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8. Tag der Passionszeit, 21. Februar 2024

Foto: privat - Biike-Feuer (Bild vergrößern)
Bild zur Meldung: Foto: privat - Biike-Feuer

Vor sechs Jahren wusste ich nicht, was der 21. Februar für ein Festtag ist. Biike – ich hätte gedacht, das wäre die falsche Schreibweise für englisch bike-Fahrrad. Inzwischen ist es mir eine liebgewordene Tradition geworden. Ich mag die Legende, die gerne erzählt wird: dass es da wirklich Abschiedsfeuer gegeben haben soll für die nordfriesischen Walfischfänger, bevor sie nach der Winterpause, in der die Seefahrt ruhte, sich wieder auf ihre Schiffe begaben und in die Walfangsaison starteten: Abschiedsfeuer, die den Seefahrern noch lange hinterher leuchten sollten wie der gute Wunsch: Kehrt wieder gut heim, hier werdet ihr erwartet, unsere Gebete begleiten euch wie Leuchtfeuer auf der ungewissen Fahrt.

Auf jeden Fall fällt Biike auf den Vorabend des Petritages. Seit 354 n. Chr. ist dieser Tag als Festtag in Rom nachweisbar: an einem 22. Februar soll Petrus, einst Jünger Jesu, in Rom den Bischofsthron bestiegen und zum Bischof von Rom geweiht worden sein. Im Mittelalter wurde dieser 22. Februar ein ganz wichtiger Tag, an dem Gericht gehalten wurde (sogenannter Dingtag) für Hirten und Knechte und Mägde oder Flächen für den Anbau von Obst und Gemüse unter Bewerbern ausgelost oder, etwa in Hamburg, neugewählte Bürgermeister in ihr Amt eingeführt wurden. Und in der Tat stachen an diesem Tag wieder die ersten Schiffe in See – vom Martinstag (11.11.) bis zum Petritag ruhte die Schifffahrt im Norden.

Und zugleich ist die Biike ein Frühlingsbote genau einen Monat vor dem kalendarischen Frühlingsanfang – ein Fingerzeig: ein Großteil des Winters ist geschafft. Es wird langsam heller, die Tage werden länger, Menschen zieht es wieder mehr nach draußen, der lange Winter ist bald vorbei. Viele Wetterregeln sind mit diesem Tag verbunden – „Die Nacht zu St.-Petri-Stuhl zeigt an, was wir noch 40 Tage für Wetter han.“ Also, achtet mal aufs Wetter auf dem Heimweg von der Biike! Und mit diesem Datum liegt es nahe, dass sich mit den Biikefeuern in manchen Regionen auch heidnische Gedanken verbinden konnten wie den Winter zu vertreiben (zu verbrennen), böse Geister zu verjagen und die Fruchtbarkeit der Böden und Äcker heraufzubeschwören.

Heute Abend ist Biike. Leuchtfeuer brennen an den Küsten. Menschen kommen zusammen. Das braucht es in diesen Tagen mehr denn je. Alt und Jung, einheimisch und zugereist: die Biiketradition verbindet. Sehnsucht nach Frühling wird befördert, Urlaubspläne für den Sommer geschmiedet. Und die Feuer leuchten in die Dunkelheit. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus in der Bergpredigt zu den Jüngerinnen und Jüngern. „Ich bin das Licht der Welt“, sagt er im Johannesevangelium von sich selbst. Die Orientierung , die er uns schenkt. Die Art, wie er Menschen zusammenbringt, über alle Grenzen der Gesellschaft hinweg, auf jeden zugeht, Brücken baut: die brauchen wir in unserer Gesellschaft gerade ganz besonders. Und es braucht Menschen, die selber voranleuchten mit dem Mut, mit dem sie für Grundwerte eintreten und sich für Freiheit, Frieden und Gerechtigkeit stark machen. Momentan beeindrucken mich zwei Frauen, die mit ihrem Mut weit vorangehen: Julia Nawalnaja, die Frau des vor wenigen Tagen in Russland umgebrachten Regimekritikers Alexej Nawalny, und Kaja Kallas, estnische Regierungschefin, die gestern Abend in den Tagesthemen zu einem Interview bereit stand. Zwei Frauen, die sich von Putin nicht einschüchtern lassen und damit anderen ganz viel Mut machen aufzustehen gegen Unrecht und die Angst. Sie haben ein ganz besonderes Charisma, sie können Menschen mitreißen. Es wäre gut sie nicht alleine da stehen zu lassen in ihrem Mut. Es wäre gut, wenn wir alle zu leuchten anfingen für die Werte unseres Glaubens und unserer Demokratie, für ein friedliches Zusammenleben aller Völker in Freiheit und Gerechtigkeit. „Ihr seid das Licht der Welt“, sagt Jesus. Wie schnell es etwas heller werden kann mitten unter uns, liegt nicht nur an den nun langsam länger werdenden Tagen – es liegt auch an uns, ob wir bereit sind zu leuchten!

Bleibt behütet!

 Biike Biike in Neugalmsbüll Biike   

LOSUNG
DES TAGES

Losung für heute:

Der HERR wird den Armen nicht für immer vergessen; die Hoffnung der Elenden wird nicht verloren sein ewiglich.
Psalm 9,19

Jesus spricht: Selig seid ihr Armen; denn das Reich Gottes ist euer.
Lukas 6,20

© Evangelische Brüder-Unität - Herrnhuter Brüdergemeine

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