44. Tag der Passionszeit, 28. März 2024
Sieben Wochen ohne Alleingänge, heißt das Motto der diesjährigen Passionszeit. Und heute überstürzen sich die Alleingänge – Judas, der Jesus für 30 Silberlinge verrät. Scheinbar ein absoluter Alleingang, im Jüngerkreis ahnt niemand, was Judas für Pläne hat. Mit einem Kuss wird er im Garten den Soldaten zeigen, wen sie zu verhaften haben: er küsst Jesus. Ist das eine Perversion einer eigentlich so wunderschönen Art der Begrüßung – ein Kuss wird zum Zeichen des Verrates degradiert? Oder ist es eher eine Aktion aus dem Herzen – hat Judas Jesus wirklich lieb und meint womöglich ihm einen Gefallen zu tun? Jetzt, wo die Soldaten da sind und Jesus vor dem Statthalter Pontius Pilatus stehen wird, kann Jesus endlich zeigen, was in ihm steckt, wie Gott mit ihm ist, und Gott wird sich mächtig zeigen, den Aufstand gegen die Römer anführen, Israel die Freiheit schenken, und Jesus wird der Held sein. Waren das die Gedanken von Judas?
Petrus wird heute Abend auch auf Alleingang unterwegs sein – er der einzige von den Jüngern, der im Garten Gethsemane nicht die Flucht ergreift und sich verkriecht, sondern mit Abstand Jesus folgt, im Hof des Hohenrates wartet, wie die Verhandlungen ausgehen. Dreimal wird er schwach, als er dann durchaus feindselig von Umstehenden angesprochen wird: „Du gehörst doch auch zu diesem Jesus!“ Aber in Wirklichkeit ist er der Mutige, der wenigstens in Jesu Nähe bleibt und sich in die „Höhle des Löwen“ wagt. „Du gehörst doch auch zu diesem Christus“ – bei so einer Frage geraten ja womöglich wir alle schnell mal ins Stottern, obwohl uns keine Gefangenschaft und kein Tod wegen unserer Antwort drohen!
Und dann ist da Jesus. Er geht seinen Weg. Alleingelassen von seinen eingeschlafenen Freunden betet er im Garten: „Vater, wenn möglich, lass diesen Kelch an mir vorbeigehen.“ Und schließt dieses Gebet dann doch voller Vertrauen in Gottes Fügungen: „Dein Wille geschehe!“ –
Er geht seinen Weg für uns und anstelle von uns: er lässt sich verurteilen, verdammen, wie ein Sünder und Lästerer hinrichten. Er stirbt unseren Tod, dass wir niemals so sterben müssen. Auf einmal ist auch Gott so weit weg für ihn, der doch eins mit Gott ist, dass er am Kreuz rufen muss: „Mein Gott, mein Gott, warum hast du mich verlassen!“ – Wir alle dürfen dagegen in unserer einsamsten Stunde aufs Kreuz schauen und flüstern: Jesus, du kennst das alles, meine Not, meinen Schmerz, aber ich bin doch nicht so alleine wie du damals warst – denn du bist ja bei mir, ganz nahe. Und ich darf wissen: Alles wird einmal gut!“
Bleibt behütet an diesem Gründonnerstag! Und gerne herzliche Einladung zum Gottesdienst mit Tischabendmahl und gemeinsamem Abendessen in Horsbüll, Pastorat, um 18.00 Uhr!
Foto: Hinter der Tür nach der Treppe liegt der mögliche Abendmahlssaal in Jerusalem, in dem Jesus mit seinen Freunden das letzte Mahl und eben das Abendmahl gefeiert hat an jenem Donnerstag, kurz bevor er verhaftet wurde...