41. Tag der Passionszeit, 25. März 2024
„Predige das Wort und steh dazu, es sei zur Zeit oder zur Unzeit.“ (2. Timotheusbrief 4,2).
Zu Gottes Wort stehen. Auch in Zeiten, wenn der Wind Glaube und Kirche gewaltig ins Gesicht bläst, Menschen sich mehr und mehr abwenden. Gar nicht so einfach! Heute ertappe ich mich schon manchmal dabei, Menschen leichter mit den Worten zum Gottesdienst einzuladen: Kommt doch mal, es gibt danach auch Bratwurst und Bier! Oder: wir machen danach noch ein schönes Osterfrühstück! Wohingegen ich bei einem normalen Gottesdienst gar nicht mehr auf die Idee komme Menschen vorher groß anzusprechen. So als traute ich der Wirkung allein des göttlichen Wortes, das in einem Gottesdienst doch vorgelesen, besungen, ausgelegt wird, nicht … Oder der Kraft eines Gottesdienstes, den bei uns meist eine sehr kleine Gemeinde miteinander sonntags feiert …
Jesus ist nicht ausgewichen. Der hat Gottes Wort gelebt und weitergesagt und stand dazu. Auch als es für ihn selber lebensgefährlich wurde. Die Tage, die er seit Palmsonntag in Jerusalem verbrachte bis zu seiner Verhaftung am Donnerstag – da wurde Jesus immer wieder alles mögliche gefragt: Was ist das höchste Gebot? Wie ist das mit den Steuern, müssen wir die zahlen? Gibt es wirklich eine Auferstehung? Bist du der Messias? Und Jesus schafft es klare Antworten zu geben, die aber nicht aus einem Ja oder Nein bestehen bzw. alles vorgeben, sondern seine Fragesteller mitnehmen in einen Prozess des gemeinsamen Nachdenkens. Auferstehung – ihr fragt, mit wem ist im Himmel der verheiratet, der auf Erden mehrere Ehen eingegangen ist? Glaubt ihr wirklich so irdisch von himmlischen Dingen denken zu können? Ihr werdet sein wie die Engel! – Oder die heikle Steuerfrage – Jesus lässt seine Fragesteller eine Münze betrachten, die auf der Rückseite ein Bild des Kaisers zeigt. Und dann kommt der Satz: Gebt dem Kaiser, was dem Kaiser ist – aber Gott, was Gottes ist. Damit erinnert Jesus an die Schöpfungsgeschichte, in der beschrieben ist, wie Gott den Menschen nach seinen Abbild erschafft – tragen wir Gottes Abbild, so gehören wir zu Gott, wie die Münze zum Kaiser gehört, und sollten alles daran setzen Gott zu dienen und uns mit unserem ganzen Leben: ihm zu schenken!
Bei Lukas wird erzählt, wie Pilatus später beim Verhör Jesus fragen wird: Bist du der König der Juden? Was antwortet Jesus darauf? Sagt er: Das sagst du – im Sinne von: Ich äußere mich dazu jetzt nicht? Oder fragt er: Sagst du das? Im Sinne von: Ist das dein Bekenntnis, das wäre so schön, wenn du zu mir finden würdest? Oder sind die Worte zu übersetzen mit: Du sagt es, jawoll!? Es bleibt in der Schwebe. Und vielleicht ist das volle Absicht! Es gibt kein Dran-Vorbei-Mogeln, irgendwann müssen wir selber Farbe bekennen: Ist Jesus für uns der Heiland, Gottes Sohn, Retter? Jeder, jede muss für sich die Antwort finden. Zu diesem Jesus stehen, weil er zu uns steht und uns liebt und für uns sein Leben dahingibt: darum geht es beim Christsein. Zur Zeit – oder auch: zur Unzeit. Bleibt behütet!
Foto: Blick auf Jerusalem …