11. Tag der Passion, 24. Februar 2024
An diesem 24.2. vor zwei Jahren saß ich fast nur vor dem Fernsehen: der Krieg Russlands gegen die gesamte Ukraine war in der Nacht ausgebrochen. Und ich hatte noch so gehofft, dass es so weit nicht kommen würde...Was ich für die Zeitungsandacht in der SHZ für die heutige Ausgabe geschrieben habe, poste ich nun auch hier in einer etwas längeren Fassung:
„Singen befreit“. Das war das Schlusslied des ukrainischen Schulchores, der alle zwei Jahre in meiner damaligen Gemeinde in Nordhessen zu Gast war. Drei Wochen Kururlaub für die Jugendlichen, die nahe Tschernobyl in noch immer verstrahltem Gebiet wohnten. Es war auch für uns immer eine besondere Zeit, Begegnungen zwischen Jugendlichen bei uns und Jugendlichen dort, gemeinsame Ausflüge, Spiele, Unternehmungen, und ab und an lud der Chor eben auch in einer Kirche zu einem Konzert ein. In der landesüblichen Tracht sangen die Kinder und Jugendlichen sehr ausdrucksstark ihre Lieder, tanzten dazu, und wenn am Ende dann noch die Nationalhymne der Ukraine gesungen wurde, merkten wir alle, wie stolz diese jungen Menschen auf ihr Land, ihre Heimat waren, und wie sehr sie sich mit ihr verbunden fühlten. -
Beim letzten Besuch im Jahr 2015 war manches anders. Einige Väter waren inzwischen an der Front. Schutzhelme gaben wir ins Reisegepäck für die Heimreise mit. Wehmut lag über dem Abschied, als ahnten wir, in den nächsten Jahren könnte es diese regelmäßigen Besuche nicht mehr geben...– Heute vor zwei Jahren brach der Krieg aus, den Russland nun gegen das gesamte Gebiet der Ukraine führt. Erschüttert las ich letztes Jahr im Internet eine Anzeige: eine der damaligen Chorsprecherinnen warb um Gelder für eine Beinprothese für ihren Freund, der im Krieg verwundet worden war. Mitte 20, so alt wird sie jetzt sein - sollte das Leben vor sich haben und so viel Glück und Hoffnung, und stattdessen hat sie schon so unvorstellbares Leid hinter sich. – Ob sie noch Kraft haben zu singen? Die ukrainischen Kinder? Nachts, wenn sie nicht schlafen können? Tags, wenn die Angst groß ist? So, wie auch weiter gesungen und Ballett getanzt wird etwa in der Kiewer Staatsoper, trotz des Krieges, gerade wegen des Krieges, damit die Menschen etwas haben, worauf sie sich auch mal freuen und für einen Moment etwas den schweren Alltag vergessen können? Ich wünsche mir, dass die Kinder bald wieder wie früher singen können - vor Freude, mit so viel Inbrunst. Weil der Krieg zu Ende ist. Und die Gerechtigkeit siegt. Und die Welt nicht zuschaut. In der Ukraine sagt man: Ohne Wodka ist der Tee ohne Kraft. Ich ergänze: Ohne Hoffnung ist das Leben ohne Kraft! In der Bibel singt Mose nach der wunderbaren Rettung seines Volkes: „Meine Kraft und Stärke ist der Herr!“ Seine Schwester Miriam tanzt dazu. - Singen befreit. Gott singt in denen, die sich am Ende fühlen. Dass ihr Gesang etwas verändert – liegt auch an uns!
Bleibt behütet!
Und Einladung zu den Gottesdiensten morgen, mit Abendmahl und einer rätselhaften Geschichte: Was macht eine bronzene Schlangenfigur ausgerechnet im Allerheiligsten des Tempels zu Jerusalem? Die Antworten, die auf diese Frage gefunden wurden, und wie es diese Schlange auch noch ins Neue Testament geschafft hat, dazu morgen mehr, um 9.30 Uhr in Emmelsbüll (Gemeindesaal) und 11.00 Uhr Klanxbüll (Gemeindehaus).