42 Tag der Passionszeit, 15. April 2025
Was war da eigentlich los? Jesus ist offenkundig unter großer Anteilnahme in Jerusalem eingezogen, Menschen lagen ihm zu Füßen, hingen an seinen Lippen. Alles schien gut zu laufen. Und dann der Besuch im Tempel – und wir erleben einen Jesus, wie er uns in keiner anderen Geschichte so bezeugt wird: zornig, wütend, handgreiflich. Das alles gipfelt in einem handfesten Aufruhr, Tische der Geldwechsler werden umgestoßen, die Opfertiere, die zum Verkauf im Tempel angeboten werden, wurden freigelassen, Jesus steht mit der Peitsche in der Hand unter den Menschen und richtet Chaos an. – Was hat ihn da angetrieben? Sonst wirkt er so anders, predigt nicht nur die Friedfertigkeit, sondern lebt sie auch selber vor. Es ist , wenn wir den Abstecher als 12jähriger Junge in den Tempel mit dazu nehmen, von dem der Evangelist Lukas berichtet, sein zweiter Tempelbesuch. Beim ersten Mal staunen die Schriftgelehrten über die Weisheit des Knaben Jesus. Und nun, längst selbst ein erwachsener Mann, setzt Jesus im Tempel ein Zeichen: Gottes Haus ist ein Haus des Gebetes und soll kein Kaufhaus oder gar eine „Räuberhöhle“ sein. Kein Ort also für Geldgeschäfte. Aber da ist noch mehr: Jesus erkennt sich als das eigentliche Opfer, das Gott will. Dieser Kult mit Opfertieren, die Menschen darbringen als Dank für eine gesunde Geburt ihrer Kinder oder als Sühne für begangene Schuld oder als Preis für ein Gott gegebenes Gelübde – das alles will Gott nicht. Er will keine Tieropfer, so wie er noch nie Menschenopfer wollte. Er gibt sich selbst als Opfer hin. Er kommt um selber unsere Schuld zu übernehmen. Um uns Vergebung und Liebe zu schenken. Er will einen Dank in Form von Gebeten und fröhlichen Liedern, in Form von guten Taten und einem von Liebe geprägten Leben. Das soll Gottesdienst sein. Er will kein Blutvergießen mehr im Tempel: „Mein Blut, für euch vergossen!“ Sagt Jesus im Abendmahl. Das Opfer zählt. Ein für allemal. Punkt. Basta. Mehr braucht es nicht. – Dieser Aufstand im Tempel wird zu einem maßgeblichen Grund dafür, dass Jesus bald verhaftet und gekreuzigt wird als „Unruhestifter“. Seine Mission kommt damit zum Ziel: er gibt sich als Opfer und löst damit den Opferkult in Gotteshäusern ab. Das Kreuz in unseren Gotteshäusern erinnert daran: ein für allemal ist ein Opfer geschehen, dass der Welt Rettung bringt und auch deine Schuld bezahlt. Schau es an und staune: über die göttliche Liebe! Bleibt behütet!
Foto: Ein Kreuz, das mich vor vier Jahren in meiner Reha sehr berührt hat: Kath. Kirchengemeinde St.-Peter-Ording