27. Tag der Passionszeit, 11. März 2024
„Wenn das Weizenkorn nicht in die Erde fällt und erstirbt, bleibt es allein. Wenn es aber erstirbt, bringt es viel Frucht.“ (Johannes 12,24)
Da unten in der Erde lebt das Geheimnis. Das Korn, aus dem sich eine Getreidepflanze entwickelt. Ein Korn, das quasi erstirbt, um eine Ähre mit vielen neuen Körnern aus sich zu entlassen.
Sterben, das Frucht bringt. Im frühen Christentum waren es die Martyrer im Glauben, die durch ihre Standfestigkeit und Bereitschaft für Jesus sogar in den Tod zu gehen, viele Menschen zum Glauben brachten. „Das Blut der Martyrer ist der Samen der Kirche“, diese Formulierung findet sich so ähnlich schon beim Kirchenvater Tertullian.
Ein Tod, der die Frucht neuen Lebens aus sich entlässt: ich muss an die Frau denken, die testamentarisch bestimmte, ihre miteinander zerstrittenen Kinder dürften erst das volle Erbe antreten, wenn sie gemeinsam den Jakobsweg gegangen seien. Die unterzogen sich dieser Aufgabe und fanden auf einmal zueinander.
Ich denke an den Mann, der so tapfer die Diagnose der unheilbaren Krankheit ertrug. Wann immer ich ihn besuchte, wirkte er so gefasst, so ruhig. Ich wollte ihm eigentlich Trost zusprechen, aber er war es, der mich tröstete und mir zu verstehen gab: Sterben und Tod ist nicht das Schlimmste, und wir können ganz vertrauensvoll unser Leben in Gottes Hände legen. Und ich wünschte mir in dem Moment, einmal ähnlich getrost sterben zu können.
Und dann ist da Jesus. Sein Tod ist unsere Erlösung und das Kreuz zum Hoffnungszeichen geworden für unsere schweren Stunden. Viel Frucht hat dieses Sterben gebracht, zu dem die Botschaft der Auferstehung untrennbar dazu gehört, und bringt sie noch immer.
Gestern ereilte mich die Nachricht vom Tod zweier Menschen aus meinen Gemeinden. Das sind Momente, da werde ich selber traurig, aber zugleich überfällt mich auch eine Ehrfurcht: vor dem Leben, das so zerbrechlich und dadurch zugleich so kostbar ist. Und vor Gott, von dem wir kommen und zu dem wir gehen. Das ist der Lauf allen Lebens – und ich glaube fest: wir haben ein überwältigendes Ziel! – Bleibt behütet!
Foto: St. Peter-Ording: eine Leiter nach oben – noch nicht bis in den Himmel, aber die Richtung ist angezeigt …