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43. Tag der Passionszeit, 27. März 2024

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Vorgestern hatten wir uns unter dem Text in der Kirche versammelt um von einem lieben Menschen Abschied zu nehmen. Die Mutter habe so gerne das Meer betrachtet und die Nase in den Wind gesteckt und den Anblick vom Wasser genossen, so ähnlich beschrieb mir die Tochter die Entscheidung gerade für diesen Bibelvers. Für diese letzte Woche der Passionszeit, die in diesem Jahr unter dem Thema gestellt ist: „Komm rüber! Sieben Wochen ohne Alleingänge“ ist genau dieser Bibelvers als biblischer Zugang ausgewählt: Nähme ich Flügel der Morgenröte und bliebe am äußersten Meer, so würde ach dort deine Hand mich führen und deine Rechte mich halten.“
Sieben Wochen keine Alleingänge – andere mitnehmen, sich beraten lassen, delegieren, sich austauschen, dankbar sein, dass wir nicht alleine stehen, sondern Familie um uns haben, Freunde, Fremde, die im entscheidenden Moment da sind und helfen, ferne Nächste, die uns inspirieren mit ihrer Art zu leben, Mitarbeitende, die mit uns gemeinsam etwas anpacken, aufbauen, erreichen wollen. Es waren und sind aus meiner Sicht sieben so kostbare Wochen, die uns den Blick nach links und rechts weiten ließen, nach unten und nach oben. 
Eine ist immer an unsere Seite. Auch wenn der liebste Herzensmensch einen Weg nicht mit uns gehen kann. Einer ist immer an unserer Seite, auch wenn wir irgendwo wirklich scheinbar ganz alleine durchmüssen und niemand uns diese oder jene Last abnehmen kann. Einer, eine ist immer da, selbst am äußersten Meer, so heißt es im Psalm 139, dort, wo es nicht mehr weitergeht, wo ich fern jeder Zivilisation bin, abgeschnitten von aller Hoffnung, ganz auf mich gestellt und ziemlich verloren da stehe: da kommt sie wie aus dem Nichts, diese Hand Gottes, die ich auf einmal in meiner fühle, diese uralten Worte, die ich in mir höre: „Siehe, ich bin bei euch alle Tage“. Und wenn ich am äußersten Rand des Meeres in irgendeinen Abgrund zu blicken meine, kommt die Botschaft in meinem Herzen an: „Ich lasse dich nicht fallen und verlasse dich nicht.“ Dieser Gott geht mit uns mit, die schönen und die schweren Wege, die Wege auf den Schultern der Eltern, wenn wir klein sind, und die Wege im Rollstuhl, wenn wir im Alter geschoben werden. Den Weg in eine Prüfung, den Weg auf einem Abschiedsgang von einem lieben Menschen, den Weg in den Operationssaal. Und er lässt uns auch nicht einfach los, wenn wir von ihm mal nichts wissen wollen, nicht an ihn denken oder ganz bewusst uns von ihm abwenden: Flügel der Morgenröte und ab bis ans äußerste Meer, um unsere Ruhe zu haben von Gott und Glaube und all dem, was manchmal so schwer zu fassen ist. Er versteht das, er drängt sich nicht auf, aber bietet sich immer an, sieht nach uns und hält seine Hand ausgestreckt, und die – die reicht noch viel weiter als bis ans äußerste Meer. Sie reicht sogar hinter den Horizont. 
Wenn ein lieber Mensch im Sterben liegt, dann können wir am Ende manchmal nichts mehr tun als seine Hand halten. Und wenn er dann gestorben ist und diese Hand langsam so kalt wird, müssen wir sie irgendwann loslassen, uns lösen. Aber eine Hand hält noch immer. Gottes Hand wird ihn, sie führen. Gottes Arm reicht bis auf die andere Seite, denn auch dort ist Gott ja gegenwärtig. In Gottes liebenden Händen dürfen wir unseren Herzensmenschen geborgen wissen.
Ein Schnitzer aus Uganda, von dem Pfarrer Hirt oft erzählt hat, hat den Gekreuzigten in besonderer Weise geschnitzt: mit einer Hand, die nicht am Kreuz festgenagelt ist, sondern sich nach unten streckt, zu dir hin, zu mir – um uns zu zeigen: ich halte dich. Ich trage deine Schuld. Ich hole dich aus deiner Not. Ich bin immer für dich da. Die Hand reicht nach unten, denn sie ist zu dir und mir ausgestreckt. Seine Liebe lässt uns niemals los!
Bleibt behütet!

LOSUNG
DES TAGES