasst? Oder ist der Impfstoff gefunden? Oder ist die Not einfach so groß in den Familien und der Wunsch so drängend, endlich wenigstens in Schulen und Kitas wieder etwas mehr Normalität hineinzubekommen? Verstehen kann ich das so gut, wie hab ich mich über meine zwei angekündigten Taufen gefreut! Und doch bleibt bei mir, ich gestehe es, etwas Zweifel, ob dieser straffe Zeitplan und die große Ankündigung der durch die Existenz des Virus gegebenen Situation wirklich ganz gerecht wird. Angesichts der mühsamen Ausrechnerei in Gaststätten, Behörden, Konzertsälen und Kirchen, welcher Raum wie viel Platz hergibt, mit Abstandshaltung, versteht sich! Und der Beschränkung von Besuchen noch immer auf maximal zwei verschiedenen Familien unter einem Dach. Mal schauen, was diese Zeitungsmeldung nach sich zieht und wie die konkrete Umsetzung aussehen wird! - Die Tageslosung heute ist so ein Schrei nach Veränderung, nach dem Anbruch einer neuen Zeitrechnung wieder mit Hoffnung, Kinderlachen, Besuchen und Nähe: „Wende dich, Gott, zu mir und sei mir gnädig; denn ich bin einsam und elend.“ (Psalm 25,16).

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 25. Mai 2020

Erstellt: 25. Mai 2020

Also, ich mag den Föderalismus! Er hat so etwas Ur-Protestantisches. Ich meine – wenn mich jemand fragt: Was sagt die Kirche zu diesem oder jenem Thema? Dann komme ich immer ins Schwitzen, und ich schwitze gerne, weil: D i e Kirche sagt da immer gar nichts. Der EKD-Vorsitzende hat eine Meinung, und die Bischöfin und der Superintendent und die Pastorin und das Gemeindeglied – und wenn sie dabei dann noch auf die Bibel in ihren zentralen Inhalten verweisen können, sind das alles, so verschieden sie sein mögen, diskussionswürdige Positionen, und dann muss jede Glaubende, jeder Glaubende sich ein eigenes Urteil bilden. So ist das eben gut evangelisch.

 

Wir haben keine päpstliche Lehrmeinung, die bindend ist, das macht es vielleicht schwieriger, oder man kann auch sagen: anspruchsvoller, aber gerade das finde ich so schön! Und so ist es auch bereichernd, wie unterschiedlich Kirchengemeinden mit den Herausforderungen durch Corona umgegangen sind: die einen machten Gottesdienste im Web, die anderen arbeiteten verstärkt analog, schrieben Briefe und Karten und verteilten ausgedruckte Predigten, manche öffneten die Kirchen zum Gebet und hielten sich für Seelsorge bereit, und wieder andere machten Zoom-Konferenzen und ließen so Online gar Bibelkreise und Konfirmandengruppen weiterlaufen. Und so starteten auch jetzt manche gleich am 10. Mai wieder mit „normalen“ Präsenzgottesdiensten in den Kirchen, andere zog es ins Freie nach Draußen und wieder andere warteten erst noch einmal ab und wollten besonders die Risikogruppen unter den Gottesdienstbesuchenden gar nicht erst in Versuchung bringen. Ja, ich mag dieses Verschiedene, und dass jede Gemeinde, jeder Kirchengemeinderat den eigenen Kurs finden darf! Ich mag daher auch den Föderalismus in unserem Land und die verschiedenen politischen Ausrichtungen der sechzehn Landesregierungen, und ich fand es bereichernd, dass zu Beginn der Corona-Krise manche vorneweg preschten und so andere mitrissen und es einen regelrechten Meinungs- und Maßnahmen-Wettbewerb gab. Und doch hat alles auch seine Grenzen. Das ist auch bei unseren evangelischen Gemeinden so: wenn jede Gemeinde macht, was sie will; die Gottesdienstliturgie dauernd neu erfindet, mit theologischen Meinungen vorprescht oder allein den eigenen Kurs, die eigene Meinung als die „seligmachende“ hinstellt, dann ist das nicht gut! Und wie schnell sich Gemeinden und Konfessionen statt im fruchtbaren geschwisterlichen Miteinander vielmehr als Konkurrenten wahrnehmen, gegeneinander oder zumindest ohne die Nachbargemeinde arbeiten und so Chancen im Geist und Glauben vertun: das kennen wir alles zur Genüge. Und so hat auch der Föderalismus in unserem Land seine Grenzen. Ob jetzt bereits ein Bundesland die spät, sehr spät eingeführte Maskenpflicht in Deutschland schon wieder aussetzen sollte? Gerade wo die Reisetätigkeit innerhalb Deutschlands doch gerade erst eingesetzt hat? Für mich ist das ein einerseits hoffnungsvolles Zeichen: Haben wir es etwa schon geschafft? Darin aber genau ist dieses Zeichen auch fatal: es verführt dazu noch sorgloser zu werden, als es viele seit einigen Tagen ohnehin schon sind. Wie schnell ein Corona-Hotspot alle Infektionszahlen wieder in die Höhe schnellen lässt, zeigte erst unlängst ein Gottesdienst in einer baptistischen Gemeinde oder die kleine Dankesfeier eines Gastronomen am ersten Tag der Wiedereröffnung seines Restaurants, die 18 Coronainfektionen nach sich zog und über hundert Personen unter Quarantäne stellte. Wir brauchen noch Geduld. Wir sollten noch Vorsicht walten lassen. Wir müssen gewiss nicht alle mutmachenden, positiven Entwicklungen mit dem permanenten dunklen Mantra einer möglichen zweiten oder dritten Infektionswelle erdrücken: Hoffnung brauchen wir, und ich will mich nicht an die „soziale Distanz“ auf Dauer gewöhnen und ständig anpreisen: sie macht auch etwas kaputt!! Aber Vorsicht ist wichtig. Geduld kann Leben retten. Wie sagt die neutestamentliche Losung für heute: Betet allezeit mit allem Bitten und Flehen im Geist und wacht dazu mit aller Beharrlichkeit und Flehen für alle Heiligen. (Epheser 6,18). Föderalismus und Urprotestantismus hin- oder her: beharrlich füreinander beten und für die ganze Welt im Kampf gegen dieses Virus. Und solidarisch bleiben! Das zumindest sollte unser „common sense“ sein!– In dem Sinne: bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 23. Mai 2020

Kreide-Zeichnung

Erstellt: 23. Mai 2020

Bunt soll Nordfriesland werden. Also, bunt ist es ja schon, die Sonne scheint goldgelb, der Himmel ist himmelblau und manchmal auch grau, weiße und schwarze Schafe stehen am Deich, silberfarbene Windräder drehen sich unentwegt, goldgelbener Köm funkelt im Glas, roter Backstein und dunkles Reet, grüne Wiesen locken zum Rasten, und bei dem Wettermischmasch scheint auch immer mal ein bunter Regenbogen auf. Bunt ist es schon, und jetzt soll es noch bunter werden: unsere Plätze und Straßen sollen bunt erstrahlen. Weil Gott es bunt liebt, die Menschen ganz bunt geschaffen hat, weil er Vielfalt mag und eine Kirche, die viel vom Regenbogen widerstrahlen möge und in der die Menschen, so verschieden und bunt sie sind, ihren Platz finden und der Heilige Geist, so vielfältige Ideen und Anregungen er uns geben will, sich frei entfalten kann

 

Darum – liebe Kinder, Große und Kleinere, helft uns mit, dass es hier noch bunter wird. Zumal momentan, wo ihr immer noch nicht so regelmäßig wie vorher in den Kindergarten oder in die Schule gehen könnt und manchmal bestimmt auch Langweile habt. Dem wollen wir abhelfen! Das Evangelische Kinder- und Jugendbüro Niebüll hat Straßenkreide organisiert. Bei mir lagern jetzt um die 50 Packungen und warten darauf, dass ihr euch meldet und sie euch holt. Wenn ihr mitmachen wollt: dann malt doch einfach auf dem Bürgersteig vor eurem Haus oder auf der Garageneinfahrt. Oder, wenn ihr bei euch keinen geeigneten Platz findet, dürft ihr auch gerne in Emmelsbüll vor dem Pastorat oder bei uns bei der Garagenauffahrt malen. Oder in Neugalmsbüll auf dem Platz vor der Kirche. Oder vor dem Landjugendheim. Oder ihr dürft in Klanxbüll malen, auch hier direkt vor der Kirche oder vor dem Gemeindehaus. Im Lübke-Koog waren die Kinder ganz schnell und haben schon gemalt. Ich füg euch mal ein paar Bilder an. Und in Horsbüll wäre auch vor der Kirche Platz zum Malen oder beim Pastorat. Also – malt etwas Schönes, Buntes, Fröhliches in dieser durch das Corona-Virus ja doch etwas gedrückteren Zeit! Da können wir etwas Farbe gut gebrauchen! In acht Tagen ist Pfingsten, und da feiern wir den Geburtstag der Kirche, ihr könnt also auch gerne ein Kirchen-Geburtstagsbild malen. Oder malt einfach einen bunten Regenbogen, denn den hat Gott schon ganz früh in die Wolken gesetzt um den Menschen zu zeigen, dass er sie alle liebhat, so verschieden sie sind, und auch die Tiere und Pflanzen liebhat und von uns möchte, dass wir diese Vielfalt des Lebens schätzen und schützen. Oder malt, was ihr mögt: das ist das Allerbeste! Und wenn ihr euer Bild fertig habt, macht doch ein Foto davon und schickt es mir per Email: oder hier bei Facebook! Wir zeigen eure Bilder dann gerne wieder auf unserer Homepage und schicken die Fotos, wenn es euch recht ist, auch weiter an das Kinder- und Jugendbüro in Niebüll, die haben uns die Kreide ja spendiert! Also, die Kreide könnt ihr euch in der kommenden Woche ab Dienstag zu den Öffnungszeiten des Gemeindebüros holen, in Klanxbüll oder in Emmelsbüll. Oder ihr kommt jetzt am Wochenende bei mir im Pastorat vorbei, am Sonntag zwischen 10.00 -12.00 Uhr oder heute Nachmittag zwischen 15.00 – 17.00 Uhr liegen Kreidepakete bei uns in der Dorfstraße für euch zum Abholen an der Haustür. Wenn nicht, klingelt Sturm! - Oder ihr meldet euch hier bei Facebook, dann bekommt ihr die Kreide auch nach Hause gebracht! Lasst uns gemeinsam Nordfriesland bunt machen! Und bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

 

Kreide-Zeichnung

Kreide-Zeichnung

 

Hier Bilder aus dem Lübke-Koog u.a. von Daria und Maksim und Hanna und Emma

Geistlicher Impuls für den 22. Mai 2020

Gottesdienst

Erstellt: 22. Mai 2020

War das besonders gestern! Wie ein Revival aus einer längst vergangenen Zeit, nur noch schöner! Wir durften gestern Gottesdienst feiern – ich meine, ja: Gottesdienst, so ohne eine dreiviertel Stunde mit dem Mundschutz zu kämpfen, der einem das Atmen schwer macht, denn bei Open-Air-Gottesdiensten besteht keine Mundschutzpflicht mehr, wenn die Abstände eingehalten werden können. Und wir durften: mitsingen – also nicht einfach innerlich, mit dem Herzen, auch nicht einfach mitsummen unter besagtem Schnutenpulli, auch nicht nur Playback ohne Ton, nein, mit richtigem Auf- und Zumachen des Mundes und Herauslassen der Töne. Richtig ungewohnt war das, und wir wollten es auch nicht übertreiben, sangen leise mit, aber sangen eben: Wie lieblich ist der Maien. Oder: Geh aus mein Herz und suche Freud. Ja, es war Gottesdienst, wie wir ihn von früher her kannten, nur die Gartenstühle auf dem schönen Platz auf dem Neugalmsbüller Friedhof waren weiter auseinandergerückt, aber gerade so füllten sie den ganzen Platz dann auch aus.

 

Und die Desinfektionsflasche, mit der Anne und Anke, unsere Küsterinnen, am Zugang zum Platz bereit standen und die Namensliste, die sie führten, das alles war gar nicht störend. Der Himmel, in den wir etwas öfter als sonst schauten, ging es doch immerhin um die Geschichte von Jesu Himmelfahrt, war strahlend blau, und das Schönste waren die Vögel! Franz von Assisi hatte recht! Vögel können uns wirklich verstehen! Vor allem, wenn es um religiöse Inhalte geht, eben um das Evangelium. Darum hat Franz von Assisi doch sogar den Fischen und Vögeln gepredigt. Gestern war es eindeutig: Wir sangen die erste Strophe von „Wie lieblich ist der Maien“, und da heißt es: „Die Vöglein hört man singen, die loben Gott mit Freud.“ – Und sie kriegten sich gar nicht mehr ein. Die Vögel. Sie fingen an mitzusingen, und sie lobten den ganzen Gottesdienst über Gott mit Freud. Sogar der Kuckuck war gut herauszuhören, wie er immer wieder seinen Gesang anstimmte. Wer da vielleicht bei meiner Predigt irgendwann nicht mehr so aufmerksam zuhörte und lieber den Vögeln lauschte, der hat dann mindestens genauso viel aus dem Gottesdienst mitgenommen: Vögel, die ihren Schöpfer loben und uns einladen: Tut es auch! Gerade in schwierigen Zeiten! Das dürfen wir: Vertraut, dass Gott da ist, dass er niemanden alleine lässt, dass er um uns ist, keinerlei Kontaktsperren zu uns einhalten muss und auch nie einhalten würde, weil er es auch nicht braucht. Er ist da und lässt uns jetzt manches ganz neu erleben, mit mehr Dankbarkeit: Singen. Etwas mehr Gemeinschaft: Mit welcher Freude haben sich Gottesdienstbesucher gestern begrüßt, mit Abstand, Zuwinken, aber doch so viel Strahlen, endlich mal wieder zusammenkommen zu dürfen! Gott kommt um uns zu helfen durchzuhalten, neue Freiheiten zu genießen, aber dennoch vorsichtig zu bleiben, vor allem rücksichtsvoll, an einem Strang zu ziehen, dass wir gemeinsam diese schwere Zeit bestehen! Gott kommt uns zu stärken, uns spüren zu lassen: Himmel, das ist nicht unendlich weit weg von dir. Himmel, das ist neben dir, um dich herum, in dir: wo immer du Gott aufnimmst, wo immer Gott zu dir kommen darf, wo immer du mit Liebe zu anderen kommst. Da wächst das Himmelreich auf Erden, und es kann wachsen sogar in der Coronazeit! Die Vögel loben Gott – lasst es uns genauso tun und etwas Himmel auf der Erde aussäen! Morgen übrigens will ich hier unbedingt endlich schreiben, warum sich so viele bunte Kreidepakete im Pastorat türmen und auf Abnehmer warten. Also, liebe Kinder, wenn ihr gerne malt und mir helfen wollt, dann lest unbedingt morgen, was es mit dieser Kreide auf sich hat, und meldet euch dann bei mir!

 

Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald!

Geistlicher Impuls für den 20. Mai 2020

Regenbogen

Erstellt: 20. Mai 2020

Gestern wurden es 100! Ja, gestern, als wir uns in unserem Team auf den Weg machten um im Zentralmarkt Süderlügum einzukaufen und Menschen zu Hause mit Lebensmitteln zu versorgen, die momentan in finanziellem Engpass wegen der Corona-Pandemie sind oder weil die Tafel Südtondern derzeit ihre Ausgabestellen coronabedingt nicht geöffnet hat. Gestern wurden es 100. Ein junges Paar auf dem Parkplatz vor dem Zentralmarkt sprach uns an. Erzählte ihre Geschichte. Und half gleich mit am Ende die leeren Verpackungskisten zu entsorgen und die Wagen wieder zurückzubringen. Die 46. Lebensmittelkiste ging an sie und ihr Kind daheim. Der Adressatenkreis der zu beliefernden Personen stieg damit auf genau 100.

 

Es geht. Weil der Zentralmarkt Süderlügum uns super unterstützt, die bestellten Waren alle schon bereitgestellt und eingescannt hat und wir sie dadurch schnell durch die Kasse schieben können. Es geht. Weil wir auf dem Parkplatz morgens um 8.00 Uhr genügend Platz haben um die leeren Kisten aufzubauen und zu befüllen. Mit Lebensmitteln, Mehl, Zucker, Nudeln, Reis, Kartoffeln, viel Gemüse und Obst, Brötchen und Brot, Wurst und Käse, auch mal einer Süßigkeit, einem Kuchen, einer Tüte Chips. Joghurt, Milch. Passierte Tomaten und eine Dosensuppe. Gestern gab es Paprika. Kürzlich gab es auch mal Waschmittel dabei. Oder ein Duschbad. Ab vier Personen im Haushalt packen wir eine zweite, ab sieben Personen eine dritte Kiste. Der Warenwert pro Kiste liegt bei ca. 35 Euro. Kein wirklicher Luxus darinnen. Aber doch so, dass man von dem Inhalt – zusätzlich zu Hartz IV oder welche Geldmittel den einzelnen Familien zur Verfügung stehen – doch halbwegs gut die Woche durchstehen kann. Ja, es gibt Not bei uns. Nicht erst seit Corona. Aber nun verschärft. 100 Personen beliefern wir rund um Süderlugum, Neukirchen, Aventoft, Rodenäs, Klanxbüll, Emmelsbüll-Horsbüll, Galmsbüll. Der Lübke-Koog ist neu dabei und Ellhöft . Manchmal liefern wir aus, und die Nachbarn stehen schon parat und recken die Köpfe. Was nicht gerade hilfreich ist, weil mancher sich beschämt fühlt Lebensmittelhilfe zu empfangen. Aber da ist kein Grund sich schämen zu müssen, nicht einer! Der eine hat das Glück seinen Job behalten zu haben. Die andere hat das Glück nicht in diesen Zeiten. Der, der jeden Tag auf Sylt fuhr zum Geldverdienen, muss jetzt daheim bleiben und warten. Oder sie, die im Hotel ausgeholfen hat. Wieder jemand anderes ist mit seiner Familie noch nicht lange in Deutschland und konnte noch gar keine Arbeit finden. Wieder jemand kann nicht lesen, und bewältigt trotzdem seinen Alltag: bewunderswert. Eine andere ist alleinerziehend, was sie alles stemmt um ihre Kinder großzukriegen! Es sind besondere Lebensgeschichten, die mir viel Respekt abnötigen! Und es sind ganz viele Menschen dabei, die selber noch anderen helfen: bei sich im Haus und dort in der Familie, den gerade arbeitslosen Sohn oder die Enkelkinder. Und mancher engagiert sich noch in der Nachbarschaft. Eine hat vom großen Weißkohlkopf, den es letzte Woche gab, Kohlrouladen gekocht und in der Nachbarschaft verteilt und Menschen glücklich gemacht! Und wir – Helga mit dem Seebrisenbus, ihre Töchter, die am Parkplatz helfen, Henning, Tabea und ich – wir haben auch unseren Spaß. Auf der wöchentlichen Rundreise durch die Gemeinden sind wir nach dem Packen der Kisten dann noch vier Stunden im Bus unterwegs – einmal Hamburg würden wir in der Zeit auch schaffen, so fahren wir über Hesbüll und Aventoft bis nach Klanxbüll und über Galmsbüll dann zurück. Aber bekommen von Helga Heimatkundeunterricht. In beträchtlicher Gefahr schweben wir manchmal auch. Etwa wenn Tabea meint, die Weißkohlköpfe, die nun wirklich nicht mehr in die Lebensmittelkisten passten, uns aus dem Bus zuwerfen zu müssen. Ich muss mehr Basketball üben! Wir staunen, wie manche Menschen ganz idyllisch wohnen direkt am Norddeich gegenüber der dänischen Grenze, aber ohne eigenes Auto auch ganz schön gut organisiert sein müssen, um alles gut zu schaffen. Und wir freuen uns über ein Winken hinter Fenstern. Oder über so ein großartiges Geschenk, wie wir es gestern bekamen – ein wunderschönes Bild mit Regenbogen – ich füge es hier mal an. Ein Dank an die Aktion Mensch, ohne deren Unterstützung wir unser Projekt nicht hätten starten können. Ein Dank an Unterstützung durch Menschen und Stiftungen vor Ort – gerade die Woche erreichte uns so eine großartige Unterstützung, wir werden uns da nach Abschluss unserer Aktion noch einmal ganz besonders und detailliert bedanken! Lasst uns einfach hinschauen, da wo wir sind und leben, füreinander da sein – jede, jeder hat viel zu geben und darf auch empfangen und nehmen. Das macht Menschsein aus. Und der wunderbare Gott über uns und um uns möge euch segnen und behüten. Morgen ist Himmelfahrt. Wir feiern um 11.00 Uhr in Neugalmsbüll auf dem Friedhof einen Gottesdienst. Gott ist im Himmel. Und der Himmel ist manchmal nur ein Herzschlag neben dir. Oder in dir!

 

Bleibt gut behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 18. Mai 2020

Erstellt: 18. Mai 2020

Es fühlte sich gut an. Anders, ungewohnt, aber doch irgendwie gut. Am Sonntag konnten wir erstmals seit 10 Wochen wieder Gottesdienst feiern – also mit Gemeinde vor Ort in der Kirche. Es war anders und fühlte sich neu an, und darum klopfte auch mein Herz bisschen schneller, bevor alles losging. Und ich freute mich schon so sehr darauf! Und es war wie Weihnachten: Alle Plätze belegt! Na ja, mit etwas mehr Abständen als an Heilig Abend, wir durften ja statt der über 200 Plätze nur 20 belegen, aber immerhin: die waren besetzt! Und alle gut verteilt, sogar in der ersten Reihe saß jemand, und das war nicht ich! – Was diese neuen Maßnahmen alles bewirken! Nicht mitzusingen, das war gemein – weil Kolle Feddersen einfach zu schön spielte an der Orgel und so wunderschöne Melodien ausgewählt hat wie „Geh aus mein Herz“ oder „Morgenlicht leuchtet“

 

Aber innerlich, so hinter Mundschutz verborgen, konnte die Seele eben doch mitsummen, und bisschen mitswingen ging auch! Ja, es war ungewohnt in so viele Gesichter zu schauen, die nur zu einem Drittel zu erkennen waren und die bis auf die Augen ja so gar keine Mimik verraten ließen. Aber irgendwie fand ich, kamen wir uns in dieser Atmosphäre ganz besonders nahe. Und am Ausgang, auf dem Friedhof, rückten wir uns nicht auf die Pelle, aber standen eben doch noch ein bisschen in kleineren Grüppchen zusammen, schnackten noch etwas, genossen den Sonnenschein. Es tat gut mal wieder da zu sein im Hause des Herrn – und es tat genauso gut zu hören, dass Jesus uns mit dem Predigttext bei Matthäus 6 zum Beten ins stille Kämmerlein schickte: ja, die Kirche ist wunderschön, ein besonderer Ort, aber Beten können wir überall, und wenn es mal Zeiten gibt, wo wir nicht in die Kirche können oder wo wir vielleicht auch jetzt noch Angst haben rauszugehen, unter Menschen, und lieber daheim bleiben, dann ist es so großartig zu wissen: beten können wir eben daheim auch. Im Kämmerlein oder auf der Wohnzimmercouch, oder auf der Terrasse draußen oder im Auto am Bahnübergang oder in der Küche beim Kochen. Es braucht nicht viel zum Beten: ein Herz, das sich nach Gott sehnt. Ein Seufzer, der nach: Vater im Himmel, lieber Gott, Herr Jesus, ewigliebende Mutter oder so ähnlich klingt. Und das Vertrauen: Gott weiß, was wir auf dem Herzen haben, der sieht in unser Herzenskämmerlein und er sieht, wo wir gerade sind, und ist ganz nahe! Und so wollen wir es weiter handhaben. Auch wenn jetzt wieder erste öffentliche Gottesdienste möglich sind. Wir wollen weiter beten: für Kranke und Gesunde, für von Corono schwer Gebeutelte und für Menschen mit ganz anderen Sorgen. Füreinander und für die Welt. Das Coronaläuten der Glocken bei uns immer um 12.00 Uhr wird jetzt ausklingen. Nicht, weil das Thema nicht mehr wichtig ist, es treibt uns weiter um. Aber unsere Küsterinnen haben viel geleistet, ohne richtig funktionierenden Läutecomputer jeden Tag immer um 12.00 Uhr in der Kirche zum Läuten zu sein. Den Rhythmus nehmen wir einfach mit, auch ohne Glocken: lasst uns weiterhin beten, um 12.00 Uhr oder zu anderen Zeiten, im stillen Kämmerlein und jetzt auch wieder im Gottesdienst in der Kirche. Beten gegen all das Leid, das dieses Virus mit sich bringt, gegen all die Sorgen und die Verzweiflung: Beten, dass Gott da ist und hilft und uns zusammenhalten lässt hier vor Ort und in der ganzen Welt! – Und die Impulse auf unserer Facebookseite, die ihr so lange so treu gelesen und manchmal kommentiert habt? Ich will gerne weiter schreiben, aber jetzt wohl nicht mehr jeden Tag, vielleicht so zweimal die Woche, mittwochs und samstags oder so, vielleicht wird es auch mal ein anderer Wochentag, je nachdem, was anliegt und wie es mit der Zeit klappt – und freue mich auf eure Rückmeldungen oder Gedanken, was euch so auf dem Herzen liegt! In dem Sinne. Die Zeit mit Corona ist noch lange nicht vorbei. Vielleicht ist nicht einmal das Schlimmste überstanden. Wer kann das schon sagen! Wir bleiben zusammen. Und wir vertrauen, dass bei Gott Hilfe ist! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 16. Mai 2020

Erstellt: 16. Mai 2020

Ein altes Amt erwacht zu neuem Leben: In der alten Kirche hatte er eine ganz wichtige, allerdings auch sehr strenge Funktion gehabt: Der sogenannte Ostiarius. Ostium bedeutet lateinisch „Tür“. Und der Ostiarius war bei den alten Römern meist ein Sklave, der den Hauseingang der Villa zu bewachen hatte, dass niemand unbefugt sich Zutritt verschafft. Ja, in der Zeit der frühen Kirche stand ein solcher Ostiarius auch am Kircheneingang. Er war so etwas wie Türsteher und Platzanweiser in einer Funktion. Den Ungetauften zeigte er ihren Platz gleich vorne im Eingangsbereich der Kirche, da sie noch ohne Taufe nicht zu nahe dem heiligen Bereich des Altars kommen sollten. Genau bekamen die Büßer, die wegen Verfehlungen gerade vom Empfang des Abendmahls ausgeschlossen waren, ihren Platz angewiesen. Am Ostiarius kam man nicht so einfach vorbei.

 

Na ja, und als dann der Brauch aufkam zu Beginn des Gottesdienstes Glocken zu läuten, erhielt der Ostiarius eine neue Aufgabe. Aus dem Ostiarius hat sich dann im Lauf der Zeit das noch viel umfassendere Amt des Küsters oder der Küsterin weiterentwickelt. Und heute gibt es Ostiarii vor jeder Diskothek, jedem Club und an vielen anderen Stellen: Strenge Türsteher, die etwas darstellen, manche beliebt, andere gefürchtet– Menschen, an denen keiner so einfach vorbei kommt. Im Grunde gibt es die Türsteher schon in biblischen Zeiten. Auch der alte biblische Tempel kannte diesen Aufgabenbereich: dass Vorsteher darüber wachten wer den Tempel betritt und vor allem die Plätze anweisen. Im Tempel gab es ja extra Bereiche für Frauen, für Männer, für die Priester und für die Ungläubigen. Und so ein Türsteher im Tempel konnte für einen Pilger fern von Jerusalem der Inbegriff der Sehnsucht sein: Könnte ich doch nur wieder den Tempel sehen, selbst wenn ich nur in den äußersten Bereich dürfte! Im Psalm 84,11 heißt es: „Ein Tag in deinen Vorhöfen im Tempel ist besser als sonst tausend. Ich will lieber die Tür hüten in meines Gottes Hauseals wohnen in den Zelten der Frevler:“ Aber dass ausgerechnet ein Türsteher oder eine Türsteherin in christlichen Kirchen aktuell wieder so wichtig werden würde, hätte ich Anfang des Jahres mir nicht vorstellen können. – Und zwar wohlgemerkt der gestrenge Türsteher, die unerbittliche Türsteherin. Denn das wir freundliche Küsterinnen und Küster haben, die Menschen zum Gottesdienst begrüßen, nach ihrem Befinden sich erkundigen, ihnen ein Gesangbuch in die Hand drücken, einen kleinen Schnack halten, das ist ja ganz unbestritten. Aber nun brauchen wir gerade die gestrenge Türsteherin: die, die die Menschen mustert und nach ihrem Namen fragt und mit ihrer Anmeldeliste abgleicht. Eine Türsteherin, einen Türsteher, die streng kontrolliert, ob eine Mund-Nasen-Bedeckung vorhanden ist, oder eine ebensolche anreicht und auf sofortigem Aufsetzen besteht. Jemand, der den Eingang erst frei macht, wenn zwischen den Eintretenden auch genügend Abstand besteht. Statt Gesangbuch hält diese moderne Türsteherin, dieser moderne Türsteher die Desinfektionsflasche in der Hand. Einer, eine, die genau abzählt und ab einer bestimmten Zahl mit strenger Miene und Bedauern erklären muss: Sie dürfen nicht mehr rein! Und das, obwohl noch jede Menge Plätze im Kirchenraum frei sind! Und jemand, die nach dem Gottesdienst die Menschen der Reihe nach aus der Kirche herauswinkt und darüber wacht, dass sich die Gemeinde hinter dem Kirchenausgang auch in verschiedene Richtungen verstreut, statt noch lange in einer Gruppe beisammen zu stehen! Ja, es erscheint ein nicht minder strenges Amt zu sein als das in der Alten Kirche, und verantwortungsvoll ist es allemal! Dieses Amt ist dem Covid-19-Virus und den aktuellen Bedingungen geschuldet. Nur wenn wir so einen unbestechlichen Türsteher, eine strenge Türsteherin haben, dürfen wir Gottesdienst feiern. Und trotzdem werden die, die jetzt dieses Amt ausüben, euch mit viel Freundlichkeit morgen empfangen. Und wenn sie unangenehme Entscheidungen treffen und jemanden abweisen müssen, wisst: das alles ist dem Wunsch geschuldet, dass der Gottesdienst körperlich und seelisch stärken soll, aber keine gesundheitlichen Risiken mit sich bringen soll. Danke an euch Türsteherinnen und Türsteher, die ihr morgen in den Kirchen diese Aufgabe übernimmt. Ich freue mich jedenfalls morgen auf unseren Gottesdienst. In Emmelsbüll um 10.00 Uhr. Anmeldung ist sinnvoll, wir haben nur noch wenige freie Plätze. Das ich das als Pfarrer für einen ganz normalen Sonntag einmal werde ankündigen müssen, tststs! Aber wir haben ja eben auch nur 20 Plätze zum Vorhalten. Und wer morgen keinen Platz findet oder lieber noch mal daheim bleibt: wir streamen auch wieder Online!

 

Bleibt alle gut behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 15. Mai 2020

Erstellt: 15. Mai 2020

Der Herr erhörte unser Schreien und sah unser Elend, unsere Angst und Not. ( 5. Mose 26,7)

 

Heute will ich in meinem Impuls nicht viele Worte machen. Diese Tageslosung sagt so viel: Gott erhört! Das ist mehr als einfach zu sagen: Gott hört! Das ist aber auch anders als zu sagen: Gott erfüllt alle unsere Herzenswünsche. Gott erhört heißt: Keiner deiner Herzensseufzer verhallt ungehört. Keine deiner Tränen werden vergossen, ohne dass es jemand bemerkt. Mit keiner Last, die du in deinem Leben zu schultern hast, stehst du so ganz alleine da. Für keinen deiner Wege gilt: Da musst du ganz alleine durch. Denn, das ist das großartige: Du hast einen Gott, der dein Schreien hört, dein Elend sieht, deine Angst und Not. Und mehr noch: der dich erhört! Erhören – das bedeutet: Gott nimmt deine Not sich selber zu Herzen. Er kommt dir ganz nahe! Er packt mit an. Er sucht nach einem Weg, wie es weitergeht. Er wendet sich mit seiner ganzen Liebe, mit all seinem Mitgefühl und Mit-Leiden dir zu. Und er ist nicht dein Gegner: er will dein Verbündeter sein. Sein Herz schlägt für dich! Er sieht und hört dich: und er erhört dich! Das Volk Israel hat es damals in der Sklaverei in Ägypten genau so erlebt. Und du sollst deinen Gott auch so erleben dürfen: einen Gott, der für dich eintritt. Du bist es ihm wert!

 

Kommt gut und behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 14. Mai 2020

Erstellt: 14. Mai 2020

Lohnt sich Beten? Was meint ihr? Oder darf man gar nicht so fragen? Lohnt sich beten? Wie viel Zeit habt ihr schon mit Beten verbracht? Und, sagt einmal: wie war die Ausbeute? Komisches Wort, Ausbeute…Aber bei anderen Dingen fragen wir doch: Stimmt das Kosten-Nutzen-Verhältnis? In meiner Schulzeit hat uns Jugendliche eine Mundartband begeistert – und ich kenne aktuell mindestens einen ganz großen Fan dieser Gruppe auch hier im hohen Norden, ganz im Norden, im Lübke-Koog nämlich: das war die Gruppe Bap. Kölner Mundart, und Texte mit Tiefgang. Ein Lied dieser Gruppe heißt: Wenn et Bedde sich lohne däät! Und dann zählt der Sänger Wolfgang Niedecken auf, was er alles tun würde, wenn, ja, wenn sich Beten lohnen täte: eine Kerze für Elvis anzünden, für den Feldherrn beten, der nur darauf wartet, dass er verliert, für einen Riesenapplaus für die Klofrau beten (manche Liedzeilen gewinnen in der Gegenwart neue Brisanz, Riesenapplaus fürs Pflegepersonal haben wir erst erlebt!) – und alle Schranken und Grenzen sollten verschwinden und alle Waffen sowieso.

 

Aber gleich zu Beginn der Aufzählung aller möglichen Gebetsanliegen kommt im Text dieser starke Satz: „ich würde beten für alles, wo der Wurm drin ist, und für alles, was mich quält, für alles, was sich wohl nie ändern wird, und für alles, was mir gefällt.“ Ist das nicht eine großartige Auflistung, was Beten ausmacht? Quälendes, Schönes, schier Aussichtsloses: alles können wir im Gebet zu Gott bringen. Lohnt sich das? Ich hab die Formel nicht, nach der man berechnen kann, ob sich ein Gebet lohnt. Geht es darum, dass meine Wünsche genauso eintreten, wie ich sie erbitte: wäre das lohnende Gebetserhörung? Oder ist es vielleicht viel kostbarer, dass ein Gebet mich selber verändert, ich auf einmal merke, was wichtig ist und ich vielleicht spüren darf, wie Gott mit mir geht? Müssen wir fragen: ob unser Gebet die Welt besser macht? Oder müssen wir eher fragen: Ob es unser Leben erfüllter macht? Ob es jemandem anderen hilft, wenn er weiß: Menschen beten für mich? Ob es mir selber gut tut, mein Leben, alles, was mich bewegt, mal auszusprechen, hinzuwerfen vor Gott? Ob sich beten lohnen tut? Ein Tag ohne Gebet – ohne Gespräch mit Gott, ohne Gedanke an Gott, ohne stumme Seufzer, aus meinem Inneren herausgeschickt, voll Vertrauen, sie werden gehört: einen Tag ohne all das mag ich mir gar nicht vorstellen. Und jetzt in diesen Coronazeiten, in Zeiten der Abstandshaltung, ist ein Gebet eine Brücke von Haus zu Haus, Mensch zu Mensch, die uns verbindet. Wenn wir gemeinsam, jeder für sich und doch einander so nahe: füreinander beten, für andere, für diese Welt, für uns. Und am Ende einfach sagen: Vater unser, der du bist im Himmel, und die Worte Jesu mitsprechen, die Jesus selber in uns betet. An diesem Sonntag ist Sonntag Rogate. Rogate heißt: Betet!

 

Kommt behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 13. Mai 2020

Erstellt: 13. Mai 2020

Muttertag 2020: Dieser Muttertag bleibt für sie unvergessen. Wie war sie seit Wochen längst an ihrem Limit angekommen: Homeoffice und ihre zwei kleinen Kinder betreuen – es war eine Aufgabe, an der sie regelmäßig zu scheitern drohte. Manche Konferenzen musste sie abbrechen, weil nebenan eines ihrer Kinder zu weinen anfing. Die Arbeit in ihrem Job, die sie tagsüber nicht schaffte, musste sie nachts am PC nachholen, wenn ihre Kinder schliefen. Aber wann sollte sie selbst schlafen? Sie hatte in diesem Jahr gar nicht an den Muttertag gedacht

 

Es war einfach ein Sonntag, an dem sie zwischendurch etwas von der Arbeit am Laptop erledigen wollte, die die Woche über unerledigt blieb. Aber dann kam es doch ganz anders: Am Morgen kamen ihre zwei Kinder zu ihr ins Bett. Kuschelten mit der Mama. Überreichten ihr zwei selbstgemalte Bilder. Und sogar den Frühstücktisch hatten sie, so gut sie es mit ihren vier und sechs Jahren konnten, gedeckt. Sie kochte Kaffee, setzte sich mit ihren Kindern an den Tisch, drückte sie ganz fest an sich und vergaß für einen Moment allen Stress. Dieser Morgen mit ihren Kindern – nein, er war mit keinem Gold der Welt aufzuwiegen! Muttertag 2020: Acht Wochen hatte sie ihre Mutter jetzt nicht gesehen. Seitdem der Lockdown gekommen war, durfte kein Besuch mehr das Pflegeheim betreten. Ihre Mutter hörte schlecht und hatte womöglich auch erste Anzeichen von Demenz – mit Tablet oder Telefon konnte die Tochter mit ihrer Mutter nicht kommunizieren. Es kam der Muttertag. Und das erste Mal ist es möglich für eine Stunde die Mutter im Pflegeheim wieder zu besuchen. Hinter einer Plexiglaswand. Aber sie sehen sich. Mutter sieht eigentlich gut aus, denkt die Tochter ganz erleichtert. Was die Mutter über sie denkt? Mutter schaut sie mit offenem Mund an. Sie hält ihre Hand an die Scheibe. Die Tochter legt ihre Handfläche auf derselben Höhe an die Scheibe. Sie schließen die Augen. Es ist, als berührten sie sich! Sie wissen gar nicht, wo sie anfangen sollen zu erzählen. Sie sagen nicht viel. Sie schauen sich an. Das ist Glück! Als sie ging, deutete ihre Mama noch einen Handkuss an. Ja, sie war in dem Heim gut aufgehoben. Und sie selbst als Tochter würde jetzt hoffentlich wieder öfter nach ihr schauen können. Wie immer es kommt: ihre Mutter wird das alles verstehen. Irgendwo in ihrem Herzen. Ganz sicher. Muttertag 2020. Und Gott sagt: Ich will euch trösten, wie einen seine Mutter tröstet. (Jesaja 66,13).

 

Kommt gut und behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 12. Mai 2020

Erstellt: 12. Mai 2020

Heute wie versprochen der zweite Teil der sonntäglichen Predigt - gehalten zur Melodie von „Blowing in the wind“. Danke an Ines Johannsen für ihr wunderbares Orgelspiel:

 

7) Gott, du mein Gott, du scheinst dieser Welt mit einem Mal so fern – und Jesus versprach uns doch: er ist alle Zeit für uns da?/ Hier ist so viel Leid, und Menschen sterben an dem Virus, und so ist es auf der ganzen Welt, und wir fragen bang: wie soll das mit dem Virus erst werden in armen Ländern, in Afrika! /Mit einem Mal merken wir Versäumnisse: wir haben uns viel zu wenig umeinander gekümmert, nahmen die Ungerechtigkeiten vor unserer Haustür und die Armut in der Welt kaum richtig wahr:/Doch in diesen Coronazeiten merken wir, wie verletzlich, wie machtlos, auch wie sterblich wir alle sind:. Und so kommen wir zu dir: Du bist doch unser Papa im Himmel, und jeder von uns dein Kind!

 

8) Gott, wir wissen nicht, wann die Zeit nach Corona anbrechen wird: doch bewahre uns davor dann einfach so wie vorher weiter zu machen! /Gerade atmet die Natur so auf, und Tiere erobern sich Lebensräume zurück: Lass uns in Sachen Klimaschutz und Bewahrung des Lebens auf der Erde endlich aufwachen!/ Es schwirren noch viele Viren durch die Welt: Hass, Intoleranz, Ausbeutung und wie sie alle heißen: sie gehören dazu, sie können so viel Zerstörung auf der Welt anfachen:/Gott, lass uns zusammenrücken, für Gerechtigkeit eintreten, dem Hungern und Sterben auf der Welt nicht länger zusehn. Corona lehrt uns doch: wenn wir zusammenhalten: kann es gehen! Dann können wir einer besseren Welt entgegengehn!

 

9)Was wirst du daheim als erstes tun, wenn Corona besiegt ist: Oma und Opa , deine Familie und Nachbarn einfach ganz eng an dich drücken?/Wirst du verreisen an ein schönes Ziel oder dich mit deinen Freunden treffen, grillen oder irgendwo am Strand in Freundesrunde schweigend in den Sonnenuntergang blicken?/ Wirst du essen gehen, ganz chick im Lokal, oder tanzen in der Diskothek, oder ein Dankgebet gen Himmel schicken?/Freude dich schon heute auf den Tag, mal ihn dir aus in bunten Farben, wunderschön! Und hab Geduld, wenn es noch dauert, Gott wird dir zur Seite stehn!

 

10) Wie viele Wege musst du nun noch gehn, von Sorgen und Angst bewegt?/Komme, was wolle, du hast einen Gott, der dir das Leid nicht schickt, sondern dich durch alles Leid trägt!/Wie viele Träume brauchen jetzt noch Zeit, bis sich die Zeit ihrer Erfüllung über sie legt?/Gott sagt: Es werden Berge weichen, Hügel fallen, die Erde kann erbeben: /Doch ich will dir Kraft und Standfestigkeit und deinem Leben Hoffnung geben. Und du hast Gemeinde hier vor Ort, wir werden füreinander beten! /Keiner muss alleine durch, wir wollen füreinander eintreten! / Und siehst du jetzt vor lauter Sorgen noch gar nicht den nächsten und übernächsten Schritt:/ Gott sagt: Wir werden ihn gemeinsam finden: denn vertraue, ich dein Gott: gehe mit!

 

Bleibt behütet in dieser Zeit und an diesem Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 11. Mai 2020

Erstellt: 11. Mai 2020

Die Predigt gestern zum Orgelspiel von „Blowing in the wind“ war daheim an den Smartphones nicht für alle gut zu verstehn. Darum schicke ich heute den ersten Teil der Predigt mit, und morgen kommt dann der zweite (ist hier in der Rubrik sonst bisschen lang mit einem Mal) – einfach noch mal zum Nachlesen, wer mag. Und habt dabei im Hintergrund die Melodie im Ohr: Blowing in the wind!

 

Bleibt behütet auch an diesem neuen Tag! Euer Pastor Gerald

 

1) Wie lang ist es her, dass du das Wort Corona noch nicht kanntest oder es nur als Fremdwort neben tausenden hast gehört?/Wie lang ist es her, dass kein Gedanke an Ansteckung deine Umarmungen mit lieben Menschen hat gestört?/Wie lang ist es her, dass du hinter der Theke deiner Gaststätte standest. Bereit für die 100 Gäste der Geburtstagsfeier: sie waren dir jeden Einsatz wert!/Die Antwort weiß vielleicht der Wind, doch deine Seufzer und Fragen haben jetzt ihre Zeit: Gott kommt zu dir in allen Schmerz und alle Einsamkeit.

 

2) Wie lang ist es her, dass du spontan sagen konntest, das Wetter ist schön, wir fahren nach Dagebüll, setzen über auf Föhr!/ Wann war er, dein letzter Ausflug mit der Familie Richtung Strand, mal schnell mit dem Zug auf Sylt, es kommt dir vor, als wär es Jahre her!/ Hast du an Weihnachten nicht noch Urlaubspläne geschmiedet. Ein lohnendes Reiseziel für den Sommer, möglichst weit , die Auswahl fiel schwer/Manchmal kommt es ganz anders im Leben, und all unsere Träume und Pläne führen nicht zum Ziel., sei dankbar: du bist gesund! Hast Menschen! Du darfst leben! Das ist ganz schön viel!

 

3) Wie lang ist es her, dass du an die Arbeit gingst und dir keine Gedanken machtest: komme ich auch wirklich wohlbehalten wieder nach Haus!/ Wie lang ist es her, dass du dich nicht komplett in Schutzkleidung hast hüllen müssen, heute siehst du an der Arbeit so verändert aus!/Wie lang ist es her, dein letztes freies Wochenende, momentan bist du im Dauereinsatz, und manchmal erhältst du für deine Systemrelevanz einen Applaus!/Du weißt längst, wofür du da bist, jedes Strahlen eines Heimbewohners bringt dich aus dem Haus. Nur der Gehaltszettel sieht leider noch immer viel zu dürftig aus!

 

4) Wie viele Menschen schlafen derzeit ganz schlecht ein, weil ihr Herz von Existenzsorgen so schwer!/ Wie viele vereinsamen hinter Pflegeheimmauern, vermissen ihre liebsten Angehörigen so sehr!/ Wie viele ertragen es kaum noch nur auf Bildschirme zu schauen im Gespräch mit lieben Menschen,ein Smartphone in der Hand ist kalt – das ist nicht fair!/Die Fragen trägt der Wind davon, und manches kann man so schwer erklärn. Doch dein Gott hält keinen Abstand zu dir, flüstert: Ich bin bei dir Tag und Nacht, das kann uns niemand verwehrn!

 

5) Wie vielen Familien bringt die Belastung längst an Grenzen: Homeoffice und gleichzeitig die Schulen zu, die Kids zu Haus!/ Denkst du an die Alleinerziehende, die arbeiten und ihre Kinder rund um die Uhr betreuen muss: sie sieht abends fix und fertig aus!/Wie vielen Kindern fehlt das Spielen mit Freunden vor der Tür, und was ist mit dem Jungen, dessen Vater ihn oft schlägt mit Gürtel und Faust?/ Ich wünsch mir so sehr, dass du, Gott, diese Knder beschützst, und dass du über ihre Tränen und ihr Weinen wachst: dass du ihnen einen Lichtblick gibst und bald wieder mit all deinen Menschenkindern lachst!

 

6) Wie lange ist er her, der letzte Gottesdienst mit Euch hier in einer unsrer Kirchen: wir haben gesungen und gebetet und mussten nicht auf Abstand machen!/Es gab am Ausgang noch Tee und Pätzchen, Tanja hat das vorbereitet, und so war Zeit auch noch zum Schnacken!/ Heute sollte hier Konfirmation stattfinden, ihr Konfis habt euch so darauf gefreut, alles war schon geplant, ihr wolltet feiern, es sollte mächtig krachen!/ Wir holen das nach, ihr sollt noch feiern, doch seid auch schon bis dahin ganz gestärkt: Gott verspricht schon heute: ich werde immer mit euch sein, und ich wünsch so sehr, dass ihr das merkt!Denkt dran: Es werden Berge weichen, Hügel fallen, die Erde kann erbeben: Doch Gott sagt: Ich will dir Kraft und deinem Leben Hoffnung geben.

Geistlicher Impuls für den 9. Mai 2020

Erstellt: 09. Mai 2020

Es war der erste Tag danach – nach der Kapitulation Deutschlands und damit auch dem Ende der NS-Schreckensherrschaft! Dass durch die Corona-Pandemie die Gedenkveranstaltungen nun so still, leise, ohne große Öffentlichkeit, ohne internationale Gäste, junge Menschen und Zeitzeugen stattfinden musste, ist sehr schade. Aber als ich gestern im Fernsehen den einsamen Trompetenspieler hörte und dann die Worte des Bundespräsidenten, dachte ich doch so bei mir, dass diese Art des Gedenkens dennoch sehr würdig war. Ein Tag der ganz leisen Töne. Da ist die Dankbarkeit, dass seit nunmehr 75 Jahren in Deutschland und Westeuropa kein Krieg mehr war.

 

Wie leiden wir momentan unter der nötigen Distanz wegen des Virus, der fehlenden Möglichkeit zu reisen, geschlossenen Lokalen – aber was haben die Menschen damals für Leid erlebt, Zerstörung, Hunger, und dann die vielen Bilder, die man mit Kriegsende nicht einfach abschütteln und ablegen kann, von Erschießungen, von Angst in Luftschutzkellern, von Kindern, die ihre Väter nie kennenlernen durften, von täglichem Sterben in Schützengräben oder Internierungslagern. 08. Mai 1945 – zu dem Tag gehört auch die Freude über die Befreiung damals von der Nazi-Schreckensherrschaft und von dem schrecklichen Diktat des Krieges, das uns im andern den Feind und nicht den Bruder, die Schwester, das geliebte Gotteskind entdecken lässt. 8. Mai: Da ist aber auch ganz viel Scham über all das unfassbare Leid, das Menschen in unserem Land oder durch Menschen aus unserem Land angetan wurde. Und dann ist da noch dieser Ekel, dass es zuletzt wieder hier in Deutschland salonfähig zu werden droht, die Schrecken der Nazizeit zu leugnen, abfällig über Menschen anderer Hautfarbe und Nationalität zu reden, Menschen jüdischen Glaubens zu bedrohen und die eigene Nation so viel wichtiger zu erachten als die Menschenwürde des anderen und das gemeinsame Überleben der Menschheit. Mir fielen gestern zwei Erlebnisse wieder ein: wie ich vor einigen Jahren auf einer Gemeindereise in Israel auch die Holocaustgedenkstätte Yad Vashem besuchte. Ich sehe mich noch im Kindermemorial stehen. Dieser dunkle Raum, in dem sich die fünf aufgestellten Kerzen tausendfach spiegeln und eine Stimme vom Band Namen und Alter der 1,5 Millionen jüdischen Kinder und Jugendlichen verliest, die durch den Rassenwahn der Nazis ums Leben kamen. Das Band braucht ungefähr drei Monate, um einmal ohne Unterbrechung alle Namen verlesen zu haben. Am Ausgang dieser Gedenkstätte hatte es mir nicht einfach nur die Sprache verschlagen: ich wollte nichts sagen. Schon gar nicht in deutscher Sprache. Ich wollte in diesem Moment am liebsten gar nicht als Deutscher erkennbar sein, weil die Scham über das, was geschehen war, so tief saß. Und mir fiel noch etwas ein: meine Teilnahme an einem Partnerschaftsbesuch meiner früheren hessischen Gemeinde in Allendorf im französischen Bonneval, der Partnerstadt von Allendorf. Die Herzlichkeit, mit der wir empfangen wurden. Die enge Freundschaft zwischen den beiden Städten, die über Jahrzehnte gewachsen war. Die Selbstverständlichkeit der jährlichen Begegnung, einmal auf französischem, im nächsten Jahr auf deutschem Boden. Und die Umarmungen zur Begrüßung und Verabschiedung. So fühlt sich Frieden an. So großartig und überwältigend ist Versöhnung. Vor 75 Jahren war der erste Tag nach Kriegsende. Noch war nichts heil und die Wunden riesig und die Schuld unerträglich. Aber es war der erste Tag in eine hoffnungsfrohere Zukunft. Keinen dieser friedvollen Tage seither sollten wir missen wollen! Und jeden Tag neu für diesen Frieden arbeiten. Frieden, das heißt Schalom oder Mir oder Pace oder Peace. Es heißt vor allem: du, Fremde, Fremder: wir gehören zusammen auf dieser Welt. Lass uns Schwester, Bruder sein und gemeinsam dieses Leben gestalten. Dazu hat uns Gott geschaffen. Frieden. Schalom. Mir. Pace. Peace. Salam. Oder wie immer du dazu sagst: ein großes Wort für eine noch viel größere Aufgabe!

 

Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 8. Mai 2020

Huas mit Basketballkorb

Erstellt: 08. Mai 2020

Das Corona-Schätzchen – Habt ihr auch ein Corona-Schätzchen? Ach so, nein, da haben wir uns jetzt falsch verstanden, ich habe ungeschickt formuliert, ich wollte jetzt nicht Einblicke in heimliche Liebschaften gewinnen, die jetzt in dieser besonderen Zeit sich angebahnt haben … Gibt es so etwas überhaupt? Ist ja gar nicht so ganz einfach sich momentan kennenzulernen mit all den Abstandsgeboten und den Mund-Nasen-Bedeckungen, die Annäherungen jedweder Art risikoreich, vor allem aber auch schwierig machen. Die einen munkeln, die Zahl der Geburten könnte im nächsten Jahr deutlich höher liegen, denn was soll man abends machen, wenn man nicht zum xten Mal Markus Lanz oder Anne Will mit Gästen anschauen möchte, deren Gesichter und Stimmen uns durch die vielen Corona-Sendungen fast schon so vertraut sind als gehörten sie zur Familie.

 

Aber wie wird sich die Zahl der Trauungen entwickelt, wenn in diesem Jahr sehr viel weniger gedatet wird und Menschen sich weniger verlieben? Wobei, ist das überhaupt so? So ein Mundschutz kann ein Gesicht ja auch noch mal so geheimnisvoll und attraktiv machen. Und zumindest das Internet bietet ja auch reichlich Gelegenheiten sich mit Abstand und vorschriftsgerecht dennoch kennenlernen zu können! Nein, aber mit Coronaschätzchen meinte ich etwas anderes – ein Fundstück, das Euch in die Hände fiel, weil Ihr eben mehr Zeit habt zum Räumen und Suchen, und manchmal findet man da lange Vergessenes. So erging es mir kürzlich. Ich fegte die Garage aus und stieß dabei in der Ecke auf einige platzraubende metallene Gegenstände. Und da erinnerte ich mich: Unser Basketballkorb. Genauer: Marthas Basketballkorb, den sie sich ein Jahr vor unserem Umzug zum Geburtstag gewünscht hatte. Für den Umzug mussten wir den auseinandernehmen, und dann war er vor knapp zwei Jahren, als wir hier im schönen Emmelsbüll ankamen, erst einmal in der Garage gelandet. Ich mit meinen zwei linken Händen tue mir durchaus schwer aus fünf oder sechs metallenen Einzelteilen und einigen Schrauben und Werkzeugen das Endprodukt passgenau hinzukriegen. Prompt hing beim ersten Versuch damals noch in der alten Gemeinde der Korb mit dem Netz genau verkehrt herum an der Stange, was allerdings der Freude am Spiel keinen Abbruch tat. Der Basketballkorb! Ja, letztes Jahr hatte ich mich schon mal kurz an einen ersten Aufbauversuch gemacht und alles dann entnervt aus der Hand gelegt, weil eine Schraube und eine Querstange fehlten. Jetzt wollte ich Ausdauer beweisen und machte mich entschlossen an die Arbeit. Die vorhandenen Teile sahen noch ganz gut aus: drei für die Stange, dann der Fuß, der mit Wasser oder Sand zu befüllen ist wegen der Standfestigkeit, einige Querstangen, die Korbanbringung. Fast alles schien da zu sein. Die fehlende Schraube brachte mir mein lieber Nachbar Siggi aus seinem reichen Fundus, und er schaffte es auch eine der beim Transport verbogenen Querstanden wieder gerade zu richten, ohne sie vollends durchzubrechen. Eine Stange fehlte jetzt noch, aber auch sie tauchte auf in den Tiefen der Garage. Also ging es ans Werk: Stück für Stück ineinandergesetzt, aufgerichtet, die Korbaufhängung dieses Mal richtig herum gedreht. Alles passte zusammen. Erst am Ende fiel mir auf, dass zwei garstig vorstehende Schrauben mit den dazugehörigen Stangenteilen eigentlich um 180 Grad hätten gedreht sein müssen um nach hinten ausgerichtet zu sein. Egal, Schönheitsfehler, zwei Blumentöpfe über die Schrauben gestülpt, dass es keine Verletzungsgefahr gibt, fertig! Und wir können endlich wieder Basketball spielen! Jetzt, wo Fußball doch auch wieder erlaubt wird, darf vielleicht auch mal wieder ein Basketballspielchen sein. Ohne die Coronazeit würde der Korb bestimmt immer noch in der Garage ein freudloses Leben fristen! So ist er nun unser Coronaschätzchen! Habt ihr auch ein Coronaschätzchen. Etwas, das jetzt durch diese besondere Zeit wieder neu zur Geltung kommt? Dann kommentiert doch gerne diesen Artikel und schreibt eure Erfahrungen mit Coronaschätzchen dazu! Vor allem aber lasst Gott euren Schatz sein, der über euch wacht und für euch da ist und euch liebhat!

 

Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 7. Mai 2020

Erstellt: 07. Mai 2020

Es wird gesungen: wenn die Not überstanden ist und die Freude sich Bahn bricht: „Lasst uns dem Herrn singen, denn er ist hoch erhaben; Ross und Reiter hat er ins Meer gestürzt“, singt Miriam, Moses Schwester, nachdem die Flucht des unterdrückten Volkes Israel gelang und ihre bewaffneten Verfolger im Meer ertranken (2. Mose 15). Es wird gesungen bei Festlichkeiten, wenn ein großes Ziel erreicht ist, und der Regierungschef geht singend und tanzend vorneweg: so wird es erzählt, als die Stadt Jerusalem von König David erobert wurde und Einzug gehalten wurde mit der Bundeslade, jener Truhe mit den heiligen Tafeln der 10 Gebote (2. Samuel 6). Es wird gesungen: ein Lied voll Gesellschaftskritik, ein Lied, das Menschen wachrütteln soll ihr Verhalten zu verändern: so tut es Jesaja auf dem Marktplatz, als er von einem Weinberg singt, der keine Trauben trägt, und dabei sein Volk meint, das keine Früchte der Liebe bringt (Jesaja 5)

 

Es wird gesungen: bei religiösen Handlungen und in Gottesdien-sten. Von Anfang an. Das Buch der 150 Psalmen in der Bibel ist so eine Art Gesangbuch im Tempel in Jerusalem gewesen: denn diese Liedtexte – etwas anderes sind Psalmen ja nicht – wurden im Gottesdienst gesungen. Es wird gesungen auch in der jungen christlichen Gemeinde: „Jesus, der in göttlicher Gestalt war, hielt es nicht für einen Raub, Gott gleich zu sein, sondern entäußerte sich und nahm Knechtsgestalt an und wurde den Menschen gleich…“ So beginnt eines der ältesten gottesdienstlichen Lieder, die erhalten sind, im Philipperbrief Kapitel 2. Und es wird gesungen: auch im letzten Buch der Bibel, in der Offenbarung des Johannes: Engel und gerettete Menschen singen Gott zur Ehre und zum Dank, dass er die Geschichte in der Hand hält und ein gutes Ende schenkt: „Groß und wunderbar sind deine Werke.“ (Offenbarung 15). – Es wird noch viel mehr gesungen in der Bibel, aber dieser kleine Streifzug mag genügen. Wann singt ihr so? Seid ihr die vielzitierten Unter-der-Dusche-Sängerinnen und Sänger, oder lieber im Auto, beim Kochen oder Staubsaugen, draußen am Deich mit dem Wind um die Wette, oder nachts auf der Terrasse, leise für euch, beim Blick in den Sternenhimmel? Ich sing gerne – ist vielleicht auch einfach zum Schutz meiner Lieben! – , wenn mich keiner hört, unterwegs beim Spazierengehen oder auf dem Fahrrad, wenn der Gegenwind nicht zu stark und meine Puste nicht zu knapp ist. Oder im Auto, wenn ich alleine drinnen sitze und die Musik aufdrehe. Und manchmal singe ich auch mehr so innerlich leise vor mich hin. Der kommende Sonntag trägt den Namen: Kantate. Singet. Aus dem Wochenspruch ist dieses Wort genommen: Singet dem Herrn ein neues Lied, denn er tut Wunder! (Psalm 98,1). Es wird in diesem Jahr ein anderer „Kantate“-Sonntag sein als sonst. Hier und da wird wieder zum Gottesdienst eingeladen, öffentlich und „analog“, wie man das jetzt so schön nennt. Aber es darf nicht gesungen werden. Singen – da ist aus Sicht vieler Fachleute die Ansteckungsgefahr einfach viel zu hoch durch die Aerosole in der Luft, so kann man jetzt immer lesen. Darum auch noch keine Chorproben und schon gar keine Chorauftritte. Und selbst bei Beerdigungen draußen auf dem Friedhof darf nicht gesungen werden. Singen hat Menschen oft genug in Notzeiten durchhalten lassen. Ich kenne einige Chorsängerinnen, die mir erzählten, in einer Notzeit, in einer Krankheit, oder nachdem der Ehemann verstorben war, da hat sie einzig und allein das Singen über Wasser gehalten, das Singen in ihrem Kirchenchor, das Singen zu Hause, das Mitsingen von Liedern im Gottesdienst. Und das Gesangbuch ist voll von Liedern in Notzeiten, damals, wo Krieg und auch Pest die Menschen bedrohten und Lieder entstanden sind, Lieder zum Durchhalten, Lieder, die Mut machten: Befiehl du deine Wege und was dein Herze kränkt der allertreusten Pflege des, der den Himmel lenkt. Der Wolken, Luft und Winden gibt Wege, Lauf und Bahn, der wird auch Wege finden, da dein Fuß gehen kann. – So textet etwa Paul Gerhardt. Aber wenn wir auch noch nicht draußen in Gemeinschaft oder in Kirchen in Gemeinschaft oder in Chören in Gemeinschaft singen dürfen: mit der Musik, mit diesem göttlichen Geschenk des Singens und Summens, dürfen wir dennoch umgehen und aus ihr Trost und Halt empfangen. Wenn ihr zu Hause online Gottesdienst schaut oder im Fernsehen: da dürft ihr laut mitsingen! Wenn ihr in der Dusche seid, da dürft ihr laut singen, da stört kein Aerosol! Wenn ihr alleine im Auto sitzt. Oder draußen am Deich spazierengeht. So für euch – da dürft ihr singen! Und sogar daheim in Familie mit denen, mit denen ihr unter einem Dach wohnt. Vielleicht entdeckt ihr euch nun als kleiner Chor daheim und singt zusammen. (War nur eine Idee, meine drei Frauen zeigen mir den Vogel, also darauf sollte ich jetzt mal nicht hoffen, es genüge ihnen, wenn ich vor mich hinsinge. Ok, war nur ein Versuch!). Manche singen abends auf ihren Balkonen, weit auseinander und doch gemeinsam: Der Mond ist aufgegangen. Manche singen in den Zimmern eines Pflegeheimes. Draußen spielt jemand ihnen einen Choral, und drinnen singt jeder für sich und doch Wand an Wand mit dem Nachbarn, der Nachbarin. Und bei einer Beerdigung? Oder im Gottesdienst? Wenn wir nicht laut singen dürfen. Vielleicht geht ein leises Mitsummen unter dem Mundschutz, wenn uns danach ist. Oder ein innerliches Mitsingen, ohne Aerosole, ohne Lippenbewegung, aber unsere Seele stimmt mit ein zum Orgelspiel, zu den Melodien? Wir lernen jetzt eben anders und neu zu singen! Und vor allem lasst uns singen voll Überzeugung: der Herr tut Wunder, und er will auch jetzt in dieser schweren Zeit niemanden alleine lassen. Übrigens: Unser Gottesdienst am Sonntag wird noch einmal „nur“ online gesendet und gestreamt, aus Klanxbüll dieses Mal. Wir sind dabei umzustellen, die Hygieneauflagen umzusetzen, damit wir am 17. Mai dann in Emmelsbüll erstmals auch wieder zu einem Gottesdienst in eine unserer Kirchen einladen können – zusätzlich zum Onlineangebot, das erst einmal bestehen bleibt. Also singt diesen Sonntag gerne von daheim aus kräftig mit. Und wenn ihr einen Liedwunsch aus dem Gesangbuch für Sonntag habt, lasst ihn mich heute noch wissen, dann kann sich Ines, unsere Organistin, darauf einstellen. Die Predigt wird es auch zu einer Musik geben.

 

Lasst euch überraschen und bleibt behütet und von innerlichem Gesang getragen!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 6. Mai 2020

Erstellt: 06. Mai 2020

Es wird ja wirklich Zeit! Ich meine: dass die Bundesliga wieder startet! Ist doch mal eine Abwechslung nach all den Corona-Talkshows mit den Dauerteilnehmenden Markus Söder oder Armin Laschet oder Karl Lauterbach und den etwas trostlosen Quiz- oder Let´s-Dance-Finalrunden ohne Zuschauer: endlich mal wieder zweiundzwanzig schwitzenden Mannsbilder einem Fußball hinterher hecheln zu sehen und in Torjubelexstase zu verfallen! Endlich gibt es bei den Telefonaten mit der Familie oder den Gesprächen über den Gartenzaun mit Zwei-Meter-Mindestabstand wieder ein richtiges Thema: statt ständig über die schlechte Internetverbindung beim letzten Homeoffice zu klagen oder die neuesten Verschwörungsthesen über Corona oder den Ärger über den abgesagten Sommerurlaub zu artikulieren.

 

Endlich kann man sich wieder die Köpfe heißreden über die wirklich wichtigen Dinge im Leben: Nicht gegebene Elfmeter, unberechtigte Rote Karten, über das Dusel der Bayern. Endlich kann man Wetten eingehen, ob der HSV den Aufstieg noch schafft oder nicht und ob man nicht selber die tausendprozentige Chance in der 90. Minute anders als die Lewandowskis oder Werners locker im Tor untergebracht hätte! Nun gut, zugegeben: angesichts meiner Verbundenheit mit meinem alten Heimatverein Eintracht Frankfurt wären die nächsten Wochen deutlich ruhiger und entspannter ohne Fußball. Jetzt werde ich wieder aufgeregt vor dem Liveticker sitzen, mitfiebern, mich mächtig ärgern und nach jeder Niederlage den ganzen Abend ungenießbar sein. Und das wird wohl häufiger passieren, weil mein Fußballverein dafür bekannt ist, 1) gegen Ende einer Saison immer schlechter zu werden, 2) auswärts sowieso sämtliche Punkte liegenzulassen, 3) ohne die Unterstützung der eigenen Fans, die ja sehr gewaltig ist, nicht viel Bein auf den Boden zu bringen, 4) regelmäßig das Kunststück fertig zu bringen in den letzten Wochen einer Saison die Ausbeute einer gesamten Spielzeit in den Sand zu setzen. Wenn jetzt Schluss wäre, wäre mein Verein Bundesliga-Zwölfter, das ist zwar jenseits von Gut und Böse, aber damit könnte ich gut leben. Es kann sehr viel schlimmer kommen, und es zu befürchten, dass das auch passiert. Und ob die Leipziger wenigstens noch die Bayern abfangen und so endlich mal jemand anderes Deutscher Meister wird, ist ja auch nicht gesagt. Und wer es jetzt hier im Hohen Norden mit dem HSV hält: da wäre ein Saisonabbruch womöglich auch besser – Saisonabbruch und außerdem als neue Regel: der Drittplatzierte der Zweiten Liga steigt automatisch auf! Damit wäre der HSV wieder im Oberhaus! So dagegen ist, da der HSV zu einer ähnlichen Launenhaftigkeit neigt wie meine Eintracht, nicht ausgeschlossen, dass die Hamburger den dritten Tabellenplatz noch verspielen und am Ende wieder mit leeren Händen dazustehen! Sei es drum: die nächsten Wochen versprechen etwas Spannung und Emotionen und endlich mal wieder ein anderes Thema auf der Tagesordnung. Vielleicht ist das ja allein schon die Fortsetzung der Bundesliga wert. Ach so! Eigentlich hattet ihr alle hier eine substantiellere Diskussion erwartet? Von wegen: muss man die wenigen vorhandenen Testkapazitäten für Corona nun ausgerechnet für Profifußballer vergeuden, statt sie für alle Pflegenden einzusetzen? Siegt nun doch wieder der Kommerz: die Handballer sagen ihre Saison ab, aber die feinen Fußballprofis müssen ja noch fürstlich abkassieren, und dazu braucht es die TV-Gelder? Sind überhaupt Sportwettkämpfe vor leeren Rängen wünschens-wert, wo doch Emotionen und die Choreographien der Fans erst ein Fußballspiel zum echten Erlebnis machen? Gibt es nicht in diesen so aufgewühlten Zeiten wirklich Wichtigeres als Fußball? Stimmt, das wären auch Argumente gewesen! Aber die gibt es bestimmt heute oder morgen Abend wieder anzuhören bei Maybritt Illner oder Markus Lanz oder Anne Will. Vielleicht nur eines: „The games must go on!“ Damals, nach dem Olympiaattentat 1972, hat dieser Satz seinen Ursprung gefunden und ist seitdem tausendmal zitiert und diskutiert worden. Was ist richtig in einschneidenden und schicksalsschweren Momenten: Weitermachen, um zur Normalität zurückzufinden, und trotz allem Schweren versuchen das Leben zu feiern? Oder innezuhalten, zu unterbrechen, abzusagen, um den Ernst der Situation deutlich zu machen, den Opfern und dem Leid in der Welt Gewicht zu geben und nicht einfach „business as usual“ weiterzupflegen? Im Leben stehen wir selber oft genug vor genau dieser Frage. Und fast immer gibt es für beide Meinungen gute Gründe! The games must go on – aber sie dürfen nicht weitergehen, als wäre und würde nichts geschehen! Eine Geste der Anerkennung bei jedem Spiel für das, was zeitgleich viele in Pflegeheimen und Krankenhäusern im Einsatz für Menschenleben leisten! Eine neue Sensibilität im Profifußball für Gehaltsstrukturen, die sich viel zu sehr entfernt haben von denen der Fans. Eine fairere Verteilung von Fernsehgeldern und Unterstützung durch den immer noch reichen Profifußball für Branchen, die momentan wegen Corona noch völlig am Boden liegen: vielleicht wären das Schritte in die richtige Richtung!

 

Kommt behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 5. Mai 2020

Erstellt: 05. Mai 2020

106. Geburtstag in Nordfriesland! Was für ein besonderer Ehrentag! Wem ist es schon vergönnt einen solchen Tag erleben zu dürfen! Nur das Mitfeiern der Familie ist nicht auf herkömmliche Art möglich, wenn das Geburtstagskind im Pflegeheim ist – in Zeiten von Corona. Doch die Familie ließ sich etwas einfallen. Punkt 11.00 Uhr wartete die Jubilarin sehnsüchtig im Speisesaal nahe der Eingangstür zum Heim. Und dann kam sie – ihre Familie: Kinder, Enkel, Urenkel. Stellten sich vor dem Eingang auf. Sangen ihr ein Lied. Winkten ihr zu. Und sie winkte mit Tränen in den Augen zurück!

 

Es war anders als jeder andere Geburtstag bisher in ihrem Leben. Aber so schwer die Abstandswahrung ist gerade an einem solchen Tag: sie spürte in ganz besonderer Weise, dass da draußen Familie ist, die an ihr hängt und sie liebhat, die sie irgendwann wieder richtig in die Arme schließen will. Und dass es sich gerade deshalb lohnt weiter zu kämpfen, nach Möglichkeit durchzuhalten, so Gott will! 70. Geburtstag irgendwo in Nordhessen. Sie hat immer groß gefeiert mit der ganzen Nachbarschaft. Sie hatte sich schon so auf die Feier in diesem Jahr gefreut. Aber jetzt musste sie ja alles absagen. Sie wollte auch gar nicht mehr von ihrem Geburtstag wissen. Dann kam der große Ehrentag. Und ab 10.30 Uhr klingelte es im Viertel-Stunden-Takt an ihrer Tür. Sie stand in der Tür, und immer stand eine andere Abordnung der Nachbarn vor dem Eingang. Natürlich mit Abstand. Und brachte ein Ständchen dar! Der ganze Vormittag war erfüllt von Begegnungen an der Tür, von Zuwinken und Tränen Verdrücken. Und vielleicht noch nie wusste sie sich ihren Nachbarn, mit denen sie schon bisher so viel verband, so nahe wie in diesem Jahr. Jedes Ständchen, jedes Zuwinken war ein Versprechen: Du bist nicht allein, wir stehen diese Zeit gemeinsam durch, und irgendwann holen wir alles, was jetzt nicht geht, nach. Szenenwechsel. Eine Beerdigung in Coronazeiten in Deutschland. Nur die engste Familie durfte teilnehmen. Nachbarn waren ausgeschlossen. Dabei waren Nachbarn im Leben der Verstorbenen immer so wichtig gewesen. Zur selben Zeit hatten sie damals in der Straße gebaut. Sie hatten sich immer gegenseitig geholfen. Ihre Kinder sind miteinander groß geworden. Und sie selber sind alle miteinander alt geworden. Haben sich stets unterstützt. Waren die einen im Urlaub, hatten die anderen den Schlüssel zur Wohnung und versorgten die Blumen und kümmerten sich um alles. Und abends im Sommer saßen sie meist in einem der Gärten alle zusammen. Als die ersten in Ruhestand gingen, beschlossen sie nun jeden Geburtstag gemeinsam zu feiern. Vormittags kamen immer um die 20 Menschen zusammen, reihum. Mancher war nun schon gestorben , und immer gingen alle Nachbarn mit, denn sie waren füreinander wie Familie. Nun war sie gestorben, und keiner der Nachbarn durfte mitgehen. Aber sie ließen sich etwas einfallen. Einen Tag nach der Beisetzung. Es war an einem Samstag. Abends um 19.00 Uhr. Da traten sie alle aus ihren Häusern. Jede, jeder ein Sektglas in der Hand. Sie hoben das Glas gen Himmel. Sie tranken den Sekt aus. Sie blieben so lange draußen stehen, bis der letzte sein Glas leer getrunken hatte. Sie grüßten noch einmal stumm gen Himmel. Sie schauten zu dem Haus, in dem die Verstorbene gelebt und in dem sie alle so viele schöne Stunden verbracht hatten. Nickten einander zu und gingen wieder in ihre Häuser! Corona bringt unsere Rituale und Gewohnheiten beträchtlich durcheinander. Aber Menschen, die sich lieben, finden neue Rituale. Um ihre Zusammengehörigkeit zu zeigen. Um Nähe zu bekunden. Es sind diese Rituale. Es sind diese Gesten, die Mut und Kraft geben. Es lohnt sich durchzuhalten. Wir sind nicht allein!

 

Seid getrost und behütet an diesem Tag!

 

Euer Pastor Gerald!

Geistlicher Impuls für den 4. Mai 2020

Erstellt: 04. Mai 2020

Gestern stand der Pastor kopf und quer, und etliche verspürten nach dem „Besuch“ unseres Onlinegottesdienstes Kreuz –und Nackenbeschwerden, mussten sie doch permanent in 90-Grad-Winkel zwischen Kopf-Nacken und Rumpf verharren, um den Pastor in halbwegs aufrechter Haltung anschauen zu können! Und dann verlangte auch noch der Hörsinn gestern vielen alles ab, weil die Lautstärke und das Hallen in der Kirche keinen wirklichen Ohrenschmaus bereiteten. Da riss es dann nur das Orgelspiel von Jorge heraus – und die vielen Gesichter in der Kirche, die dank der Zeichnungen und Porträts von Kindern und Erwachsenen unsere Kirchenbänke in Neugalmsbüll bevölkerten!

 

Also, noch mal pardon an alle, die gestern an ihrer, nein eher unserer Technik verzweifelten, wir arbeiten daran die nächsten Gottesdienste wieder in besserer Bild- und Hörqualität abliefern zu können! Insofern ist es ja eine echt erfreuliche Nachricht: Ab heute dürfen also Kirchengemeinden mit ihren Kirchengemeinderäten wieder selber entscheiden über ihr Angebot an Gottesdiensten - und sie dürfen öffentlich zu Gottesdiensten einladen! Der Teufel – nein, pardon, der gehört ja nun wirklich nicht in Kirchen, also besser: Die Schwierigkeit steckt im Detail. 15 Quadratmeter pro Person. So ist die zulässige Höchstbelegung unserer Kirchen laut Corona-Verordnung des Landes Schleswig-Holstein umrissen. 15 Quadratmeter. Nun hatte ich immer das Gefühl, dass unsere Kirchen an normalen Sonntagen weit entfernt sind von der Gefahr einer Überfüllung. Im Gegenteil: großzügige Kirchenräume boten den 5 – 15 Gottesdienstbesucherinnern und –besuchern jede Menge Ausweichmöglichkeiten voreinander an, es herrschte immer ein komfortables Platzangebot, das selbst jemand, den während der Predigt ein Anflug plötzlicher Müdigkeit übermannte, die Möglichkeit bot sich bäuchlings flach zum Nickerchen in die Kirchenbank zu legen, ohne anderen dabei ins Gehege zu kommen. Aber 15 Quadratmeter Mindestabstand stellen uns nun echt vor Probleme. Auf den Bankbereich unserer Neugalmsbüller Kirche umgerechnet, bedeutet das bei 120 Quadratmetern: 8 Gottesdienstbesucherinnen und –besucher. In Klanxbüll kommen wir auf weniger. Auf Emmelsbüll und Horsbüll auf einige mehr. Ja, für einen normalen Sonntag könnte das reichen oder auch eng werden. Aber Beerdigungen und Konfirmationen stellen da bereits ein erhebliches Problem dar! Mit 15 Quadratmetern kann man einiges anfangen in Deutschland: man kann laut Arbeitsstättenverordnung auf dieser Fläche fast zwei Einzelbüros à mindestens 8 qm errichten. Man kann für 15 Quadratmeter Studentenwohnung schon mal 720 € monatlich zahlen – zumindest in einem luxuriösen Co-Living-Space in Berlin-Moabit. Man darf auf 15 Quadratmetern 135 Hühner halten, laut Nutztierhaltungsverordnung bei der Boden- oder Freilandhaltung (9 Hühner pro Quadratmeter), bei einer Biohaltung allerdings zugegeben nur 90 Hühner. Auf einen Gruppenraum im Kindergarten umgerechnet, dürfen auf 15 Quadratmetern 7 Kinder spielen, eigentlich sogar siebeneinhalb, da pro Kind 2 Quadratmeter gerechnet werden. – Oder man hält auf 15 Quadratmetern einen Gottesdienstbesucher oder eine –besucherin. In Mecklenburg-Vorpommern braucht ein Gottesdienstbesucher übrigens weniger Platz um vor Ansteckung geschützt zu sein. Mag es an einer geringeren durchschnittlichen Leibesfülle in jenem Bundesland liegen oder an besseren Abwehrkräften der Menschen oder vielleicht sogar an besseren Predigten, denen man leichter aufrecht statt in der Horizontalen folgen kann und deshalb weniger Platz um sich braucht? Egal, in Schleswig-Holstein sind es nun mal 15 Quadratmeter, mit denen wir arbeiten müssen. Bliebe die nächste Frage: Was macht einen Gottesdienst zum Erlebnis? Natürlich an allererster Stelle Gott, der mit uns mitfeiert, sein Geist, sein Wort. Aber Gottesdienst – das ist doch auch: zusammen feiern mit einer Gemeinde. Beieinander sitzen. Singen aus dem Gesangbuch. Am Ausgang noch einen Tee zusammen trinken und schnacken. Begegnung, Gespräch, Miteinander. Wie viel Freude mag aufkommen, wenn jeder fünf mal drei Meter um sich Abstand halten muss – übrigens egal, ob man aus einer Hausgemeinschaft kommt oder nicht: die 15 Quadratmeter bleiben!? Geht Gesang mit Mundschutz? Oder lieber auf das Singen ganz verzichten? Auf jeden Fall nicht laut singen, wegen der Aerosolen, höchstens summen! Platzanweiser geben genau das Signal, wer wann in welche Richtung die Kirche betreten und wann wieder verlassen soll. Zügig die Kirche verlassen, bloß nicht am Eingang noch stehenbleiben. Die Küsterin sprüht gleich mit Desinfektion hinter jedem und jeder her. Eine Aufführung von Kindern oder Chorgesang: noch undenkbar! Ist das Gottesdienstfeeling? „Was staatlich nun unter restriktiven Bedingungen ermöglicht wird, muss kirchlicherseits nicht unbedingt Jubel auslösen und wirklich dem Heil dienen.“ Jetzt verstehe ich, was der Magdeburger Bischof Gerhard Feige mit dieser Äußerung kürzlich meinte! Also dann doch lieber weiterhin von der heimischen Couch aus den Gottesdienst im Fernsehen oder aus der Heimatkirche online verfolgen – meinetwegen auch einen Sonntag mal mit starrer Genickhaltung, aber dafür angstfreier und nicht so steril? Und für die, die im Internet nicht so untewegs sind, öfter einen Gemeindebrief analog verteilen, damit wir in Verbindung bleiben? Am Mittwoch werden wir in unseren Kirchengemeinderäten darüber sprechen – aber wenn ihr mögt, schreibt uns doch auch gerne eure Meinung zu dem Thema! Gerade klingelte das Telefon. Die nächste Beerdigung ist angekündigt. „Wir dürfen doch jetzt wieder in die Kirche?!“ – Na ja, sage ich, prinzipiell schon. Und verweise dann auf die 15 Quadratmeter und maximal 12-–15 Personen…Mit 20 oder mehr erwarteten Trauergästen entstand Ratlosigkeit: Sollen wir dann nicht doch lieber draußen direkt in Abstand am Grab bleiben, statt in die Kirche zu gehen und vielleicht die Hälfte der Trauernden vor der Tür zu lassen? Schwierige Entscheidungen! Nein, dieser 4. Mai ist noch nicht wirklich der ganz große Durchbruch. Wir müssen vorsichtig bleiben wegen des Virus. Aber an den 135 Hühnern, aber nur einem Gottesdienstbesucher können wir vielleicht doch noch arbeiten!

 

Bleibt behütet und gesegnet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 1. Mai 2020

Erstellt: 01. Mai 2020

Erinnerungen wurden wach an meine erste eigene Pfarrstelle im Vogelsberg in Hessen damals. Am 30. April gab es Maifeuer, von den Burschenschaften betreut. Jeder Ort hatte sein eigenes Feuer, und es entwickelte sich zu einem Wettbewerb der Burschenschaften untereinander das Maifeier der Nachbargemeinde schon einen Abend vorher heimlich anzuzünden. Das zu verhindern, wurden Nachtwachen aufgestellt. Aber wehe, wenn diese zu sehr dem Alkohol zusprachen oder im Laufe der Nacht einschliefen und die feindliche Attacke auf das eigene Feuer so buchstäblich verschliefen! Welche Enttäuschung für die Kids vor allem bedeutete es, wenn das Maifeuer, auf dass sich so lange gefreut wurde, ausfallen musste, weil es schon abgefackelt war!

 

Am nächsten Tag, dem 1. Mai, zogen die Burschenschaften dann mit Bollerwagen durch die Wälder. Einige Kisten Bier waren in den Wagen gepackt, es wurde unterwegs gepicknickt und gesungen. Und abends ließ man es dann bei jemandem daheim gemütlich ausklingen! Dieses Jahr wird auch dieser Brauch leider ausfallen müssen. Oder die Burschenschaften müssen sich auf Zweierteams aufteilen, um durch die Wälder zu ziehen. - Was habt ihr für diesen Feiertag geplant? Dass bereits am 1. Mai 1856 in Australien damals Arbeiter auf die Straße gingen um für einen Acht-Stunden-Tag zu demonstrieren, war mir nicht bewusst. Ich habe es mir gerade mal schnell gegoogelt. Bereits 1890 wurde dieser 1. Mai dann beinahe weltweit als Gedenk-, Protest- und Streiktag begangen für bessere Arbeitsbedingungen und mehr Gerechtigkeit. In diesem Jahr kann uns dieser Tag vielleicht ganz besonders an die vielen Versprechen erinnern, die in der Coronakrise gemacht werden: dass Pflegekräfte und die Mitarbeiterinnen im Einzelhandeln unbedingt besser bezahlt werden müssen. Dass wir nicht wichtige Industriezweige einfach weiter ins Ausland verlagert werden dürfen, weil dort billiger produziert wird, sondern dass auch die Produktion vor Ort ganz wichtig ist. Dass Homeoffice möglich ist und teilweise erstaunlich gut funktioniert, aber nicht dazu führen darf, dass Menschen nun zu Hause ausgebeutet werden, indem sie weitaus mehr Stunden arbeiten, als bezahlt werden. Und dass gerade bei Homeoffice noch einmal besonders auf die Vereinbarkeit von Familie und Beruf geachtet werden muss: Tagsüber für die Kinder da sein und Homeoffice dann bis weit in die Nacht schieben und am Ende überhaupt keine Atempause für sich selber mehr zu haben und keine gescheite Nachtruhe: das kann es nicht sein! Auch die Gerechtigkeitsfrage stellt sich in der Coronazeit virulent: auf welch verlorenem Posten stehen Gesellschaften angesichts von Corona, die aufgrund der großen Armut im eigenen Land kaum Kliniken mit Intensivbetten in erreichbarer Nähe vorhalten können! Und so sehr sich auch aus jeder Bevölkerungsschicht weltweit Menschen an diesem Virus anstecken können, sind es doch die Armen und Ärmsten, die Flüchtlinge in Lagern, die Menschen auf der Straße und die vielen, die ohne soziales Netz hungern und verhungern, wenn wegen eines Lockdowns ihre Arbeit wegbricht: die am dramatischsten unter der Pandemie leiden! Tag der Arbeit 2020. Ein besonderer Tag, der uns heute erinnert an die vielen, die seit Wochen völlig überlastet im Einsatz für Menschen arbeiten. Und an andere, die gerne arbeiten würden, aber nicht dürfen aus Gesundheitsschutz. Und an die, deren Gehalt auf Kurzarbeitergeld gekürzt wurde und die nur mühsam momentan die weiter laufenden Ausgaben stemmen können. 1. Mai 2020. In diesen Coronazeiten haben wir eines neu gelernt: dass der Mensch nicht für die Arbeit und die Maschinen da sein darf. Sondern die Arbeit und die Maschinen für den Menschen. Gott sei Dank hatte beim Ausbruch der ersten Infektionen der Mensch und der Schutz seiner Gesundheit Vorrang vor allen wirtschaftlichen Erwägungen. Der Lockdown musste sein! Nun müssen wir schauen, wie beides – gesundheitlicher Schutz und wirtschaftliches Überleben - in ein gutes Gleichgewicht zu bringen ist. Nicht vergessen gehen sollte für später aber, wie wichtig Arbeit ist und auch eine faire Vergütung von Arbeit. gut kein kompletter Lockdown, aber schöpferische Pausen von Arbeit und Produktion dem Menschen tun: unserer schwer angeschlagenen Umwelt, den Menschen, mit denen wir zusammenleben, und uns selber! Jesus konnte anhand des Feiertages, des Sabbates, sehr deutlich die Prioritäten formulieren: Der Mensch ist nicht für den Sabbat, der Sabbat mit seiner Ruhe ist für den Menschen da! Das sollte für Arbeit und Produktion gleichermaßen gelten.

 

Habt einen schönen ersten Mai und bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 30. April 2020

Kerze

Erstellt: 30. April 2020

Es war im März eine der ersten Trauerfeiern, die ich zu halten hatte unter den neuen Corona-Bestimmungen. Der Familienvater war in einem Pflegeheim gestorben. Trotz der durch die Pandemie gegebenen schwierigen Situation war dieses Pflegeheim sehr rührig gewesen und ermöglichte der Familie – Ehefrau und Kindern - , jeden Tag für vier Stunden den Ehemann und Vater zu besuchen. Sie teilten sich auf, Ehefrau, Kinder, jede blieb täglich eine Stunde am Bett des Sterbenden. Eine ganz intensive, kostbare Zeit zum Abschiednehmen. Es gab eine Sicherheitsschleuse und Schutzkleidung. Und es funktionierte gut. An der Trauerfeier durfte wenigstens die Kernfamilie auch komplett teilnehmen. Der Verstorbene hatte Enkelkinder, die mit ihm zeitlebens eng verbunden waren und ihm viel zu verdanken hatten und es sich nicht nehmen lassen wollten ihn auf diesem letzten Gang zu begleiten. Der Bestatter hatte die Urne im Kofferraum seines Autos aufgebaut und das Drumherum so schön und feierlich aufgebaut, dass der Blick in den Laderaum wie der in eine kleine Kapelle war.

 

So fuhr er mit dem Auto bis zum Friedhofseingang und machte den Kofferraum auf. Und wir standen am Kircheneingang , in gebührendem Abstand zueinander, und lauschten der Orgel, die die Trauerfeier eröffnete. Durch die offene Kirchentür war das Orgelspiel gut zu vernehmen. Wir hatten schönes Wetter und konnten uns so auch Zeit nehmen für die Ansprache, für Liturgie, Gebete. Und gingen dann zum Glockengeläut gemeinsam ans Grab. Es war nicht in der Kirche, und es war nicht in dem größeren Kreis von Freunden, Nachbarn, weiteren Weggefährten. Aber es war unter den bestehenden Umständen eine – ich empfand es zumindest so - dennoch würdige und hoffentlich für die Familie auch trostreiche, stärkende Art des Abschiednehmens! Warum ich das schreibe? Weil es mich sehr beschäftigt: dass so viele Menschen, Kinder, Enkelkinder ihre lieben Verwandten im Seniorenheim nun schon über Wochen nicht besuchen dürfen. Mich bewegt die Isolation, in der sich ältere Menschen in Heimen befinden, obwohl sich Pflegepersonal so aufopfert und so viele Ideen umsetzt den Alltag auch jetzt abwechslungsreich zu gestalten: Ihr Pflegeengel, mal an euch ein riesen Dankeschön, was ihr alles bewegt!! Trotzdem: Mich bewegt, wenn ich von der Sorge von Angehörigen höre, dass ihre Mutter, ihr Vater vielleicht einmal ganz ohne die Begleitung durch die eigenen Kinder sterben muss. Oder bei einer beginnenden Demenz später einmal, wenn erst nach längerer Zeit wieder ein Besuch möglich ist, die eigenen Kinder nicht mehr erkennt. Mich bewegt, wie sich auf einmal ganz gemeine Schuldgefühle melden: Hätten wir ihn, sie doch damals nicht in ein Heim gegeben! Es wäre doch gar nicht gegangen, nicht baulich, nicht angesichts der beruflichen Situation der Kinder, und hat sich euer lieber Angehöriger nicht selber gleich recht gut eingelebt? Aber Schuldgefühle nehmen auf solche Gedanken oft keine Rücksicht! - Mich bewegt aber auch die Sorge von Pflegenden in den Heimen: was, wenn jemand von uns bei all den strengen Schutzmaßnahmen vielleicht einmal den tödlichen Virus einschleppt und Menschen, zu deren Pflege wir so viel Herzblut einsetzen, dadurch möglicherweise zu Tode kommen? Ohne ständige Testung kann keiner das ausschließen. Wie viele seelische Tragödien haben sich bestimmt schon an verschiedenen Orten abgespielt, weil plötzlich das Covid-19-Virus in einem Pflegeheim wütete, Menschen starben und die, die dort arbeiteten oder zu Besuch kamen, sich bang fragten: War ich es? Wie brutal sind solche Schuldvorwürfe für Menschen, die einfach nur für andere da sein wollen? –

 

Da wird mir das Bild auf meiner einen Osterkerze ganz schön aktuell: das Lamm Gottes. Der, der die Schuld trägt. Die Schuld, die wir uns manchmal zu Unrecht geben. Und die Schuld, die wir tragen, weil wir handeln müssen und obwohl wir das Beste wollen. Noch etwas: Ich habe die Worte eines Menschen hoch in den Achtzigern noch in Erinnerung, wie er sagte: Ich weiß nicht, wie lange ich noch zu leben habe. Aber ohne meine Familie und Freunde, was soll mein Leben da? Dann nehme ich doch lieber das Risiko, aber auch die Freude an, besucht zu werden. Das Leben, nur um des Lebens willen, aber ohne die kostbaren sozialen Kontakte: das Leben ist doch nicht das allerhöchste Gut! So sagte er sehr bestimmt! – Es ist wichtig, dass jetzt, neben der Frage von Öffnung von Geschäften und Schulen und Kitas auch die Situation der Pflegeheime in den Blick genommen wird. Dass ab 4. Mai wohl wenigstens eine Stunde Besuch pro Woche möglich ist. Wir brauchen Kontaktermöglichung ganz besonders für die Familie. Pflegeheime brauchen Unterstützung, dass es einen Raum geben kann, mit Trennglas, Abschirmung, aber doch so, dass man sich sehen, miteinander reden, füreinander da sein kann. Vielleicht braucht es auch finanzielle Hilfen für die Anschaffung von Tabletts, dass wenigstens Facetime möglich wird, telefonieren mit Blickkontakt und sich sehen. Die Nordkirche hat diesbezüglich gerade einen Spendenaufruf gemacht. Wahrscheinlich gibt es noch ganz andere Möglichkeiten, wie sich Begegnungen gestalten lassen in Coronazeiten. Die Sorge ein Virus in ein Heim einzuschleppen, darf nicht auf die leichte Schulter genommen werden. Aber völlige Isolation über Monate kann auch nicht die Lösung sein. Und ganz eminent wichtig ist die Besuchserlaubnis, wenn Menschen im Sterben liegen. Im Februar wurde in Deutschland ein aufsehenerregendes Gerichtsurteil gefällt: Assistierte Sterbehilfe ist danach nun juristisch erlaubt, wenn ein Sterbender dies für sich wünscht . Die Selbstbestimmung der Sterbenden wurde in diesem Urteil sehr wichtig genommen. Erst recht muss es Sterbenden dann aber auch auf ihren Wunsch hin ermöglicht werden von den liebsten Menschen, die sie haben im Sterben begleitet zu werden. Dass Politik, Kirche, Gesellschaft dabei noch mehr unterstützt und das Personal in Pflegeheimen, das jetzt schon bis zum Anschlag belastet ist und einen sagenhaft guten Dienst macht, und auch die Familien nicht alleine lässt: das wünsche ich so sehr!

 

Bleibt alle gut behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 29. April 2020

Erstellt: 29. April 2020

Habt ihr gestern auch wieder welche gesehen? Welche von diesen – ja momentan so vermehrt auftretenden Wesen aus der Population der CE? Sie sind mitunter kamerascheu und müssen nicht in Zeitungen oder Nachrichtensendungen groß erwähnt werden. Sie legen darauf gar keinen Wert. Sie sind einfach da: als Mensch unter Menschen oder als Engel unter Menschen. CE - die Corona-Engel? Sie waren ja auch schon vor Corona da, aber in diesen momentanen Zeiten fallen sie uns noch mehr ins Auge und ist ihr Dasein einfach eine Augenweide, weil sie uns so gut tun?! Es gibt sie in Pflegeheimen und Einkaufsmärkten, es gibt sie an der Schule und bei der Feuerwehr und Polizei, es gibt sie im Rathaus und in der Nachbarschaft. Und manchmal ist man mit ihnen einen halben Tag unterwegs – welch ein Geschenk!

 

Gestern war ich mit drei von ihnen zusammen. Zumindest einen Vormittag lang. Eine, Engelin Helga, lenkte den Seebrisenbus. Die anderen beiden, Engelin Tabea und Engel Henning, saßen hinten, managten die Ladung, kümmerten sich um eine ordentliche Belieferung. In Süderlügum starteten wir im Zentralmarkt. Da hatten auch schon Engel gewirkt und große Wagen mit Lebensmitteln bereitgestellt: für uns. Ein vierter Corona-Engel kam auf dem Parkplatz dazu und half beim Beladen der Lebensmittelkisten: Reis, Nudeln, Tomaten, Gurken, Kartoffel, Milch, Kakao, Brot, alles wanderte gut sortiert in die grünen Boxen. Engel Henning und Engelin Tabea sortierten mit Engelin Helgas Tochter und meiner bescheidenen Mithilfe die Kisten. Dann wurden sie übereinander fein säuberlich gestapelt und im Seebrisebus verstaut. 36 Kisten mit Lebensmittel für über 70 Menschen aus Süderlügum, Hesbüll, Neukirchen, Aventoft, Rodenäs, unseren vier Bülls und noch Niebüll dabei. Dann ging es los. Engelin Helga hinterm Steuer hatte die Route genau im Griff. Die Kisten wurden Familien vor die Haustür gebracht, die momentan finanziell etwas schwierige Zeiten zu meistern haben. Einige waren schon vorher Kunden der Tafel Südtondern, andere sind jetzt durch die Corona-Krise ohne Arbeit und Einkommen. Menschen, die in Wirklichkeit Helden sind: wie sie mit wenig dennoch ihren Alltag managen, für ihre Kinder da sind, nicht aufstecken!

Transport der Lebensmittelkisten

 

– Das Schöne am Engeldienst, so konnte ich gestern wieder lernen, ist, dass auch Engel nicht nur schenken, sondern auch empfangen: manches Dankeschön wurde ihnen nachgerufen, mancher Blick sagte mehr als tausend Worte, ein Strahlen von Kinderaugen ist ja ohnehin unbezahlbar! So ruckelten wir also durch die Gegend, Engelin Helga wusste mir unterwegs viel über die verschiedenen Orte und Menschen, die hier wohnen, zu erzählen, meine Heimatkundekenntnisse nahmen zu. Und gleichzeitig vielleicht auch ein wenig die Muskelkraft, wenn es galt mit Engel Henning die voll beladenen Lebensmittelkisten an die Haustüren zu bringen. Engelin Tabea wachte darüber, dass jede Familie auch ihren Wünschen entsprechend beliefert wurde: hier Nudeln raus, dort Gemüse rein. Es funktionierte. Unterwegs erzählte Engelin Helga von noch mehr Corona-Engeln: die, die finanzielle Unterstützung zugesagt haben für unsere Aktion, jetzt, wo die Tafel in Niebüll nicht öffnen kann, Menschen mit Lebensmitteln zu beliefern! Engelin Helga vertraute bei ihrer schwungvollen Fahrt über holprigen Straßen der Mithilfe weiterer Engelkolleginnen und –kollegen: der Schutzengel etwa, die unsere Autofahrt doch gelingen ließen und auch verhinderten, dass die hoch gestapelten Kisten der Schwerkraft folgend sich unterwegs, bedrängt durch manches Schlagloch, in die umgestürzte Position begaben und entleerten. Nein, alle Kisten kamen wohlbehalten bei ihren Empfängern an. Fünfeinhalb Stunden vergingen wie nix, bis wir dann über die Klanxbüller Straße wieder das Pastorat Emmelsbüll erreichten. Haltbare Lebensmittel, die noch übrig geblieben waren, wurden dort für die nächste Fahrt kommenden Dienstag zwischengelagert. Ich verabschiedete mich von den drei Engeln. Während mein Arbeitsalltag nun mit Mittagessen, einem gepflegten Mittagsstündchen auf der Couch und anschließendem Email- und Verwaltungsdienst weiterging, blieben die drei Coronaengel noch weiter im Einsatz dicht am Mitmenschen. In Niebüll warteten im Evangelischen Kinder- und Jugendbüro 31 Papiertüten mit Zutaten für ein Mittagessen, Spielen, Liedern und anderen schönen Ideen für Familien, die auch noch ausgefahren werden sollten. „Familienmampf“ wird diese Aktion so wunderschön genannt, mit der das Kinder- und Jugendbüro innerhalb von acht Tagen stattliche 800 Familien in Nordfriesland belieferte. Kein Zweifel, mit Anna und Susanne und wie die Mitarbeitenden dort alle heißen, sind da weitere engelhafte Wesen im Einsatz. Engelin Helga, Engelin Tabea und Engel Henning jedenfalls waren dann nachmittags noch einmal mit dem Seebriesenbus quer durch unsere Gemeinden unterwegs und brachten Familien etwas Licht und Freude in den momentan nicht so einfachen Alltag! Gegen 19.00 Uhr dockten die drei dann von ihrem himmlischen Dienst wieder an ihrer Basisstation in Emmelsbüll an. Und ihr so? Habt ihr gestern auch einen dieser CE – Corona-Engel gesehen? Oder wartet: ihr wart bestimmt selber auch für einen Schichtdienst lang, für einen Tag als Mutter oder Vater, Oma oder Opa, für einen Einsatz als Nachbarin oder Freund, für eine Stunde Telefondienst oder einen Augenblick Lächeln von Mensch zu Mensch: selber so ein CE in besonderem Auftrag! Sie sind eben überall. Und sie machen den schwierigen Alltag momentan erträglich. Ja, mehr noch: manchmal zu einem richtigen Segen! – Sie sind sehr kamerascheu, die meisten dieser CE. Aber stellvertretend für alle anderen habe ich einen, eine, gestern doch kurz mit meiner Kamera erwischen dürfen!

 

Seid behütet an diesem Tag!

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 28. April 2020

Erstellt: 28. April 2020

Ein Montag im Pastorat im Zeichen von Corona. 7.30 Uhr. Unser Boxerhund weckt mich in seiner überschwänglichen Art. Jetzt gibt es kein Vertun mehr. Aber immerhin eine Stunde später als sonst, wenn die Kids mit dem Bus in die Schule müssen! Das etwas längere Schlafen genießen wir in diesen Coronazeiten sehr! Also mit den Hunden raus, Frühstück, Zeitung lesen. Die ersten Emails kommen. Rückblende auf den Gottesdienst gestern. Die Windgeräusche auf der Schafweide waren ganz schön laut. Ein anderes Mikro, eine Verbesserung der Technik? Unser rühriges Team um Sigrid und Jorge sind bereits am Tüfteln. Ich versuche mich dieweil im Schreiben einer ersten Hygieneordnung für den Fall, dass wir in unseren Kirchen wieder Gottesdienste feiern dürfen. Wie viele Personen dürfen denn maximal in unsere Emmelsbüller Kirche um allen Abstand einzuhalten?

 

Wie besprenge ich denn im Fall einer Taufe nun den Täufling bei anderthalb Meter Abstand – der Gartenschlauch wäre dafür eine ideale Lösung. Bin ich zielsicher genug? Und wer darf wie dem Brautpaar die Ringe reichen? Das Ringkissen als Frisbee – hoffentlich sind die Ringe gut gesichert! Und besonders spannend: wie wird das mit dem Abendmahl? Denn das wir nun ein Jahr vielleicht komplett auf das Abendmahl verzichten wollen, das kann es ja nicht sein – dafür ist dieses Sakrament viel zu kostbar und heilig. Vielleicht die Hostien in sterile Streichholzschachteln legen oder mit einer auf 1,50 Meter ausziehbaren Grillzange anreichen? Beim Traubensaft fällt mir nur die gute Wasserspritzpistole ein: Mund auf und gut zielen! Die Katholiken machen das doch mit dem Weihwasser ganz ähnlich, oder? Ich werde albern, obwohl ich doch ernsthaft einen praktikablen Vorschlag suche…– Der erste Anruf kommt: Wir möchten unsere Trauung vom Juni verlegen. Na, bis auf einen Tag fast genau um ein Jahr. Das passt. Wie wohltuend gelassen das Brautpaar ist: jetzt ist die Vorfreude eben noch länger! Gute Einstellung in diesen Coronazeiten! – Ich fahre die Geburtstagsurkunde aus. Normalerweise hätte ich persönlich geklingelt und gratuliert. Aber momentan sollen wir das ja von unserer Kirche aus möglichst vermeiden, wir könnten ja selber Überträger des Virus sein. Also werfe ich die Urkunde in den Briefkasten ein. Ich nehme den Schlenker über Niebüll, um ein paar Einkäufe zu erledigen. Das erste Mal ziehe ich vor Lidl meinen Mundschutz auf. Irgendwie erinnert mich das an meine Bankräuberphantasien aus Kindheitstagen. Hoffentlich rufe ich jetzt nicht versehentlich: „Hände hoch, das ist ein Überfall!“ Aber es geht alles gut, bis auf die beschlagene Brille. Wieder daheim wartet das Mittagessen. Jemand klingelt und fragt nach einem Mundschutz. Wo hat meine Frau nur die Kiste? Ach ja, da steht sie bereit. Sie selber ist bereits in der weiteren „Produktion“. Gerade kam ein Auftrag mit den friesischen Nationalfarben. Das könnte ein Renner werden! Für mich beginnt gleich der Online-Friesisch-Kurs mit Gary Funck. Und ich habe nicht gründlich meine Vokabeln gelernt. Merkt man beim Onlinekurs eigentlich auch, wo sich jemand wegduckt? Alte Schulerinnerungen werden wach. Aber Gary ist dann doch ganz gütig mit uns! – Nun ist Telefontime angesagt. Hier und da rufe ich an und frage nach. Ein Gespräch wird etwas ausführlicher. Mir tut es gut etwas zu erfahren aus dem reichen Leben meines Gegenübers. Beim Geburtstagsbesuch vor Ort hätten wir so viel Ruhe zum Schnacken bestimmt gar nicht gehabt! Und schön zu hören, dass bisher, so scheint es mir, auch die Älteren noch ganz gut zurechtkommen. Viele haben Kinder in der Nähe, die unterstützen. Manche wollen auch gerne noch selber einkaufen fahren. „Der Kaufmann ist bei uns in Klanxbüll doch gleich ums Eck!“ - Martha steht schon in der Tür. Hausaufgaben. Mal einen kurzen Blick draufwerfen? Nein, sie winkt ab. Am Wochenende hatte ich erst mit den Stochastikaufgaben gekämpft – damals als Schüler hatte ich das gerne gemacht, aber wie kann man das alles so schnell nur vergessen haben! Physik – da weiß Martha längst, dass sie mich nicht mehr fragen braucht: die letzten Aufgaben, bei denen ich ihr helfen wollte, waren prompt allesamt falsch. Dieses Mal geht es nur darum die fertigen Aufgaben per Email an die Lehrenden zu schicken. Das müsste ich gerade noch hinbekommen! Aber ich denke an die vielen Eltern, die jetzt mit zwei, drei Kindern vielleicht noch im Grundschulalter ganz anders gefordert sind, und manche müssen parallel auch noch ihr Homeoffice unterbringen und die Geschwisterkinder beschäftigen. In solchen Zeiten werden Heldinnen und Helden geboren! - Ein Blick in die Emails. Am Mittwoch startet unsere Pastorenkonferenz online. Die Zugangsdaten werden mitgeteilt. Es geht zum Abendessen. Wie schnell so ein Tag wieder vergangen ist! Jetzt fehlt nur noch der Anruf des guten Bekannten, der zur Begrüßung erst einmal seinen Spruch anbringt: „Ach, entschuldige, heute ist ja Pfarrersonntag! Da habt ihr ja immer frei!“ - Was erzähle ich euch das alles? Ihr habt euren Alltag zu bestehen, der euch voll fordert! Aber manchmal tut es einfach gut sich bisschen auszutauschen. Vielleicht habt ihr euch hier und da bei meinem Bericht ein wenig wiedergefunden. Vielleicht sieht es bei euch auch ganz anders aus! Dass wir alle gemeinsam durch diese Zeit gut durchkommen. Dass euch Sorgen nicht auffressen! Und dass jeder Tag immer auch Erlebnisse hat, die wir nicht missen wollen! Das wünsche ich euch und mir auch. Heute war wieder so ein Tag, der mich ganz schön beschenkt hat! Und Gott wird ja auch weiterhin für euch und für uns sorgen. Ganz bestimmt

 

Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald!

Geistlicher Impuls für den 27. April 2020

Erstellt: 27. April 2020

Gestern hätten sie Vorstellungsgottesdienst gehabt. Die erste Probe in der Kirche für diesen Gottesdienst fand im März gerade noch statt – einen Tag später war dann klar, dass in der folgenden Woche die Schulen geschlossen bleiben und damit auch erst einmal nicht mehr an Konfirmandenunterricht zu denken ist. Kommenden Sonntag wäre die erste Gruppe unserer Konfirmandinnen und Konfirmanden mit ihrer Konfirmation an der Reihe gewesen! Jetzt haben wir erst einmal den Vorstellungsgottesdienst in den Juni und die Konfirmationen in den September gelegt, wohl wissend, dass auch das noch nicht gesichert ist.

 

Auf jeden Fall wird Konfirmation in diesem Jahr anders aussehen als dass in den letzten Jahren so möglich war. Darum möchte ich mich heute mit meinem Impuls einfach mal an euch wenden, liebe Konfirmandinnen und Konfirmanden: Ich bin froh, dass wir ein dreiviertel Jahr uns aber noch ganz ohne Abstandsgebote begegnen konnten. Euer Balancieren auf dem Seil an der Kirche in Niebüll mit dem EKJB hätte ja mit Abstand überhaupt nicht funktioniert! Wir konnten im Gemeindehaus übernachten, donnerstags dicht im Kreis beieinander sitzen um „Affe, Affe, Sau“ zu spielen. Wir haben zumindest eine Ausflugsfahrt mit Übernachtung geschafft, ins Bibelhaus nach Schleswig. Mir tut es von Herzen weh, dass wir unsere Abschlussfahrt nach Bremerhaven erst einmal streichen mussten, und dass ihr, die ihr euch so auf eure Konfirmation, auf diesen besonderen Tag mit Feier und Familie und Freunden gefreut habt, alles verschieben musstet! Und auch sonst tragt ihr echt tapfer an der ganzen Situation: Schule per Videoschaltung und per Arbeitsblätter, die es daheim gibt. Mag sein, dass ihr dadurch etwas länger schlafen könnt. Aber Osterferien ohne mit Freunden abzuhängen, ohne sich zu treffen, was zu unternehmen, Kino, Schwimmbad, das war ja auch nicht so prickelnd! Sorge um eure Großeltern, zu denen ihr jetzt eben auch Abstand halten sollt: Hoffentlich stecken sie sich nicht an und auch sonst keiner in eurer Familie! Vieles ist auf einmal so kompliziert geworden in dieser Jugendzeit, die ihr doch eigentlich ganz unbeschwert genießen wollt, Nähe zu anderen ausprobieren wollt, Sport machen, Hobbys nachgehen – und momentan ruht das alles! Eure Feier soll stattfinden! Dann habt ihr jetzt eben noch ein bisschen länger Vorfreude darauf! Ich hoffe, wenn es dann so weit ist, dass all die Lieben, die ihr unbedingt gerne dabei haben möchtet bei eurer Feier, auch dabei sein können. Und wer vielleicht doch nicht kommen kann, der wird dann eben dort, wo er oder sie ist, an euch denken, euch eine Botschaft schicken, und ihr werdet euch verbunden wissen! Geschenke soll es geben, und Gottesdienst wollen wir feiern, und wir alle werden alles geben, dass es für euch so schön werden wird, wie es nur irgend möglich ist unter diesen besonderen Umständen! Und ihr werdet euch an diese Konfirmation bestimmt später ganz besonders erinnern und vielleicht mal euren Kindern oder Enkelkindern von dieser merkwürdigen Zeit erzählen, als mitten im Frühjahr die Schulen wochenlang schlossen, Kontaktverbot bestand, kein Kino und kein Schwimmbad geöffnet war und eure Konfirmation verschoben wurde. Wie singt Silbermond in ihrem neuen Song, der ganz der Corona-Zeit gewidmet ist: „Machen wir das Beste draus!“ Gott ist dafür übrigens ein Spezialist: das Beste draus zu machen. Aus dem Kreuz wird Ostern: neues Leben! Aus Schuld, die wir begehen, macht er die Freude über Vergebung! Die Not von Menschen nimmt er zum Anlass, Wunder zu wirken – und manchmal besteht das Wunder darin: dass andere Menschen hingehen und selbstlos helfen! Viren entstehen, Leid geschieht, Menschen tun Böses – Gott lässt so viel geschehen, gibt dieser Schöpfung so viel, oft denken wir: viel zu viel Freiheit! Aber er weckt in uns immer wieder Kräfte aus Bösem Gutes entstehen zu lassen, aus Verzweiflung neue Hoffnung, er weckt in uns Kräfte der Liebe, die uns einander beistehen lassen, er gibt uns Ideen mit, wie es weitergehen und wieder besser werden kann. Und er ist da und lässt niemanden allein. Gestern hat mir eine aus der Gruppe ihren Konfirmationsspruch geschickt. Er ist wunderschön: „Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir“ (Psalm 139). Ich wünsche euch und uns allen: dass wir das immer wieder neu genau so erleben: dass Gott da ist! Ich freue mich auf ein baldiges Wiedersehen: Im Unterricht, im Gottesdienst, oder eben bei WhatsApp oder Zoom Videoschaltung. Machen wir das Beste draus!

Geistlicher Impuls für den 25. April 2020

Erstellt: 25. April 2020

Als ich am Donnerstag Nachmittag in Klanxbüll zum Seniorenheim Nis Puk kam, um dort für die Bewohnerinnen und Bewohner eine Andacht für den nächsten Tag als Kopie hereinzureichen – Gottesdienst zu halten ist ja noch immer nicht möglich – sah ich etwas eigentlich ganz Normales, zugleich aber doch sehr Besonderes und unheimlich Schönes: Hinter der Absperrung saßen vor dem Eingang einige Heimbewohner draußen in der Sonne, natürlich in entsprechendem Abstand zueinander, und lauschten: Livemusik. Zwei Musiker an Gitarre und Keyboard spielten und sangen wunderschöne alte Schlager.

 

Manche Seniorinnen und Senioren sah man auch im ersten Stock in ihrem Zimmer am halb geöffneten Fenster sitzen und zuhören. Was für eine besondere Unterbrechung des Alltags! Die, die selber von ihren Familien momentan keinen Besuch empfangen dürfen und wegen der Ansteckungsgefahr so abgeschirmt leben müssen, durften einfach mal vor die Tür oder an die Fenster, und es war so wunderbar warm! – Ich blieb eine Weile vor der Absperrung stehen, einige Angehörige standen auch dort, winkten den Heimbewohnern zu, lauschten der Musik. Etwas Sommerfeeling stieg in mir hoch: das ist doch das Schöne nach der dunklen Jahreszeit, dass man rauskann, draußen sitzen, Musik anhören, bisschen schnacken miteinander. Für einen kurzen Moment fühlte es sich an wie Normalität. Aber eben momentan eine ganz große Besonderheit, die einen besonders dankbar sein lässt! Etwas leichter ums Herz setzte ich mich ins Auto und fuhr weiter und merkte erst, wie gut diese Unterbrechung auch mir selber tat! – Wie sehr fehlen sie momentan: die Straßenmusiker in den Fußgängerzonen! Die Livemusik in Bars und Restaurants und Gotteshäusern. Die kleinen und großen Konzerte, auf die man spart und sich riesig freut und manchmal noch jahrelang davon erzählt. Vielleicht werden wir nach Abklingen der Corona-Pandemie all diese Dinge noch mehr zu schätzen wissen, weil wir sie momentan schon so lange entbehren. Und auch jedes Treffen mit Freunden. Jede Umarmung. Oder das erste Essengehen in die Lieblingsgaststätte: was werden das für Höhepunkte sein, die wir feiern wollen! Danke an alle, die auch unter den momentan so schwierigen Umständen uns mit Musik beschenken, online und im Fernsehen. Und an unsere Chorleiterinnen und Chorleiter, denen das Herz blutet, weil sie noch immer nicht wissen, wann sie wieder starten können mit ihrer Arbeit. Und den Sängerinnen und Sängern geht es ja genauso! Wo doch gerade Singen der Seele so guttut und ganz eigene Heilungskräfte entfalten kann… Haltet weiter durch, wir freuen uns schon so auf ein Wiedersehen! Und diese beiden Musiker, deren Weg schnurstracks zum Nis Puk führte, sind besondere Helden des Alltags, die einfach ein gutes Gespür hatten, wer eine solche Ablenkung jetzt ganz besonders braucht! Übrigens sagte mir eine Mitarbeiterin im Seniorenheim, dass viele Kinder zu Ostern den Heimbewohnern wunderschöne Osterbilder gemalt und gebracht hätten. Alle Bilder seien aufgehängt worden und hätten viel Freude bereitet. Und sie meinte dann, ob es vielleicht Kinder gibt, die noch einmal etwas malen wollen, vielleicht ein Frühlingsbild mit bunten Blumen? Und dann einfach am Eingang von Nis Puk abgeben? Ihr würdet damit Menschen eine riesige Freude machen! Also, alle, die ihr das lest, gebt es doch bitte weiter an Kinder, die ihr hier kennt, und ladet sie ein mitzumachen! Dass euch schöne Musik heute und morgen beflügelt. Dass ihr für andere oder für euch selbst etwas singen oder spielen könnt oder andere euch mit Musik oder anderen Gaben eine Freude bereiten. Das wünsche ich euch! Hier im hohen Norden habe ich für mich noch mal besonders das Lied: „Herr, deine Liebe ist wie Gras und Ufer“ entdeckt. Es passt so schön hier her: Wind – und Weite – und ein Zuhaus. Das will Gott uns schenken. Auch in diesen Zeiten. Seine Liebe gilt uns!

 

Bleibt behütet auch an diesem Wochenende!

 

Euer Pastor Gerald!

Geistlicher Impuls für den 24. April 2020

Erstellt: 24. April 2020

The Masked Singer geht ins Finale. Ziel ist es so lange wie möglich die Maske aufzubehalten. Wer das am längsten darf, hat gewonnen! Wer hätte gedacht, dass dieses Sendeformat von Pro 7 einmal exakt die Wirklichkeit in unserem Land abbildet! Während dort nächste Woche die letzte Maske fällt, kommt bei uns in Schleswig-Holstein die Maskenpflicht! Ich muss mal ehrlich gestehen, ich war kein Vorbild bisher und eigentlich ganz froh, dass wir sie so lange hier noch nicht hatten. Denn, ja, das klingt jetzt vielleicht komisch, aber irgendwie fand ich den Anblick immer etwas beängstigend, wenn mir Menschen mit solchen Masken begegneten.

 

ch überlegte auch, wie Kinder das empfinden oder wie schnell sie sich vielleicht auch daran gewöhnen, wenn alle Menschen um sie herum Masken tragen. Und ich als Brillenträger habe mit so einer Maske immer zu kämpfen, dann beschlägt die Brille, dann kann man nicht so deutlich sprechen und geht lieber jedem Gespräch noch mehr aus dem Weg. Dabei fand ich es gerade jetzt so wichtig, wenn man beim Einkaufen jemand Bekannten trifft - wenn man dann sich bisschen unterhalten kann, Gespräche mit Freunden, Bekannten von Angesicht zu Angesicht kommen ja doch momentan viel zu kurz… Nächste Woche also ist Maskenpflicht, und mir leuchtet es sehr ein diesen Schritt jetzt zu gehen: wenn schon Öffnung stattfindet, dann müssen gleichzeitig auch alle noch nicht ausgeschöpften, aber längst möglichen Schutzmaßnahmen ergriffen werden, um eine weitere Verbreitung des Virus zumindest einschränken zu können. Mich beeindruckt, wie viele Menschen jetzt solche Masken am Nähen sind. Und viele machen damit keine Geschäfte, sondern verschenken sie oder geben sie gegen einen kleinen Unkostenbeitrag weiter. Es gibt ja auch wirklich schöne: auch in der Kirchenfarbe lila, jawoll! Auch mit dem Wappen meines Fußballvereins. Auch mit passenden Slogans wie „Back in school again!“ Vielleicht werden diese Masken einmal der bleibende Hingucker dieses Jahres sein und die Modewelt revolutionieren. Wir jedenfalls hatten in diesem Jahr dadurch besondere Ostergeschenke zur Hand, die wir in der Nachbarschaft verteilten, und es hat uns sehr berührt, wie viele schöne Rückmeldungen es darauf gab. Umgekehrt hat es mich betroffen gemacht, wie diese Woche im REWE-Markt in Süderlügum eine ältere Dame an der Kasse schon etwas verzweifelt fragte, ob es im REWE denn keine Masken gäbe und wo sie jetzt noch für die nächste Woche eine herbekommen könne. Ihr wurden ein paar Anlaufstationen genannt, aber die Dame war ohnehin schon gehbehindert, und ich versuchte mir die Anstrengung vorzustellen, die es dieser Frau nun bereiten weiter suchen zu müssen, bis sie die ersehnte Maske erhält. Und ich ärgerte mich über mich selber, dass ich mir keine ungebrauchten Masken ins Auto gelegt oder einfach mal in die Jackentasche gesteckt hatte. Gottesdienst mit Masken? Das wiederum stelle ich mir ganz schön schwierig vor. Wird es wirklich so einen großen Genuss bedeuten, nun sonntags bald wieder zusammen zu kommen, aber in großem Abstand, mit Maske und also auch ohne gemeinsames Singen zur Orgel? Wird mancher da vielleicht sogar den Gottesdienst im Internet oder im Fernsehen vorziehen, wo man bequem zu Hause sitzen und wenigstens die Lieder lautstark mitsingen kann? Wie wir mit Gottesdiensten weiter verfahren werden, das wird sich alles noch zeigen. Im Psalm 139 betet jemand zu Gott und staunt, wie gut Gott ihn kennt: „Gott, du erforschest mich und kennest mich…Du weißt meine Gedanken von ferne…Von allen Seiten umgibst du mich und hältst deine Hand über mir.“ Wir Menschen, wir tragen ja auch ohne Corona-Angst oft genug unsichtbare Masken, verstecken uns voreinander, geben uns nach außen ganz anders, als wir eigentlich sind. Aber Gott sieht uns durch all unsere Masken hindurch an. Er weiß, wie es um uns steht, wie es uns geht, was wir fühlen und denken, weiß um Schwächen und Fehler, sieht auch Stärken und Begabungen. Und nimmt uns an. Und hat uns lieb. Das ist schön und tröstlich zu wissen. „Wer ich auch bin- du kennst mich, dein bin ich, o Gott!“ So endet ein Gedicht von Dietrich Bonhoeffer, das ich sehr liebe. Ein schöner Gedanke: Gott kennt dich,so wie du bist, ganz unverstellt und unmaskiert: und du darfst zu ihm gehören! Ist das nichts?

 

So bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 22. April 2020

Erstellt: 22. April 2020

50 Meter bis zum Paradies! Dass es in Deutschland für viele Dinge genaue Gesetzesregelungen gibt, ist ja bekannt. Die Corona-Zeit bringt dabei noch ein paar besondere Stilblüten hervor. So gibt es eine „Speiseeis-Abstandsgebot-Schleckverordnung“, kurz SASV genannt (na ja, die Bezeichnung und die Abkürzung habe ich mir ausgedacht, aber vielleicht steht sie ja als solche wirklich im Gesetzbuch drinnen), nach der Eisdielen zwar Eis zum Mitnehmen verkaufen dürfen, dieses aber wirklich auch „mitzunehmen“ ist, und zwar mindestens 50 Meter, bevor man sich an den Verzehr desselben macht. Wer dies an Tagen wie dem heutigen bei strahlendem Sonnenschein einmal selber ausprobieren will: es ist eine gleich in dreifacher Hinsicht große Herausforderung für den eisschleckenden Kunden, die eisschleckende Kundin.

 

Da ist zum einen die Kraftanstrengung durchzuhalten: 50 Meter mit leckeren drei Eiskugeln auf der Waffel bewältigen, ohne doch vorschnell die Zunge aus dem Mund schießen zu lassen, um diese Köstlichkeit mal eben zu probieren: das erfordert schon eiserne Disziplin, zumal, wenn man das Eis so unmittelbar vor Nase und Mund spazieren trägt! Zum anderen benötigt man auch eine gewisse Sportlichkeit, gepaart mit guter Körperbeherrschung: denn an heißen Tagen fängt selbiges Speiseeis unter Umständen allzu früh an zu verlaufen und nimmt dabei keinerlei Rücksicht, in welchem Abstand man sich zur örtlichen Eisdiele gerade befindet. Also gilt es die 50 Meter schnell zu nehmen, ohne allerdings das labile Gleichgewicht, das beispielsweise fünf Eiskugeln auf einer Eiswaffel darstellen, zu unterschätzen. Sonst könnte man am Ziel des vorgeschriebenen Mindestabstandes unter Umständen nur noch einen kümmerlichen Restbestand auf der Eiswaffel vorfinden. Zudem würde dann unverzüglich die Speiseeis-Malheur-Hygiene-Aufwisch-Verordnung, kurz SMHAV genannt, greifen, nach welcher man die durch das abgefallene Speiseeis auf dem Gehweg entstandene Verschmutzung sofort zu bereinigen hat, noch bevor man sich dem Rest des noch übriggebliebenen Speiseeises widmen darf. Und schließlich bleibt die dritte Herausforderung: wie weit sind eigentlich 50 Meter? Ich bin im Abschätzen solcher Entfernungen nun wirklich keine Kapazität, und doch ist es angesichts der soeben beschriebenen Umstände wichtig, einerseits nicht zu früh mit dem Eislecken anzufangen, andererseits aber auch die 50 Meter nicht zu weit zu überschreiten, damit es nicht noch weiteren Eisschwund gibt. Tja, das Leben ist nicht einfach in diesen Zeiten. Aber ich freue mich trotzdem sehr auf das nächste Speiseeis! Übrigens: Vielleicht lässt sich daraus ja vielleicht sogar etwas ableiten für eine baldige Abendmahlsfeier: man empfängt einzeln in Abständen vorne am Altar eine Streichholzschachtel mit steril verpackter Hostie, ergreift den daneben in kleinen Fläschchen abgefüllten Traubensaft, entfernt sich 50 Meter vom Altar in eine der hinten liegenden, in unseren Kirchen ohnehin sehr begehrten Bankreihen oder geht besser noch nach draußen vor die Kirchentür und verzehrt dann in ausreichendem Abstand zu den anderen Teilnehmenden die empfangenen Gaben. Na, das ist alles noch weite Zukunftsmusik! Aber freuen tue ich mich jetzt schon auf diesen Moment: wenn wir mal wieder gemeinsam, irgendwie, Christus in Wort und Sakrament, auch in seiner Nähe im Abendmahl: empfangen und spüren und schmecken dürfen! In euren Herzen hat er ja ohnehin seine Wohnung, so ist er euch schon jetzt ganz nahe! Entschuldigt im übrigen, dass ich mich heute über Speiseeis und anderes ausgelassen habe. Kinder lieben Eis, und wir sind im Glauben ein Leben lang – dürfen es sein: Kinder dieses wunderbaren Gottes! Wie es in der neutestamentlichen Losung heute heißt: „Ihr seid alle durch den Glauben Gottes Kinder in Jesus Christus.“ (Galater 3,26).

 

Kommt wohl behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 21. April 2020

Erstellt: 21. April 2020

Günter Hirt, katholischer Pfarrer i.R. hier in Horsbüll und Initiator des wichtigen und so segensreichen Lebenshaus-Projektes in Uganda, hat mir anlässlich unseres täglichen Corona-Glockenläutens dieses Gebet zum Glockenläuten geschickt: von Monique van de Ven: „Gott des Lebens, die Glocken erinnern uns: Du bist da. Wir bitten dich: Verbinde unser Beten zu einem tragfähigen Netz der Gemeinschaft untereinander, das uns Ruhe, Kraft und Besonnenheit schenkt. Sei du unser Halt in Unsicherheit, Zweifel und Einsamkeit. Dein Heiliger Geist wirke in unseren Worten und Taten, dass unser Handeln verantwortungsvolle Liebe sei. Hilf uns, nicht im Sturm der Absagen zu erstarren, sondern mit deinen Augen zu sehen und zu erkennen, was in diesen Tagen ANGESAGT ist: Achtung voreinander, Mitgefühl füreinander, Glaubenskraft miteinander. Wo unsere Grenzen beginnen, vertrauen wir auf deine Zusage: „Ich bin bei euch alle Tage.“ Soweit dieses Gebet!

 

Dir, lieber Günter, ganz lieben Dank, und sei herzlich gegrüßt! Und Ihr Lieben: Lasst euch von den Glocken erinnern, dass Gott da ist und niemanden vergessen hat! - Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 20. April 2020

Erstellt: 20. April 2020

Moin Ihr Lieben!

Wie gut tut Musik in diesen so besonderen, schwierigen Zeiten! Hört ihr viel Musik daheim? Oder nutzt die Zeit euch autodidaktisch oder via Internet das Spielen eines Musikinstrumentes beizubringen? Unser Chor Joyful Voices tauscht regelmäßig musikalische Grüße aus. Und Birgit, unsere rührige Chorleiterin, versorgt uns mit Musikdateien, damit jede und jeder zu Hause die Musikstücke einüben kann, die wir momentan nicht in Chorproben einstudieren können. Singen tut einfach für die Seele gut, gerade in diesen Zeiten. Und manchmal ertappe ich mich schon dabei, dass ich abends, der ganzen Talkshows müde, vor lauter Verzweiflung auf das Deutsche Musik-Fernsehen umschalte um mir etwas Schlager in die Ohren zu holen, oder bei der Wiederholung von Florian Silbereisens Schlagernacht verweile…

 

Musik tut gut und fördert das Gemeinschaftsgefühl! Machten es uns erst die Italienerinnen und Italiener vor, die sich abends auf den Balkonen ihrer Wohnungen versammelten um gemeinsam zu singen und so ein Zeichen zu setzen gegen die Vereinzelung, so folgte bald in Deutschland das gemeinsame Singen. „Der Mond ist aufgegangen“ war eine der Aktionen und dabei ein besonders schön gewähltes Lied. Gerade die letzte Strophe war mir wohl noch nie so nahe gegangen: „So legt euch denn ihr Brüder, in Gottes Namen nieder. Kalt ist der Atemhauch. Verschon uns, Herr, mit Strafen und lass uns ruhig schlafen und unsern kranken Nachbarn auch.“ Fängt das Lied doch die ganze Melancholie ein, in der sich viele jetzt fühlen, und beschreibt die letzte Strophe so eindrücklich die Sehnsucht wenigstens nachts alle Existenzsorgen einmal ablegen zu können und Ruhe und Frieden zu finden und dabei doch die Erkrankten nicht zu vergessen, zu denen wir nicht hindürfen, aber für die wir singen und beten können. Eine andere Liedinitiative war ganz ins Zeichen der Freude gestellt: Freude schöner Götterfunken wurde an einem anderen Abend angestimmt, ausgerechnet die Eurovisionsmelodie, die uns vor Augen führte, wie sehr wir alle in Europa und der ganzen Welt doch zusammenhängen und uns gegenseitig helfen müssen um diese Pandemie zu bestehen. Am Wochenende machten ganz unterschiedliche Musiken Schlagzeilen: da war zum einen das bewegende One World-Konzert „Together at home“, an dem berühmte Musikerinnen und Musiker auf der ganzen Welt von daheim aus mitwirkten: ein starkes Zeichen der weltweiten Verbundenheit, ein Bekenntnis zur Unterstützung der WHO und auch wieder ein Zeichen des Respektes für all die, die sich weltweit als Krankenpfleger, -schwestern und Ärztinnen und Ärzte für erkrankte Menschen einsetzen! Demgegenüber hat mich eine andere Nachricht etwas traurig gemacht: da stimmten im thüringischen Möschlitz ein paar Bläserinnen und Bläser eines evangelischen Posaunenchores, weil der Gottesdienst an Ostern ausfallen musste, am Ostermorgen auf einer Wiese in weitem Abstand zueinander ein paar Osterchoräle an. Die Aktion habe unter Aufsicht des dortigen Landrates stattgefunden, der sich selber vor Ort davon überzeugt hätte, dass alles ordnungsgemäß ablaufe. Dennoch sei eine örtliche Polizeistreife vorgefahren, habe die Veranstaltung unterbunden, und nun werde gegen den Landrat seitens der Staatsanwaltschaft ermittelt. „Ich werde alle rechtlichen Mittel ausschöpfen, um mich zu verteidigen“, sagt Landrat Thomas Fügmann. Seit 8 Jahren sei er Landrat, gerade in dieser schwierigen Zeit müsse es möglich sein, dass es den Menschen ein wenig erträglicher gemacht werde, durch die Krise zu kommen – „bei aller Vorsicht, die derzeit geboten ist“ – So weit die Worte des Landrates laut eines Spiegel-Artikels. Klar dürfen solche Konzerte momentan nicht stattfinden, aber kann man es nicht einfach bei der guten Absicht aller Beteiligten bewenden lassen? Dieses Osterkonzert barg vermutlich für alle Beteiligten kein höheres Gesundheitsrisiko als ein Samstags-Einkaufsgang in den örtlichen Baumarkt, aber gab Menschen etwas für die Seele mit, und die Seele zu bedienen, ist eine der vordringlichsten Aufgaben in dieser Zeit! Wie viel Freude hat dafür einer meiner Pastorenkollegen bereitet, als er mit dem Dudelsack vor ein örtliches Seniorenheim zog und die Bewohnerinnen und Bewohner, die in ihren Zimmern am halb geöffneten Fenster standen, mit dieser Musik beglückte! Ganz allein und damit rechtlich einwandfrei! Musik macht vieles erträglicher, setzt Kräfte frei, schafft Verbundenheit und ist – wie hat schon Martin Luther so treffend formuliert: „das beste Labsal eines betrübten Menschen!“ Also gönnt euch auch in der neuen Woche Musik, die euch und bestimmt auch anderen: gut tut!

 

Bleibt gesund und behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 18. und 19. April 2020

Erstellt: 18. April 2020

Er hat ihn geschwänzt, den Gottesdienst. War einfach nicht gekommen, als sie an diesem ersten Sonntag nach Jesu Sterben zusammensaßen. Die anderen aber waren da. Und haben das Erlebnis ihres Lebens gehabt: Jesus ist uns begegnet! Ja, sie konnten mit ihm reden. Er hat sich ihnen gezeigt! Kein Zweifel, er war es wirklich: ihr Herr! – Er aber hat geschwänzt. War woanders. Zumindest körperlich. Denn seine Gedanken, seine Sehnsucht kreisten auch um Jesus. Aber er konnte nicht glauben, dass sie Jesus jetzt noch mal sehen würden. Von Angesicht zu Angesicht. Dass es etwas bringen würde wie zu einem Gottesdienst zusammenzusitzen und an Jesus zu denken und zu beten. Er war woanders, vielleicht allein mich und seinen Gedanken und seiner verwundeten Seele und seinem abhanden gekommenen Glauben.

 

Und dann haben sie ihn gefunden. Und ihm alles erzählt: Jesus war da. Er lebt. Er ist auferstanden. Im Gottesdienst war er plötzlich bei uns. Wir sollen aller Welt von ihm erzählen. Sein Werk fortführen. Seine Botschaft in die Welt hinaustragen. Nichts ist verloren! Alles ist gewonnen: der Tod ist sogar besiegt! – So reden sie auf ihn ein, aber er schüttelt nur den Kopf: Hirngespinste und nichts weiter. Ihr bildet euch das alles ein. Ihr wünscht es euch zu sehr. Tot ist tot. Wer hätte schon jemals gehört, dass jemand von den Toten zurückgekommen wäre. Und dann sagt er entschlossen: „Wenn ich ihn nicht selber sehe. Und sehen reicht mir noch einmal: wenn ich ihn nicht auch anfassen und berühren kann. Wenn ich nicht seine Wunden sehe, die er für uns getragen hat: die Wunden des Kreuzes, die Verletzungen an Händen und Füßen. Wenn ich nicht meine Hand in seine Wundmale legen kann. Dann kann ich es nicht glauben!“ Und doch ist da eine vage Hoffnung in ihm wachgeküsst worden. Denn sonst wäre er nicht am folgenden Sonntag bei den anderen geblieben. Am Auferstehungstag Jesu – nur eben eine Woche später. Als die Jünger erneut zum Gottesdienst zusammensaßen. Und dieses Mal mit ihm, dem Zweifler, der den ersten Gottesdienst geschwänzt hatte. Mit Thomas. So nämlich hieß der Jünger, der am Ostersonntag nicht dabei gewesen ist. – Ach, erzählen wir es kurz: Jesus kam wirklich. Wieder so wie beim letzten Mal. Plötzlich stand er mitten unter ihnen. Ging nun aber auf Thomas zu. Zeigte ihm seine Wundmale und lud ihn ein seine Hand in diese Wundmale zu legen. Aber genau das brauchte Thomas nicht mehr. Er sinkt auf die Knie: „Mein Herr und mein Gott!“ – Und Jesus sagt: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben!“ – Was für ein Evangelium für den morgigen Sonntag. Wie tröstlich, dass da einer im Gottesdienst mal fehlt. Dass einer zweifelt und nicht so leicht glauben will. Wie tröstlich aber auch, dass Jesus sich mit ihm besonders viel Mühe macht. Extra noch einmal kommt um sich Thomas zuzuwenden. Und wie schön, wie Thomas alle Zweifel fallen lässt. Er als erster der Jünger bekennt Jesus als „Mein Gott!“ Was wir aus dieser Geschichte mitnehmen können: Jeden Sonntag, wenn wir Gottesdienst feiern ist Jesus da. Er kommt zu uns. In seinem Wort und seiner Liebe. Er ist immer da, aber sonntags dürfen wir das besonders spüren und merken. „Wo zwei oder drei in meinem Namen beisammen sind, da bin ich mitten unter ihnen!“ Wenn wir zusammen singen und beten und Segen empfangen. Er ist da. Übrigens spielt da keine Rolle, ob wir in der Kirche sind oder zu Hause am Fernsehen oder vor dem Internet. Er kommt zu uns. – Was wir noch mitnehmen können: ein Sonntag ohne Gottesdienst: da kannst du echt etwas verpassen! Ja, du kannst Jesu Gegenwart verpassen, und dann fehlt dir was für die ganze Woche. So zumindest hat es Thomas erlebt. Er haderte ja auch mit sich: warum war ich nicht dabei? Ihm fehlte diese Begegnung, darum sein trotziges: Solange Jesus nicht auch einmal zu mir kommt, kann ich nicht glauben! Hoffentlich schenkt es uns Gott, dass wir so unsere Gottesdienste feiern, mit so viel Liebe und Vertrauen und Inbrunst und Freude und eben mit Jesus: so dass wirklich jemand etwas verpasst, wenn er nicht dabei ist! – Und was wir noch mitnehmen: Jesus hält an uns fest. Auch wenn wir zweifeln. Das tun wir doch alle manchmal. So ungeheuerlich ist unser Glaube: dass der Tod besiegt ist. Dass da jemand zu uns JA sagt, schon bevor wir geboren wurden. Dass mir mein Leben geschenkt ist. Und dass kein Tod mich von Gottes Liebe trennen kann. Dass Schuld vergeben ist. Dass einer mein Leben heil machen will. Dass in all dem Schrecklichen, das auf der Welt passiert, dennoch ein liebender Gott ist, der in jedes Leid mit hineingeht und uns nicht verlässt, sondern mit uns fühlt, leidet, lebt, liebt! Lauter Ungeheuerlichkeiten! Gott geht uns nach in all unseren Zweifeln. Ihm folgen wie Thomas heißt nicht über all die Fragen erhaben zu sein, im Gegenteil! Glaube braucht den Zweifel, der den Glauben in uns erst wieder richtig zum Leuchten bringt. Wäre noch eine Sache: „Selig sind, die nicht sehen und doch glauben.“ Jesus spricht da kein „Aber“. Oder „Besser ist es“ vorneweg oder so. Glaube muss auch was sehen. Aber Jesus kann sich nicht immer so deutlich zeigen, wie er das damals bei Thomas tat. Wir müssen bereit werden ihn zu entdecken in den tausend Weisen, wie er uns begegnen will. Und manchmal auch Geduld aufbringen. Und dann plötzlich geschieht es: Wir wissen einfach, dass er uns hört, wenn wir beten. Ahnen, dass er da ist, wo immer wir gerade sind, wie einsam wir uns fühlen. Vertrauen, dass er unsere Wege führt und uns gute Gedanken gibt. Wissen, dass er unsere Zukunft ist und uns nichts von ihm trennen kann: Das können wir. Und manchmal begegnen uns Menschen wie Boten des Himmels, und wir wissen: die hat uns der liebe Gott geschickt. Und manchmal spüren wir selber: das genau ist der Weg, den mich Jesus jetzt führt. Solche Zeichen der Nähe schenkt uns Jesus. Nicht immer spüren wir das in gleicher Intensität. Manchmal zweifeln wir auch. Aber dann vertrau: Jesus ist längst auf dem Weg, um sich dir noch deutlicher zu zeigen. Höre nicht auf ihn darum zu bitten! Ich wünsche euch ein gesegnetes Wochenende!

 

Bleibt behütet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 17. April 2020

Erstellt: 17. April 2020

Freitag: Wieder einmal schwirrt mein Kopf von den vielen Nachrichten und Talkshows, die ich konsumiert habe... Manches kommt erst jetzt so richtig bei mir an: Große Konzerte und Fußballspiele wohl eher vor Sommer 2021 nicht... Eine Sommerurlaubsreise 2020 außerhalb des eigenen Bundeslandes eher unwahrscheinlich... Für einen Weihnachtsgottesdienst und Krippenspiel in gut gefüllten Kirchen in diesem Jahr sieht es ja momentan auch nicht wirklich gut aus... Es geht ja gar nicht mehr darum einfach den April oder Mai oder meinetwegen die Zeit bis zum Sommer zu überbrücken. Wir müssen in viel längeren Zeiträumen denken...

 

So lange kein Impfstoff da ist, muss die Distanz gehalten werden, und ein Impfstoff wird von den optimistischeren Fachleuten nicht vor Frühjahr 2021 erwartet... – Unsere Konfirmationen haben wir auf September verlegt, aber auch da stellen sich ja genug Fragen: wird der Zeitplan klappen? So eine Feier womöglich ohne die Großelterngeneration, ohne Gäste, die von weiter her anreisen dürfen, mit klaren Obergrenzen, wie viele Gäste überhaupt kommen dürfen. Da ist der Gottesdienst selber in unseren meist doch sehr großen Kirchen noch das kleinere Problem, das abstandsgerecht und mit passenden Hygienemaßnahmen zu lösen ist. – Aber vielleicht können wir diese Fragen momentan erst einmal aufschieben. Vor allem geht es erst einmal darum: halbwegs gut durchzukommen durch diese schwere Zeit. Einander im Blick zu behalten. Die zu sehen, die finanziell längst an Grenzen gestoßen sind wegen Kurzarbeitergeld oder des noch immer geschlossenen Betriebes. Die zu sehen, die nicht nur ein paar Wochen, sondern monatelang in vorderster Reihe und ständiger Anspannung und riesen Verantwortung stehen in der medizinischen Fürsorge, Pflege und Betreuung von Menschen. Die zu sehen, die krank oder gar im Sterben liegen - Nein, ich sehe noch keine Lösungen für so viele drängende Fragen. Aber dafür die Losung für heute, Freitag, 17.4. – genau fünf Wochen nach jenem Freitag, in dem erstmals von Schul- und Kindergartenschließungen bei uns die Rede war. Also, die Losung für heute: Sei mir ein starker Hort, dahin ich immer fliehen kann, der du zugesagt hast, mir zu helfen. Psalm 71,3.

 

Danke, Gott, für diesen Zuspruch an diesem Tag! – Und Ihr Lieben: bleibt behütet und gesegnet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 16. April 2020

Erstellt: 16. April 2020

Sieben Jahre war er fort. Als er in sein Haus zurückkehrte, sah er in seinem Garten die Nachbarskinder spielen und toben. Sofort verjagte er sie. Seine ungeheure Gestalt – er war ein Riese – half ihm dabei mit. Dann zog er eine hohe Mauer um sein Grundstück. Endlich hatte er Ruhe. Es war gerade Winter. Aber im Garten des Riesen blieb der Winter. Ohne Kinderlachen und spielende Kinder vor der Haustür kam kein Frühling, sang auch kein Vogel, erblühte im Garten des Riesens keine Blume, trug kein Baum eine Knospe. So fiel auch der Sommer und der Herbst aus. Es wurde wieder Winter. Und langsam fühlte sich der Riese ganz schön einsam.

 

Eines Tages hörte er einen Vogel singen. Der sang so schön! Bisher hatte der Riese nie etwas auf Vogelgezwitscher gegeben – aber nach so einer langen Stille tat der Gesang seinem Herzen gut. Er schaute nach draußen: da sah er die Nachbarskinder alle wieder in seinem Garten. Sie waren durch ein Loch in der Gartenmauer eingestiegen. Sie saßen und schaukelten auf seinen Bäumen, die alle zu blühen anfingen. Und ganz viele Blumen erwachten im Garten. Als der Riese in seinen Garten trat, liefen die Kinder sofort weg, weil sie Angst vor ihm hatten. Sofort kehrte der Winter in den Garten zurück. Nur in der Ecke stand ein kleiner Junge. Der war so klein, dass er nicht auf den Baum neben ihm alleine klettern konnte. Darum hatte dieser Baum auch noch keine Knospen angesetzt. Der Junge weinte und sah vor lauter Tränen den Riesen nicht kommen. Der aber hob ihn ganz behutsam hoch und setzte ihn in den Baum. Sofort fing der Baum zu blühen an, und der Junge schlang seine Arme um den Riesen um ihn zu küssen. Nun kehrten auch die anderen Kinder in den Garten zurück, und der Riese spielte mit ihnen und versprach, gleich am nächsten Tag werde er die Mauer um seinen Garten einreißen! Das tat er, und die Kinder kamen nun jeden Tag. Und mit ihnen kehrte das Leben und die Farben und die Jahreszeiten in den Garten zurück. Nur der kleine Junge blieb verschwunden, und als der Riese die anderen Kinder traurig nach dem Jungen fragte, konnte ihm kein Kind etwas zu dem Jungen sagen. So vergingen die Jahre, im Garten des Riesens tobten die Kinder, nur der Riese konnte irgendwann nicht mehr mitspielen, weil er alt geworden war, und sah von seinem Schaukelstuhl aus ihnen zu. Nur der kleine Junge, den vermisste er. Eines Wintermorgens sah er ihn wieder. Der Junge stand wie damals an dem Baum in der Ecke, und der war voll weißer Blüten mitten im Winter. Der Riese lief auf den Jungen zu. Da sah er, dass dieser verletzt war: er trug Wunden von Nägeln an seinen Handflächen und Füßen. Der Riese war bestürzt und wollte wissen, wer ihm das Leid zugefügt habe, er würde den Jungen sofort rächen – aber der Junge erklärt ihm, dass dies Wunden seiner Liebe seien. Und weil der Riese ihn, den kleinen Jungen, damals in seinem Garten habe spielen lassen, würde der Junge heute den Riesen mitnehmen in seinen eigenen Garten – und das sei das Paradies! Als die anderen Kinder an diesem Tag in den Garten des Riesen zum Spielen kamen, fanden sie den Riesen tot unter dem Baum ganz in der Ecke liegen. Aber merkwürdig: mitten im Winter war der Riese von vielen weißen Blütenblättern bedeckt! – So erzählt Oscar Wilde das Märchen von dem Selbstsüchtigen Riesen. Unser Chor-Mitsänger von Joyful Voices, Schauspieler Wolfgang Welter, hat dieses Märchen auf youtube so unnachahmlich schön vorgelesen und online gestellt, und ihr könnt es euch von ihm noch einmal ausführlich und wunderbar erzählen lassen!

 

Der eigensüchtige Riese, von Oscar Wilde – vorgelesen von Wolfgang Welter

 

Mich hat das Märchen sehr berührt: es erzählt von Kleinen, die das hartgewordene Herz eines Großen zum Schmelzen bringen. Davon, dass das Leben schön ist, wenn wir keine Mauern voreinander hochziehen. Dass sich jeder Mensch ändern kann. Dass Liebe, Lachen, Zutrauen auch ein hartes Herz erweichen kann. Dass einer jedem Menschen eine Chance gibt und ohne jedes Vorurteil auf jeden zugeht: das ist Jesus selber. Dass seine Wunden an Karfreitag Wunden der Liebe sind, weil er für uns oft genug so selbstsüchtige Menschen sein Leben dahingibt, für unsere Schuld bezahlt, mit Liebe auf jede Anfeindung antwortet. Und dass auch die kleinste Tat, die diese Welt ein wenig besser macht – wie die, als der Riese den Jungen in den Baum hochhebt – im Himmel Beachtung findet. Ein ganz aktuelles Märchen – nein, eine Aussage voll Glauben, auch für diese momentan so schwierige Zeit. Es geht nur gemeinsam. Es geht nur, wenn wir einander sehen. Das, was jede und jeder jetzt besonders braucht. Wir dürfen wissen, wie Jesus uns sieht mit all seiner Liebe. Und wie diese Liebe alles verändert!

 

Bleibt behütet und gesegnet!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 15. April 2020

Erstellt: 15. April 2020

Heute also werden wichtige Weichenstellungen erfolgen. Maßgebliche Politikerinnen und Politiker tagen - am Ende muss Bahnbrechendes herauskommen. Dass unsere gewählten Kommunal-, Landes- und Bundespolitikerinnen und -politiker systemrelevant sind, wie das heute ständig so heißt, ist ja unbestritten. Aber auch für sie ist für die Zeit nach der Krise mehr Wertschätzung zu wünschen. Dafür sind wir alle mit verantwortlich! Viel zu sehr hatten wir uns an Nachrichten von Übergriffen auf Kommunalpolitiker/innen gewöhnt und vielleicht selber mitgelacht wenn Presse, Internet oder Stammtisch sich höchst ungnädig der Landes- oder Bundespolitiker/innen annahm. Ich möchte gerade überhaupt nicht in ihrer Haut stecken. Was soll man jetzt tun?

 

Öffnungen sind dringend nötig für die Wirtschaft, für die Perspektiven von Menschen unter uns, denen ihr ganzes Einkommen weggebrochen ist. Aber welche Öffnungen sind mit dem Gesundheitsschutz zu vereinen? Wie steht es im Konflikt Datenschutz kontra Apps, die Ansteckungsketten aufzeigen können? Wahrung der Freiheitsrechte in Coronazeiten? Maskenpflicht, wenn noch immer ausreichend Schutzkleidung fehlt? Sind jetzt vordringlich die Grundschülerinnen und Grundschüler zu beschulen, weil ihre Betreuung daheim auf Dauer zur Belastung für Familien wird? Oder die älteren Schuljahrgänge, die auf Prüfungen und wichtige Abschlüsse zugehen und besser soziale Distanz halten können? Was ist mit Urlaubsreisen im Sommer oder Konzerte im Herbst? Heute Abend werden wir mehr wissen, und dann lasst uns vor allem medialen Bashing auf die Politik, die es sicher auch heute wieder nicht jedem von uns recht machen wird und wohl auch keinem von uns hundertprozentig recht machen kann, erst einmal unterstellen: da haben sich Menschen intensiv beraten lassen und bei ihren Entscheidungen viel bei gedacht! Gut, dass wir die haben, die bereit sind solche Verantwortung zu tragen, die Folgen haben wird und auch über Leben und Tod mit entscheidet. „Betet für die Regierenden und für alle, die Gewalt haben, damit wir in Ruhe und Frieden leben können, in Ehrfurcht vor Gott und in Rechtschaffenheit.“ (1. Timotheus 2,2 )

 

Kommt behütet durch diesen Tag!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 14. April 2020

Erstellt: 14. April 2020

Entschuldigt, heute morgen war hier ein Arbeitseinsatz, und ich hatte noch keinen Impuls geschrieben. Besondere Tage wirken nach: Osternacht in einer leeren Emmelsbüller Kirche, aber so engagiert von Küsterin Irene, Organist Kolle, Kirchengemeinderäten Volquart und Sigrid begleitet, und Tabea war auch mit. Doch, wir erlebten etwas von der Osterfreude, auch weil wir merkten: wir feiern nicht alleine für uns, sondern mit einer Gemeinde da draußen, die zugeschaltet ist oder im Lauf des Tages sich zuschaltet. Und Gott war dabei, bei jedem und jeder, egal, wie verstreut wir alle in unseren Stuben saßen!

Geistlicher Impuls für Karsamstag, den 11. April 2020

Erstellt: 11. April 2020

Stiller Samstag – so wird dieser Karsamstag, der ja noch gar kein Ostersamstag, auch genannt. Damals für die Jüngerinnen und Jünger Jesu war das so. Ganz still. Es war Passah und Sabbat, zwei Anlässe zum Feiern – aber sie hatten sich verkrochen. Gleichsam freiwillig in Quarantäne begeben. Sie wollten niemanden um sich haben. Sie mussten die Bilder verarbeiten: Jesus am Kreuz – und wer vielleicht bis zuletzt gehofft hatte, Gott selber würde doch noch etwas tun, irgendwie von oben herab eingreifen, und Jesus würde wirklich vom Kreuz herabsteigen können! Aber nichts geschah: ein Schrei. Und das war das Ende.

 

Sie hatten sich verkrochen, die Anhängerinnen und Anhänger Jesu. Sie hatten Angst. Sie warteten, bis der Sabbat vorbei geht. Sie suchten nach Plänen, was sie jetzt ohne Jesus machen sollten. In ihr altes Leben zurück, zu ihren Familien, die warteten, in ihre Berufe, die sie wie das Fischernetz am See Genezareth einfach so liegengelassen hatten? Schwer vorstellbar, nach allem, was sie mit Jesus erlebt hatten. Aber was blieb ihnen anderes übrig? Die beiden auf dem Weg nach Emmaus sind am Ostermorgen die ersten, die diesen Plan der Rückkehr beginnen umzusetzen … Aber sei nicht zu schnell mutlos: wenn dein Traum am Zerplatzen ist. Wenn es aussieht: als wäre es das gewesen. Gönne dir so einen Karsamstag lang Zeit. Berede alles mit deinem Herzen. Mit deinem Gott. Lass ihm noch Gelegenheit dir den entscheidenden Fingerzeig zu geben. Man kann nicht einfach so zurück in das, was war – wenn man mit so viel Hoffnung und Erwartung in etwas Neues aufgebrochen ist! Sei nicht zu schnell mutlos: wenn du auf ein Wunder hoffst, und es tritt nicht ein. Wunder brauchen manchmal etwas länger. Eine ehemalige Raupe kann schon mal monatelang in einem Kokon verharren, bis sie sich in den Schmetterling verwandelt hat. Lass dir und Gott die Zeit, bleib im Gespräch mit ihm und vertrau! Es wird eine Antwort geben! Am Ostermorgen ganz früh brachen Frauen auf um an Jesus das nachzuholen, für das am Freitag so kurz vor dem Anbruch des Sabbats keine Zeit mehr blieb: seinen toten Leib zu salben. Sie rechneten schon nicht mehr damit, dass sie das Wunder so schnell einholt! Gönnt euch diesen Karsamstag. Und vertraut! Und wer mag – dann sehen und hören wir uns morgen ab 6.00 Uhr online zur Feier der Osternacht in Emmelsbüll!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 9. April 2020

Erstellt: 09. April 2020

Heute Abend laden wir wieder zum Onlinegottesdienst an Gründonnerstag ein.

Für jetzt aber - ein Gebet Von meiner früheren Kurskollegin in der Pfalz, Marianne Wagner, Oberkirchenrätin der Pfälzischen Protestantischen Landeskirche, erhielt ich dieses Gebet eines guten Freundes von ihr, der Pastor in Beirut im Libanon ist.

Gebet von Habib Badr:

Liebender Gott, in diesen schwierigen und herausfordernden Zeiten erheben unser Herz und unseren Verstand zu Dir und suchen Deine Gegenwart unter uns,

hier im Libanon und im Nahen Osten, in Europa, in Amerika und Asien, in jeder Ecke des Planeten, die du, Gott, erschaffen hast.

Gerade heute suchen wir nicht nur Deine Anwesenheit.

 

Wir bitten auch um Deine Heilkraft und Deine Stärke für die Opfer des Corona-Virus.

Hilf den Wissenschaftlern dieses Planeten, das Heilmittel zu finden für diese Pest, unter der seine Bewohner leiden.

Wir vertrauen Dir wie unsere Vorfahren als sie Krankheit und Pest ausgesetzt waren.

Und wir bitten Dich jetzt besonders, bei den Ärzten und Krankenschwestern zu sein, die ihre Gesundheit und ihr Leben riskieren, um Kranke zu behandeln.

Wir glauben, dass Jesus Christus in seiner Auferstehung hinweg genommen hat den Stachel des Todes und die Macht aller dunklen Mächte, einschließlich des Stachels dieses Virus.

Während wir uns auf die Feier der Auferstehung Christi an diesem Sonntag vorbereiten, brauchen wir Dich, um uns daran zu erinnern, dass unser Leiden und unser Schmerz, unsere Einsamkeit und selbst auferlegte Quarantäne nicht mit dem Leiden Christi am Kreuz zu vergleichen ist.

Obwohl wir jetzt im Tal des Todesschattens wandeln, brauchen wir kein Übel zu fürchten, denn wir sind sicher, dass Jesus Christus der Herr des Lebens ist und dass du, unser Gott und Vater, in Ihm die ganze Welt geliebt hast.

Vater, Sohn und Heiliger Geist: höre unsere Gebete und erbarme dich unser.

 

Seid herzlich gegrüßt!

Geistlicher Impuls für den 8. April 2020

Erstellt: 08. April 2020

Ostern muss man suchen gehen! Ja, bei den Ostereiern ist das so – das gehörte dazu, die müssen gesucht werden. Auch in diesem Jahr. Gewiss, unsere Kinder sind schon längst Teens und ziemlich ausgewachsen, aber ein wenig Ostereier-Verstecken im Garten muss sein! Und ich freue mich auch jedes Jahr, wenn so ein Osternestchen mit süßem Inhalt nicht einfach schon fertig am Frühstückstisch steht, sondern erst einmal in Schränken, Kommoden oder draußen im Gartenhüttchen oder irgendwo gesucht werden muss … Was man bei so einer Suche alles findet, was ich schon lange vermisst hatte: ihr glaubt es nicht! Wobei meine Kinder mitunter da schon sehr gemeine Ideen hatten, um meinen Suchprozess in die Länge zu ziehen. Wichtig ist jedenfalls, dass ich vorher den Spaten verstecke, sonst muss ich noch den ganzen Garten umgraben auf der Suche … Also, zu Ostern gehört das Suchen.

 

Allerdings in diesem Jahr scheint es so, als müsste man auch in unseren Dörfern erst sehr genau suchen und hinschauen um Spuren von Ostern zu entdecken. Oder wie ergeht es euch? Täuscht es, oder hingen im letzten Jahr nicht weitaus früher in den meisten Gärten schon bunte Ostereier an Sträuchern, fand sich allerhand österliche Deko draußen vor dem Haus, das jeden, der zu Fuß oder mit Fahrrad, Inlinern oder Auto unterwegs war, erinnerte: Bald ist Ostern? Als wir gestern mit Helgas Seebrisebus durch die Dörfer kamen, fanden wir nur sehr vereinzelt solchen österlichen Schmuck. Fast so, als hätten wir uns im Kalender geirrt. Oder, schlimmer noch: als würde Ostern in diesem Jahr ausfallen! Aber das darf es nun wirklich nicht! In dieser Zeit, wo alles schon so schwer ist: brauchen wir die Botschaft: Ostern kommt. Wir brauchen dieses Fest, das uns erinnert, dass viel mehr möglich ist, als wir im Leben oft denken. Wie die Sträucher jetzt alle wieder so bunt werden, dabei sah es vor paar Wochen noch so aus, als würden sie für immer wie abgestorben da stehen. Wie die ersten Hummeln um uns fliegen. Und wie die Vögel so laut und fröhlich zwitschern am Morgen: das Leben ist zurück! Wir brauchen auch den, der uns sagt: Moment mal. Jeden Tag hört ihr Zahlen von Erkrankten und Verstorbenen. Aber für mich hat jede Zahl ein Gesicht, und ich lasse niemanden allein. Und vertraut: auch Corona wird nicht das letzte Wort behalten in der Weltgeschichte. Nöte, Katastrophen kommen und gehen, und wenn sie da sind, ist es schrecklich. Aber ich bin der Herr aller Zeit und Ewigkeit. Ich bin stärker. Ich war da, bevor alles begann, und ich werde noch da sein, wenn alles andere längst vergangen ist. Ich bin der, der bei dir bleibt, in den guten und in den schweren Zeiten! Wir brauchen das Kreuz und Jesus am Kreuz, der uns zeigt, dass niemand im Leid von Gott vergessen ist. Und wir brauchen Ostern und das leere Grab und jemand, der uns zuruft: Der Tod ist besiegt. Gott ist stärker. Wir brauchen den, der sagt: „Ich bin das A und das O, Anfang und Ende.“ Wir brauchen den, der uns zuruft: „Euer Herz soll sich wieder freuen können!“ – Und darum brauchen wir dieses Jahr erst recht allen Osterschmuck, der verfügbar ist, bunte Eier im Garten, ein paar lustige Tonhäschen auf der Fensterbank, ein paar bunte Schleifen oder Gänse aus Porzellan, schön oder kitschig, Hauptsache, wir werden erinnert: Ostern steht vor der Tür. Ostern ist wert gefeiert zu werden. Und wenn wir nur in der Familie Eier suchen können. Wenn wir den Großeltern nur über Skype oder vor ihrem Fenster zuwinken können. Wenn wir mit den Nachbarn einfach mit einem Glas Sekt in der Hand zuprosten. Und wenn beim Glockenläuten da, wo wir sind, ein Vaterunser mitsprechen oder in den Himmel schauen. Ostern will gefeiert werden. Gerade unbedingt auch in diesem Jahr!

 

Euer Pastor Gerald

 

P.S. Hier habe ich in der Dorfstraße in Emmelsbüll aber dann doch Osterschmuck entdeckt - Ratespiel: wo ist das?

 

Dorfstraße in Emmelsbüll

Geistlicher Impuls für den 7. April 2020

Erstellt: 07. April 2020

Der Impuls für heute stammt wieder von Pfarrer Günter Hirt, Horsbüll, Pfr.i.R. und noch immer sehr aktiv in der katholischen Kirche und zugleich Begründer und Begleiter der Uganda-Lebenshaus-Arbeit:

 

„Wieder eine Nacht umsonst geplant und am Computer verbracht statt im Bett!“ so klagte kürzlich ein Ingenieur, der für das Uganda-Lebenshaus unentgeltlich Pläne für die zukunfts-trächtige Außenküche skizzierte. Dann die Nachricht, dass bestehende Bauteile nicht standhielten und alles wieder umgeplant werden müsse. Frustrierend! Umsonst? Nein, wenn wir vom Anliegen brennen, dass geholfen werden kann und muss. Wie viele Menschen planen für die Rettung aus der jetzigen Pandemie, wie viele Politiker wollen dem Drängen aus der Bevölkerung nachgeben und endlich Entwarnung geben zu all den Einschränkungen.

 

Pläne gibt es viele und Gott sei Dank auch viele Hoffnungszeichen aus der Medizin-Wissenschaft. Umdenken und Geduld bleiben gefragt. Ein mich beschämendes Beispiel eines jungen Mannes aus dem Buschland von Uganda, dessen Lebensweg auch durch die konkreten Spenden aus den Kirchengemeinden Emmelsbüll-Neugalmsbüll, Horsbüll und Klanxbüll wesentlich getragen wurde. Ab April sollte er für drei Monate ein heiß ersehntes und von mir versprochenes Praktikum mit Spezialkursen in Elektrotechnik in Deutschland machen, was nun den Coronavorsichts-maßnahmen zum Opfer fiel. Wie sollte ich ihm das erklären und ihn trösten, nachdem er in monatelangem Ringen endlich das passende Visum der deutschen Botschaft erhalten und den Flug gebucht hatte?

 

Mein Mailbetreff lautete: „Unsere Planung ist durch Corona zerstört.“ – Nach wenigen Tagen seine Antwort: „Wenn unsere Pläne auch Gottes Pläne waren, wird Gott auch weiter helfen. Sein Plan ist doch entscheidend, denn Gott will nichts als unser Heil. Ich hoffe und vertraue weiter.“ So belehrt ein einfacher junger Mann den Pfarrer. – Schauen wir in den Kartagen auf Jesu Leidensweg, wie dieser zum Heilsweg wird. Nein, Gott hat gewiss nicht das Leiden für seinen Sohn geplant. Aber ER hat seinen Sohn ganz und vorbehaltlos für die Menschheit hingegeben. Umsonst? Blieb Jesu Gebet am Ölberg und am Kreuz beim Vater ungehört? Bleiben die vielen Gebete aus der Not der Flüchtlinge, der Entrechteten und Niedergehaltenen unerhört? Alles Mühen umsonst? Nein und nochmals nein, wenn ich akzeptieren kann, dass am Ende nicht Tod steht sondern Leben. Wenn OSTERN nicht bloßes Frühlingsfest bleibt sondern hineinführt in die eigene Zukunft des erfüllten Lebens, in das Jesus uns allen voranging, dann wird „Gottes Plan Realität“. – Und ER bleibt uns nahe und schenkt unplanbare aber echte Verheißung von Zukunft, weil Gott dahinter steht und lenkt.

 

Solchen Glauben und Erfahrung wünscht Euch allen Euer Günter Hirt, Pfr.i.R.

Geistlicher Impuls für den 6. April 2020

Kirche

Erstellt: 06. April 2020

Gestern hat die eigentliche Karwoche begonnen. Die „stille Woche“ wird sie gerne genannt – aber dass sie so still wird, hätten wir alle vor einem Monat wohl noch nicht erwartet! Da wird man schon ganz schön sehnsuchtsvoll, wenn in den leeren Kirchen die Geschichte vom Einzug Jesu in Jerusalem gelesen wird: Menschen dicht an dicht gedrängt, jubelnd und feiernd. Jesus zum Greifen nahe. Keine Abstandsregeln. Keine Mengenbegrenzungen! Wer wollte, durfte herbeilaufen und diesen Einzug erleben.

 

Und einmal mehr wurde mir bewusst, was wir für einen wunderbaren Gott verkündigen dürfen: Gott, der keinen Abstand hält. Keinen Gott der Philosophen, der irgendwo in den Weiten des Universums thront, sondern Gott – ganz nahe. Zum Greifen nahe.

 

Was war das für ein Moment: vom Ölberg aus auf die heilige Stadt zu sehen! Mit einem Glas Rotwein ließ unser jüdischer Reiseführer uns an diesem denkwürdigen Ort anstoßen. Und dann zogen wir wie damals Jesus über das grobe Straßenpflaster hinunter Richtung Stadttor. Da stand er in einer Ecke – ein Mann mit einem Esel, der uns fröhlich zuwinkte und auf die Kinder deutete. Einmal aufsitzen, und dann ein Foto machen. Irgendwie gehörte es in diesem Moment für mich dazu! Es war Herbst, und die Straßen gut belebt, aber nicht übervoll mit Touristen. Jeder Schritt war für mich irgendwie bedeutungsvoll, und es war so ein Gefühl, als wäre man wirklich auf diesem Weg Jesus besonders nahe: Hier ist er schon entlanggekommen! Mit welchen Gedanken war er damals erfüllt? Genoss er den Augenblick, von so vielen Menschen umgeben? Sah er schon alles vor Augen, was ihm bald widerfahren würde, bis hin zur Kreuzigung? Spürte er in der Menge die Einsamkeit, die sich seiner bald bemächtigen würde, wenn die Jubler auf einmal umschwenken und „Kreuzige ihn“ brüllen und die engsten Freunde sich verkrümeln? Vorbei kamen wir an einer Kirche „Dominus flevit“, zu deutsch „Der Herr weint“. Sie ist wirklich geformt wie eine große Träne: an der Stelle soll Jesus nach Bibelüberlieferung über die Stadt Jerusalem und alles, was ihr noch bevorsteht in ihrer wechselvollen Geschichte, Tränen vergossen haben.

jüdischer Reiseführer

 

Jerusalem

Mich hat diese Geschichte besonders berührt: da sonnt sich Jesus nicht in dem Jubel der Menge, und er bleibt auch nicht bei sich im Bewusstsein seines eigenen bevorstehenden Endes, sondern er sorgt sich um andere und fühlt mit ihrem Schicksal mit. Wie so viele jetzt, die sich einsetzen für andere, die sich gar nicht so sorgen sich selber anzustecken, sondern die einfach nur die Menschen sehen, für die sie da sein wollen. Sie wollen nicht Helden genannt werden. Sie wollen einfach nur ihren Dienst gut tun können! So wie Jesus nicht König oder Heiland oder Messias gerufen werden wollte. Er wollte ganz und gar da sein für die Menschen. Bis zuletzt. – Sie ist stiller als sonst, diese Karwoche. Aber Jesus zieht auch durch leere Straßen, kommt zu denen, die ganz alleine irgendwo sind und möchte nur eines: in unsere Herzen einziehen. Uns spüren lassen: er fühlt mit. Und wenn wir genau hinhören, spüren wir, wie er sagt: „Ich bin doch bei dir! Alle Tage! Bis ans Ende der Welt!“

 

Eine gesegnete Karwoche, bleibt behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 4. April 2020

Hoffnungsstein

Erstellt: 04. April 2020

Luise vom Christinenhof in Galmsbüll hat ihn gemalt – den ersten Hoffnungsstein, von dem ich vorgestern ein Foto erhalten habe! Ein wunderschön gestalteter Stein, rot bemalt mit einer weißen, leuchtenden Blume darauf. Luise hat mitgemacht bei einer Aktion, zu der wir von den Kirchengemeinden der Vier Bülls jetzt gerade in unserem kleinen Osterbrief, der in diesen Tagen in alle Haushalte verteilt wird, aufgerufen haben. Es ist die Aktion „Ostersteine“ oder „Hoffnung hamstern“, entwickelt von der Fachstelle „Kirche im Dialog“ unserer Nordkirche. Die Idee ist ganz einfach: in der Zeit bis Ostern einen Stein suchen, ihn anmalen mit einem Hoffnungs- oder Ostermotiv, und wenn man sich denn von diesem Stein dann trennen kann, ihn irgendwo hinlegen: an einen Wegrand, an einen Gartenzaun, auf einem Platz, so dass er gefunden und von dem Finder oder der Finderin mit nach Hause genommen werden kann. Damit bringen wir etwas Hoffnung und Freude in die Häuser, so die Idee dahinter. Und das ist in diesen Corona-Tagen bestimmt besonders wichtig.

 

Man kann die Steine auch noch mit dem Hashtag: #stärkeralsdertod versehen und ein Foto dieses Steines auf einer Facebookseite laden. Ich bat einfach alle Kinder, die mitmachen und auch alle Menschen, die vielleicht hier in der Nähe so einen Hoffnungsstein finden und mit nach Hause nehmen, das Foto dieses Steines mir per Email zu schicken, so dass wir die bunten Steine auf unserer Homepage veröffentlichen können. Unter allen Teilnehmenden wollen wir dann nach Ostern noch ein paar Preise verlosen. – Luise hat mitgemacht und einen wunderschönen Stein bemalt. Mir hast du, Luise, damit schon eine große Freude gemacht, und dafür hab schon einmal ganz herzlichen Dank! Gestern kamen zwei weitere Bilder von Steinen an – Kinder vom Hoddebülldeich haben sie wunderschön bemalt! Und vielleicht machen ja auch noch andere mit, Große oder Kleine, begnadete Künstler oder eher solche Wenig-Könner mit Farbe und Pinsel wie ich: das spielt nämlich gar keine Rolle. Aus einem kalten Stein ein Kunstwerk machen und mit ihm etwas Farbe in die Landschaft bringen: das können alle! Malt doch einfach darauf, was euch in diesen Corona-Zeiten so kurz vor Ostern Hoffnung macht! Blumen, die gerade jetzt im Frühjahr vom Leben, das neu erwacht, erzählen: das ist schon eine super Idee, die Luise da hatte! Oder bunte Farben wie der Regenbogen! – In der Ostergeschichte ist es ein ganz großer Stein, der eine der Hauptrollen spielt: der Stein vor Jesu Felsengrab. Am Ostermorgen ist der auf einmal weggerollt, und die Frauen entdecken, dass das Grab leer ist. Und dann steht ihnen Jesus gegenüber. Sie erkennen ihn gar nicht gleich: aber an seiner Stimme, da merken sie: er ist es wirklich! In anderer Gestalt und doch: Jesus. Er ist wirklich auferstanden und lebt! Damit ist so viel Hoffnung in ihr Leben zurückgekehrt, denn sie wissen: Jesus wird sie nie mehr verlassen. Auch wenn sie ihn nicht mehr so wie vorher sehen können: in seinem Wort, mit seiner Liebe ist er immer da. – Dass Steine, die unseren Hoffnungen im Weg liegen, wegrollen und wir wieder hoffen können, das wünsche ich uns allen! Und wenn die Lage noch so verzweifelt aussieht. Ostern ist das Fest, das uns erinnert: alles ist möglich. Das Leben soll siegen. Und Hoffnung niemals einfach ins Leere laufen! Jesus ist da! – Steht diese Zeit gut durch, bleibt behütet – und wenn ihr Zeit habt, und viele haben momentan ja mehr als sonst davon: dann bemalt doch einfach einen Stein, legt ihn irgendwo ab und schenkt damit etwas Hoffnung!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 3. April 2020

Online Abendmahl

Erstellt: 03. April 2020

Darf Abendmahl auch „Online“ gefeiert werden? Das heißt also: ein Gottesdienst wird live gestreamt und in die Häuser übertragen, und dort sitzen Menschen zusammen, haben Wein oder Traubensaft und Brot auf dem Tisch stehen, und nachdem der Priester oder Pastor via Bildschirm aus der Kirche die Einsetzungsworte gesprochen und die Abendmahlsliturgie gefeiert hat, reichen sich die zu Hause vor dem Bildschirm versammelten Menschen gegenseitig Brot und Kelch, sagen vielleicht noch: „Christi Leib für dich gegeben, Christi Blut für dich vergossen“ oder, einfacher: „Von Jesus: für dich!“ – und feiern vollgültig das Abendmahl zu Hause mit. Es wäre eine Chance gewesen in diesen einschneidend besonderen Zeiten momentan, in denen Kirchen für Gläubige verschlossen, öffentliche Gottesdienste nicht möglich sind, aber seelische Not und Herzensangst wächst: wenn in diesem Jahr diese bisher nicht übliche Form des Abendmahls von Kirchenleitungen als legitim und möglich abgesegnet worden wäre!

 

Es ist das „Heilmittel für die Unsterblichkeit“, so hat Athanasius vom Abendmahl geschwärmt. Ja, es macht uns Gottes Nähe spürbar und schmeckbar, und es kann eine Hausgemeinschaft, die momentan so viel miteinander auszuhalten hat, wenn man auf engstem Raum zusammenwohnt, sehr stärken: wenn man sich gegenseitig Brot und Wein reicht und darin Gottes Liebe erfährt. Ja, gewiss, normalerweise feiern wir Abendmahl in der Kirche. Normalerweise sollte diese Feier eine ordinierte Person anleiten – und zwar nicht, weil nur die das kann oder den heißeren Draht zum Himmel hat, sondern, weil Luther Sorge hatte, dass sonst ein Durcheinander und Wildwuchs Raum greift, wenn jeder Abendmahl nach Gutdünken mal schnell daheim feiern kann. Aber in diesem Jahr, wo wir alle nicht als Gemeinde zu Gottesdiensten zusammenkommen dürfen in der Karwoche: da gab es das Bedürfnis von Gemeinden vor Ort, zu so einer Abendmahlsfeier „Online“ einzuladen. – Ich kenne Menschen, die haben fast ihr ganzes Leben immer vor Ostern Abendmahl mitgefeiert, ihnen bedeutet dieses Mahl unendlich viel. Und dieses Jahr, wo ohnehin alles so schwer ist, so viele Sorgen drücken und Menschen in unserer Gemeinde so Schweres erleben: berufliche Sorgen, Menschen in Pflegeheimen, die nicht besucht werden können, Beerdigungen, die nur im kleinsten Kreis vor der Kirche stattfinden dürfen undundund – es hätte gut getan, wenigstens online oder im Rahmen des Fernsehgottesdienstes Abendmahl daheim einfach mitzufeiern! Nun hat es die Nordkirche in einem bischöflichen Schreiben uns Pastorinnen und Pastoren ausdrücklich: ausgeredet. Wir sollen uns solidarisch zeigen miteinander und gemeinsam auf das Abendmahl in der Kar- und Osterwoche verzichten. Das Wort „Verzichten“ kennen wir in diesen Corona-Zeiten ganz besonders! Es gibt gute theologische Gründe dafür, ich weiß. Und im übrigen auch ökumenische Gründe – wenn die Evangelischen dürfen, oder die Norden nur und die im Süden nicht, und die Katholischen nicht, ist das auch nicht schön! Niemand hat sich diese Entscheidung leicht gemacht. Von Jesus erfahren wir, dass er immer wieder Wege gefunden hat Regeln, wo sie der Hilfe am Nächsten und der Liebe im Weg stehen, zu durchbrechen. Es wäre in diesen besonderen Zeiten ein besonderes Zeichen gewesen. Und auch ein Zutrauen an die Gläubigen: mit großer Hingabe und allem Ernst so ein vollgültiges Abendmahl zu Hause mitzufeiern!– Nun haben wir trotzdem, und dazu lädt auch unsere Kirchenleitung ausdrücklich ein: die Möglichkeit zu einem Agapemahl. Agapemahl heißt: Liebesmahl und ist – ja, theologisch nicht so hoch gehängt wie das „Abendmahl“ als Sakrament, aber eben doch ein Mahl der Gemeinschaft miteinander und ein Mahl der Verbundenheit mit Jesus.

 

Und so lade ich euch gerne ein: wenn wir am Gründonnerstag unseren Gottesdienst live streamen, einfach um 19.00 Uhr daheim am Tisch zu sitzen, vielleicht mit dem ganz normalen Abendbrot, und dabei Brot und vielleicht Trauben und Saft bereit zu halten. Und dann auch zu essen, daheim vor dem Bildschirm, und an Jesus zu denken und auf die Orgel zu lauschen und mit zu beten. Das könnt ihr übrigens auch ohne Online-Gottesdienst und auch zu einer anderen Uhrzeit. Wenn ihr zusammensitzt und esst und trinkt: denkt an Jesus. An sein letztes Mahl mit den Freunden an besagtem Donnerstag. Reicht euch Brot. Sagt euch die Worte: „Von Jesus für dich.“ Betet leise oder laut. Hört auf sein Wort. Und Jesus wird in eurer Stube sein. Ganz nahe! Ganz bestimmt! Und ihr werdet es auch schmecken! Dagegen hat keine Kirchenleitung auf der Welt etwas. Jesus würde es auch nicht hindern! Er kommt zu euch! Wie er jetzt schon da ist, wenn ihr betet und an ihn denkt. Also dann eben kein Abendmahl, aber eben ein Agapemahl! Das ist doch ein Kompromiss! Ich freue mich schon auf die Mahlzeit – mit euch! Und mit Jesus!

Abendmahl

 

Bleibt behütet! Euer Gerald

Geistlicher Impuls für den 2. April 2020

Erstellt: 02. April 2020

Es hat mir gestern schon etwas gefehlt. Als wir am Essenstisch saßen – da kamen nicht einmal meine Mädels in diesem Jahr auf die Idee mir von einem großen Kaffeefleck auf dem Hemd oder irgendeiner Spinne auf dem Kopf etwas zu erzählen, um dann „April, April“ zu rufen. Oder als ich in der Zeitung las – da findet man doch jedes Jahr irgendwo versteckt eine merkwürdige oder witzige Meldung, die sich dann als Aprilscherz herausstellt. In diesem Jahr: nichts. In diesem Jahr traut sich kaum jemand – die Lage ist wirklich ernst bei uns und in der Welt, in Zeiten der Pandemie. Dabei hätte es Meldungen geben können: Sommerferien fallen aus – Kultusministerin von Schleswig-Holstein streicht die Sommerferien, damit die verlorenen Schulstunden nachgeholt werden können und weitere Ansteckungsgefahren wegen möglicher Urlaubsreisen vermieden werden.

 

Oder: Bundesliga-Saison wird nicht fortgesetzt. Die DFL entschied in diesem Jahr Meister- und Abstiegsplätze auszuwürfeln. Oder: Die großen Kirchen beschließen: Ostern wird in diesem Jahr zusammen mit Weihnachten gefeiert – Die Schokoladenindustrie reagiert erfreut: dann müssten Schokoosterhasen vor Weihnachten nicht extra mühsam in Nikoläuse umgeschmolzen werden! – Was hätte es für verrückte Nachrichten geben können. Aber es gab fast nichts. Man mag das dem Ernst der Lage durchaus angemessen empfinden. Allerdings – ich weiß nicht, wie es euch geht: wir brauchen in so ernsten Lagen doch gerade auch immer mal etwas zum Schmunzeln, oder? Ja, manchmal kann ich die vielen Talkshows abends im Fernsehen, die sich immer rund um Corona drehen, nicht mehr ertragen und brauch dann was anderes: Comedy oder meinetwegen auch kultische Schlagermusik oder irgendeine Castingshow, einfach nur um mal was anderes zu hören und zu sehen. Und wir brauchen auch etwas zum Lachen. Jesus konnte das. Das glaube ich fest: Menschen zum Lachen bringen. Wenn er Kinder „herzt“, wie es in der Bibel heißt: dann muss er dabei gestrahlt haben. Oder so viele Gleichnisse erzählen von der Freude: über eine gefundene Münze oder den heimgekehrten Sohn. Manche der Bildworte, die Jesus verwendet, sind, ich denke, ganz bewusst auch komisch gewählt: das Kamel, das eher durch ein Nadelöhr kommt als ein Reicher in den Himmel. Was für eine grandiose Vorstellung, sich so ein Kamel durch ein Nadelöhr zwängen zu sehen! Eine sehr ernste Botschaft, aber doch eben auch mit einem Augenzwinkern garniert, das den Worten dennoch nichts von ihrer Schärfe nimmt. Und wenn Jesus auf Feiern und Festen anzutreffen ist, und davon berichtet die Bibel ja des öfteren, und sogar dafür sorgt, dass auf einer Hochzeit der Wein nicht ausgeht: dann kann ich mir Jesus ohne Anflug von Heiterkeit und Humor nicht vorstellen. – Und gestern - musste ich lachen mit der Frau, der ich einen Brief aushändigen wollte, und wir deuteten beide an: 2 Meter Abstand halten, das wird jetzt schwierig. Da erlebe ich die Freundlichkeit der Kassiererin, die in allem Stress und mancher Sorge sich irgendwo anstecken zu können, einem mit strahlendem Lächeln einen schönen Feierabend wünscht. Da schickt mir jemand über Whatsapp einen netten Gruß und eine witzige Animation. Solche Momente tun jetzt ganz besonders gut! – Stellt euch vor, wenn dann irgendwann nach Ostern die Bundeskanzlerin verkündet: „Die aktuellen Zahlen des Robert-Koch-Institutes geben Anlass zur Hoffnung. Ab morgen gilt: Die Geschäfte können wieder öffnen! Die Restaurants auch. Kinder können wieder in die Kitas und in die Schulen. Haltet noch etwas Abstand, desinfiziert die Hände, und keine Versammlungen über 50 Leute. Das wird wenigstens für die meisten Gottesdienste kein Problem sein! Wir schaffen das!“ – Und all das geschähe vielleicht noch im April und wäre doch kein Aprilscherz! Na, träumen darf man doch!

Kommt gut behütet durch die Zeit!

 

Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 1. April 2020

Regenbogen

Erstellt: 01. April 2020

Ich habe ihn gestern gesichtet. Den ersten Regenbogen. Wie, fragt ihr vielleicht etwas überrascht, gestern gab es doch keinen Regen und so auch keinen Regenbogen, was soll das denn? Doch, in der Dorfstraße in Emmelsbüll gibt es einen, am Mathildenhof: ein großer, schöner Regenbogen ist da zu sehen, der auch nachts nicht verschwindet. Von Kinderhänden liebevoll gestaltet. Er ist Teil einer weltweiten Aktion anlässlich der Coronakrise und soll unterstreichen: Wir bleiben zu Hause. In Italien ist diese Aktion entstanden. Regenbogen werden gemalt: damit Kinder eine Aufgabe haben, und damit sie, wenn sie mal draußen unterwegs sind, an anderen Häusern erkennen, dass da auch Kinder sind, die jetzt viel Zeit zu Hause verbringen müssen.

 

Regenbogen, auf Papier gemalt und an Fenstern oder Türen oder Häusern aufgehängt, gibt es inzwischen genauso in England oder Afrika oder den USA oder Australien. Der Regenbogen ist ein altes Hoffnungszeichen. Die Bibel erzählt von einer großen Sintflut, die die Erde erschüttert hatte und in der viele Menschen und Tiere in den Wassermassen gestorben waren. Nur Noah, den Gott rechtzeitig ein riesen Schiff bauen ließ, und Noahs Familie und die Tiere, die Noah in die Arche mit hineingenommen hatte, konnten die Flut überleben. Als am Ende alles überstanden war und alle Lebewesen die Arche wieder verlassen konnten, da malte Gott an den Himmel einen großen Regenbogen und versprach: „Niemals will ich mehr eine Flut schicken und Leben zerstören, selbst wenn die Menschen mich enttäuschen.“ Der Regenbogen wurde zum großen Hoffnungszeichen, dass das Leben weitergehen soll, auch in schweren Zeiten, weil Gott selber für das Leben und für uns einsteht mit seiner Hilfe. Damit ein Regenbogen entsteht, braucht es Regen und Sonne. Beides. Das ist Hoffnung, die Gott uns schenkt: dass, wenn es stürmt und regnet und dunkel um uns wird, irgendwann auch wieder die Sonne herauskommen wird hinter den Wolken. Und dann gibt es oft diesen atemberaubend schönen Regenbogen. Momentan ist sie für viele nicht zu entdecken, die Sonne, und das Leben eher von Sturm und Regen erschüttert. Menschen, die an Corona erkrankt sind und in Quarantäne müssen oder sogar um ihr Leben kämpfen. Großeltern, die ihren Enkeln nicht nahe kommen dürfen und umgekehrt. Menschen, die um ihre berufliche Existenz fürchten, weil das gesellschaftliche Leben so heruntergefahren ist. Ärzte und Schwestern und Pfleger, die bis über die Grenzen ihrer Kraft ankämpfen gegen das Virus. Menschen, die noch gar nicht wissen, wie sie in diesem Jahr das Abitur schreiben sollen oder wann sie konfirmiert werden können und wie überhaupt alles weitergeht. So wie es jetzt ist, soll es nicht bleiben. Die Sonne soll wieder scheinen! Vergesst das nicht! Und: Gott ist es nicht, der uns diese Katastrophe einfach schickt und uns damit allein lässt, sondern er ist es, der das Leben will, der uns allen helfen will, diese schwere Zeit zu bestehen und darauf zu vertrauen, dass wieder bessere Zeiten kommen. Wie könnten wir daran besser erinnert werden als durch ein paar Regenbögen, von Kinderhand gemalt, die an Fenstern oder Türen oder Häusern oder Bäumen unserer Dörfer hängen und uns zeigen: Das Leben ist bunt und schön. Wir müssen jetzt durchhalten. Wir halten alle zusammen. Und verlieren nicht die Hoffnung. Gott will uns dabei helfen! Also: Bleibt gut behütet – und wenn ihr Zeit habt, ihr Ältere oder Jüngere, malt doch auch einen Regenbogen und hängt ihn auf, sichtbar irgendwo bei euch daheim, als Zeichen der Hoffnung für uns alle! Und wen ihr auch einen Regenbogen seht - schreibt uns doch mal! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 31. März 2020

Erstellt: 31. März 2020

Heute war unsere Rückfahrt geplant. Vier Tage Konfirmandenfreizeit in Bremerhaven. Die Abschlussfahrt nach einem Jahr gemeinsamem Unterricht sollte es werden, Bremerhaven haben sich die Jugendlichen selber als Ziel ausgesucht. Das Klimahaus wollten wir besuchen, einen Blick ins Auswandererhaus werfen, freie Zeit genießen, einen Gottesdienst in Bremerhaven erleben, eine Hafenrundfahrt machen und einfach auch ganz viel Spaß haben, vier Wochen vor dem geplanten Vorstellungsgottesdienst und den im Mai dann folgenden Konfirmationen. Seit Anfang März 2020 ist alles anders. Die Freizeit mussten wir absagen. Die letzten Proben für den Vorstellungsgottesdienst konnten alle nicht mehr stattfinden. Für die Konfirmationen im Mai haben wir nun Ausweichtermine im September gefunden.

 

Ob bis dahin groß gefeiert werden kann und vor allem auch Jung und Alt, Großeltern und Enkel wieder zusammenkommen dürfen? Und ob wir noch eine Abschlussfahrt hinbekommen – wer kann das jetzt schon sagen?! – Aber die Zuversicht wollen wir uns nicht nehmen lassen. Überhaupt, liebe Konfis, jetzt rede ich euch mal direkt an: ihr habt das alles tapfer und mit Fassung getragen. Ein Jahr lang habt ihr euch auf eure Konfirmation gefreut, und für die Maitermine gab es sogar Gäste, die mit dem Flieger von weit her anreisen wollten und alles schon gebucht hatten. Und natürlich sollte die Freizeit auch noch mal einen richtig schönen Abschluss darstellen. Und jetzt die ganze Unsicherheit, wann es weitergeht, das ist auch für euch nervig! Aber es gibt immer einen Weg, der weiterführt, und Gott wird ihn uns zeigen. Ihr werdet euren Kindern oder Enkelkindern etwas zu erzählen haben, wenn ihr später einmal auf eure Konfirmation zu sprechen kommen werdet: „Das war damals, wo eine riesige Pandemie in Deutschland wütete, ihr könnt euch das gar nicht vorstellen, und wir konnten wochenlang keine Unterschriften für Gottesdienste sammeln, weil es keine Gottesdienste gab!“ Und hoffentlich werden euch eure Kinder dann mit großen Augen anschauen und sich das gar nicht vorstellen können – ja, hoffentlich müssen wir eine solche Pandemie nicht noch mal erleben! Aber wenn ihr dann endlich konfirmiert werdet: dann sollt ihr auch richtig feiern. Und vielleicht wird alles in diesem Jahr einen höheren Stellenwert haben: dass Gäste kommen können, dass wir in der Kirche sitzen, dass ihr feiern könnt, dass es Geschenke gibt, dass wir so steril wie möglich und doch irgendwie Abendmahl empfangen und ihr beim Segen Hände auf eurem Kopf spürt, die euch Gottes Fürsorge zusprechen. Und dass euch eure Familie mal drücken darf, weil sie so stolz auf euch sind! All das werdet ihr in diesem Jahr vielleicht als etwas viel Besonderes erleben als andere Jahrgänge vor euch! Und ich werde nicht vergessen, wie wir zweimal Unterricht nur über WhatsApp mit kleinen Aufgaben gemacht haben. Und wie wir in den Osterferien wenige Wochen vor der eigentlichen Konfirmation immer noch nicht wussten: wann es nun wirklich so weit sein wird, und wie dann alles ablaufen wird! „Ich glaube, hilf meinem Unglauben“. Das ist die Jahreslosung für dieses Jahr, zu der ihr ja auch schon viel erarbeitet habt. Ich weiß nicht, wie Konfirmation 2020 werden wird. Ich vertraue aber, dass wir das auch in diesem Jahr irgendwann mit euch festlich und schön feiern können! Und ich glaube, dass Gott uns – euch – niemals verlässt, sondern in solchen unsicheren Zeiten nur umso näher sein will. „Fürchte dich nicht! Ich habe dich ins Leben gerufen. Ich weiß um dich! Und ich bin mit meiner Liebe und dem Heil, das ich dir schenken will, für dich da!“ (nach Jesaja 43,1).

 

Kommt alle gut und behütet durch diese Zeit! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 30. März 2020 – heute von Pfarrer i.R. Günter Hirt

Erstellt: 30. März 2020

Unser heutiger Morgenimpuls kommt von Pfarrer Günter Hirt, in Horsbüll zu Hause, vielen in unserer Region sehr bekannt als auch im Ruhestand noch sehr aktiver katholischer Pastor und Seelsorger und Organisator der segensreichen Lebens-hausarbeit in Uganda:

 

„Wir können nicht auf etwas vorbereitet sein, wenn wir eigentlich glauben, dass es gar nicht geschehen wird.“ Diese Feststellung von Nelson Mandela bezog sich ursprünglich wohl auf die politische Lage in Südafrika und das Bemühen um Änderung zum Guten. Mandela glaubte daran, dass sich wirklich etwas zum Guten wenden lässt – und er engagierte sich total dafür. Seine Grundaussage können wir heute auch anwenden auf die Fragen um Klimawandel, um Flüchtlingselend und jetzt auf die Auswirkungen der Corona-Pandemie. Ich brauche und will hier nicht bekannte Details wiederholen. Statt dessen frage ich mich und euch: Glaube ich, glaubst Du, dass der Wandel, die Umkehr wirklich (noch) geschehen kann? Wenn ja, welche Schritte gehe ich dafür ganz konkret? Und die Ermutigung dazu finde ich in Gottes Zusage, dass ER immer bei uns ist. Das macht frei zum Handeln und lässt uns auf die Zukunft vorbereiten – Heil für alle erbittet in Dankbarkeit

 

Euer Günter Hirt, Pfarrer i.R.

Geistlicher Impuls für den 28. März 2020

Erstellt: 28. März 2020

Nun läuten sie also – die Glocken der gut 1000 Kirchen unserer Nordkirche, und das in der Regel alle um 12.00 Uhr: Läuten als Ruf zum Gebet für unser Land und für die anderen Länder, die von der Pandemie betroffen sind. Gebet für Ärztinnen, Ärzte, Schwestern und Pfleger, für Erkrankte und von Erkrankung Bedrohte, für Menschen in Quarantäne und die, die für sie sorgen. Gebet für Menschen, die existentielle Sorgen haben, weil ihr Geschäft nun geschlossen hat und die Aufträge wegbrechen. Gebet für die Verkäuferinnen und die LKW-Fahrer und die Polizisten und die Postzusteller und die vielen, die weiter im Einsatz sind. Beten dafür, dass bald ein Heilmittel gegen Corona und auch ein Impfstoff gefunden wird. Und noch für so viele andere Anliegen in dieser schweren Zeit.

 

Es hat etwas gedauert, bis für dieses Läuten entschieden wurde, andere Kirchen waren schneller, im Internet kursierten von verschiedensten Seiten schon Aufrufe zum Läuten, und in unserer Region hatten Kirchengemeinden für sich selber bereits begonnen mit Glocken zum Gebet zu rufen. Schade, dass wir es nicht landesweit und ökumenisch hinbekommen haben: dass sich die Gliedkirchen der EKD und die katholische Kirche auf eine gemeinsame Läutezeit geeignet haben. So läuten die Glocken im hessischen Gießen von 9.55 – 9.59, in Würzburg abends um 18.00 Uhr, in Freising bei München und im Saarland um 19.30 Uhr. Und schade, dass mit 12.00 Uhr hier im Norden eine Uhrzeit gewählt wurde, zu der an vielen Orten sowieso schon das ganz normale Mittagsgeläut seine Tradition hat. Aber natürlich kann man es auch nie allen recht machen. Wichtig ist, dass die Glocken läuten und die Menschen vor Ort informiert werden: Wir als Christinnen und Christen beten jeden Tag für alle von Corona direkt oder indirekt Betroffenen. Gerade jetzt, wo wir nicht mit unseren Gemeinden Gottesdienst in der Kirche feiern können, ist es umso wichtiger die Gebetsgemeinschaft auf andere Weise zu pflegen, den Ernst der momentanen Situation uns allen bewusst zu machen, aber auch die Hoffnung und Kraft, die der Glaube gibt, zu Gehör zu bringen. Für mich ist Glockengeläut immer eine besondere Unterbrechung mitten im Alltag, die den Blick von mir weg Richtung Gott lenkt und mir bewusst macht: ich bin in Gottes Hand. Da ist ein segnender, liebender Christus über jedem und jeder einzelnen. Wir können zu ihm kommen mit unseren Sorgen und Anliegen. Bei ihm ist Hilfe! Und dieses Gefühl brauch ich jetzt ganz besonders, wo ich mich so hilflos fühle angesichts täglich neuer Zahlen über Infektionen und Todesfälle und angesichts Menschen auch in meiner nächsten Umgebung, die einfach unter der Situation, wie sie momentan ist, sehr leiden. Und wir alle leiden mit. Es tut mir gut mit Gott zu reden. Ihm all das zu bringen, was mir auf dem Herzen liegt. Und zu wissen: das tun jetzt zeitgleich auch andere mit mir. Die beten für die Menschen, an die ich jetzt auch denke. Und manchmal beten sie auch für mich und ich für sie, das ist ein schönes Gefühl. Und ich bin überzeugt: Kein Gebet ist umsonst. Jedes verändert die Situation. Im Jakobusbrief heißt es (Jakobus 5,16): „Des Gerechten Gebet vermag viel, wenn es ernstlich ist.“ Und im Matthäusevangelium sagt Jesus: „Bittet, so wird euch gegeben.“ (Matthäus 7,7). – Es ist einer der wichtigsten Beiträge von uns Christinnen und Christen für die ganze Gesellschaft in dieser Zeit: zu beten voll Vertrauen, dass der stärkste Helfer, den es geben kann: hört und hilft. Das wird er! Ganz gewiss! Bleibt behütet! Euer Pastor Gerald Hier noch ein Gebetsvorschlag unserer Kirche, wenn man mal Worte sucht, was man beten kann: Ein Gebetsvorschlag:

 

Den Klang hören und durchatmen.

Mit Gott sprechen. Vielleicht so:

Gott, sei bei mir.

Höre meine Sorgen.

Höre meine Bitten:

Für die Kranken.

Für ihre Angehörige.

Für die Pflegenden.

Für die, denen das Geld ausgeht.

Für die Erschöpften.

Für die Sterbenden und die Trauernden.

Tröste, trage, liebe alle, die dich brauchen.

[Vaterunser]

Gott sagt:

Fürchte dich nicht. Ich bin bei dir.

Lass mich darauf vertrauen.

Danke für alles, was stärkt.

Amen.

Geistlicher Impuls für den 27. März 2020

Erstellt: 27. März 2020

„Habt ihr das gelesen?“ , fragt ein Kollege in unserer Facebook-Pastorengruppe und postet dann einen Zeitungsartikel des Südkuriers. Na ja, dessen Verbreitungsgebiet ist so ziemlich der geographisch entgegengesetzte Bereich des Nordfriesischen Tagblatts. In dem Artikel beklagt der Autor, dass Kirchen in der Corona-Krise allzu schnell sich aus der Öffentlichkeit zurückgezogen hätten. Klaglos wären Kirchen geschlossen und schnell mal das Osterfest für abgesagt erklärt worden. Im Web tummelten sich zwar tausende Online-Angebote, aber der Personenkreis, der besonders die Kirche sucht, die Älteren, würden nicht erreicht. Pastoren ziehen sich zum Eigenschutz in ihre vier Wände zurück und lassen die Herde allein.

 

Während die Bäcker als systemrelevante Betriebe weiter Brot backen und ausgeben dürften, hätte die Kirche ihre Zuschreibung als „nicht systemrelevant“ durch die Bundesregierung akzeptiert und eilfertig darauf verzichtet, ihr Brot der Hoffnung, das Abendmahl, unter die Gläubigen zu bringen. Als ich das las, spürte ich zwei Dinge in mir: Ärger über diese sehr vereinfachte Schilderung. Aber irgendwie auch das Gefühl: Wenn auch wir Pastorinnen und Pastoren posten: Hashtag. Wir bleiben zu Hause! – ist das vielleicht nicht die stimmigste und biblisch angemessenste Form mit der aktuellen Situation umzugehen. Zunächst mal zu meinem Ärger: Was Kirchengemeinden momentan machen, sind nicht nur Online-Gehversuche. Das auch, und damit erreichen wir auf einmal auch Menschen, die bisher von Kirche wenig gehört und erlebt haben, aber online für Glaubensfragen ansprechbar sind. Aber es geschieht noch viel mehr, aber das geschieht nicht so öffentlichkeitswirksam. Es wird momentan viel telefoniert: so versuchen wir besonders ältere Gemeindeglieder zu erreichen. Zusätzliche Gemeindebriefe werden vor Ostern auf den Weg gebrach t– wir werden ein österliches Faltblatt für alle als Gruß bald drucken. Gestern habe ich die Andacht, die ich im Seniorenheim Nis Puk heute nicht halten darf, als Kopie hereingereicht. Extra in ziemlich großer Schrift. Heute wollen wir eine Aktion für Kinder starten: Hoffnungssteine bemalen. Davon erzähle ich euch hier ein andermal! Und so macht jede Gemeinde, was sie kann und was passt. Kirche hat sich nicht einfach zurückgezogen. – Aber da ist ein zweites Gefühl. Ja, es ist sehr schmerzlich, dass ich nicht hindarf zu dem Mann, der im Sterben liegt in einem Heim. Ja, es ist schmerzlich, dass die Empfehlung meiner Kirche, im Grunde sogar die Dienstverpflichtung ist: selbst Trauergespräche nur am Telefon zu führen. Dabei geht es gar nicht nur um den Selbstschutz. Ich kann ja genauso Überträger des Virus sein und ihn durch meinen Besuch in ein Heim einschleppen oder in eine zum Trauergespräch versammelte Familie. Ich bewundere die Priester in Italien, die selbstlos zur letzten Ölung der Sterbenden gingen. Aber ich bewundere nicht ihre Kirchenleitung, die sie dafür anspornte. Mindestens 60 Priester sollen durch Corona gestorben sein. Und sie selber können auf ihren Wegen zu den Sterbenden andere noch angesteckt haben. Wir müssen andere Wege finden bei den Menschen zu sein. Und wir dürfen die besondere Situation jeweils nicht aus dem Blick verlieren. Ein Seelsorge- oder Trauergespräch im Gemeindesaal mit viel Abstand zwischen den einzelnen ist, glaube ich, bei weitem nicht so gefährlich wie ein Einkauf. Das muss möglich sein. Ein Gottesdienst in unseren großen Kirchen mit 20 Leuten – mehr sind wir hier oben doch sonntags meist nicht, mal ehrlich! – und Desinfektionsspender am Eingang und strenger Wischordnung: Vielleicht hätte der auch weiter stattfinden können. Wobei: wie diszipliniert wären wir am Ausgang, einfach einzeln mit Abstand jeder und jede für sich nach Hause zu gehen? Sie sind momentan so wichtig, diese strengen Verordnungen Abstand zu halten, und ich finde es kostbar, dass da Kirchen, Moscheen, Synagogen – alle das mittragen um Menschen, die uns am Herzen liegen, nicht zu gefährden. Und was das Abendmahl angeht. Ja, es ist schmerzlich: kein Abendmahl anbieten zu können jetzt und in der Osterzeit. Weil gerade das Abendmahl eine echte Trost- und Hoffnungsgabe ist, Brot des Himmels. Aber auch da müssen wir Neues wagen: Warum sollen an Gründonnerstag nicht alle um 19.00 Uhr, wenn unser Gottesdienst wäre, daheim Brot bereitstellen. Vielleicht auch einen Schluck Wein oder Saft. Mancher kann unseren Gottesdienst im Internet verfolgen, viele nicht. Aber wenn ihr ein Vater unser betet. Wenn ihr euch erinnert an Jesus, der mit seinen Jüngern Mahl hielt, der unser Gastgeber beim Abendmahl ist, egal ob in Wohnzimmern oder Kirchen. Wenn ihr euch erinnert, wie er Brot und Wein nahm, dankte, seinen Jüngern gab und sprach: Nimm und iss - mein Leib für dich gegeben. Nimm und trink. Mein Blut für dich vergossen. Und dann nehmt ihr das Brot und spürt, wie Jesus es euch reicht und esst. Dann ist das Abendmahl. Und Jesus ist mit seiner Hoffnung bei euch! – Schreibt gerne mal ehrlich, wie ihr über diesen Zeitungsartikel denkt! Und bleibt behütet

 

Euer Pastor Gerald!

Geistlicher Impuls für den 26. März 2020

Erstellt: 26. März 2020

Jetzt musste es sein! Morgens beim Aufstehen standen meine Haare schon völlig in alle Richtungen ab, so lang sind sie geworden, und so sprang ich dann bei der ersten Gassitour vor dem Duschen mit unseren Hunden im Garten herum! Und überhaupt, vor Ostern musste unbedingt noch der übliche „Osterschnitt“ sein. Schwierig in Zeiten von Corona, weil meine Lieblingsfriseurin in einem hiesigen Nachbarbüll derzeit aus guten Gründen ihren Laden geschlossen halten muss. Also muss meine Frau ran! Eine Schere haben wir auch. Und los geht es. Mit etwas klopfendem Herzen sitze auf dem Stuhl und höre mir die Anweisungen an. „Halt dich doch mal gerade!“ – „Schau mich an!“ – „Schau nach links, nein, nicht so weit nach unten.“ Ich halte die Luft an, und zwar nicht um auf diese Weise einen Corona-Schnelltest an mir selber durchzuführen, sondern weil ich mich kaum zu bewegen traue.

 

Vor allem, als meine Liebste mit der langen Schere hinter meinen Ohren die Haare auch etwas abschrägen will. Unsere Töchter schauen gebannt zu – hallo, bin ich ein Kino? „Jetzt wackele doch nicht!“, höre ich noch, und dann schrappt die Schere denkbar knapp an meinem Ohrläppchen vorbei und erwischt doch noch den anvisierten Haarbüschel. – Nun muss der Nacken noch ausrasiert werden. Und dann nichts wie raus aus dem Stuhl. Das Experiment ist gelungen, und nicht eine einzige Schramme habe ich bekommen. Aber, das meinen zumindest meine drei Mädels, wieder einmal dem Vorurteil „Männer! Sind doch Weicheier!“ alle Ehre erwiesen. Ich begutachte mich noch schnell im Spiegel. Na, momentan sehen mich ja nicht so viele, in Zeiten von Homeoffice!  Sollen wir den nächsten online-Gottesdienst am Sonntag vielleicht doch lieber nur als „Radioandacht“ ohne Bild übertragen? Nein, meine Frau, ganz lieben Dank an Dich!!! du hast das schon sehr hübsch gemacht, ganz lieben Dank! Ich wollte mich auch gleich revanchieren und auch meiner Liebsten die Haare schneiden, aber aus unerfindlichen Gründen hat sie da ganz schnell Reißaus genommen! Warum ich euch das schreibe? Wir haben beschlossen, dass das Geld, das ich jetzt für den Friseurbesuch bezahlt hätte, auch unbedingt meine Lieblingsfriseurin erhalten soll. Jetzt haben wir momentan das große Glück keine Gehaltseinbußen zu haben. Und alle, die in genau einer ähnlichen glücklichen Lage sind, könnten sich das doch auch überlegen: ob wir nicht die Ausgaben, die wir dieser Tage normalerweise hätten, denen zukommen lassen, die sie normalerweise auch sonst von uns bekommen hätten, wenn jetzt nicht ihre Läden hätten schließen müssen. Bei Gaststättenbesuchen geht es noch einfacher: bestellt doch einfach, so wie ihr sonst ausgegangen wärt, jetzt online bei denen, die diesen Außer-Haus-Service anbieten. Bestellt vielleicht sogar ein bisschen mehr: die Gaststätten brauchen euch! Und wer andere Dienstleistungen wie einen Haarschnitt jetzt normalerweise in Anspruch genommen hätte: vielleicht könnt ihr das dafür bereitgestellte Geld diesen Dienstleisterinnnen und -leistern eures Vertrauens trotzdem zukommen lassen. Ich muss mit meiner Lieblingsfriseurin noch klären, wie ich das am besten mache, und hoffe, dass dem nicht bürokratische Hindernisse wieder mal im Wege stehen. Irgendwie muss das gehen! Und wenn es bei nächster Gelegenheit eben in die Kaffeekasse kommt. Lasst uns auch unsere Organistinnen und Organisten weiter bezahlen, selbst wenn sie „nur auf Stundennachweis“ arbeiten und jetzt keine Gottesdienste haben: wir brauchen sie weiterhin! Und wem Konzertkarten verfallen. Vielleicht müssen wir nicht alle diese Karten uns stornieren lassen, vielleicht können wir großzügig sein und so die unterstützen, die jetzt gerne arbeiten würden, aber wegen Corona keine Aufträge bekommen? Und bestellt online beim Musikhaus oder in der Buchhandlung in der Nähe oder per Telefon bei den Biobauern in der Nachbarschaft, lasst uns einander unterstützen, gerade jetzt! Worüber hatte ich meinen letzten öffentlichen Gottesdienst gehalten, als das noch ging? Ach ja: „Einer trage des anderen Last, so werdet ihr das Gesetz Christi erfüllen!“ (Galater 6,2). Jesu Gesetz ist die Liebe. Lasten tragen ist ein anderes Wort für Solidarität. Keiner ist dem anderen eine Last. Sondern die Lasten, die jede und jeder zu wuppen hat, tragen sich besser, wenn viele mit anpacken. Es geht nur gemeinsam!

 

Gott segne und behüte euch! Herzliche Grüße, Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 25. März 2020

Erstellt: 25. März 2020

Wisst ihr noch? Heute vor drei Monaten war Weihnachten. In der Adventszeit konnten wir jeden Abend zusammenkommen beim Adventskalender: Nachbarn, Freunde: wie kostbar ist das! An Heilig Abend saßen wir dicht an dicht in den Kirchen – ein schönes Gefühl von Gemeinschaft. Und über die Feiertage konnten wir einander besuchen und spontan auch bei den Nachbarn klingeln, frohe Weihnacht wünschen, uns in den Arm nehmen. Heute klingt das fast so wie aus einer anderen Zeit! Da habe ich jetzt doch tatsächlich ein Weihnachtslied im Kopf – kein so bekanntes, aber es steht in unserem Gesangbuch. Ich mag es sehr, die Melodie und den Text: „Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht traurig sein. Der immer schon uns nahe war, stellt sich als Mensch den Menschen dar. Weil Gott in tiefster Nacht erschienen, kann unsre Nacht nicht endlos sein.“ (Dieter Trautwein). Nicht nur traurig – und schon gar nicht endlos – können wir so diese Zeit mit Corona jetzt annehmen? Lasst uns weiter Tag für Tag bestehen, uns Nähe und Verbundenheit nun anders zeigen. Unsere Weihnachtslaterne steht noch vor dem Pastorat, da will ich heute Abend um 18.00 Uhr, wenn die Glocke in Emmelsbüll läutet, einfach eine brennende Kerze hineinstellen. Vielleicht mögt ihr auch heute Abend eine Kerze anzünden und ins Fenster stellen, und wir können gemeinsam beten: für alle in der Pflege und in den Krankenhäusern Tätigen, für alle Erkrankten und die in Quarantäne, für alle an der Arbeit und für alle, die nicht arbeiten dürfen. Für alle, die viel Sorgen haben und für alle, die anderen ein paar Sorgen abnehmen, indem sie für sie einkaufen und sich kümmern. Gott begegnet uns im Mitmenschen, der sich uns zuwendet, in Worten, die Hoffnung geben, im Licht, das nicht verlöscht, in der Liebe, die wir weitertragen können. – Und wenn in acht Monaten die Adventszeit beginnt – vielleicht können wir sie dann noch mal so dankbar begehen, wenn es hoffentlich wieder möglich ist: jeden Abend zusammenzukommen und uns auf Weihnachten zu freuen.

 

Bleibt gesegnet und behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 24. März 2020

Erstellt: 24. März 2020

Vorgestern Radtour mit meinen Mädels Richtung Südwesthörn. Dabei kamen wir auch an dieser Schafherde vorbei. Mutterschafe und ihre Lämmer. Wir mussten einfach einen Moment absteigen und zuschauen. Es sah so unbeschwert und idyllisch aus. Und hat uns doch in dieser Zeit wohl mehr berührt als sonst: Die Lämmer sprangen ausgelassen in die Höhe oder kuschelten sich an ihr Mutterschaf.

 

Lämmer und Mutterschaf

Lämmer und Mutterschaf

 

Sie wissen nichts von den Sorgen der Menschenwelt um sie herum. Wir vergaßen diese Sorgen auch für einen Moment. Mal kein Corona. Einfach nur schauen, genießen, abschalten. Irgendwann stiegen wir wieder auf die Räder und fuhren weiter. „Ich bin der gute Hirte und kenne die Meinen, und die Meinen kennen mich, wie mich mein Vater kennt und ich kenne den Vater.“ Sagt Jesus im Johannesevangelium. Jesus ist wie ein treusorgender Hirte, der für seine Schafe sorgt. Die dürfen vertrauen – der Hirte macht das schon. Der sucht nach Weide und Wegen und Wasserstellen. So ist Jesus. Er ist uns nahe. Er zieht sich nicht von der Herde zurück. Er steht uns Menschenkindern bei. Auch in diesen besonderen Zeiten. Er weiß um unsere Sorgen und Gedanken, unser Bangen um liebe Angehörige, unseren sorgenvollen Blick Richtung eigene Zukunft. Er sieht, wie manche für die anderen einfach da sind, sich selbstlos einsetzen, bis an die Grenzen der eigenen Kraft. Er sieht andere, die langsam lernen: Hilfe zuzulassen. Nicht selber jetzt einkaufen zu müssen , wenn man Vorerkrankungen hat oder schon älter ist. Sondern sich helfen lassen, auch das ist Menschsein: Hilfe empfangen dürfen und sich dabei nicht als Last erleben, sondern noch immer als wertgeschätzter Teil unserer Gesellschaft, für den gesorgt wird, wie der Hirte für jedes seiner Schafe sorgt. Jesus sieht weiter. Er weiß, was noch alles auf uns zukommt. Er sieht sie aber auch schon, die Zeit nach Corona, von der wir jetzt nur vage träumen können. Aber mit ihm als Hirten an unserer Seite halten wir doch durch! Und wir sind nicht allein. Wir stehen als bedürftige Herde mit Abstand und doch verbunden da. Und schauen, so gut wie das jetzt geht, ganz besonders eine, einer nach dem andern. Haltet gut durch! Der gute Hirte sieht nach uns. Und manchmal schenkt er uns Augenblicke, da sind die Sorgen für einen Moment außen vor. Und wir genießen das Leben, das gerade jetzt ein besonders kostbares Geschenk ist. Wie wir vorgestern auf dem Weg Richtung Deich bei einer Herde Schafe.

 

Seid behütet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 23. März 2020

Notenblätter

Erstellt: 23. März 2020

„O Freunde, nicht diese Töne. Sondern lasst uns angenehmere anstimmen und freudenvollere.“ So fängt sie an, in der 9. Sinfonie von Beethoven, die Ode an die Freude. Gestern Abend wurde sie auf unzähligen Balkonen und Terrassen intoniert. Selbstständige Profimusikerinnen und -musiker, momentan ohne Aufträge, mischten sich genaus unter die Spielenden wie Hobbymusiker. Und andere machten einfach Türen und Fenster auf und lauschten. Mal für einen Moment kein Corona. Mal für einen Moment keine Sorgen und Klagen- sondern Freude. Mal für eine Moment etwas Europaumspannendes, wo derzeit jedes Land vielleicht viel zu sehr auf sich alleine gestellt ist und die Herausforderung durch Corona noch viel zu wenig als Herausforderung für Europa als ganzes gesehen wird und für die Welt. Ausgerechnet die Ode an die Freude, die Europahymne, wurde gespielt. Und mancher sprach vielleicht auch den Text leise mit: „Seid umschlungen, Millionen, dieser Kuss der ganzen Welt. Brüder, überm Sternenzelt muss ein lieber Vater wohnen.“

 

In Zeiten, wo man sich besser nicht umarmen sollte, wurde ein musikalischer Kuss von einem zum anderen gesandt, virenfrei. Ein kostbares Zeichen der Verbundenheit. – An den liebenden Vater , die liebende Mutter, mit der Gott gestern im Predigttext bei Jesaja verglichen wurde, fällt uns momentan gar nicht so leicht zu glauben. Gott lässt das Virus nicht einfach zu. Und er vergräbt sich nicht hinter den Wolken. Er ist uns , sie ist uns sehr Ist mit uns in Quarantäne. Ist bei uns, wenn es ärztliche Hilfe nicht mehr gibt. Stärkt Ärztinnen und Pfleger, dass sie die Arbeitsbelastung schaffen. Schenkt Forschenden Ideen, wie das Virus in den Griff zu kriegen ist. Ist der Anruf, der die Einsame erreicht. Nicht hinter den Sternen. Mitten unter uns, in uns, wohnt der liebende Gott. Du kannst ihn heute zu den Menschen bringen!

Seid gesegnet! Euer Pastor Gerald

Geistlicher Impuls für den 21. März 2020

Erstellt: 21. März 2020

Also, dass ich einmal erleichtert auf einen Arbeitstag schauen würde, an dem zwei Taufen und eine Trauung erst einmal abgesagt und alle Konfirmationsgottesdienste verschoben wurden, hätte ich vor wenigen Wochen nicht gedacht …

 

Es sind Corona-Zeiten. Und es hat mich berührt, wie schnell sich in unseren drei Gemeinden Eltern und Jugendliche auf jeweils einen Ausweich-Konfirmationstermin im September einigen konnten. So, dass es für die mit Landwirtschaft, die im Herbst ja auch voll gefordert sind, doch irgendwie passen konnte. Schön, dass das alles so geklappt hat! – Neben aller Sorgen um liebe Menschen, um die berufliche Existenz von Menschen, die uns nahestehen, und Einrichtungen, Geschäften, Restaurants, die uns viel bedeuten, ist doch auch ganz viel Sanftheit zu spüren im Umgang miteinander. Mehr Dankbarkeit an Supermarktkassen und in Arztpraxen für den Dienst derer, die da noch immer die Stellung halten. In unserer Familien-Whats-App-Gruppe wurde lange nicht so viel nachgefragt: Wie geht es euch? und ein „Passt auf euch auf, hab euch lieb“ gepostet. Und mancher meldet sich aus dem Bekannten- und Freundeskreis, mit dem länger nicht viel Kontakt war. Menschen rücken physisch auseinander, aber innerlich, mit ihren Herzen, zusammen. Und Gott muss sich nicht um eine Ansteckung an uns sorgen. Er will uns besonders nahe sein. Er hält bei uns aus, und wir können ihm unser Herz ausschütten. Er versteht und sagt: Ich bin da. Fühle und leide mit dir mit. Will dir Mut und Kraft geben. Ich bin da! – Sagt das denen, die momentan ganz einsam sind in Pflegeheimzimmern oder in Quarantäne. Sagt das denen, die das Gefühl haben, dass von ihren persönlichen Sorgen niemand Notiz nimmt. Gott ist ganz nahe.

 

Die Tageslosung heute lautet: „Der Herr spricht: Ich will Frieden geben in eurem Lande, dass ihr schlaft und euch niemand aufschrecke.“ (3. Mose 26,6).

 

Kommt gut durch den Tag!

Geistlicher Impuls für den 20. März 2020

Erstellt: 20. März 2020

„Der Herr deckt mich in seiner Hütte zur bösen Zeit, er birgt mich im Schutz seines Zeltes.“ (Psalm 27,5).

 

Die letzten Tage habe ich hier sehr viele Worte gemacht. Dieses Mal soll vor allem diese Losung klingen. Sie passt – wie meinte jemand – „wie ausgeschüttet“ – auf diesen Tag und diese Zeit. Böse – ich sag mal lieber: schwierig ist diese Zeit. Ganz viele Sorgen, Ängste, Nöte. Und dazwischen Spuren von Hoffnung. Das Gefühl nicht allein zu sein. Menschen stehen zusammen. Gott steht uns bei. Neben all den bedrückenden Corona-Meldungen auch dies: Ein Dankeschreiben von Kunden an der Tür eines Einkaufsmarktes in Leck – für die Verkäuferinnen. Ein angebotener Kaffee für Ordnungshüter. Ein Technikmensch, der gestern in Horsbüll für uns alles vorbereitet hat, dass wir am Sonntag den Gottesdienst online stellen können. Selbst die GEMA gibt grünes Licht für solche Online-Geschichten, ohne zu kassieren. Mancher bestellt gerade jetzt bei der ortsansässigen Gastronomie, die nun auf Essen to go umgestellt hat - sie braucht Unterstützung. Und andere beten für Menschen, die ihnen am Herzen sind. Doch wieder so viele Worte- pardon. Gott deckt und birgt uns in dieser Zeit und lässt uns füreinander da sein! Seid behütet!

Geistlicher Impuls für den 19. März 2020

Erstellt: 19. März 2020

Letzte Woche waren wir noch in der Kirche: unsere elf Konfirmandinnen und Konfirmanden und ich. Wir probten für den Vorstellungsgottesdienst Ende April. Klar, wussten wir auch da schon nicht, ob der Termin bleiben kann, ob die Konfirmationen verschoben werden müssen. Unsere Freizeit Ende März hatte ich da schon abgesagt. Aber wir probten. Und es ging eigentlich für die erste Mikrofonprobe in der Kirche echt schon ganz gut. Heute fällt der Unterricht aus. Wobei – ich werde unsere Jugendlichen bitten in unserer Gruppe wenigstens ein Lebenszeichen von sich zu posten. Wie es ihnen gerade geht.

 

Auch für sie ist es ja gerade nicht so einfach: da wollten Verwandte zur Konfirmation aus dem Ausland extra anreisen im Mai. Manche haben jetzt Geburtstag und dürfen nicht groß feiern, keine Freunde einladen, vielleicht sogar nicht einmal Oma und Opa besuchen, aus Angst sie anstecken zu können. Die Ferien sind lang, aber richtig was unternehmen wie sonst geht auch nicht. Und doch heulen sie eben gerade nicht herum. Mancher packt daheim an in der Landwirtschaft: die muss weitergehen. Nutzt die Zeit um sich um das eigene Pferd zu kümmern. Entdeckt neu Radfahren – einfach mal raus zum Deich. Soziale Netzwerke dienen dem Austausch. Schulaufgaben, von den Schulen online gestellt, sind ja auch noch zu bewältigen. Und vielleicht werden sie bald in der Nachbarschaft gebraucht, wenn der eine, die andere vielleicht Alleinstehende in Quarantäne ist und eine Einkaufshilfe benötigt.Oder nehmen schon jetzt ihren Großeltern das Einkaufen ab.- Das Beste draus machen. Schreibt sich leicht, wenn man sein Gehalt weiter bekommt und nicht in Quarantäne steckt. Und doch ist es wohl das einzig Produktive, was wir jetzt tun können. In den Kirchen staunen wir, dass Online-Formate auch auf dem Land plötzlich funktionieren. Ein Freund bietet jetzt einen Friesisch-Kurs an, jeden Tag in einer Videokonferenz: wie stark ist das denn, das wollte ich doch immer lernen und meinte keine Zeit zu haben. Jetzt ist Gelegenheit von daheim aus!- Das Beste draus machen. Das wünsche ich uns allen. Gott ist Spezialist dafür. Was wir Dummes tun, er versucht zu retten, was zu retten ist. Aus Karfreitag wird Ostern. Aus Schuld Versöhnung. „Ihr gedachtet es böse zu machen, aber Gott gedachte es gut zu machen.“ (1. Mose 50,20) – so sagt Josef seinen Brüdern, die ihm böse mitspielten, aber am Ende macht Gott daraus eine Geschichte der Rettung für alle. Der Virus spielt uns böse mit - lasst uns Gott bitten, aus dem, was wir gerade nicht ändern können, doch noch etwas Hoffnungsvolles entstehen zu lassen. Wir können daran mitwirken! – Schafft den Tag gut und seid gesegnet!

Geistlicher Impuls für den 18. März 2020

Erstellt: 18. März 2020

Jetzt ist es passiert. Der Anruf kam. Die Glocken läuten. Jemand ist gestorben. Auf einmal tritt alles zurück: Corona. Verlautbarungen in der Presse. Alles nicht so wichtig. Ein Mensch ist gestorben. Ein einmaliges Universum verlöscht. Eine Lücke gerissen, die niemand füllen kann. Es ist alles schon schwer genug. Und jetzt auch noch in der Coronazeit. Keine Trauerfeier mit Freunden ,Nachbarn, Menschen, denen dieser eine so viel bedeutet hat, in unserer Kirche. Nur im engsten Kreis. Nur am Grab. Egal, ob es schneit oder regnet oder die Sonne scheint. Keine Orgel spielt. Abstand halten. Nicht zu lange bitte! Wie herzlos wirken mit einem Mal diese Anweisungen, die natürlich so wichtig sind zum Schutz der Lebenden. Aber ist das nicht genau das Handfesteste – neben Gebeten und Erinnerungen – was wir für den Menschen, den wir lieben und jetzt verabschieden müssen, noch tun können? Was würde er sich jetzt wünschen für die, die er zurücklässt? Dass sie gesund bleiben! Dass sie weiterleben können auf dieser Erde! Dass für sie fürsorglich gesorgt wird! – Deshalb diese Regeln: auch als ehrendes Andenken für den, den wir losgeben müssen! Wie klingt das Wochenlied für diese Woche:

 

 Jesu geh voran auf der Lebensbahn, und wir wollen nicht verweilen, dir getreulich nachzueilen. Nimm uns an der Hand bis ins Vaterland. (EG 391) Der, den wir vermissen, der von uns ging, ist in Gottes Hand. An Gottes Hand auf dem Weg nach Hause. Er ist in den allerbesten vorstellbaren Händen. Auch in Zeiten von Corona. Jesus braucht keine Abstände einzuhalten. Er ist ganz nahe. Gott sei Dank! Wie klingt das Lied weiter in der 3. Strophe: Rühret eigner Schmerz irgend unser Herz, kümmert uns ein fremdes Leiden, o so gib Geduld zu beiden. Richte unsern Sinn auf das Ende hin. – Uns umeinander kümmern. Auch um fremdes Leid. Darauf kommt es jetzt besonders an. Ruft die an, die trauern. Schickt ihnen einen Kartengruß. Betet für sie! Auch wenn ihr nicht mit auf den Friedhof kommen könnt: stellt ein Licht ins Fenster. Zeigt der Familie: wir bleiben verbunden!

 

Und die letzte Strophe: Ordne unsern Gang, Jesu, lebenslang. Führst du uns durch raue Wege, gib uns auch die nötge Pflege. Tu uns nach dem Lauf deine Türe auf. – Ich bete: Rau sind die Wege. Gott! Lass uns dich spüren, deine Nähe und Liebe. Lass sie die spüren, die momentan voll gefordert sind in der Gesundheitsfürsorge. Lass sie die spüren, Gott, denen Einnahmen wegbrechen, und die sich sorgen um die Zukunft. Lass sie die spüren, die in Quarantäne sind. Und die, die sie jetzt nicht besuchen dürfen. Lass sie die spüren, die um einen lieben Menschen trauern und ihn jetzt nicht so beerdigen dürfen, wie sie das so gerne täten. Lass sie uns spüren, Gott, deine Nähe, und füreinander da sein, mit räumlichen Abstand, aber um so näher in den Herzen! Erbarme dich und bleibe mit uns auf dem Weg! Amen.

Geistlicher Impuls für den 17. März 2020

Erstellt: 17. März 2020

Heute ist der Tag des heiligen Patrick. Nationalheiliger von Irland. Er soll so anschaulich die Trinität erklärt haben: wie bei einem Kleeblatt: ein Blatt, aber drei Blätter, die eng verbunden sind, so ist auch Gott einzig, und doch sind es drei göttliche Personen... – Das Kleeblatt, das zugleich Glückssymbol ist. – Hier aus einem Segensgebet des heiligen Patrick:

„Ich erhebe mich heute durch Gottes Kraft, sie lenke mich.

Gottes Macht halte mich,

Gottes Weisheit führe mich,

Gottes Auge schaue auf mich,

Gottes Ohr höre für mich

Gottes Wort spreche für mich,

Gottes Hand schütze mich,

Gottes Weg liege vor mir,

Gottes Schild schirme mich.“

So seid gut behütet und wisst: auch wenn wir sehr vereinzelt und mancher bestimmt ganz schön einsam ist in dieser Zeit des Corona-Virus und seiner Auswirkugnen: Gottes Ohr hört, Gottes Auge sieht, Gottes Wort spricht zu dir, Gottes Hand schützt, und er weiß den Weg, der weiterführt. Und wir wollen in seiner Liebe, in seinem Namen füreinander da sein! Seid herzlich gegrüßt und gesegnet von unserem wunderbaren Gott!

Geistlicher Impuls vom 16. März 2020 zuerst veröffentlicht auf der Facebookseite unserer Kirchengemeinde

Erstellt: 17. März 2020

„Ich rufe zu Gott, dem Allerhöchsten, zu Gott, der meine Sache zu einem guten Ende führt.“ (Psalm 57,3). Welch hoffnungsvolle Tageslosung. Wir sind nicht einfach ausgeliefert diesem Virus. Wir sind zur Gemeinschaft gerufen, zur Liebe, zu großer Nähe der Herzen bei körperlicher Distanz, zur Hilfe für alle, die jetzt ganz besonders Hilfe brauchen, und zur Hoffnung, dass in uns, um uns, über uns ein liebender Gott ist, der für uns eintritt und bei uns ist, der uns liebt und stärker ist als alle Not und alle Widrigkeiten. Haltet gut durch!

 

LOSUNG
DES TAGES

Losung für heute:

Der HERR spricht: Ich will mich zu euch wenden und will euch fruchtbar machen und euch mehren und will meinen Bund mit euch halten.
3.Mose 26,9

Jesus spricht: Fürchte dich nicht, du kleine Herde! Denn es hat eurem Vater wohlgefallen, euch das Reich zu geben.
Lukas 12,32

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